|№ae, : : : ( ) |× |-: |- |- | - - |-|× |- ( )|×| - ) ) ) ) (…………………………………. №,|, ſ. … , ………….....……, il: Erſter The Die Krankheiten des Pferdes. Der homöopathiſche Thierarzt. Ein Hülfsbuch für Cavallerie-Officiere, Gutsbeſitzer, Oekonomen und alle Hausväter, welche die an (ſen Gansiſtieren am häufigſten vorkommenden irankſeiten ſchnell, ſich er und wohlfeil ſelbſt heilen wollen, - " – - Dr. F. A. (Günther. - - - - Erſter Theil: Die Krankheiten des Pferdes. Siebenzehnte, verbeſſerte Auflage. – »3«- - Cangenſalza, 1884. Verlag von Dr. F. A. Günther. Vorwort zur ſiebenzehnten Auflage. Kaum hat der zweite Band dieſer Schrift: „Die Krank- heiten der Rinder, Schafe, Schweine, Ziegen und Hunde und ihre homöopathiſche Heilung“ in ſechs- zehnter Auflage die Preſſe verlaſſen, ſo folgt der erſte Band: „Die Krankheiten des Pferdes und ihre homöo- pathiſche Heilung“ in ſiebenzehnter Auflage, und iſt dies ein Beweis, daß ſich die populäre homöopathiſche Thierheilkunde immer mehr verbreitet und jeder Viehbeſitzer danach ſtrebt, ſeinen erkrankten Hausthieren die erſte Hülfe ſchnell und auf billige Weiſe ſelbſt zu bringen – ein Streben, das bei den von Jahr zu Jahr höher gehenden Preiſen der Hausthiere, und ganz be- ſonders der Pferde, ſeine volle Berechtigung hat, denn der Land- wirth hat ja ein nicht unbedeutendes Kapital in ſeinen Nutz- thieren angelegt, deſſen Erhaltung ihm ſelbſtredend am Herzen liegen muß. An der Form des Buches, die von Vielen als praktiſch erkannt worden iſt, habe ich auch bei der vorliegenden Bear- beitung der ſiebenzehnten Auflage nichts geändert; dagegen aber in Bezug auf Abwehrung und Heilung der Krankheiten überall den neueſten Erfahrungen Rechnung getragen, ohne von dem Grundſatze abzuweichen, daß bei einem populären Handbuche über homöopathiſche Thierheilkunde durch die Angabe von zu vielen Heil- und Schutzmitteln der beabſichtigte Nutzen zweifel- haft wird. VI Vorwort. Und ſo mag denn auch dieſe neue Bearbeitung eine günſtige Aufnahme finden und recht vielen Pferdebeſitzern ein treuer Rathgeber werden, wenn ſie durch Krankheiten ihrer werth- vollſten Hausthiere gezwungen werden ſollten, nach dem Buche zu greifen. Langenſalza, im Januar 1884. Dr. F. A. Günther. Inhaltsverzeichniß. Die in dem vorliegenden Werke abgehandelten Krankheiten laſſen ſich in folgende Abtheilungen zuſammenfaſſen: 1. Krankheiten des Gehirns. Blutſchlag – Gehirnhautentzündung – Koller, raſender, Schlaftoller, Samenkoller – Ohnmacht – Schwindel – Stätigkeit 2. Krankheiten der Athmungswerkzeuge und Bruſteingeweide. Bluthuſten – Bräune – Bruſtentzündung – Bruſtſeuche – Bruſt waſſerſucht – Dampf, Dämpfigkeit – Druſe – Halsentzündung Herzklopfen – Huſten – Lungenhuſten und Lungencatarrh – Lungen ſucht, eiternde –- Strengel – Waſſerſucht. 3. Krankheiten der Verdauungsorgane. Abmagerung – Bauchfellentzündung – Bauchwaſſerſucht – Darm entzündung – Darmcatarrh – Durchfall – Freßluſt, mangelnde – Freßluſt, widernatürlich vermehrte – Gelbſucht – Heißhunger – Kolik – Krippenſetzen – Leberentzündung – Leder- und Holzfreſſen – Magenentzündung – Magencatarrh – Magenüberladung – Milz- entzündung – Schleimfieber – Unterleibsentzündung – Unverdau lichkeit – Verſtopfung – Würmer. 4. Krankheiten der Geſchlechts- und Harnwerkzeuge. Blaſenkrampf -– Blaſenſtein – Blutharnen – Fehlgeburt – Geburt, - ſchwere – Harnblaſenentzündung – Harnen, unwillkürliches – Harn ruhr – Harnſickern – Harnverhaltung – Harnzwang – Hoden ſackentzündung und Hodenſackgeſchwulſt – Lauterſtall – Nierenentzün dung – Roſſigſein – Samenfluß – Samenſtrangentzündung – Schankerſeuche – Steinbeſchwerden. 5. Krankheiten des Nervenſyſtems. Biß von tollen Hunden (Waſſerſcheu) – Epilepſie – Lähmung Maulſperre. 6. Krankheiten des Lymphſyſtems. Füllenlähme – Rotz und Wurm. 7. Krankheiten der Haut. Ausfallen der Haare – Ausſchlag – Beulenfieber – Bienen- und Wespenſtiche – Flechte – Hautverhärtungen – Hautwaſſerſucht – Läuſeſucht – Maulfäule oder Maulſeuche – Neſſelausſchlag – Pörzel ſeuche – Räude – Raspe – Rattenſchwanz – Roſe. VIII Inhaltsverzeichniß. 8. Fieber. Brand, äußerlicher (laufendes Feuer) – Entzündungsfieber – Faul- fieber – Kaltes Fieber – Gallenfieber – Gaſtriſches Fieber – Milzbrand – Nervenfieber – Rehe, Rheumatismus oder Verſchlag – Zehrfieber. 9. Aeußerliche Krankheiten. a) am Kopfe: Augenkrankheiten (Augentrübung – Augenbeſchwerden – Augen- entzündung – Augenfell – Augenflecken – Augengeſchwulſt – Augen- krampf – Augenliderentzündung – Augenthränen – Augenverletzung) – Druengeſchwulſt – Froſchgeſchwulſt – Maulgeſchwulſt – Gaumen entzündung und Gaumengeſchwulſt – Genickbeule – Kopfgeſchwulſt – Ladenverwundung – Naſenfiſtel – Naſengeſchwür – Naſengeſchwulſt – Naſenknochenbruch – Naſenverwundung – Ohrendrüſengeſchwulſt -- Ohrenentzündung – Rachenentzündung – Schlundentzündung – Staar – Zungenentzündung – Zungenkrebs – Zungenlähmung – Zungenverletzung. b) am Rumpfe: Aufliegen – Auswüchſe, ſchwammige – Balggeſchwulſt – Bauch geſchwulſt – Bruſtgeſchwulſt – Druckſchaden am Bauche – Durch- ziehen an der Bruſt – Fleiſchbruch – Geſchwulſt des Euters – Kreuzlähme – Kreuzverrenkung – Maſtdarmvorfall – Satteldruck – Schlauchgeſchwulſt – Widerriſtſchaden. c) an den Extremitäten: Abgetrennte Wände der Hüfe – Abſtoßen der Hüfte – Angliſiren – Beinbruch – Bockhuf – Buglähme – Einſchuß (Schenkelgeſchwulſt) – Eintreten fremder Körper – Flachhuf – Fußentzündung – Fuß- geſchwulſt – Fußvertretung – Gallen – Geſchwulſt, kalte – Hahnen- tritt – Haſenhacke – Hauen in die Eiſen – Hornkluft – Hüft- ähme – Hufauswüchſe – Huflähme – Hufſpalte – Huftritt – Knacken und Knarren der Gelenke – Kniegeſchwulſt – Knieſcheiben- verrenkung – Knieſchrunden – Knieſchwamm – Knochenfraß – Kronentritt und Kronengeſchwür – Kugellähme, Kugelgelenklähme – Kurbe - Lähme – Lockere Schulter – Mauke – Piephacke – Schale – Schulterverrenkung – Sehnenklapp – Spath – Stein gallen – Stelzfuß – Stollbeule oder Stollſchwamm – Strahlfäule und Strahlkrebs – Strahlgeſchwür – Ueberbein – Verbällen – Vernageln – Verrenkung – Vollhuf oder Knollhuf – Waſſerfüße – Wolf – Zwanghuf. d) im Allgemeinen: Blutung – Blutunterlaufung – Brandſchäden – Eiterung – Ent- zündung – Fiſteln und Fiſtelgeſchwüre – Flechſenausdehnung – Geſchwüre – Knochenauftreibung – Knochenbruch – Knoten – Quetſchung – Schwammauswüchſe – Schwinden der Muskeln – Warzen – Wunden. Außerdem ſind in dem vorliegenden Werke noch abgehandelt die Capitel: Anſtrengungsbeſchwerden – Blick, ſtierer – Caſtration – Erkältungs- beſchwerden – Schwitzen, zu leichtes – Verfangen. Einleitung. Viele hundert Tauſende von Landwirthen und Vieh- beſitzern ſind wohl zu der feſten Ueberzeugung gekommen, daß es unbedingt nöthig iſt, ſich etwas mit der Thierheilkunde ver- traut zu machen und es kann wohl mit Recht behauptet werden, daß von dieſen vielen hundert Tauſenden Neunzehntel die po- puläre homöopathiſche Thierheilkunde ausüben – ein Um- ſtand, der ſeinen Grund wohl in erſter Reihe in der Einfachheit der Ausübung dieſer Heilmethode finden mag. Beſchäftigen wir uns hier zunächſt etwas eingehender mit der Thierheilkunde. Die Thierheilkunde müßte, dem Wortbegriffe nach, zwar alle Thiergattungen umfaſſen, wird aber in der Aus- übung blos auf unſere landwirthſchaftlichen Hausſäuge- thiere bezogen, und iſt daher diejenige Wiſſenſchaft, welche die verſchiedenen Lebenszuſtände bei unſereu H ausſäugethieren zu erkennen und zu behandeln lehrt, und zwar zu dem Zwecke, die Geſundheit derſelben zu erhalten, oder, wenn ſie geſtört iſt, wieder herzu- ſtellen. Die Thierheilkunde macht, indem ſie eine Menge von Kenntniſſen umfaßt, welche ſie auf allgemeine Grundſätze zurück- führt oder aus ihnen ableitet und in einem beſtimmten Zu- ſammenhange darſtellt, mit vollem Rechte Anſpruch auf den Namen einer Wiſſenſchaft. Ihren eigentlichen Werth und ihre eigentliche Bedeutung aber erlangen jene Kenntniſſe erſt durch die praktiſche Anwendung, indem die Thierheilkunde zur Thierheilkunſt wird, d. h. zu der Fertigkeit, nach be- ſtimmten Regeln zu handeln. Daher der Unterſchied zwiſchen Der homöop. Thierarzt. I. Thl. 17. Aufl. 1 2 Einleitung. Theorie der Kunſt, d. i. Kenntniß der Grundſätze und Re- geln, welche bei der Ausübung der Thierheilkunde uns leiten müſſen, und Praxis der Kunſt, d. i. der geſchickten, dem Zwecke und den Anforderungen entſprechenden Ausübung derſelben. In Bezug auf die Ausübung der Thierheilkunde findet ein weſentlicher Unterſchied. Statt, indem dieſelbe entweder in wiſſenſchaftlicher oder roh empiriſcher Weiſe geſchehen kann. Die wiſſenſchaftliche Thierheilkunſt, welche eine umfaſſende Kenntniß der verſchiedenen Lebenszuſtände und aller Verhältniſſe vorausſetzt, die auf das Leben nur irgend einen Einfluß auszuüben vermögen, faßt alle ſich ihr darbietenden Erſcheinungen auf, urtheilt über ihren Zuſammenhang und ihre Urſachen und entwirft danach einen Plan, welchen ſie bei der Behandlung befolgt (Heilplan). Die empiriſche Thierheilkunſt dagegen hält ſich einzig und allein an die äußerlichen, ſinnlich wahrnehmbaren Erſchei nungen (Symptome), ohne ſich auf eine genauere Unter- ſuchung ihres Zuſammenhanges und ihrer Urſachen ein zulaſſen. Sie entwirft keinen Plan, nach welchem ſie handelt, ſondern hebt aus den bereits bekannten einzelnen Fällen den- jenigen heraus, welcher mit dem gegenwärtigen die meiſte Aehn- lichkeit hat oder zu haben ſcheint, und richtet nach dieſem in gleicher oder ähnlicher Weiſe die Behandlung ein. Sie iſt mit- hin blos ein blindes, ohne alle Vernunft betriebenes Handeln, kennt von den Krankheiten höchſtens nur die äußeren Erſchei- nungen, ſo wie von den Heilmitteln blos die Namen, und wird leider! noch immer, ſelbſt von vielen ſogenannten Thierärzten, weit häufiger in Anwendung gebracht, als die wiſſenſchaft- liche Thierheilkunde, deren Studium freilich ungleich müh- ſamer und ſchwieriger iſt. Nicht zu verwechſeln mit der empiriſchen Thierheilkunſt iſt die populäre Thierheilkunde, d. i. der Inbegriff ſolcher gemeinverſtändlicher Kenntniſſe, welche ſich auf eine Auswahl von Handlungen beziehen, die in kunſtgerechter Weiſe leicht ausführbar ſind, und deren Zweck kein anderer iſt, als: die Thierheilkunde auch in den Händen des größeren Publikums, d. i. allgemein nützlich zu machen. Einleitung. 3 Es iſt ein ganz irriger Glaube, welcher die Verſaſſer der meiſten für das größere Publikum beſtimmten Schriften über Thierheilkunde zu vielfachen Mißgriffen verleitet hat, daß der Unterſchied zwiſchen wiſſenſchaftlicher und populärer Thier- heilkunde blos in der Art der Darſtellung beruhe, da weder alle Kenntniſſe der wiſſenſchaftlichen Thierheilkunde eine un- mittelbare praktiſche Anwendung im Leben geſtatten, noch ein allgemein faßlicher Vortrag überall die Tiefen der Wiſſenſchaft zu erſchöpfen vermag. Daher das gleich von vornherein nöthige Verzichtleiſten der populären Thierheilkunde auf Vollſtän- digkeit und Gründlichkeit, indem nicht alle Kenntniſſe der wiſſenſchaftlichen Thierheilkunde auch gleichzeitig Eigenthum der populären werden können. Die Nothwendigkeit und Nützlichkeit einer populären Thierheilkunde iſt von vielen Seiten angefochten und be- ſtritten worden; offenbar mit Unrecht, denn abgeſehen davon, daß die Behandlung ſeiner eigenen Hausthiere dem Beſitzer rechtlich niemals verboten werden kann, ſprechen auch noch fol- gende Gründe unabweisbar dafür: 1) Viele, beſonders unter den ſogenannten chirurgiſchen Krankheiten vorkommende Fälle ſind an und für ſich ſelbſt ſo unerheblich und den fortwährenden Gebrauch des Thieres ſo wenig beeinträchtigend, daß es weder thunlich, noch gerathen iſt, die Hülfe des Arztes dagegen in Anſpruch zu nehmen, indem das demſelben zu zahlende Honorar mit der zu leiſtenden Hülfe in keinem Verhältniſſe ſteht. 2) Bei dem faſt überall Statt findenden Mangel an Thier- ärzten bleibt dem Beſitzer landwirthſchaftlicher Hausthiere häufig nur die Wahl, entweder ſein Vieh ohne Hülfe und Beiſtand dahinſterben zu laſſen, oder es dem erſten beſten Pfuſcher und Quackſalber anzuvertrauen, oder endlich ſich ſelbſt die unent behrlichſten Kenntniſſe der (populären) Thierheilkunde zu er- werben. Selbſt für den Fall, daß die Hülfe und der Rath eines Arztes geſucht wird, kann es nur erſprießlich ſein, wenn der Beſitzer bis zu deſſen Erſcheinen eine zweckmäßige Behand- lung des kranken Thieres anzuordnen verſteht, um die Krankheit in ihrem weiteren Fortſchreiten aufzuhalten 2c. 3) Der Verlauf vieler Krankheiten (beſonders unter den ſeuchenartig auftretenden) iſt ſo reißend ſchnell, daß, wenn 1* -4 Einleitung. der Beſitzer dergleichen Fälle nicht ſelbſt zu behandeln im Stande iſt, die Hülfe eines, von Auswärts erſt herbeizurufenden Arztes in der Regel zu ſpät kommt. 4) Daß endlich der Arzt, namentlich für den Fall, wo er den Patienten nicht ſelbſt zu ſehen im Stande iſt, nur dann die zweckdienlichen Anordnungen zu treffen vermag, wenn er ein möglichſt treues und vollſtändiges Bild der Krankheit und eine klare Anſchauung aller mit derſelben nur irgend in Be- ziehung ſtehenden Verhältniſſe erhält, dieſe aber nur von einem ſolchen Beſitzer erlangen kann, der mit der Thierheilkunde einigermaßen vertraut iſt, verſteht ſich von ſelbſt. Wie die Nothwendigkeit und Nützlichkeit, ebenſo hat man auch die Möglichkeit einer populären Thierheilkunde vielfach in Zweifel gezogen, indem man meinte, daß die zu einer kunſtgerechten Ausübung der Thierheilkunde erforderlichen Kenntniſſe und Fertigkeiten, bei dem großen Umfange und den Schwierigkeiten der Wiſſenſchaft, nicht durch ein blos beiläu- figes Studium erlangt, und daher niemals Eigenthum des Nichtarztes werden könnten. Etwas Wahres liegt der ange- führten Behauptung allerdings zu Grunde; allein der Begriff und Zweck der populären Thierheilkunde iſt darin offen- bar unrichtig gefaßt. Unmöglich muß dieſelbe allerdings ſein, wenn ſie den Begriff des geſammten thierärztlichen Wirkens und Handelns darſtellen ſoll; verſteht man aber unter einer populären Thierheilkunde (wie oben der Begriff derſelben feſtgeſtellt wurde) den „Inbegriff ſolcher gemeinverſtändlichen Kenntniſſe, welche ſich auf eine Auswahl von Handlungen be- ziehen, die in kunſtgerechter Weiſe leicht ausführbar ſind“, ſo iſt ſie allerdings möglich; nur kommt es bei dieſer Auswahl von Kenntniſſen und Handlungen zunächſt darauf an, daß nicht oberflächliche Einzelheiten und abgeriſſene Bruchſtücke, ohne allen Verband und Zuſammenhang, gegeben werden, ſondern ebenſowohl, wie in der wiſſenſchaftlichen Heilkunde, die einzelnen Lehrzweige zu einem unter ſich zuſammenhängen- den, wenn auch weniger vollſtändigen und gründlichen Ganzen verbunden werden. Iſt Letzteres der Fall, ſo kann die po- puläre Thierheilkunde nicht, wie es mit jedem oberfläch- lichen, ſeichten und unzuſammenhängenden Wiſſen der Fall iſt, ein Ueberſchätzen der Kenntniſſe und Kräfte, mithin ein Einleitung. 5 zu hohes Selbſtvertrauen erzeugen, der Pfuſcherei und Char- latanerie Thüre und Thor öffnen, und alle die Nachtheile mit ſich führen, deren man die (unrichtig aufgefaßte) popu- läre Thierheilkunde ſo oft beſchuldigen hört. Hieraus ergiebt ſich denn aber auch, daß die Darſtellung der Thierheilkunde in populärer Weiſe keineswegs ſo leicht iſt, als Manche wohl glauben möchten, indem dazu eben ſo gut eine gründliche und umfaſſende Kenntniſ des ganzen Gebietes derſelben gehört, wie bei der wiſſenſchaftlichen Darſtellung, wozu außerdem noch eine richtige Beurtheilungskraft, das prak- tiſch Brauchbare herauszufinden, ſo wie die Gewandtheit einer allgemein verſtändlichen Mittheilung hinzukommen muß. – Endlich müſſen, obſchon die Anforderungen einer populären Thierheilkunde im Ganzen immer dieſelben bleiben, Form und Gehalt derſelben dennoch ſehr verſchieden ausfallen, je nach Verſchiedenheit des Standpunktes, auf welchen, und der äußeren Verhältniſſe, in welchen das Publikum ſich befindet, 1o daß z. B. eine populäre Thierheilkunde für den ge- bildeten Landwirth in ganz anderer Art und Weiſe aufge- faßt werden muß, als für das größere, weniger gebildete Publikum e. Haben wir uns nun von der Nothwendigkeit und Nützlich- keit, ſowie auch von der Möglichkeit einer populären Thier- heilkunde überzeugt, ſo fragt es ſich zunächſt, welcher Heil- methode für dieſen Zweck der Vorzug zu geben iſt. Es kann ſelbſtredend nicht der Zweck dieſer Blätter ſein, das Weſen der Homöopathie in eingehender Weiſe zu ſchildern; es muß viel- mehr für diejenigen Leſer dieſer Schrift, welche die Homöo- pathie nach ihrem Weſen und ihren Wirkungen etwas genauer kennen zu lernen wünſchen, auf eine ausführliche Abhandlung über dieſen Punkt im dritten Theile dieſer Schrift verwieſen werden, welcher den Titel führt: Dr. F. A. Günther, Der homöopathiſche Thierarzt, lII. Band: Anleitung zur Ausübung der populären homöopathiſchen Thierheilkunde, oder das Wiſſenswer- theſte über Pflege und Zucht der geſunden und den Ge- brauch der homöopathiſchen Hausapotheke bei Erkran- kungen der Hausthiere; nebſt einer Anleitung zur Er- kennung der Krankheiten. Eine Schrift für Jedermann, 6 Einleitung. der ſich eingehender mit der Thierheilkunde befaſſen will. Preis 2 Mark); aber ſchon der Hinweis auf den einen Punkt, daß die Homöo- pathie nie mehr, als ein einziges Mittel in möglichſt kleiner Gabe verabreicht, die von den meiſten Thieren in der Regel ohne Sträuben auf einem Stückchen Brod, oder ungefärbter Oblate genommen wird, während die allöopathiſchen Arznei- gemiſche oft nur mit Hülfe von 2–3 Mann dem Thiere bei- zubringen ſind, genügt als Beweis für die Einfachheit der An wendungsweiſe homöop. Mittel, ganz abgeſehen davon, daß die größeren allöopathiſchen Arzneigaben erſtens oftmals nur auf Grund eines Receptes in der Apotheke bereitet werden müſſen, wodurch Zeitverluſt entſteht, zweitens aber auch die größeren allöopathiſchen Arzneigemiſche bei unvorſichtiger Anwendung mehr Schaden als Nutzen bringen können und drittens mehr Geld koſten, als die wenigen Tropfen des homöop. Mittels. Wenn nun neben dieſer Einfachheit der Anwendungsweiſe homöop. Mittel die Erfahrung tauſendfach gelehrt hat, daß mit Hülfe homöop. Arzneien ſelbſt noch ſolche Krankheiten geheilt worden ſind, die von allöopathiſchen Thierärzten als unheilbar erklärt worden waren, ſo liegt es wohl nahe, die Frage, wel- cher Heilmethode bei Ausübung einer populären Thierheil- kunde der Vorzug zu geben ſei, dahin zu beantworten, daß dieſer Vorzug wohl der homöopathiſchen gebühre, weil ſie in ihrer Ausführung einfach, gefahrlos und mit geringen Koſten verknüpft iſt. Der Einwand der Gegner der Homöopathie: „Alle ver- meintlichen Kuren mit homöop. Mitteln beruhen auf Einbil- dung“ fällt in ſich zuſammen, wenn wir Verſuche mit homöop. Arzneien bei Thieren machen. „Das homöopathiſche Princip“, ſagt Dr. Groß*) „muß ſeiner Natur nach allgemein gültig ſein. – Man hat ſo oft gefabelt, daß die Kunſt, dem Kranken zu imponiren, welche die homöopathiſchen Aerzte ſich angeeignet hätten, ein unbe- - *) Archiv für die homöopathiſche Heilkunſt, herausgegeben von Stapf. 9. Bd. 3. Heft. - Einleitung. 7 dingtes Vertrauen und einen blinden Glauben bei demſelben erwecke, und dadurch in den meiſten Fällen ein günſtiges Re- ſultat homöopathiſcher Kuren entſtände. In der Einbildung alſo ſollen die homöopathiſchen Heilungen begründet ſein. – Wie nun aber bei den Thieren? Kann man ihnen ein Ver- trauen einflößen? Kann man ſie zum Glauben bewegen? Darf ich darauf rechnen, daß ſich meine Katze, wenn ich ihr etwas eingebe, die Geneſung von einer ihr bisher anhängenden Krank- heit ein bilden werde? – Nein, ſo halsſtarrig ſind die Herren Collegen noch nicht, um mir das ins Geſicht zu behaupten. Aber ſie ſind auch über die homöopathiſchen Heilungen an unver- nünftigen Thieren noch außer Sorgen, und halten dies für Spaß. – Wo ſollten denn die Mittel herkommen, um ſolche Kuren anzufangen - da bekanntlich an geſunden Thieren noch keine Arzneien von homöopathiſchen Aerzten geprüft ſind, und auch von jenen wohl ſchwerlich die feinen Eigenſchaften der Arznei- wirkungen, woran ſo viel gelegen ſein ſoll, zu erfahren ſein möchten. Das Erſtere iſt freilich wahr: eigentliche Arzneiprü- fungen haben wir an den Thieren noch nicht angeſtellt, denn was von anderen Aerzten in dieſer Hinſicht geſchehen iſt, ver- dient nur den Namen von gewöhnlichen Erperimenten, allein den zweiten Punkt müſſen wir bezweifeln. Giebt man die Ver- ſuchs-Arznei dem Thiere in einer angemeſſenen, nicht enormen Doſis, warum ſoll da dieſelbe nicht alle ihre feinen Eigenthüm- lichkeiten entwickeln, warum das Thier nicht dieſelben deutlich genug für den aufmerkſamen Beobachter wahrnehmen laſſen können? Reden freilich und ſeine Gefühle deutlich beſchreiben kann es nicht; aber das vermag es auch nicht, wenn es an an deren Urſachen erkrankt iſt, und doch wollen wir ſein Krank- ſein erkennen, gehörig würdigen und heilen! Fehlt ihm gleich die Sprache, ſo iſt bei ihm doch die Stimme der Natur laut genug, wie bei dem lallenden Kinde, und wer nicht aus dem eigenthümlichen Benehmen beider ſich Licht über ihr Befinden, wenigſtens ſo viel als er um ihre Geneſung zu bewirken, braucht, zu verſchaffen verſteht, der muß gar kein Arzt ſein wollen.“ „Es läßt ſich denken“, fährt Dr. Groß a. a. O. fort, „daß unſere geprüften Arzneimittel noch andere Wirkungen hervor- bringen möchten, wenn ſie an den verſchiedenen Thieren 8 Einleitung. verſucht werden ſollten, weil die Thierorganismen unter ſich und von dem Organismus des Menſchen nicht wenig abweichen; allein was unſere gewöhnlichen Hausthiere anlangt, ſo kann der Unterſchied ihrer Organismen, rückſichtlich ihrer Receptivität (Empfänglichkeit), von dem menſchlichen Körper ſo gar bedeutend nicht ſein, wenigſtens beweiſt uns die Erfahrung, daß unſere geprüften Arzneimittel, wenn wir ſie nach homöop. Grundſätzen gegen die Krankheiten der Hausthiere anwenden, dieſelbe heilſame Wirkung äußern, wie in Krankheiten des menſch- lichen Geſchlechts.“ Vorbereitung. - Die homöop. iausapotheke und der Gebrauch derſelben bei den erkrankten iausthieren. Das Erſte und Wichtigſte, wofür Derjenige, welcher ſeine tranken Hausthiere homöopathiſch ſelbſt behandeln und heilen will, Sorge zu tragen hat, iſt die Anſchaffung einer homöop. Hausapotheke. Hierbei iſt jedoch große Vorſicht von Nöthen, denn die Quellen, aus welchen dergleichen bezogen werden, ſind nicht immer lauter und rein. Am Beſten wird man dieſelbe entweder aus einer rein homöopathiſchen Apotheke, oder von einem homöopathiſchen Arzte oder Thierarzte beziehen, oder auch die Beſorgung derſelben einem mit der Homöopathie ſeit längerer Zeit ſchon vertrauten Freunde übertragen. Diejenigen Leſer welche die Apotheke aus einer anderen Quelle nicht beziehen wollen, werden erſucht, ſich direct an den Verfaſſer dieſer Schrift zu wenden und unter Berückſichtigung der nachſtehenden An- gaben und Zugrundelegung der dieſem Werke angehefteten voll- ſtändigen illuſtrirten Preisliſte die Größe und Ausſtattung der Apotheke zu beſtimmen, worauf dieſelbe ſofort per Poſt abgeſchickt werden wird, da der Verfaſſer ſtets in mehr als 200 Apothekenſorten Vorrath hält. Vielfältige Erfahrungen haben gelehrt, daß bei Thier heilungen mit Streukügelchen-Arzneien, wie ſolche noch mehr- ſeitig zu dieſem Behufe empfohlen werden, nicht viel auszu- richten iſt und deshalb bedient ſich der Verfaſſer ſchon ſeit längerer Zeit bei Thierheilungen faſt ausſchließlich der wein- Vorbereitung. geiſtigen flüſſigen Arznei; in einzelnen Fällen aber, wie bei Kolik, hartnäckiger Verſtopfung ºc. einzelner Mittel des Mineralreichs ſogar in Verreibungen, weil dieſe noch inten- fiver auf den kranken Thierorganismus einwirken, als die aus den Verreibungen bereiteten flüſſigen weingeiſtigen Potenzen. Ebenſo haben vielfältige Erfahrungen gelehrt, daß bei Thierheilungen, namentlich in akuten Fällen, höhere Potenzen eine weniger raſche Erſtwirkung hervorbringen, weshalb der Verfaſſer in den meiſten Fällen das weingeiſtige flüſſige Arznei- mittel in tieferer und zwar in 3. bis 6. Potenz verabreicht. Wer deshalb eine Apotheke lediglich und allein für ſeinen Haus- bedarf anſchafft, dem genügt eine ſolche mit flüſſigen Arzneien in 3. und 6. Potenz, da dieſe Verdünnungen für die meiſten Fälle ausreichen; wer ſich aber eingehender mit homöopathiſchen Thierheilungen befaſſen will, thut wohl, ſich außerdem noch mittlere und höhere Potenzen anzuſchaffen, damit er in chroni- ſchen Fällen mit tiefen Potenzen beginnen und nach und nach zu höheren aufſteigen kann. Für kleinere Wirthſchaften genügt oft ſchon eine Apotheke mit 60 Mitteln in kleinen Gläſern, während für größere Wirth- ſchaften, in denen die Hauptmittel, wie Aconitum, Arsenicum, Bryonia etc. oft in größeren Quantitäten verbraucht werden, Apotheken mit Ergänzungsgläſern, in welchen die öfter in Gebrauch kommenden Arzneien noch einmal in größeren Gläſern enthalten ſind, den Vorzug verdienen. Einige Ver- reibungen, beſonders Plumbum met. (gegen Kolik, hartnäckige Verſtopfung), Mercurius vivus (gegen Beinweiche Nc.), und Silicea (gegen Knochenſpath Mc.), ſowie einige äußerlich anzu- wendende Tinkturen, wie Arnica montana (gegen Wunden, Quetſchungen ºc.), Ledum palustre (gegen Hüftlähme, Kniegeſchwulſt, Gelenk- knacken ºc.), Rhus tox. (gegen Spath, Gallen, Schwund Nc.), Ruta grav. (gegen Fußvertretung, Köthengelenkverren- fung Mc.), Symphytum officinale (gegen Knochen- und Knochenhaut- verletzung), Thuja occident. (gegen Warzen, Mauke Mc.) ſind neben der Apotheke faſt unentbehrlich. Die homöop. Hausapotheke und der Gebrauch derſelben c. 11 Die dieſem Werke angefügte Preisliſte beſchreibt übrigens jede der verzeichneten Apothekenſorten ſo genau, daß hier darüber wohl nichts mehr geſagt zu werden braucht, und er- laubt ſich der Verfaſſer nur noch auf die letzte Seite der Preis- liſte aufmerkſam zu machen und die Bitte hinzuzufügen, bei Auftragertheilung direct an den Verfaſſer unter der einfachen Adreſſe: Dr. F. A. Günther in Langensalza zu ſchreiben, da weitere Zuſätze ſchon öfter zu Verzögerungen aller Art Veranlaſſung gegeben haben. Hat man ſich nun in den Beſitz guter homöop. Heilmittel geſetzt, ſo iſt die Aufbewahrung der Apotheke ein zweiter nicht minder wichtiger Gegenſtand der ſorgfältigſten Aufmerkſamkeit, da die Kraft der homöop. Mittel durch nach- theilig auf ſie einwirkende Einflüſſe bedeutend geſchwächt, wo nicht gänzlich vernichtet wird. Unter diejenigen Dinge, welche am nachtheiligſten auf dieſelben einwirken, gehören vorzugsweiſe die Luft, die Wärme und das Sonnenlicht. Um die homöop. Arzneien gegen dieſe ſchädlichen Ein- flüſſe zu ſchützen, ſetzt man das Etui, welches dieſelben enthält, an einen kühlen, weder dem Sonnenlichte, noch der Ofenwärme, noch einer allzuſtarken Kälte ausgeſetzten Ort, welcher jedoch von allen ſtarken Gerüchen und Ausdünſtungen, wie z. B. von ſtarkriechenden Blumen, oder gar Parfümerien, glühenden Koh- len, Schwefeldampf, Pechdunſt, gebrannten Kaffee, ſtarkem Tabacksdampf 2c. 2c. gänzlich frei ſein muß; auch iſt jedes Arzneiglas, ſobald man in vorkommenden Krankheitsfällen den nöthigen Bedarf aus demſelben entnommen hat, gleich wieder zu verſchließen. Der beſte Standort für eine homöopathiſche Apotheke iſt daher ein Schrank, ein Pult oder eine Kommode in einem unbewohnten Zimmer. Nie darf der Kork des einen Arzneifläſchchen zur Schließung eines anderen verwendet werden und noch viel weniger darf man ein leer gewordenes Gläschen, das z. B. Aconitum ent- halten hat, mit Arsenicum, Bryonia oder irgend einem anderen Mittel füllen, ſelbſt dann nicht, wenn man das Glas vorher 12 Vorbereitung. mit Waſſer gehörig gereinigt hat, da hier nur das Auskochen und nachherige Spülen mit reinem Weingeiſte die Arzneitheilchen des vorher im Glaſe geweſenen Mittels total zu beſeitigen im Stande iſt. Gabengröße und Anwendung der Arznei. Zunächſt werfe man, wenn man ſeine homöopathiſche Haus- apotheke bei erkrankten Thieren in Gebrauch zieht, den alten irrigen Glauben: „Viel hilft viel“ weit hinter ſich und denke nicht, wie ſchon ſo Viele lachend und ſpottend ausgerufen haben: „Wie kann denn ſo ein Bischen helfen?“ Das bleibt ja dem Pferde im Halſe hängen, das iſt ja in dem großen Bauche eines Ochſen nicht wieder zu finden!“ Wenn wir uns auch nicht erklären können, wie es hilft, ſo ſteht doch unzweifelhaft feſt, daß kleine Gaben eines richtig gewählten homöopathiſchen Mittels oft an das Unglaubliche grenzende Wirkungen hervor- zubringen vermögen, denn eine mehr als vierzigjährige Er- fahrung hat dies ſattſam gelehrt und Jedermann kann ſich davon täglich überzeugen. Durch zu große Gaben bringt man eine zu ſtarke Erſtwirkung des Mittels hervor und dadurch werden die Krankheitsſymptome verdunkelt, ſo daß man den Hinzutritt einer neuen Krankheit vermuthet und ſchließlich nicht recht mehr weiß, mit welchen Mitteln man zu Felde ziehen ſoll. Dadurch aber ſchadet man nicht nur ſich ſelbſt, ſondern auch der guten Sache, indem man das Vertrauen auf dieſelbe bei ſich und Anderen durch Selbſtverſchuldung untergräbt. In der Regel ſoll die Arzneigabe aus 5 bis 6 Tropfen, oder, wenn eine Verreibung (Pulver) angewendet wird, aus ſo viel beſtehen, als man mit der Spitze eines Meſſers aus dem Arzneiglaſe ausheben kann, demnach ungefähr ſo viel wie 4 Erbſen. In einigen ſchnell verlaufenden Krankheiten, wie bei Milzbrand c. dagegen, kann man die Arzneigabe ohne zu ſchaden bis auf 8–10 Tropfen ſteigern, weil es bei ſolchen Fällen gerade darauf ankommt, eine ſtarke Erſtwirkung des Mittels zu erzielen. Die Anwendung der Mittel ſelbſt geſchieht auf verſchiedene Weiſe: Man gießt die Arzneitropfen auf ein Stückchen nicht zu friſches und nicht zu ſaueres Schwarzbrod oder Semmel und Die homöop. Hausapotheke und der Gebrauch derſelben e. 13 läßt dieß von dem Thiere freſſen. Das iſt die bequemſte und einfachſte Methode. Nun giebt es aber Thiere, die ſelbſt in geſundem Zuſtande kein Brod freſſen und hier verſucht man die Arznei auf Oblaten beizubringen. Man nimmt deßhalb eine weiße (nicht farbige) Briefoblate der größeren Sorte, läßt die entſprechende Anzahl Arzneitropfen darauf fallen und klebt dieſe ſo befeuchtete Oblate dem kranken Thiere auf die Zunge. Zu dieſem Geſchäfte werden bei größeren Thieren, namentlich bei Pferden, immer zwei Perſonen erfordert. Man greift, auf der rechten Seite des Thieres ſtehend, mit der linken Hand unter den Laden durch in das Maul deſſelben, zieht mit der Rechten die Zunge ſeitwärts zwiſchen den Backenzahnreihen der linken Seite heraus, und läßt durch einen Gehülfen die arzneiliche Oblate möglichſt weit nach dem Schlundkopfe hin auf die Zunge feſtdrücken. Hat man ein Mittel in Verreibung (alſo in Pulverform) zu verabreichen, ſo drückt man eine Meſſerſpitze voll (etwa ſo viel wie 4 Erbſen) mit dem Meſſer in ein Stück- chen weiches Brod und läßt dies von dem Thiere freſſen; iſt es dazu nicht zu bewegen, ſo befeuchtet man 2 weiße Oblaten mit reinem Waſſer, legt auf eine die Meſſerſpitze voll Pulver, drückt die andere naſſe Oblate darauf und klebt das Ganze dem Thiere auf oben angegebene Weiſe auf die Zunge. Den Katzen, die ſelten ſo zuhm ſind, daß man ihnen die Arznei un- mittelbar beibringen kann, giebt man dieſelbe in etwas Milch- rahm zu lecken, und den Schweinen, wenn ſie noch ſchlucken können, in etwas Milch zu ſaufen, indem man mit der vorge- ſchriebenen Arznei ein wenig Mehl anfeuchtet, und dieſes, nach- dem man daſſelbe durch fleißiges Umarbeiten von allen Klümp- chen befreit hat, unter die Milch ſchüttet, und das Ganze mehr- mals umrührt. Iſt aber bei einem dergleichen Thiere das Schlucken bereits unmöglich geworden, oder iſt daſſelbe ſo krank, daß es jeden Trank verſchmäht, ſo läßt man es ganz ruhig liegen, zieht mit der linken Hand den Maulwinkel des Thieres etwas zurück und füllt ihm mit der rechten Hand in einem mit einigen Tropfen Waſſer verſehenen Löffel die Arzneitropfen hinter dem letzten Zahne ein, da das gewaltſame Aufbrechen des Rüſſels mit einem runden Holze das Thier ſo erbost, daß man dadurch mehr ſchadet, als man durch die Arznei zu nützen anſtrebt. Bei Kinnbackenkrampf gießt man die mit etwas Waſſer ver- Vorbereitung. miſchte Arznei in die Naſe des kranken Thieres. Der Erfolg iſt, nach vielfältiger Erfahrung, ganz derſelbe und dieſe Me- thode kann daher auch in anderen Fällen, wo das unmittel- bare Eingeben der Arznei aus irgend einem Grunde nicht wohl möglich iſt, in Anwendung gebracht werden. Man zieht zu dem Ende den Kopf des kranken Thieres in die Höhe, und hält, nachdem man die mit etwas Waſſer vermiſchten Arzneitropfen in die Naſe gegoſſen hat, dieſelbe ein Paar Secunden lang feſt zu, wodurch das Mittel theils durch die nahe am Schlunde be- findliche hintere Oeffnung der Naſe in die Speiſeröhre gelangt, theils von den feinen Saugaderſpitzen der inneren Naſenfläche aufgeſogen wird. Dem Geflügel werden die Arzneitropfen mit einigen Tropfen Waſſer vermiſcht unmittelbar in den geöffneten Schnabel ein- gegoſſen, oder man weicht in das arzneiliche Waſſer Brodkrumen und wirft dieſe dem Geflügel als Futter vor. Bei Unterleibskrankheiten (Darmentzündung Mc.) kann man auch, wenn das directe Eingeben der Arznei aus irgend einem Grunde unmöglich iſt, dieſelbe als Klyſtier anwenden. Unter 1 Taſſe Waſſer gießt man etwa 1 Fingerhut voll der paſſenden Arznei, miſcht dieſ gehörig und ſetzt damit in einer vorher gut gereinigten kleinen Spritze das Klyſtier. Manche Thiere, beſonders Bullen und Eber, laſſen ſich die Arznei auf eine der oben angegebenen Weiſen durchaus nicht beibringen, freſſen aber auch nicht das mit den Arzneitropfen befeuchtete Brod. Hier nimmt man ein Stück geſchälte rohe Kartoffel, Rübe oder Apfel, macht mehrere Einſchnitte hinein und legt dieß, nachdem man in dieſe Einſchnitte die Arznei- tropfen gegoſſen hat, dem Patienten vor. Pferden und Hunden kann man auch die Arznei auf Zucker geben. -– Bedient man ſich zum Verabreichen der Mittel ſogenannter Eingebegläschen, aus denen man die Arznei direct in den Schlund der Thiere ſchüttet, ſo hat man darauf zu ſehen, daß die betreffenden Gläſer vor dem jedesmaligen Gebrauche erſt mit warmem und dann nochmals mit kaltem Waſſer gehörig gereinigt wer- den und ganze Ränder haben, damit nicht etwa durch ſcharfe zerriſſene Ränder in dem Maule des Patienten Verwundungen herbeigeführt werden. – Will man bei einer größeren Schaf- heerde ein Schutzmittel gegen eine herrſchende Seuche (Milz- Die homöop. Hausapotheke und der Gebrauch derſelben e. 15 brand, Klauenſeuche 2c.) anwenden, ſo verfährt man, da das Verabreichen der Arzneitropfen direct an jedes einzelne Thier ungeheure Mühe und Zeit erfordern würde, auf folgende Weiſe: Etwa ein Eßlöffel voll des Mittels wird mit ungefähr einem Pfund Waſſer tüchtig zuſammengemiſcht und damit circa 4 Pfund Hafer befeuchtet, den man, nachdem er etwa 4 Stunde in einem gut zugedeckten Gefäße geſtanden hat, in der Salz- rinne als Futter ſtreut. Dabei läßt man natürlich nur ſo viel Thiere heran, daß mit Sicherheit anzunehmen iſt, daß jedes etwas von dem arzneilichen Hafer genießen kann, zu welchem Behufe man am Beſten in der Mitte des Stalles einen Platz durch Horden abſperrt, an welchem die Rinnen aufgeſtellt ſind, zu denen jedesmal eine beſtimmte Anzahl Schafe gelaſſen werden, die nach dem Auffreſſen des arzneilichen Hafers an der ent- gegengeſetzten Seite des abgeſperrten Raumes wieder ausge- trieben werden, um anderen Platz zu machen. Wenn irgend möglich, iſt beim Verabreichen eines Arznei- mittels noch darauf Rückſicht zu nehmen, daß das Thier ſo- wohl eine halbe Stunde vor, als auch nach dem Eingeben weder Futter noch Trank erhält. Wiederholung der homöop. Arzneigaben. Wenn auch bei jeder einzelnen Krankheit angegeben iſt, in welcher Weiſe und wie oft die dagegen empfohlenen Mittel ver- abreicht werden ſollen, ſo mögen hier doch noch einige allgemeine Regeln über die Wiederholung der homöopathiſchen Arzneigaben Platz finden. Bei allen hitzigen, ſchnell verlaufenden Krankheiten, wie Milzbrand, Gehirnentzündung, Lungenentzündung, Bruſtentzün- dung, Kolik, Darmentzündung u. dergl., iſt es nöthig, die Arznei- gaben in kurzen Zwiſchenräumen, oft ſchon nach 10, 15 bis 20 Minuten, je nach der Heftigkeit des Falles, zu verabreichen; in weniger gefährlichen fieberfreien Krankheiten, wie Druſe, Dummkoller, Euterkrankheiten, rheumatiſche Lähme, Verſchlag ºc. dagegen genügt eine täglich 2- bis 3-malige Wiederholung und bei ſehr langwierigen Krankheitsfällen, wie Ausſchlag, Balgge- ſchwülſte, Knochenfraß, Bockhuf, Räude, Stelzfuß, Schwinden der Muskeln, Schwammauswüchſe 2c. wiederholt man die Arznei- Vorbereitung. gaben anfänglich alle 6–12, ſpäter alle 24–48 Stunden und bei fortſchreitender Beſſerung alle 2, 3, 4 bis 6 Tage. Steigert ſich in der erſten Zeit nach dem Eingeben die Heftigkeit der Krankheit, ſo laſſe man ſich dadurch nicht irre machen, denn eine ſolche Steigerung iſt in den meiſten Fällen die als Erſtwirkung auftretende ſogenannte homöow . )iſche Verſchlimmerung, die in der Regel als günſtiges Zeichen zu betrachten iſt. – Wird ein Thier nach längerer Zeit von derſelben Krank- heit wieder befallen, welche man durch ein gewiſſes Mittel bei demſelben ſchon einmal gehoben hatte, ſo iſt es Regel, zunächſt daſſelbe Mittel wieder zu verſuchen und nur, wenn es im Stiche läßt, zu einem anderen zu greifen. Ein falſch gewähltes homöop. Mittel kann außer der durch Verabreichung deſſelben herbeigeführten Verzögerung für das erkrankte Thier keinen Nachtheil bringen denn jedes homöop. Mittel hat einen durch die Natur ihm angewieſenen, ganz eigenthümlichen Kreis ſeiner Wirkſamkeit. Iſt nun ein Organ, welches innerhalb der Wirkungsſphäre dieſes Mittels liegt, auſ irgend eine Weiſe krankhaft afficirt, ſo wirkt die kleine, homöop. Arzneigabe auf daſſelbe befindensver- ändernd ein, wie ein Tropfen kaltes Waſſer, oder ein wenig Zugluft auf einen kranken Zahn einwirkt, und empfindliche Schmerzen in demſelben hervorbringt. Ein anderes Mittel dagegen, deſſen Wirkungskreis ſich nicht über das eben leidende Organ erſtreckt, kann natürlich in demſelben eben ſo wenig eine Befindensveränderung hervorbringen, als ein Tropfen kaltes Waſſer, oder ein wenig Zugluft in einem geſunden Zahne Schmerzen erregt. – „Aber“, könnte man weiter fragen, „die homöopathiſchen Arzneien ſind ja an Geſunden geprüft wor- den, und wenn daher auch irgend eines dieſer Mittel in Bezug auf ein beſtimmtes Organ keine äußerlich bemerkbare Wirkung hervorbringt, ſo müßte es doch in anderen Organen Verän- derungen erzeugen, und mithin ein falſch gewähltes Mittel immer nachtheilige Folgen haben.“ – Hierauf zur Antwort: Die homöopathiſchen Arznei-Potenzen wirken zwar auf ein krank- haft verſtimmtes Organ leicht und ſchnell ein, weil daſſelbe, eben dieſer krankhaften Verſtimmung wegen, für das Befinden Die homöop. Hausapotheke und der Gebrauch derſelben :c. 17 umändernde Eindrücke um ſo empfänglicher iſt; die an Geſun- den geprüften Arzneien hingegen werden nicht in hohen homöo- pathiſchen Potenzen, ſondern in etwas größeren, täglich wie- derholten und immer ſteigenden Gaben der reinen unver- dünnten Arzneitinkturen und Eſſenzen angewendet, und eine merkliche Wirkung der homöop. Potenzen oder Kraftentwicke- lungen bei Geſunden in der Regel gar nicht beobachtet, ſo daß alſo eben in ihrer Kleinheit auch die Unſchädlichkeit der homöop. Arzneigaben liegt, und es, den dadurch etwa entſtan- denen Verzug bei der Heilung abgerechnet, außerdem wenig zu bedeuten hat, wenn man in irgend einem Falle nicht ſogleich das richtige Mittel angewendet hätte. Hiernach ſind auch die Bravourproben zu beurtheilen, welche gewiſſe Gegner der Homöopathie hier und da durch Verſchlucken ganzer homöop. Apotheken an den Tag gelegt haben, wobei noch zu bedenken iſt, daß von einer krankmachenden Wirkung der Arzneien in ſolchem Falle ſchon um des willen keine Rede ſein kann, weil bei ſolchem Aufeſſen einer ganzen Apotheke ein Mittel das andere neu- traliſirt und die Wirkung deſſelben aufhebt. Die zum äußerlichen Gebrauche empfohlenen Mittel, wie Arnica mont., Artemisia Abrot., Calendula officinalis, Hypericum perfor.., Ledum palustre, Pinus sylvestr., Rhus tox., Ruta grav., Symphytum, Thuja occid. und Urtica urens wendet man ſtets in der ſtarken Tinktur als Einreibungen, Waſchungen oder Umſchläge an und zwar bei unblutigen Ver- letzungen und Auswüchſen, wie Quetſchungen, Balggeſchwülſten, Kniegeſchwülſten, Spath, Gallen ec., ſowie bei Hüftlähme, Gelenkknacken, Rückgratsverkrümmung, Flechſenausdehnung, Schwund, Fußvertretung, Köthengelenkverrenkung, Warzen, Mauke und friſchen Brandſchäden gänzlich unverdünnt, bei offenen Wunden aber anfänglich mit 3 Theilen, ſpäter mit dem gleichen Theile Waſſer verdünnt. Man gießt aus dem betreffen- den Glaſe nie mehr in eine Untertaſſe, als man zu jeder Ein- reibung verbraucht und verkorkt das betreffende Glas ſofort wieder, gießt auch etwa übrig gebliebene Reſtchen der Tinktur aus der Untertaſſe nicht wieder in das Glas zurück, da durch Der homöop. Thierarzt. I. Thl. 17. Aufl. 2 18 Vorbereitung. den damit zugeführten Schmutz von dem Körper des Thieres die ganze Tinktur bald verderben würde. Außer den oben genannten Tinkturen wird bei Thier- krankheiten äußerlich nur noch die galvaniſche Zinkſolution (gegen Strahlfäule und Strahlkrebs) angewendet. Dieſe Zink- ſolution wird unverdünnt vermittelſt eines Federbartes auf den faulen Strahl geſtrichen und iſt es auch hier nöthig, um die Verunreinigung der Solution im Glaſe zu vermeiden, nie mehr, als zu der jedesmaligen Bepinſelung gebraucht wird, in eine Untertaſſe zu gießen, etwaige Ueberbleibſel aber wegzuſchütten. Die Kranfheiten des Pferdes Die Krankheiten des Pferdes Und ihre h 0 möopathiſche Heilung. Vorbemerkungen. Das Pferd, das edelſte unſerer Hausthiere, gehört nach Brehm in die elfte Ordnung der Säugethiere und iſt der Repräſentant dieſer Ordnung, der Einhufer. Das Pferd lebte urſprünglich wild in Mittelaſien, Afrika und einem großen Theile von Mittel- und Nordeuropa. Jetzt findet man nur noch wilde Pferde in Aſien und Afrika, wo ſie auf hochgelegenen Steppen heerdenweiſe zuſammen leben und ſich von Gras und Kräutern ernähren. Niemand weiß, wann und wo die erſten Pferde gezähmt worden ſind, da ſchon die älteſten Hieroglyphen das Pferd als den Träger des Menſchen im Kampfe darſtellen und in China und Indien ſeit faſt eben ſo langer Zeit das Pferd als Hausthier bekannt iſt. Es gedeiht in faſt allen Zonen und iſt wegen ſeiner Klug- heit, ſeiner Stärke und ſeiner Schnelligkeit ein hochgeſchätztes Hausthier aller Völker. Das Pferd wird 30–40 Jahre alt, wenn es nicht allzu- früh zur Arbeit benutzt wird und ſtets eine ſeinen Gebrauchs- zwecken entſprechende Abwartung und Pflege genießt. Die Geſtalt des Pferdes macht auf uns einen höchſt an- genehmen Eindruck; – die Proportion der einzelnen Theile, die 22 Die Krankheiten des Pferdes. ſtolze Haltung, der feurige Blick, der leichte Gang, die weit geöffneten Nüſtern, das glatte Haar, die ſchönen langen Mähnen- und Schweifhaare, ſowie die Harmonie im ganzen Körperbaue ſind dazu angethan, unſere Bewunderung für das ſchöne Thier anzuregen. Näheres über den Körperbau des Pferdes iſt in dem dritten Bande der vorliegenden Schrift enthalten und können wir hier deshalb gleich zu der Ernährung und Pflege des Pferdes übergehen. Wir betrachten zunächſt den Pferdeſtall. Derſelbe ſoll auf trockenem feſten Grunde und mit der Vorderſeite gegen Abend ſtehen, um im Sommer die heiße Mittagsluft und im Winter die kalten Nordwinde von der Vorderſeite abzuhalten. Seine Lage ſoll im Vergleiche zu den anderen Gebäulichkeiten eine etwas erhöhte ſein, damit die Flüſſigkeiten ſtets freien Abfluß finden, weil Feuchtigkeit im Stalle und der nächſten Umgebung Urſache zu den mannig- faltigſten Leiden giebt. Die Stallthüren müſſen mindeſtens 3/2 Fuß breit und 8 Fuß hoch und die Thürſäulen ſollen ab- gerundet ſein, damit beim Herausdrängen des Thieres das oft vorkommende Abſtoßen der Hüfte vermieden wird. Noch beſſer ſind ſtehende, bewegliche, ſich leicht drehende Säulen, die unten und oben eiſerne Zapfen haben, deren oberer in einer Oeſe, der untere in einem Lager ſich bewegt. So wie die Thiere ſich zur Thüre drängen und die Thürpfoſte ſtreifen, ſo ver- hindern dieſe, innerhalb der Thürpfoſten angebrachten, beweg- lichen runden Säulen oder ſtehenden Walzen jegliche Beſchä- digung, denn ſie drehen ſich mit der Bewegung der Thiere. Dieſe ſtehenden Walzen müſſen mindeſtens 32 Centimeter (1 Fuß) höher ſein, als die Theile des Thieres, welche be- ſchädigt werden können und einen Durchmeſſer von 13–16 Cen- timeter (5–6 Zoll) haben. Eine erhöhte Thürſchwelle giebt Veranlaſſung zum Stolpern und Beſchädigen der Hufe und iſt deshalb bei Anlegung des Stalles zu vermeiden. Der Fuß- boden muß ſo gepflaſtert werden, daß der Urin ſich nicht durchzieht und daß die Pferde vorn etwa 4 Zoll höher ſtehen, Der Pferdeſtall. 23 als hinten, um der Jauche den gehörigen Abfluß zu verſchaffen, zu welchem Behufe es noch nöthig iſt, gut verdeckte Abzugs- Kanälchen hinter den Ständen anzubringen. Für jedes Pferd iſt ein Raum von 4–5 Fuß in der Breite und 8–10 Fuß in der Länge erforderlich, der entweder durch Lattirbäume, oder noch beſſer einen Bretterverſchlag (Kaſtenſtand) von den Ständen der Nachbarpferde abgegrenzt iſt, damit das Beißen und Schlagen verhütet wird. Hinter den Pferden muß noch ein Raum von 8–10 Fuß vorhanden ſein, damit Derjenige, der ſich hinter ihnen befindet, nicht ſo leicht geſchlagen und in langen Ställen das den letzten Stand inne habende Thier bequem hinter den anderen weggeführt, wenn nöthig auch gedreht werden kann. – Der Stall muß eine Höhe von min- deſtens 12 Fuß haben und je zwiſchen 2 Pferden an der Decke mit einem Fenſter verſehen ſein, durch das gehörig Licht ein- fällt, deſſen Strahlen aber den Pferden nicht direct in die Augen ſtechen. In ſehr kalten Nächten müſſen die Fenſter durch Läden verſchloſſen, an heißen Tagen aber durch Säcke verhängt werden. Die Decke des Stalles muß dicht und feſt ſein und keine Fugen haben, durch die Staub und andere Unreinigkeiten herabfallen. Dicht unter der Stalldecke ſollen Luftzüge angebracht werden, die in einem einfachen Holzkäſtchen von 4 Zoll im Quadrat beſtehen, das ſo in die Umfaſſungswand eingemauert wird, daß es von außen nach innen ſteigt, wodurch das Eintreiben von Schnee und Regen verhindert und der Luftſtrom nicht auf die Pferde, ſondern nach oben unter die Decke getrieben wird. Solche Luftzüge bringt man je nach der Größe des Stalles alle 4–6 Fuß ſo an, daß ſie ſich in der Fronte gegenüber liegen. Die Krippen müſſen entweder aus hartem Holze, Stein oder Gußeiſen und muldenförmig gearbeitet ſein, damit ſich beſpeicheltes Futter nicht in die Ecken ſetzt und ſäuert. Die gußeiſernen muldenförmigen Krippen ſind den hölzernen und ſteinernen vorzuziehen, denn Eiſen oder Eiſenroſt ſchadet keinem Thiere; im Gegentheil nützt es, weil jegliches Blut Eiſen enthält. Krippen von Holz oder Stein verſäuern mit der Zeit und werden dadurch nachtheilig. Um die verſäuerten Krippen zu reinigen, müſſen ſie außer Gebrauch geſetzt und während dieſer 24 Die Krankheiten des Pferdes. Zeit mit gelöſchtem Kalk inwendig beſtrichen werden. Der Kalk entſäuert die Krippen und wird gelb. Er wird nun abge- waſchen und das Verfahren ſo lange wiederholt, bis der auf- geſtrichene Kalk nach dem Trocknen weiß bleibt. Die Krippen ſollen in einer Höhe von 34 Fuß über dem Fußboden angebracht ſein, damit ſich die Thiere beim Freſſen nicht zu bücken und nicht zu heben brauchen. Hohe Krippen ſchaden beſonders den Füllen ſehr, denn ſie erzeugen leicht Senkrücken, indem das Thier gezwungen wird, den Rücken einzubiegen, wodurch die Wirbelſäule nach Innen gebogen wird. Iſt dagegen die Krippe niedrig, oder iſt das Füllen gezwungen, von der Erde zu freſſen wie das Steppen- pferd, ſo biegt ſich die Wirbelſäule nach Außen und verhindert den Senkrücken. Die Raufen ſind entweder hölzerne Leitern oder Körbe aus Eiſenſtangen, die dicht neben der Krippe und in derſelben Höhe angebracht werden müſſen, da die noch ſo allgemein ver- breiteten hohen Raufen eine Hauptveranlaſſung zur Blindheit abgeben, weil den Thieren leicht Futterſtaub 2c. in die Augen fällt, wodurch eine Entzündung entſteht, die bei Vernachläſſigung den ſchlimmſten Ausgang nehmen kann. Die Stallwärme ſoll nie 14 Grad R. überſteigen und des- halb iſt immer für gehörige Lüftung und Reinigung des. Stalles, Ausgießen der Abzugsrinnen mit friſchem Waſſer 2c Sorge zu tragen. Ernährung und Pflege des Pferdes. Das beſte Pferdefutter iſt trockener, gut eingebrachter Hafer, geſchnittenes Stroh (Häckſel) und gut eingebrachtes Heu, und das beſte Getränk weiches fließendes Waſſer. Auf ein Wirth- ſchaftspferd rechnet man täglich 16 Pfund Hafer, 2 Pfund Häckſel und 8 Pfund Heu; im Winterſtande aber nur 8 Pfund Hafer, 4 Pfund Häckſel und 6 Pfund Heu. Heruntergekommenen Pferden kann man 3 Theile Hafer und 1 Theil Gerſte füttern, Roggen dagegen nur ſolchen Thieren, welche im ſchweren egalen Zuge verwendet werden. Bohnen, Wicken, Erbſen und dergl. eignen ſich als Beimiſchung in kleinen Quantitäten nur für ſchwere, grobknochige Pferde, müſſen aber vorher gehörig gequellt werden. – Kartoffeln und Rüben mit Ernährung und Pflege des Pferdes. «) Ausnahme der gelben Rüben oder Möhren, die als diätetiſches Mittel bei Druſe und dergl. mit Nutzen verabreicht werden, eignen ſich wenig als Pferdefutter. – Grünfutter im Stalle ſollten eigentlich nur ſolche Pferde bekommen, die täglich nur wenig leichte Arbeit zu leiſten haben und kann dann die Hälfte der Haferration in Wegfall kommen. Alles Pſerdefutter muß mit der größten Reinlichkeit und in der ſtrengſten Ordnung verabreicht werden. Krippen, Futter- käſten und Eimer müſſen ſtets reinlich gehalten und die Fütte- rung ſelbſt muß täglich dreimal zu beſtimmten Zeiten vorge- nommen und jedesmal darauf zwei volle Stunden verwendet werden, damit das Thier in voller Ruhe freſſen kann. Kömmt das Thier erhitzt in den Stall, ſo giebt man ihm zunächſt einige Hände voll Heu, und wenn es dieſes verzehrt hat, in verſchie- denen Abtheilungen die beſtimmte Quantität Häckſel mit Hafer. Iſt darüber etwa eine Stunde vergangen, ſo kann das Thier getränkt werden und erſt dann wird eine Quantität Heu auf- geſteckt. Hauptregel iſt und bleibt, nie zu viel Futter auf ein- mal einzuſchütten oder aufzuſtecken und nie, wie es oft von Knechten geſchieht, mit dem Hafer- und Häckſelfutter zugleich Heu zu verabreichen, weil dadurch die Pferde verwöhnt werden, indem ſie bald von dieſem, bald von jenem Futter naſchen, und die Futterzeit verſtreicht, ehe die Thiere geſättigt ſind. Der Häckſel ſoll nicht zu kurz geſchnitten werden, weil die Erfahrung gelehrt hat, daß dadurch leicht Veranlaſſung zu Kolik gegeben worden iſt. Auch ſoll man Hafer und Häckſel etwas anfeuchten, um das Wegblaſen des Häckſels zu vermeiden. Jeden Morgen muß das Pferd gründlich und Mittags und Abends wenigſtens oberflächlich geputzt, im Sommer auch jeden Abend geſchwemmt werden. Hat ein Thier im Schmutze ge- arbeitet, ſo iſt Schweif und Huf gehörig zu waſchen und letz- terer mit Fett einzureiben, Schweif und Mähne auch gehörig auszukämmen. Gute Streu iſt für ein Pferd eine große Wohl- that, was man daraus erſieht, daß es nach ſchwerer Arbeit ſich oft erſt einigemal in der Streu wälzt, ehe es ſich um das Futter kümmert. Zur Abhaltung der Fliegen legt man ſogenannte Fliegengarne, oder noch beſſer leichte leinene Decken auf; im Winter dagegen, ſobald die Pferde im Zuge halten müſſen, wollene Pferdedecken; iſt ein Thier gegen Näſſe ſehr empfindlich, 26 Die Krankheiten des Pferdes. oder vielleicht etwas kreuzlahm, ſo befeſtigt man unter das Hintergeſchirr eine kleine Lederdecke, die Sommer und Winter beibehalten wird. Gut paſſendes Geſchirr und namentlich gut ſitzende Kummte erleichtern den Pferden die Arbeit ungemein und bei Reitpferden iſt ein gut ſitzender Sattel ein ganz be- ſonders wichtiges Utenſilium. Ein guter Sattel muß der Ge- ſtalt des Pferderückens genau angepaßt ſein, damit er überall, wo er aufliegt, gleich ſtark drücke und nicht verrutſche. Jeder Fehler des Aufſattelns oder eine fehlerhafte Beſchaffenheit des Sattels ſelbſt bewirkt eine Verletzung an irgend einem Punkte der Sattelſtelle. Bildet die Satteldecke eine Falte, oder befindet ſich eine harte Stelle in dem Sattelkiſſen, welche dadurch ent- ſteht, daß ſich die Füllung in Klumpen zuſammenballt, ſo ent- ſteht ein Satteldruck auf dem Rücken. Stehen die vorderen Sattelblätter zu weit von einander ab, ſo daß der ſich zu weit niedergebende Sattel den oberen Theil des Widerriſtes berührt, ſo bildet ſich ein Widerriſtſchaden, welcher auch häufig dadurch herbeigeführt wird, daß der Sattel wegen nicht hinlänglichen Anziehens des Sattelgurtes, oder auch bei vorn niedrig geſtellten Pferden, wo der Widerriſt nur wenig hervorragt, beſonders auf abhängigen Wegen immer nach vorne rutſcht. Die Art und Weiſe, wie man dieſem Vorrücken des Sattels durch feſteres Anziehen des Schwanzriemens gewöhnlich abzuhelfen ſucht, iſt nicht zu empfehlen, weil dadurch leicht die Schweifrübe wund gerieben wird. Am beſten iſt es, den Sattel vorn etwas hoch zu legen, wobei im Nothfalle von vorne nach hinten allmählich dünner werdende Hülfspolſter von Heu oder Stroh zu Hülfe genommen werden können, ſo daß das Gewicht des Reiters mehr auf die Kruppe geworfen und der Widerriſt ſo vor Be- ſchädigung geſichert wird. Es iſt nun wohl noch hier eine Bemerkung darüber am Platze, welche Weide den Pferden am nützlichſten ſei, obſchon es ſelten vorkommt, daß bereits zur Arbeit eingeſtellte Pferde eine Weide beſuchen. Die Weide muß feſt und trocken ſein und einen nicht zu üppigen Pflanzenwuchs bieten; im Frühjahre iſt dieſelbe nicht zu früh und im Herbſte nicht mehr ſpät zu beziehen und dafür Sorge zu tragen, daß auf dem Weideplatze einer oder einige ſogenannte Nothſtälle errichtet ſind, die bei großer Hitze und Ernährung und Pflege des Pferdes. 27 ſchweren Gewittern den Thieren als Zufluchtsort dienen und die auch mit einem kleinen Vorrathe von Heu verſehen ſein müſſen. Zum Schluſſe dieſes Kapitels mag hier noch ein Artikel aus einer landwirthſchaftlichen Zeitung Platz finden, der in den weiteſten Kreiſen verbreitet zu werden verdient. Er lautet: - „Es iſt auffallend, daß unter allen Hausthieren das Pferd am meiſten an Augenfehlern leidet, am häufigſten erblindet. Ein blinder Ochſe iſt eine wahre Seltenheit, auch Schafe, Schweine, Hunde werden nicht oder nur in Folge äußerlicher Verletzung blind. Der Hauptgrund dieſer Erſcheinung liegt an der verkehrten Behandlung, welche dem Pferde oft von ſeinem Gebieter zu Theil wird, und zwar laſſen ſich die häufi- gen Augenkrankheiten der Pferde namentlich auf folgende vier Urſachen zurückführen: zuerſt die hohen Raufen für das Rauf- futter. In den meiſten Ställen ſind dieſelben oberhalb der Krippe angebracht, ſo daß das Thier mit empor gerichtetem Kopfe und ausgeſtrecktem Halſe das Heu zwiſchen den Sproſſen hervorziehen muß, wobei ſehr häufig eine mit ſcharfen Wider- haken bewaffnete Granne ſich derart im Auge feſtſetzt, daß ſie durch alles natürliche Spülwaſſer der Thränendrüſen nicht entfernt werden kann. Es muß alſo eine Entzündung ein- treten, in Folge deren das Auge ſehr oft verloren geht, zumal da das Thier dabei gewöhnlich gar nicht geſchont oder falſch, ja ſogar barbariſch behandelt wird. Die hohe Raufe iſt nur ein entſchiedener Widerſinn, denn das Pferd iſt ein Thier der Ebene, welches vom Boden weidet, nicht von den Bäumen. Daher kommen auch in den halbwilden Geſtüten Rußlands, Ungarns und Oſtpreußens Fälle von Augenfehlern oder Blind- heit ſehr ſelten vor. In den beſſeren Ställen Englands und Frankreichs iſt die hohe Raufe längſt abgeſchafft. Was man ſich bei ihrer Einführung gedacht hat, iſt überhaupt ſchwer ZU ſagen. Sie iſt unbequem, bedeckt namentlich den Kopf des Thieres mit Schmutz, iſt ſchlecht zu reinigen und trägt keines- wegs zur Verſchönerung des Stalles bei; die Einwendung der Platzerſparniß iſt ebenfalls nicht begründet, denn das Pferd braucht nicht eine Krippe, welche die ganze Breite ſeines Stan- des einnimmt; eine ſolche dient nur dazu, dem Thiere die Futteraufnahme, dem Wärter die Reinigung zu erſchweren; 28 Die Krankheiten des Pferdes. man verkleinere alſo die Krippe und bringe daneben eine ver- gitterte Bodenraufe an, aus welcher das Pferd mit geſenktem Kopfe frißt, wie ſeine Natur es fordert. „Eine zweite Urſache der häufigen Augenkrankheiten der Pferde iſt der ſcharfe beißende Dunſt in ihren Ställen, ver- bunden mit dem den letzteren zukommenden Lichte. Das durch die Entwickelung des ſcharfen Ammoniakgaſes gereizte Auge wird nicht geſchont, ſondern jeder Witterung, jedem Luftzuge ausgeſetzt; kein Kutſcher denkt daran, den Staub der Land- ſtraße mit einem feuchten Schwamme daraus zu entfernen. Dazu kommt häufig fehlerhafte Stellung des Pferdes im Stalle gegen das Licht. Giebt man dem Pferde das Licht von der Seite, ſo kehrt es demſelben immer nur ein Auge zu, während das andere im Schatten iſt; dieſe Ungleichheit ſchwächt aber beide Augen. Stellt man es dem Lichte abgekehrt gegen die Wand, ſo blickt es immer ins Dunkle, was ſeiner Natur zu- wider und ihm durch den grellen Wechſel nachtheilig iſt, wenn es herausgebracht wird. Gegen das Licht geſtellt wirkt dieſes aber blendend, alſo ebenfalls ſchädlich auf das Auge. Der Pferdeſtall erhält deshalb am beſten ſein Licht von oben, wenn nicht mittelſt Glasdaches, ſo doch durch in der Höhe angebrachte Fenſter, gegen welche die Thiere mit den Köpfen gerichtet ſtehen; dabei ſoll der Stall möglichſt tageshell ſein, denn das Pferd iſt kein Thier der Nacht oder Dämmerung. Der beißende Dunſt der Ställe kann ſehr gut durch Reinlich- keit und ſorgfältige Behandlung entfernt werden, freilich darf dann der Fußboden nicht ſo angelegt ſein, daß er durch Ein- ſaugen der Abgangsflüſſigkeiten einen ewigen Heerd von Mias- men bildet. „Die dritte Urſache des Uebels aber ſind die Scheuleder oder Augenklappen an den Kopfgeſchirren der Pferde. Die Augen des Pferdes liegen in ſpitzem Winkel gegen das Naſen- bein, ſehen alſo in gerader Stellung ſeitwärts und umfaſſen einen weit größeren Geſichtskreis als die Augen des Menſchen. Um nun den am Wagen eingeſpannten Thieren das Scheuen vor plötzlich auftauchenden Gegenſtänden zu benehmen, oder vielmehr um letztere ſofort ihrem Blicke zu entziehen, hat man die Scheuklappen erfunden, viereckige Schirme, welche dem Auge den Seitwärtsblick wehren und es zwingen, nur nach vorn zu Ernährung und Pflege des Pferdes. 29 ſchauen. Darauf iſt aber das Pferdeauge nicht eingerichtet, befindet ſich alſo dadurch in einem ſteten Zwang, da es ge- nöthigt wird ſeinen Augapfel gewaltſam nach vorn zu richten, den hintern Heftmuskel zu ſpannen, den vordern zu lockern. Iſt es da zu verwundern, wenn das Auge ſich trübt, krank wird und abſtirbt? Und das ohne Zweck; denn erfahrungs- mäßig haben die Scheuklappen einen ſolchen nicht. Im Gegen- theil, ſie machen die Thiere erſt ängſtlich und vermehren das Uebel, welches ſie verhüten ſollen. Viele Fuhrwerksbeſitzer ha- ben daher auch dieſe entſtellenden, unnützen und quäleriſchen Vermummungen verbannt und befinden ſich ganz wohl dabei, noch wohler aber ihre Thiere. Jedenfalls darf mit Berechti- gung behauptet werden, daß die Scheuleder eine Thierqälerei ſind, welche die Aufmerkſamkeit der Behörden in Anſpruch neh- men ſollte. „Der vierte Grund der Blindheit der Pferde iſt die Peitſche. Wie oft trifft ſelbſt der ſpielende Schmitz der Schnur unver- ſehens das Auge und bringt in demſelben eine Entzündung hervor, deren Folge der Verluſt der Sehkraft iſt. Dieß geſchieht ganz wider Willen, und zwar auch von ſolchen Kutſchern, welche ihre Pferde gut halten, ſie nicht eigentlich ſchlagen, ſondern nur von Zeit zu Zeit durch einen kleinen Fitz aufmuntern oder lebendig erhalten wollen, um wie viel mehr aber von jenen rohen Geſellen, welche den Hafer durch Peitſchenhiebe erſetzen zu müſſen glauben, welche unbarmherzig recht mit Vorſatz auf den Hals und Kopf ſchlagen, um ja dem armen Thiere em- pfindlich wehe zu thun. Daß dabei ſehr häufig dem gefeſſelten, wehrloſen Geſchöpfe im vollen Sinne des Wortes ein Auge aus dem Kopfe geſchlagen wird, weiß Jedermann. Die Peitſche iſt heutzutage durchaus nicht mehr nöthig. Früher hatte ſie Sinn, als es galt, in engen Gaſſen und Hohlwegen die Ent- gegenkommenden zu warnen, auf den heutigen Chauſſeen und Straßen der Städte – auf welch letzteren das Klatſchen über- dieß verboten iſt – iſt ſie nicht mehr am Platze und kann ganz gut durch einen Stab oder durch eine kurze Lederpeitſche erſetzt werden. „Daß Scheuleder und Peitſche zu den Haupturſachen der ſo häufigen Augenſchäden der Pferde gehören, geht ſchon daraus hervor, daß ungemein mehr Zugpferde als Reitpferde an den 30 Die Krankheiten des Pferdes. Augen leiden. Man vergleiche die Zahl der vorkommenden Er- blindungsfälle unter den Pferden einer Cavalleriebrigade und denjenigen einer Omnibus-Geſellſchaft, und man wird ein ſpre- chendes Reſultat erhalten. Weil aber vielleicht gerade die letz- teren als ein abnormer Fall betrachtet werden könnten, ſo zähle man an Stelle der Omnibuspferde gleich viel Pferde von Fuhr- werksbeſitzern überhaupt zu dem Vergleiche ab, es wird das nämliche Ergebniß herauskommen. „Möchten die vorſtehenden Bemerkungen doch alle Pferde- beſitzer zum Nachdenken veranlaſſen, damit endlich einmal etwas geſchehe, um den ſteten Mißhandlungen des werthvollſten Haus- thieres zuvorzukommen, für welche wir durch die Gewohnheit ſchon längſt alles Gefühl verloren zu haben ſcheinen. Daß dieſelben aber eriſtiren und ſchuld daran ſind, daß in unge- wöhnlich zahlreichen Fällen der Gebrauchswerth eines edlen Arbeitshelfers der Menſchen grauſam und unnütz verringert und vernichtet wird, dieß wird wohl keiner beſondern Beglaubigung mehr bedürfen.“ Ueber die Züchtung des Pferdes enthält der 3. Band der vorliegenden Schrift Näheres und kann deshalb wohl hier auf das dort Geſagte Bezug genommen werden. Von der Diagnoſe oder Erkenntniß der Pferdekrankheiten im Allgemeinen. Die Diagnoſe oder Krankheitserkenntniſ, auf wel- cher vorzugsweiſe die Krankheitsheilung beruht, iſt ein eben ſo wichtiger, als (namentlich in gewiſſen Fällen) mit nicht ge- ringen Schwierigkeiten verbundener Gegenſtand. Zu einer rich- tigen Diagnoſe führt aber beſonders das ſogen. Kranken- eramen, welches ſich jedoch nicht blos auf die Krankheit und ihre Symptome, ſondern auch auf die vorhandenen Reſte des eigenthümlichen Lebens und ſeiner Erſcheinungen zu beziehen hat. Aus dieſen letzteren nämlich und aus ihrer Vergleichung mit den Krankheitserſcheinungen erſehen wir, ob mehr oder weniger Natürliches vorhanden ſei, und ſtellen danach unſere Prognoſe oder Vorherſagung, denn es iſt klar, je mehr Diagnoſe der Pferdekrankheiten im Allgemeinen. 31 abweichend vom natürlichen Zuſtande die natürlichen Funktionen von ſtatten gehen, je unähnlicher die Phyſiognomie des kranken Thieres, je verſtörter ſein Ausſehen, je unregelmäßiger die Secre- tionen und Ausleerungen beſchaffen ſind, deſto übler ſteht es mit der Krankheit und umgekehrt. Die Unterſuchung eines kranken Thieres iſt theils ſchwie- riger, theils aber auch leichter, als die eines kranken Menſchen. Schwieriger iſt ſie, weil es dem Thierarzte häufig an zu- reichenden anamneſtiſchen *) Berichten fehlt. Das Thier kann nicht reden, um den Thierarzt von ſeiner vorausgegangenen Lebensweiſe, von den ſtattgehabten Schädlichkeiten, von ſeiner widernatürlichen Anlage, von der Dauer ſeiner Krankheit ºc. zu unterrichten, und von Denjenigen, welche mit demſelben zunächſt umgegangen ſind, erfährt er gar oft nichts Zuverläſſiges, ab- geſehen davon, daß der Anfang der Krankheit entweder aus Unkunde oder aus Nachläſſigkeit überſehen, ja oftmals wohl gar abſichtlich verheimlicht wird. – Aber auch dadurch noch wird die Anſtellung des Krankeneramens bei Thieren erſchwert, weil uns dieſelben die ſubjectiven Symptome (die inneren Re- gungen und Gefühle, die Art ihrer Schmerzen c.), welche dem Arzte über den eigenthümlichen Krankheitszuſtand ſo wichtige Aufſchlüſſe geben, wieder aus Mangel der Sprache, nicht mit- zutheilen vermögen. Erleichtert dagegen wird die Unterſuchung eines kranken Thieres und ſeines Krankheitszuſtandes, bei dem Mangel der Sprache durch ſeinen Inſtinkt, vermöge deſſen es in ſeinen Bewegungen, Stellungen, Blicken, Tönen, Deutungen ºc. ſein inneres Leiden viel beſtimmter zu erkennen giebt, als der Menſch. Die Krankheitsäußerungen ſelbſt ſind dabei viel reiner, weil ſie nicht durch den Einfluß des Geiſtes und Gemüthes getrübt werden, wie bei dem Menſchen; daher auch Alles, was an dem kranken Thiere wahrgenommen werden kann, als Folge ſeines körperlichen Zuſtandes zu betrachten iſt. Ueber- dies geben auch der Puls- und Herzſchlag bei den Thieren viel beſtimmtere und zuverläſſigere Zeichen, als es bei dem *) Anamneſtiſch bedeutet: erinnernd, zurückweiſend; daher Anam neſtik derjenige Theil des mediciniſchen Krankenexamens, welcher ſich mit Erforſchung der entfernteren Krankheitsurſachen beſchäftiget. 32 Die Krankheiten des Pferdes. Menſchen der Fall iſt. Eine gewiſſe Fertigkeit und Feinheit in der Wahrnehmung und Würdigung der Krankheitsſymptome machen das aus, was man in der Thierarzneikunde den prak- tiſchen Blick nennt. Von der allerhöchſten Wichtigkeit iſt es, bei der Unter- ſuchung eines jeden kranken Thieres, alle Krankheitsäußerungen oder Symptome der Krankheit, ſelbſt die minder bedeutſamen richtig aufzufaſſen und zuſammenzuſtellen, weil ſich hieraus faſt einzig und allein die Krankheitsform zu erkennen giebt, und der Thierarzt für eine mögliche Krankheitserkenntniß blos an das gebunden iſt, was ſich äußerlich an dem kranken Thiere darſtellt. Nun iſt es aber keineswegs gleichgültig, weder in welcher Ordnung, noch in welcher Art die Unterſuchung des kranken Thieres geſchieht, ſo daß man aus einer folgerichtigen Ordnung und gehörigen Art des ſogenannten Kranken eramens gro- ßentheils die Geſchicklichkeit oder Ungeſchicklichkeit des Thier- arztes abnehmen kann. So verräth es z. B. einen nicht ge- ringen Grad von Ungeſchick, bei einem Krankenexamen oder einer Relation über einen Krankheitsfall mit den Nebenſymptomen der entweder bereits bekannten oder erſt auszumittelnden Krank- heit zu beginnen, und von dieſen zu den weſentlichſten Sym- ptomen überzugehen, oder beide während der Unterſuchung oder Relation zu vermengen. Ueberdieß wird durch Befolgung einer gewiſſen Ordnung in der Unterſuchung des kranken Thieres nicht leicht ein für die Erkenntniß der Krankheit wichtiges Mo- ment überſehen, das Eramen ſelbſt aber hierdurch nicht wenig erleichtert. Hinſichtlich der Ordnung, in welcher man die an einem kranken Thiere ſtatt findenden Erſcheinungen, und zwar in ſolchen Fällen, wo es ſich um Ausmittelung der Krank- heit handelt, *) zu unterſuchen hat, iſt es Regel, zunächſt von *) Es verſteht ſich von ſelbſt, daß in ſolchen Fällen, wo die Krankheit, ſo wie der Sitz derſelben, entweder aus dem äußeren Anſehen des kranken Thieres oder aus den Ausſagen des Eigenthümers c. bereits erkannt iſt, die Unterſuchungsmethode etwas abweicht, indem man in allen ſolchen Fällen, um die Natur des Uebels näher zu unterſuchen, oder eine Ver- muthung in Bezug auf daſſelbe zu beſtätigen, zunächſt von dem Sitze - Diagnoſe der Pferdekrankheiten im Allgemeinen. B denjenigen Erſcheinungen auszugehen, welche ſich auf die Ober- fläche des kranken Thieres beziehen, und als ſolche ſogleich in die Augen fallen, weil ſich hieraus in ſehr vielen Fällen nicht blos die Krankheit, ſondern auch der Sitz derſelben beur- theilen läßt. Zu dieſen Erſcheinungen ſind vorzugsweiſe zu rechnen: 1) Die Bewegungen und Stellungen des Körpers und ſeiner einzelnen Theile, namentlich des Kopfes, der Ohren, des Halſes, der Ertremitäten und des Schweifes, indem das kranke Thier ſeine inneren Gefühle, Schmerzen ºc. dadurch zu erkennen giebt, daß es ſich beſtrebt, ſchmerzhafte Gefühle zu lindern; nachtheilige äußere Einflüſſe abzuhalten und krankhafte Reize zu entfernen; 2) der Blick und die ganze Phyſiognomie des franken Thieres. Zwar kann bei dem Thiere nicht in dem Sinne, wie bei dem Menſchen, von einer Phyſiognomie die Rede ſein; aber deſſen ungeachtet prägt ſich doch bei demſelben der innere Charakter, das Nationale, ſowie der geſunde oder krank- hafte Zuſtand ſehr deutlich aus. Beſonders charakteriſtiſch iſt namentlich die Phyſiognomie des Pferdes beim Starrkrampfe, beim Brande innerer Organe, beim Koller Nc., weshalb denn auch die Beobachtung des Auges einen ganz vorzüglichen Gegenſtand des Krankeneramens ausmacht. Nach ſorgfältiger Erwägung der auf die Außenfläche des franken Thieres ſich beziehenden Erſcheinungen gehen wir über zur Unterſuchung des Pulſes und Herzſchlages. Beide ſind bei den Krankheiten unſerer Hausthiere, namentlich des Pferdes, als charakteriſtiſche Zeichen von ganz vorzüglicher Be- deutung und daher der ſorgfältigſten Beachtung werth. Am beſten fühlt man den Puls auf der inneren Seite des Vorder- beines, nahe beim Bruſtknochen, weil hier die große Pulsader ziemlich flach liegt; oder man richtet ſich auch nach dem Herz- ſchlage, welchen man fühlt, wenn man die flache Hand auf die linke Seite des Pferdes, und zwar in der Nähe des Schulter- blattes auf die Rippen legt. – Um aber einen Krankheits- deſſelben und den damit in Verbindung ſtehenden, oder dahin Bezug haben- det Syſtemen, Organen und ihren Verrichtungen ausgeht, und dann weiterhin das Uebrige unterſucht. Der homöop. Thierarzt. I. Thl. 17. Aufl. 3 34 Die Krankheiten des Pferdes. zuſtand nach dem Pulsſchlage beurtheilen zu können, muß man die Beſchaffenheit des Pulſes bei dem geſunden Pferde kennen und in dem Fühlen des Pulſes einige Uebung erlangt haben. Bei einem geſunden, erwachſenen Pferde thut der Puls etwa 36 bis 40 Schläge in einer Minute, bei jüngeren Thieren jedoch 46 bis 55. Hat das Thier viel Tempera- ment, ſo iſt der Puls ſchneller und härter, d. h. er ſchlägt ſtärker gegen den Finger, was man immer als ein Zeichen von Kraft betrachtet; bei Pferden von mehr phleg matiſchem Temperamente hingegen iſt der Puls langſamer und weicher. Sehr verſchiedene Abänderungen erleidet der Pulsſchlag durch Krankheiten. Derſelbe iſt beſchleuniget (ſo daß mehr als 50, bisweilen 70 bis 80, ja wohl gar 100 Schläge auf eine Minute kommen) in fieberhaften Krankheiten, und zwar um ſo beſchleunigter, je gefährlicher der Charakter der Krank- heit iſt. Iſt der beſchleunigte Puls zugleich hart und ſtark anſchlagend, ſo deutet dies im Allgemeinen ſtets auf eine ent- zündliche Krankheit. Ein langſamer und ſchwacher oder leerer Puls (der ſich leicht zuſammendrücken läßt) zeugt von Schwäche, Alter und Blutmangel; ein übermäßig geſchwinder, ſchwacher oder leerer Puls dagegen verräth immer einen ge- fährlichen Zuſtand, der um ſo bedenklicher iſt, wenn derſelbe zugleich ungleich (nicht in gleichen Zwiſchenräumen wieder- kehrend) und ausſetzend erſcheint. Iſt bei Kälte des Maules und der Füße der Puls gar nicht zu fühlen, ſo iſt die dringendſte Gefahr vorhanden. Oft iſt aber auch der Herzſchlag in der Ruhe des Thieres nicht fühlbar, wird es jedoch nach einer leichten Bewegung des Patienten und verräth hierdurch dem Beobachter den wahren Krankheitszuſtand. – Uebrigens muß hier noch bemerkt werden, 1) daß, in je ruhigerem Zu- ſtande des kranken Thieres die Unterſuchung des Pulſes geſchieht, deſto ſicherer daſſelbe ſich beurtheilen läßt; 2) daß alle unge- wöhnlichen Eindrücke, namentlich ſolche, welche das kranke Thier in Furcht oder Angſt ſetzen, wie ungewöhnliches Zuſammen- ſtrömen von Menſchen um daſſelbe herum, plötzliches Befühlen der Pulsader, bevor man ſich mit dem Thiere etwas bekannt gemacht hat, die wahre Beſchaffenheit des Pulſes leicht ab- ält der l. Diagnoſe der Pferdekrankheiten im Allgemeinen. 35 Nach gehöriger Prüfung des Puls- und Herzſchlages ſchrei- tet man zur Unterſuchung der Erſcheinungen beim Athem- holen, wobei man vorzugsweiſe zu berückſichtigen hat: 1) Die Frequenz der Athemzüge und ihr Verhältniſ zur Anzahl der Pulsſchläge, indem im geſunden Zuſtande ungefähr auf einen Athemzug vier Herzſchläge kommen, d. h. das Pferd athmet in einer Minute 9 bis 10 mal, und der Puls ſchlägt 36 bis 40 mal; 2) das Quantum, die Temperatur und der Geruch der ein- und ausgeathmeten Luft; 3) die Aeußerung, mit der das Athmen geſchieht, und die verſchiedenen, daſſelbe begleitenden Modificationen, wie Seufzen, Schluchzen, Keuchen, Huſten ºc. Die krankhaften Lebensäußerungen beim Athemholen ſind nicht nur bei idiopathiſchen Leiden der Reſpirationsorgane, ſondern auch bei krankhaften Zuſtänden anderer Organe, na- mentlich des Gehirns, des Herzens 2c., ſowie bei Verletzungen der geſammten Lebensthätigkeit und bei vielen Fiebern, na- mentlich ſolchen von entzündlichem Charakter, von großer Wichtigkeit. Bei Unterſuchung der Erſcheinungen beim Athemholen darf man die ſogenannte Aus cultation, d. i. die vermöge des an den Thierkörper angelegten Ohres zu bewirkende Ausmittelung_ von Geräuſch in einer Körperhöhle oder einer gebrochenen Ertremität, nicht vergeſſen. Dieſe Unterſuchung iſt von ſehr großer Wichtigkeit, nicht nur bei Koliken (um aus dem dabei ſtattfindenden Getön die Gegenwart und den Grad der Krämpfe, ſowie aus vermehrtem Gepolter die Abnahme der- ſelben zu erforſchen), ferner bei Bruſt- und Lungenleiden (um zu erfahren, ob bereits Ausſchwitzungen, Deſtructionen Nc. ſtattgehabt haben), ſowie endlich auch noch bei verſchiedenen Allgemein leiden (um uns über die Thätigkeit oder Unthätig- keit des Darmkanals Licht zu verſchaffen). – Bei Auscultation der Bruſthöhle vernimmt das an die Bruſtwandung ange- legte Ohr, ſo lange die Lungen geſund ſind, ein von der Er- weiterung der mit Luft ſich anfüllenden Lungenzellen bewirktes Geräuſch, welches bei Desorganiſationen der Lungen nur noch theilweiſe, in höheren Graden der Zerrüttung aber faſt gar nicht mehr hörbar iſt. ; * 36 Die Krankheiten des Pferdes. Nach Unterſuchung der Erſcheinungen beim Athentholen ſchreitet man zur Beobachtung der Erſcheinungen an der Verdauung und den Verdauungsorganen. Ganz beſonders wichtige diagnoſtiſche Zeichen liefern uns die Verdauungsorgane, weil ſie bei unſeren Hausthieren vorherrſchend ausgebildet und theils an und für ſich mancherlei Krankheitszuſtänden unterworfen, theils bei Krankheiten anderer Syſteme und Organe gleichzeitig afficirt ſind. Zu den von der Verdauung und den Verdauungsorganen hergenom- menen diagnoſtiſchen Zeichen gehören vorzugsweiſe alle krank- haften Aenderungen, die ſich auf Freßluſt und Durſt beziehen, ferner die Art der Aufnahme der Nahrungsmittel, des Kauens und Hinterſchlingens, Auftreibung oder Aufſchürzung des Hinter- leibes, Beſchaffenheit der Darmausleerungen ºc. Gänzlich aufgehobene Freßluſt iſt in den Krankheiten un- ſerer Hausthiere bei weitem bedenklicher, als bei dem Menſchen, daher es ſtets als etwas Erwünſchtes zu betrachten iſt, wenn kranke Thiere noch Nahrungsmittel annehmen; ja ſelbſt in übrigens ſehr bedenklichen Krankheitsfällen gilt es immer noch als ein gutes Zeichen, wenn wenigſtens die Aufnahme des Futters mit Bewußtſein geſchieht. Ganz beſonders bemerkenswerth iſt es, wie ſich in den Krankheiten unſerer Hausthiere die überwiegende Contraction (Zuſammenziehung) der Darmwandungen und die damit ver- minderte Abſonderung in Entzündungskrankheiten durch kleingeballten, harten und trockenen, bisweilen auch mit Schleim überzogenen, mehr oder weniger dunkel gefärbten Miſtabgang, in fauligen Krankheiten dagegen die vorherrſchende Er- panſion (Erweiterung) und damit verbundene Erſchlaffung des Darmkanales und der abſondernden Gefäße durch lockere, großgeballte, gewöhnlich mit Schleim überzogene Miſtabgänge zu erkennen giebt. An die Unterſuchung der Darmercremente reiht ſich zunächſt die der Harnabſonderung an, welche ſowohl für die Erkennt- niß der Krankheiten der Harnwerkzeuge ſelbſt, als auch eines entzündlichen oder fauligen Allgemeinleidens, ſowie krampf- hafter Zuſtände außerordentlich wichtige diagnoſtiſche Zeichen abgiebt. Diagnoſe der Pferdekrankheiten im Allgemeinen. Z Endlich iſt noch auf die Beſchaffenheit der Schlein häute, namentlich der Naſe und des Maules Rückſicht zu neh- men, deren verſchiedenes, mehr oder weniger geröthetes oder auch bleiches Ausſehen, ſowie auch die Beſchaffenheit des ab- geſonderten, mehr zähen und klebrigen oder dünnen Schleimes zur Beurtheilung wichtiger Krankheitserſcheinungen hinreichende Merkliale darbietet. Das Krankeneranten hat aber nicht blos die krankhaften Lebensäußerungen zu unterſuchen, ſondern auch die Ur- ſachen der Krankheit ins Auge zu faſſen und zu erforſchen, inſofern dieſelben ſich nicht ſchon aus den Krankheitserſchei- nungen ſelbſt ergeben. Da nun aber jede Krankheit als das Product zweier Factoren zu betrachten iſt, inſofern nämlich derſelben eine disponirende, innere oder ſubjective und eine er citirende, äußere oder objective Urſache zu Grunde liegt, ſo hat auch die Unterſuchung der Krankheitsurſachen zwei Richtungen zu nehmen, von denen die eine mehr nach innen, auf das kranke Subject, die andere mehr nach außen auf die krankmachenden Objekte ſich bezieht. l. In ſubjectiver Hinſicht iſt bei Unterſuchung der Krankheitsurſachen Rückſicht zu nehmen: 1) auf das Alter und Geſchlecht des kranken Thieres, ſowie auch auf die verſchiedenen möglichen Zuſtände des Ge- ſchlechtes; 2) auf die Race, indem jedes Thier, namentlich aber das Pferd, um ſo irritabler und ſenſibler zu ſein pflegt, von je edlerer Race daſſelbe abſtammt 3) auf die Conſtitution des kranken Thieres, namentlich ſtraffen oder ſchlaffen Faſerbau, Conformation des Körpers, wie ſchmale Bruſt Mc.; 4) auf Lebensart, Beſtimmung und Gebrauch, denn wie bei den Menſchen die verſchiedenen Beſchäftigungen und Gewerbe (in Folge der damit verbundenen eigenthüm- lichen Lebensweiſe beſondere Krankheitsanlagen erzeugen, eben ſo finden wir, daß auch unſere Hausthiere, je nach ihrer ökonomiſchen Verwendung zu dieſer oder jener Art von Krank heiten, oder Krankheitscharakteren mehr oder weniger geneigt ſind; 38 Die Krankheiten des Pferdes. 5) auf den bisherigen Geſundheitszuſtand oder etwa V 0r alls gegangene Krankheiten, um auf eine etwa vor- herrſchende Anlage ſchließen zu können; 6) auf die Eltern des tranken Thieres, für den Fall einer etwa zu vermuthenden erblichen Krankheitsanlage. II. In objectiver Hinſicht, d. h. in Bezug auf die er- citirenden oder äußeren Krankheitsanläſſe hat man vorzugsweiſe zu berückſichtigen: 1) die Schädlichkeit, durch welche ein vorliegender Krankheitsfall veranlaßt worden iſt, namentlich die Beſchaffen- heit der Jahreszeit und Witterung, die Conſtitution des Thieres, ſowie deſſen Fütterung, Wartung, Pflege, Aufenthalt und Gebrauch; 2) die erſten Krankheit säußerungen, welche nicht nur über die Beſchaffenheit der veranlaſſenden Schädlichkeiten, ſondern auch darüber den beſten Aufſchluß geben, von welchem Syſteme oder Organe die Krankheit zunächſt ausgegangen iſt; 3) den bisherigen Verlauf der Krankheit, ſowie endlich 4) die bereits in Anwendung gebrachten Mittel, in- dem gar nicht ſelten durch zweckwidrige Mittel der Charakter einer Krankheit ſo umgewandelt wird, daß ſie kaum noch als ein urſprüngliches, ſondern vielmehr als ein durch den Hinzu- tritt einer künſtlichen Arzneikrankheit modificirtes und com- plicirtes Leiden zu betrachten iſt. Von ganz beſonderer Wichtigkeit in Bezug auf die Dia- gnoſe der Krankheiten ſind namentlich für die homöopathiſche Thierheilkunde die Krankheitserſcheinungen oder Sym- ptome, d. h. alle wahrnehmbaren Veränderungen am Thier- körper, welche die Wirkungen und Folgen von Krankheits- urſachen bezeichnen. Um aber aus den Krankheitsſymptomen ein krankes Pferd ſo zu ſagen auf den erſten Blick zu erkennen, muß man öfter geſunde Pferde geſehen und genauer beob- achtet haben. Ein geſundes Pferd erkennt man aber haupt- ſächlich aus der Stellung und Haltung des Körpers, aus der Beſchaffenheit des Auges, des Haares und der Haut, aus der Fähigkeit, die natürlichen Functionen des Athniens, Freſſens, Saufens, Miſtens und Harnens gehörig zu verrichten und ſich auf die gehörige Art zu bewegen. Alle Veränderungen in dieſen Stücken und alle Abweichungen hiervon ſind daher - Diagnoſe der Pferdetrankheiten im Allgemeinen. 39 als Symptome oder äußerlich ſichtbare Merkmale des Krank- ſeins zu betrachten. Nicht wenige, oder vielmehr die meiſten Krankheiten der Pferde ſind von Schmerzen begleitet, welche ſich, je nach Verſchiedenheit des leidenden Theiles, auf verſchiedene Art zu Tage legen. Iſt der ſchmerzhafte Theil ein Fuß, ſo nimmt das Thier eine Stellung an, in welcher das leidende Glied ge- ſchont wird. Das Pferd ſetzt beim Stehen den kranken Fuß vor, damit er nicht im gleichen Maße die Laſt des Körpers zu tragen habe, wie der geſunde; im Gange tritt es mit demſelben weniger durch, um ihn zu ſchonen, und bei der Berührung zuckt es mit dem Fuße oder hebt ihn ganz auf, um der mit Schmerz verbundenen Berührung auszuweichen. Hat der Schmerz in einem anderen Theile des Körpers ſeinen Sitz, ſo wendet das Thier den Kopf unaufhörlich nach dieſer Stelle hin (wie z. B. bei Bruſt- und Lungenentzündungen) oder ſchlägt mit dem Fuße danach (wie bei Unterleibsentzündungen, Kolik- anfällen c.). Bei ſehr heftigen Schmerzen ſteht das Pferd ent- weder ganz betäubt und mit zur Erde geſenktem Kopfe da, oder es ſcharrt unaufhörlich mit den Vorderfüßen, ſchlägt mit den Hinterfüßen, oder wälzt ſich auf der Erde, wie dies namentlich bei ſehr heftigen Kolikanfällen der Fall iſt. Die Augen drücken, wenn ſie auch nicht ſelbſt der Sitz der Krankheit ſind, durch ihre verſchiedene Beſchaffenheit nicht ſelten das Befinden des Thieres aus, indem z. B. matte und wäſſerige Augen Ermattung und Schwäche, hingegen glän- zende, feurige und hervorgetriebene Augen (in Verbindung mit den übrigen entſprechenden Symptomen) einen entzündlichen Zuſtand, bisweilen auch einen ſehr heftigen Schmerz oder Krampf beurfunden. Das Haar deutet ebenfalls, wenn es nicht glatt und glänzend iſt, wie es bei einem geſunden Thiere der Fall ſein muß, ſondern emporſteht, widerbürſtig und ohne Glanz erſcheint, auf eine krankhafte Veränderung des Befindens hin. Namentlich werden ſchlechte Ernährung, nicht hinlängliche Fütterung, Kranf- heiten der Eingeweide Mc. hauptſächlich dadurch angedeutet, vor- züglich, wenn mit jenen Symptomen zugleich Abmagerung verbunden erſcheint. Das Athemholen zeigt, wenn es langſam und ruhig von 40 Die Krankheiten des Pferdes. Statten geht, Abweſenheit von Fieber und eine gute Beſchaffen- heit der Bruſteingeweide an; ſchnelles und heftiges, mit Flan- kenſchlagen verbundenes Athmen dagegen deutet jedesmal auf Fieber, namentlich Entzündungsfieber, und wenn damit Huſten, Keuchen und Röcheln verbunden ſind, auf Krankheit der Lungen und der Luftröhre. Beſtändiges Stehen des Pferdes, namentlich mit ge- ſpreizten Vorderbeinen, läßt eine Krankheit der Bruſtorgane, wie Lungenentzündung, Rippenbruſtfellentzündung, Lungengeſchwüre, Lungenfäule (Bruſtwaſſerſucht) Ic. vermuthen, weil in allen dieſen Fällen das Athmen im Stehen leichter von Statten geht; be- ſtändiges Liegen dagegen deutet entweder auf große Schwäche oder auf Schmerzhaftigkeit und Krankheit der Füße. Auffallende Hitze, ſowie außergewöhnliche Kälte einiger Körpertheile ſind ſtets Merkmale von Krankſein, nament- lich ſind Hitze am Kopfe und im Maule in allen Fällen Sym- ptome von Fieber, dahingegen auffallende Kälte des Kopfes, der Ohren und der Füße entweder auf Fieberfroſt oder auf große Schwäche und Entkräftung des Thieres hindeuten. Mangelnde Freßluſt, bei welcher das Pferd das Futter mehr oder weniger unberührt läßt, von der Krippe zurücktritt, oder mit geſenktem Kopfe vor derſelben ſteht, iſt immer ein Zeichen von Krankſein. Eben ſo verhält es ſich, wenn das Thier entweder das Saufen gänzlich verweigert oder zu viel und zu oft ſäuft. Säuft es gar nicht, ſo liegt der Grund entweder in einer äußerlichen Urſache, z. B. in ſchlechtem Waſſer, Unreinlichkeit des Trinkgeſchirres Mc. oder in der Umöglichkeit des Schluckens, oder auch in einer geſtörten Verdauung; hat es dagegen viel Durſt, ſo deutet dies immer auf Hitze und Fieber. Die Zunge erſcheint trocken und hart bei heftigem Fieber und einer bedeutenden inneren Entzündung. Iſt dieſelbe belegt, ſo leidet entweder die Verdauung, oder es findet ein entzünd- licher Zuſtand der Schleimhäute des Maules c. Statt. Der Miſtabgang in gehöriger Menge und von der ge- hörigen Beſchaffenheit iſt ſtets ein vorzügliches Zeichen einer guten und regelmäßigen Verdauung; Leibesverſtopfung dagegen, ſowie ſparſamer Abgang kleingeballten, mit Schleim über- zogenen, feſten Miſtes deutet auf Unthätigkeit des Darmkanales und anderer Verdauungsfehler. Eine ſehr geſtörte Verdauung Diagnoſe der Pferdekrankheiten in Allgemeinen. 4 wird auch durch dünnen, wäſſerigen Miſtabgang, ſowie durch den Abgang ſchlecht verdauten Futters oder ſehr übel riechenden Miſtes angezeigt. Die öftere Wiederkehr eines ſolchen Zu- ſtandes zeugt von Schwäche und Untüchtigkeit zu Anſtrengungen. Bisweilen geſellt ſich ein Durchfall zu einem bereits vorhan- denen Fieber, namentlich Nerven- und Faulfieber, und iſt dann in der Regel ein Zeichen zunehmender Schwäche und baldiger Auflöſung. Der Harnabgang in ſeiner verſchiedenen Beſchaffenheit c. iſt ebenfalls in ſehr vielen Fällen ein ſicheres Kennzeichen eines vorhandenen krankhaften Zuſtandes. So deuten Unruhe, Ver- ſtellen zum Uriniren, kolikähnliche Zufälle 2c. ohne Urinabgang auf Harnverhaltug, ſparſame und ſeltene Harnentleerungen auf Entzündung, tropfenweiſer Abgang auf Harnſtrenge, ſtetes Abträufeln des Urines auf Unmöglichkeit, den Harn zu halten, öfterer Harnabgang in geringerer Menge auf krank- haft erhöhete Reizbarkeit der Blaſe, ſowie öfterer Abgang in größerer Menge auf Harnruhr. Ein gerötheter feuriger Harn deutet auf Fieber und Entzündung, ein heller und wäſſe- riger dagegen gewöhnlich auf Krampf, ſowie ein ſchleimiger und ſich in Faden ziehender Urin namentlich auf Schleim- oder faulige Fieber. Theilweiſe oder gänzlich unterdrücktes Harnen iſt ſtets Folge von Krampf oder Entzündung der Harnwerk- zeUge. Ueber den Pulsſchlag, als charakteriſtiſches Zeichen vieler Krankheiten des Pferdes, iſt bereits oben das Nöthige bemerkt worden. Alter des Pferdes. An dieſer Stelle möge nun noch eine zwar nur uneigent- lich in eine Schrift, wie die vorliegende, gehörige, aber doch wohl Manchem nicht unerwünſchte Abhandlung über das Alter des Pferdes, ſowie über verſchiedene Betrügereien ihren Platz finden, welche die Pferdehändler ausführen, um entweder hinſichtlich des Alters eines Pferdes den Käufer zu täuſchen oder auch, um den einen oder den anderen Fehler eines Pferdes zu verbergen. Das Alter des Pferdes im Allgemeinen iſt unbeſtimmt 42 Die Krankheiten des Pferdes. und relativ, unbeſtimmt in Bezug auf wilde Pferde, über welche man nirgends überzeugende Thatſachen aufgezeichnet findet, ſowie in Bezug auf höheres Alter, wo die wichtigſten Kennzeichen des Alters, nämlich die Veränderungen der Zähne, unzuverläſſig ſind; relativ aber beſonders deshalb, weil Race, Conſtitution, Klima, Fütterung, Wartung, Lebens- art und Arbeit einen ſehr wichtigen Einfluß auf das Lebens- alter ausüben. Die Frage, wie alt ein Pferd überhaupt werden könne, läßt ſich daher nicht im Allgemeinen, ſondern nur aus einzelnen Thatſachen beantworten. So ſind Beiſpiele von Pferden, die im dreißigſten Lebensjahre noch brauchbar waren, ohne daß ſie eine beſondere Pflege genoſſen hätten, nicht ſo gar ſelten, und Rychner will ſogar ein noch aktives Lohnkutſcherpferd von Schweizer Race geſehen haben, welches im Jahre 1811 ſein 45. Lebensjahr erreicht hatte. -– Ge- wöhnlich nimmt man an, daß Racepferde ein höheres Alter erreichen, als andere; allein dieſe Annahme kann eben ſo wenig als Regel gelten, als die Beſtimmung der verſchiedenen Alters- perioden eine für alle Fälle paſſende Norm abzugeben vermag, denn wenn auf der einen Seite die erſte Lebensperiode oder das Füllen alter bis zum ſechsten Jahr angenommen wird, ſo iſt dagegen oft ſchon im dritten Jahre die Mannbarkeit durch fruchtbare Begattung zu beweiſen, und dieſe fruchtbare Mannbarkeit kann bis zum ſechszehnten Jahre und darüber andauern. Wenn man dagegen auf der anderen Seite das höhere Alter bis zum ſechsundzwanzigſten Jahre annehmen zu dürfen geglaubt hat, ſo fehlt es auch nicht an Pferden, die ſchon weit früher im wahren Greiſenalter ſtehen, indem hierbei Alles von Umſtänden abhängt und auch das Geſchlecht des Pferdes keine Beſtimmtheit für das Alter deſſelben abgiebt. Das Alter des Pferdes kennt man theils aus den Zäh- nen deſſelben, theils aus gewiſſen äußerlichen Merkmalen, welche die größere oder geringere Vollkommenheit des Thieres, ſowie die Abnahme ſeines Körpers und ſeiner Kräfte beur- kunden. Am ſicherſten iſt es, wenn man beide berückſichtiger und aus ihnen zuſammengenommen einen Schluß auf das Alter des Pferdes macht. – Um aber die Merkmale des Alters, wel- ches die Zähne darbieten, richtig verſtehen zu können, muß man eine genaue Kenntniſ von den Zähnen des Pferdes, von Jiter des Pferdes. 43 ihrer Form und Beſchaffenheit, von ihrem Ausbruche, Wachs- thume, Wechſel und ihrer Abnahme beſitzen. Die Zähne des Pferdes ſind theils bleibende (ſogenannte Pferdezähne), welche das Thier in ſeinem vollkommen aus- gebildeten Zuſtande hat und bis zu ſeinem Abſterben behält, theils Füllen- oder Milchzähne, welche von den Pferde- zähnen nach einiger Zeit verdrängt werden. Was zuerſt die eigentlichen Pferdezähne betrifft, ſo hat jedes vollkommene Pferd deren vierzig, doch findet man bei Stuten ſehr oft nur 36, weil die vier ſogenannten Haken- zähne entweder ganz fehlen oder nur ſehr klein und unvoll- kommen da ſind. Die 40 Zähne des Pferdes zerfallen aber in drei Klaſſen, nämlich: Schneidezähne, Hafenzähne und Backenzähne. Die vorn in den Kiefern ſtehenden und von den Lippen bedeckten Schneidezähne betragen an Zahl 12, nämlich 6 in der vorderen oder oberen und eben ſo viel in der hinteren oder unteren Kinnlade. Die beiden in der Mitte ſtehenden Schneidezähne heißen Zangen, die neben den Zangen rechts und links ſtehenden werden Mittelzähne und die auf beiden Seiten zu äußerſt ſtehenden Schneidezähne endlich werden Eckzähne genannt, welche Benennungen ſich ſowohl auf die obere, als auch auf die untere Kinnlade beziehen. An die 6 Schneidezähne einer jeden Kinnlade (nämlich 2 Zangen, 2 Mittel- und 2 Eckzähne) ſchließen ſich die ſoge- nannten Hakenzähne an, deren das Pferd überhaupt 4 hat, nämlich 2 in der vorderen unv 2 in der hinteren Kinnlade. Sie ſind hakenförmig nach hinten gebogen, zeigen ſich vollkommen ausgebildet nur bei Hengſten und Wallachen und fehlen, wie ſchon bemerkt worden iſt, in der Regel bei Stuten. Auf die Hakenzähne endlich folgen die Backenzähne, an Zahl 24, wovon 12 im Ober- und 12 im Unterkiefer, nämlich 6 auf jeder Seite des hinteren Kieferknochens, ihren Sitz haben. Sie werden eingetheit in Backenzähne vom erſten, zweiten, dritten, vierten, fünften und ſechsten Platze, ſo daß der Backen- zahn vom erſten Platze zunächſt neben dem Hakenzahne einer jeden Seite ſitzt und der vom ſechsten auf jeder Seite die Reihe beſchließt. Jeder Zahn beſteht aus drei verſchiedenen Theilen, nämlich Krone, Hals und Wurzel. Krone nennt man den oberen, 44 Die Krankheiten des Pferdes. frei hervorſtehenden Theil des Zahnes; Hals heißt der vom Zahnfleiſch umſchloſſene und bedeckte Theil, und Wurzel end- lich wird der unterſte Theil genannt, welcher in der Zahnzelle des Kieferknochens ſteckt. Auf gleiche Weiſe unterſcheidet man auch an jedem Zahne drei verſchiedene Arten von Maſſe, nämlich den Schmelz, den knochigen und den kreideartigen Theil. Schmelz iſt der glas- oder emailleartige Ueberzug des Zahnes, namentlich der Krone deſſelben; unter ihm befindet ſich die knochige Maſſe und in der Mitte des Zahnes endlich die kreideartige Mit den Jahren nutzt ſich der Schmelz mehr und mehr ab, die Krone wird abgerieben und der Zahn aus der Kiefer- höhle mehr und mehr herausgetrieben, ſo daß er länger her- vorſteht, indem ſich zugleich das Zahnfleiſch zurückzieht. Am deutlichſten iſt dieſe durch das Alter bewirkte Veränderung an den Schneidezähnen zu bemerken. Hinſichtlich ihrer Form weichen die verſchiedenen Arten der Zähne ſehr von einander ab. – Der Schneidezahn, wel- cher in ſeiner Länge nach vorn gebogen iſt, hat eine keilförmige Geſtalt und ſeine Krone die Form eines Meißels. Der blei- bende (oder Pferde-) Schneidezahn iſt 22 bis 3 Zoll lang und hat, wenn er nicht abgenutzt iſt, auf ſeiner Krone (die bei den Zähnen des Oberkiefers nach unten, bei denen des Unter- kiefers aber nach oben gerichtet iſt), oder vielmehr zwiſchen dem vorderen und hinteren Zahnrande eine trichterähnliche Vertiefung, welche Bohne, Kunte oder Marke genannt wird und, wie wir unten ſehen werden, ein ſehr wichtiges Merkmal zur Be- ſtimmung des Pferdealters abgiebt. Die tiefſte Stelle der Marke heißt das Bohnenſäckchen, welches ſich in die Höhle der Zahnwurzel verliert. Sowohl Marke als Bohnenſäckchen ſind mit Schmelz überzogen. Die Marke iſt in den Schneidezähnen des Oberkiefers etwas länger und tiefer, als in denen des Unterkiefers, und bleibt daher auch an jenen länger ſichtbar, als an dieſen, weil ſie ſich nicht ſo bald abnutzt. Dieſe Vertiefung (Kunte, Marke, Bohne) wetzt ſich nämlich mit den Jahren immer mehr ab, ſo wie der Zahn ſelbſt ſich oben abreibt, ſo daß ſich bei alten Pferden ſtatt der Vertiefung nur noch eine ebene, etwas dunkel gefärbte Stelle findet. Alter des Pferdes. Die Hafenzähne haben die Geſtalt eines ſchwachgekrümm- ten Hafens und im jugendlichen Alter eine nach hinten gerich- tete ſcharfe Spitze, ſowie zwei ſcharfe, einwärts gebogene Rän- der, zwiſchen welchen ſich eine Furche befindet. Spitze und Ränder ſtumpfen ſich mit zunehmendem Alter mehr und mehr ab (und zwar im Unterkiefer früher, als im Oberkiefer), und der Zahn nimmt eine kegelförmige Geſtalt an. Die Backenzähne haben eine viereckige, würfelförmige Geſtalt, ſind an der Krone am breiteſten und laufen nach der Wurzel hin etwas ſpitz zu. Die Krone derſelben bildet eine etwas unebene Fläche, die ſogenannte Reibefläche, die aus Er- höhungen und Vertiefungen beſteht, welche ſich mit dem Alter abſchleifen, ſo daß die Reibefläche dann eben und wie polirt erſcheint. Die Anzahl der ſogenannten Füllen- oder Milchzähne beträgt 24, nämlich 12 Schneide- und 12 Backenzähne. Jeder Kiefer enthält 6 Schneidezähne und 6 Backenzähne, von wel- chen letzteren ſich auf jeder Seite 3 finden. Alle dieſe Zähne werden nach und nach durch die bleibenden oder Pferde- zähne verdrängt, indem der unter dem Milchzahne befindliche Pferdezahn durch ſein Wachsthum und Vorſchieben die Wurzel des Milchzahnes zerſtört, ſo daß, wenn der bleibende Zahn dem Ausbruche nahe iſt, die Krone ſeines Vorgängers ſich leicht abſtößt, die man dann nicht ſelten in der Krippe findet. Die Ordnung, in welcher dies geſchieht, giebt die Merkmale für die Beſtimmung des Alters in den erſten Lebensjahren des Pferdes ab. Die Milchzähne ſtehen an denſelben Stellen, welche ſpäter- hin die bleibenden Zähne einnehmen, und erhalten auch die ſelben Benennungen, denn man unterſcheidet unter den Milch- ſchneidezähnen 4 Zangen-, 4. Mittel- und 4 Eckzähne, unter den Milchbackenzähnen 4 vom erſten, 4 vom zweiten und 4 vom dritten Platze. – Auch die Form der Milchzähne iſt in Allgemeinen dieſelbe, wie die der bleibenden, doch ſind ſie etwas kleiner, weniger feſt und dicht, haben eine kürzere Wur- ze, dünneren Schmelz und ſehen weiß aus, während die Farbe der Pferdezähne etwas ins Gelbliche fällt. Die Bohne der Milchzähne iſt nicht ſo tief, als bei den bleibenden, und die Krone der Milchſchneidezähne erſcheint im Verhältniſſe zu dem 46 Die Krankheiten des Pferdes. dünnen Halſe, von welchem ſie durch eine Einbiegung getrennt iſt, etwas breit. Da nun die Entwickelung, der Wechſel und die Abnutzung der Zähne an gewiſſe Zeitabſchnitte des Lebens gebunden ſind, ſo benutzt man dieſe Veränderungen, um danach das Alter des Pferdes zu beſtimmen; doch darf man nicht glauben, daß dies mit untrüglicher Gewißheit geſchehen könne, indem ſehr viele Umſtände auf die Veränderung der Zähne einen weſentlichen Einfluß ausüben und daher die ſich darauf ſtützenden Beſtim- mungen mehr oder weniger trüglich machen. Ganz beſonders gilt dies von der Beſtimmung des höheren Alters der Pferde, denn je älter das Thier iſt, deſto leichter iſt eine Täuſchung um 1 bis 3 Jahre möglich. Nach den Veränderungen der Zähne hat man das Lebens- alter des Pferdes in drei Zeiträume abgetheilt, nämlich: Das Füllen alter (von der Geburt bis zum Anfange des zweiten Jahres), das Fohlen alter (vom Anfange des zweiten bis Ende des fünften Jahres) und das Pferdealter (vom Anfange des fünften Lebensjahres bis zum Tode des Thieres). 1) In der erſten Lebensperiode oder dem Füllen- alter bilden ſich die Milchzähne vollkommen aus, und auch die erſten bleibenden Backenzähne kommen zum Vorſchein. Eigent- lich ſoll das Füllen 12 Backenzähne mit zur Welt bringen, nämlich 3 auf jeder Seite eines jeden Kiefers; doch ſind Ab- weichungen von dieſer Regel nicht ſelten, ſo daß bei ſchwäch- lichen Thieren ſämmtliche Backenzähne bisweilen erſt nach der Geburt ausbrechen. Am 6. oder 8. Tage nach der Geburt, bei kräftigen Thie- ren auch wohl etwas früher, brechen die beiden Zangen durch, und zwar im Oberkiefer immer zuerſt von der dritten bis zur fünften Woche treten die Mittelzähne auf, erſt in der oberen, dann in der unteren Kinnlade, und die Backenzähne vom erſten, zweiten und dritten Platze haben ſich während dieſer Zeit mehr und mehr entwickelt. Bis zum 6. Monat bilden ſich die Milchzähne mehr aus und vergleichen ſich ſowohl mit einander, (d. h. ſie treten in gleiche Richtung), als auch unter ſich (d. h. der vordere und hintere Rand des Schneidezahnes ſteht in gleicher Höhe). Vom 6. bis zum 8. Monat brechen die Eckzähne beider Kiefern Alter des Pferdes. 47 hervor, und zwar wiederum im Oberkiefer um einige Tage früher als im Unterkiefer. Am Ende des erſten Jahres hat das Füllen 24 Milch- zähne, nämlich 12 Schneide- und 12 Backenzähne. Die Eckzähne haben ſich um dieſe Zeit ſowohl mit den Mittelzählen, als auch unter einander ſelbſt verglichen, die Zangen aber erſcheinen ſchon ziemlich abgenutzt und das Bohnenſäckchen abgerieben. Bei Racepferden erfolgen alle dieſe Veränderungen immer um einige Monate ſpäter, als bei Landpferden. Auch die Abwartung und Pflege des Mutterthieres während der Trächtigkeit und des Säugens iſt hierbei von Einfluß, indem durch gute Ernährung deſſelben das Zahngeſchäft bei dem Füllen eben ſo ſehr gefördert und beſchleuniget, als durch ſchlechte Pflege, kalte Stallung c. zurückgehalten und erſchwert wird. Nächſt den Zähnen bemerkt man am Schluſſe des erſten Jahres noch folgende Veränderungen am Körper des Füllens: Die Mähnen- und Schweifhaare erſcheinen weniger gekräuſelt, als früher, der Schweif, der bisher nur bis zum Sprunggelenk reichte, wird länger, der Gang des Thieres iſt weniger ſchwan- kend, die Stellung der Vorderfüße weniger bockbeinig, die Stirn- gegend am Kopfe erſcheint weniger vorſpringend, und das Thier zeigt ſich kräftiger in ſeinen Bewegungen. Vom Ende des erſten bis zum Ende des zweiten Jahres ſind an den Zähnen nur wenige Veränderungen zu bemerken. Die Milchzähne nutzen ſich in dieſer Zeit mehr und mehr ab, ſo daß mit anderthalb Jahren die Kunte nicht mehr blos an den Zangen (bei denen es ſchon früher der Fall war), ſondern auch an den Mittelzähnen abgerieben erſcheint und die Eckzähne ihre ſcharfen Ränder verloren haben. Ueberhaupt erſcheinen die Milchſchneidezähne jetzt weniger breit, weil ihre Kronen ſich zum Theil abgerieben und die Zähne ſelbſt nachgeſchoben haben, ſo daß der dünnere Hals des Zahnes jetzt mehr zum Vorſchein kommt. Auffallend iſt, daß die Schneidezähne des Oberkiefers ſich ſtets um 6 bis 9 Monate ſpäter abnutzen, als die des Un- terkiefers, daher auch die Bohnenſäckchen ſpäter verlieren und nicht ſo ſtark nachſchieben, während doch die Zähne im Ober- kiefer ſich immer früher entwickeln, als im Unterkiefer. Zu Ende des zweiten Jahres erſcheinen nun auch die erſten bleibenden oder Pferde-Backenzähne, nämlich die vom vierten 48 Die Krankheiten des Pferdes. Platze, ſo daß alſo das Füllen um dieſe Zeit 28 Zähne hat, und zwar 12 Milchſchneidezähne, 12 Milchbackenzähne und 4 Pferdebackenzähne, welche hinter den Milchbackenzähnen zu beiden Seiten eines jeden Kiefers ihren Sitz haben. 2) In der zweiten Lebensperiode oder dem Fohlen- alter, d. h. vom Ende des zweiten bis zum Schluſſe des fünf- ten Jahres, wechſeln nicht nur ſäumtliche Milchzähne und wer- den durch bleibende Zähne erſetzt, ſondern es entſtehen auch noch alle fehlenden Backenzähne, und die ausgebrochenen blei- benden Schneidezähne haben gegen Ende dieſer Periode ihre größte Vollkommenheit erreicht. In dieſer Periode bieten die Zähne die ſicherſten Merkmale zur Erkennung des Alters dar, und das Thier bildet ſich während derſelben mehr und mehr aus an Größe, Stärke und Kräftigkeit ſeiner Bewegungen. Etwa einige Monate über 2 Jahre fangen die Milchzan- gen an, mehr und mehr aus den Kiefern hervorzutreten und lockerer zu werden, bis ſie mit 22 Jahr endlich ausfallen und durch bleibende Zangen erſetzt werden. Bei Pferden von edler Race geſchieht dies um einige Monate ſpäter, bei allen aber zuerſt im Oberkiefer. Der Ausbruch der Zähne ſelbſt ge- ſchieht auf folgende Art: Der Kiefer erſcheint vor dem Aus- bruche etwas breiter und aufgetriebener, und das Zahnfleiſch iſt mehr geröthet; zuerſt dringt nur der vordere ſcharfe Rand des Zahnes durch, 14 Tage bis 4 Wochen ſpäter zeigt ſich auch der hintere Rand der Zangen, und zwiſchen ihnen bemerkt man die Vertiefung des Bohnenſäckchens. Die nachſtehenden Milchzähne die Mittel- und Eckzähne) erſcheinen ſehr abgenutzt, ihre Kunten ſind abgerieben, ſie ſind ſchmäler und töbiger. In den Hinterkiefern brechen 4 blei- bende Backenzähne (die Backenzähne vom fünften Platze) durch, und der erſte Milchbackenzahn fällt aus und wird durch einen bleibenden Backenzahn erſetzt. Iſt das Fohlen volle 3 Jahre alt, ſo hat es 32 Zähne, nämlich 8 Milchſchneidezähne, 4 Mittel- und 4 Eckzähne), 8 Milchbackenzähne (4 vom zweiten und 4 vom dritten Platze), 4 Pferde- (bleibende) Schneidezähne (die Zangen, 12 bleibende Backenzähne (4 vom erſten, 4 vom vierten, 4 vom fünften Platze). Iſt das Fohlen 39 Jahr alt, ſo fallen die Milchmittel- zähne aus und werden durch 4 Pferdemittelzähne verdrängt, Alter des Pferdes. 49 und zwar zuerſt, ſowie bei den Zangen, im Oberkiefer. Iſt der Milchzahn abgefallen, ſo läßt ſich der nachfolgende bleibende Zahn ſogleich mit ſeinem vorderen, ſcharfen Rande fühlen; iſt er nicht fühlbar, ſo kann man annehmen, daß der fehlende Milchzahn ausgeriſſen iſt, um das Fohlen ſcheinbar älter zu machen, als es iſt. Iſt das Pferd vier Jahre alt, ſo hat ſich der Mittelzahn (der bleibende) mit ſich verglichen (d. h. ſein hinterer Rand ſteht ſo hoch, als ſein vorderer), und der Mittelzahn hat ſich mit der danebenſtehenden Zange verglichen (d. h. ſie ſtehen beide auf gleicher Linie). – Nach beendigtem dritten Jahre, d. h. bis zu 32 Jahr, tritt nun bei Hengſten und Wallachen der Haken- zahn hervor; zuerſt iſt an der Stelle das Zahnfleiſch geröthet, es zeigt ſich dann eine ſcharfe Spitze, und der Kieferknochen erſcheint aufgetrieben. Im Oberkiefer erfolgt dieſer Ausbruch eher, als im Unterkiefer. Bei den Stuten, wo ein kleiner Haken- zahn ſich bilden will, tritt er erſt im vierten Jahre auf oder noch ſpäter. Im Hintermaule tritt nun der Backenzahn vom ſechsten Platze hervor, und der Milchzahn vom zweiten Platze wechſelt mit dem Pferdezahn derſelben Stelle. Die Kiefer haben nun ihre vollkommene Länge erreicht, obgleich ſie in der Breite noch nicht denen des ausgebildeten Pferdes gleichkommen. Iſt das Pferd 4 Jahre alt, ſo hat es 40 Zähne, nämlich: 4 Milch- eckzähne (die ſehr abgeſchliffen und abgenutzt erſcheinen und keine Kunte mehr haben), 4 Milchbackenzähne (vom dritten Platze), 8 bleibende Schneidezähne (4 Zangen- und 4 Mittel- zähne), 4 Hakenzähne (bei Hengſten und Wallachen) und 20 Pferde- oder bleibende Backenzähne. Iſt das Pferd 42 Jahr alt, ſo fallen die Milcheckzähne aus und werden durch bleibende Eckzähne erſetzt, jedoch auch ſo, daß dies im Oberkiefer früher erfolgt. Die Zangen haben ſich an ihrem Rande (an der Krone) ſchon etwas abgerieben; bei den Mittelzähnen hat dieſe Abreibung ihren Anfang ge- nommen. Die Hakenzähne haben ſich ſtark entwickelt, die Milch- backenzähne vom dritten Platze werden nun gewechſelt; mit ihnen ſind nun alle Milchbackenzähne weggeſchoben. Mit dem fünften Jahre ſind alle Pferdezähne vollkommen da, als: 24 Backenzähne, 12 Schneidezähne, 4 Hakenzähne (bei Der homöop. Thierarzt. I. Thl. 17. Aufl. 4 50 Die Krankheiten des Pferdes. Hengſten und Wallachen). Die Eckzähne haben ſich nun mit ſich ſelbſt verglichen. In der zweiten Periode (dem Fohlen- alter) leiden die Fohlen nicht ſelten an krankhaften Zufällen, welche durch das Zahngeſchäft verurſacht werden, das Kauen wird ihnen ſchwer, ſie können öfters nicht gut ſchlucken, laſſen daher vom Futter ab, haben entzündete Augen, werden von Druſe befallen und können ſelbſt Nervenzufälle, Anfälle des Dummkollers Nc. bekommen. 3) In der dritten Lebensperiode oder dem Zeitalter des Pferdealters, d. h. vom fünften bis zum zwanzigſten oder dreißigſten Jahre, ſind alle bleibenden Zähne vollkommen entwickelt, der Körper iſt an Größe und Kraft zur Vollkommen- heit gelangt, das Pferd iſt zu angreifender und dauernder Ar- beit fähig, der ſeine Kräfte in dem Fohlenalter nicht gewachſen waren. In den folgenden Jahren des Pferdealters nutzen ſich die Zähne immer mehr ab; Maſſe des Körpers und Kräfte ver- ſchwinden und mindern ſich nach und nach, und die Schwächen und Gebrechlichkeiten des Alters finden ſich mehr und mehr ein. Doch geſchieht dies bei dem einen Pferde weit eher, als bei dem anderen, und mancherlei Umſtände haben hierauf Einfluß und bewirken, daß die Merkmale des Alters der Abnutzung an den Zähnen) bei dem einen Pferde weit früher, als bei dem anderen ſich wahrnehmen laſſen. Bei Pferden von guter Race (engliſcher oder arabiſcher Abkunft) treten die Zeichen des Alters ſpäter ein, als bei an- deren. Vornehmlich haben Einfluß darauf: die Wartung, die Pflege, die Nahrung des Thieres, ob es viel und ſchwer ge- arbeitet hat ºc. Was die Zähne betrifft, ſo werden ſie durch folgende Umſtände eher abgenutzt und bekommen eher das An- ſehen des Alters, als ſie es den Jahren nach haben ſollen, nämlich: durch vieles Futter (Körnerfutter), wenn die Zahn- reihen (die obere und die untere) vollkommen auf einander paſſen und ſich daher beim Kauen ſtärker abreiben, wenn die Zähne eine weniger feſte Tertur haben und ſich daher leichter abnutzen. (Bei Pferden von guter Race iſt das Gewebe des Zahnes in der Regel feſter, als bei anderen Pferden.) Findet in dieſen Punkte das Gegentheil Statt, ſo behalten die Zähne länger das jugendliche Anſehen. Hieraus folgt, daß die Merkmale des Alters in dieſer Periode weit weniger ſicher Alter des Pferdes. 51 ſind, und daß ſelbſt der beſte Pferdekenner ſich bei jüngeren Pferden um 1 Jahr, bei älteren aber um 2 bis 3 Jahre irren kann. Das gewöhnliche Landpferd iſt mit dem ſechsten Jahre meiſt vollkommen ausgebildet, wogegen bei den feinen, den Racepferden, dieſer Zuſtand erſt mit dem achten Jahre da iſt. Im fünften und ſechsten Jahre haben die Zähne ihre volle - Entwickelung erlangt, die Höhlen der Kunten ſind völlig noch da, doch haben ſie an den Zangen ſich ſchon etwas abgeſchliffen, an den Schneidezähnen des Oberkiefers bleiben ſie immer längere Zeit ſichtbar, als an denen des Unterkiefers. Die Hakenzähne erſcheinen jetzt ganz in ihrer Vollkommenheit, ihre Enden ſind ſehr ſpit, ihre Seitenränder ſcharf; doch können ſie auch ſchon in dieſem Alter durch das Gebiß etwas Schaden genommen haben. Mit dem Schluſſe des ſechsten Jahres haben die Kunten ſchon mehr gelitten, die Bohne iſt auf den Zangen des Unter- kiefers mehr oder weniger abgerieben und ausgefüllt; wenn dies auch nicht der Fall ſein ſollte, ſo erſcheinen die Zangen des Unterkiefers doch ſchmäler und dicker, als früher. Mit dem vollendeten ſiebenten Jahre haben ſich die Kunten der Mittel- zähne mehr oder weniger abgerieben und verwiſcht, die Zangen ſind mehr ſchmal geworden, und auf den Eckzähnen hat ſich die Reibefläche verflacht; die Schneidezähne erſcheinen jetzt mehr ſchmutzigweiß, als gelb. Iſt das Pferd acht Jahre alt, ſo ſind die Bohnen oder Kunten an den Eckzähnen auch abgerieben und verwiſcht; auch ſie ſehen nun ſchmäler und dicker aus, weil ſie aus den Zahn- höhlen mehr herausgetreten ſind. Bei den anderen Schneide- zähnen (den Zangen- und Mittelzähnen) giebt ſich das Bohnen- ſäckchen nur noch durch den Schmelzrand, der es umgiebt, zu erkennen. Der Hakenzahn erſcheint mit dem vollen achten Jahre nicht ſpitz, nicht ſo gekrümmt, ſondern mehr kolbig und abge- ſtumpft. Doch alle dieſe Merkmale ſind nur als gültig in der Mehrzahl der Fälle anzuſehen, denn Ausnahmen von dieſen Regeln kommen ſehr viele vor. Mit dem zehnten Jahre nimmt man im Allgemeinen an, daß die Bohnen der beiden Zangen des Oberkiefers ſich zu verſchließen anfangen; ſchon früher iſt dieſes mit den Zangen des Unterkiefers der Fall geweſen. Zugleich erſcheinen dieſe 4* 5:2 Die Krankheiten des Pferdes. Zähne (die Zangen im Oberkiefer) mehr dick, als breit, indem ſie mehr aus ihren Knochenhöhlen hervorgeſchoben ſind. In den Mittelzähnen des Oberkiefers verſchwindet die Bohne mit dem elften Jahre; mit dem zwölften hat ſie ſich in den Eckzähnen der Oberkinnlade verwiſcht; zugleich verlieren auch dieſe Zähne an Breite und geſtalten ſich mehr dick. Was die Schneidezähne des Unterkiefers betrifft, ſo nimmt man an freilich auch hier mit vielen Ausnahmen), daß mit dem zehnten Jahre das Bohnenſäckchen ſich bis auf den Schmelzrand abgerieben hat, daß daſſelbe im elften mit den Mittelzähnen der Fall iſt und im zwölften mit den Eckzähnen des Unterkiefers. Der Hakenzahn erſcheint in dieſem Alter ſtumpf, mehr abgerundet und kegelförmig. Dieſe Beſchaffenheit der Zähne bleibt dann meiſt bis zum vierzehnten Jahre. In dieſer Periode (vom achten oder zehnten bis zum zwölften oder vierzehnten Jahre) haben die Schneidezähne alſo alle (doch die im Unterkiefer mehr, als im Oberkiefer) ihre Kronen ſehr abgenutzt und ſich aus ihren Zahnhöhlen in die Höhe geſchoben und erſcheinen daher mehr dick, als breit. Im Allgemeinen kann man annehmen, daß mit dem zehnten Jahre das Bohnenſäckchen bis auf den letzten Reſt in beiden Zangen des Oberkiefers ganz abgerieben und verwiſcht iſt; mit dem funfzehnten Jahre iſt dies mit den Mittelzähnen des Ober- kiefers der Fall, mit dem ſechszehnten mit den Eckzähnen deſſelben; man ſieht dann nur noch eine braune Narbe, die mit einem dünnen Schmelzrande umgeben iſt. Im Unterkiefer iſt um die Kuntenſtelle der Schneidezähne kein Schmelzrand mehr zu be- merken, und die braune Narbe erſcheint dann von ihm entblößt. Dies bemerkt man im vierzehnten Jahre in beiden, im funf- zehnten an den Mittelzähnen, im ſechszehnten an den Eckzähnen des Unterkiefers. Doch dürfen dieſe Merkmale nicht als gewiß in allen Fällen angeſehen werden, da ſie ſich bei verſchiedenen Pferden bald früher, bald ſpäter einſtellen. Außerdem laſſen ſich aus den Zähnen noch folgende Merk- male für das hohe Alter angeben: Mit dem funfzehnten Jahre iſt die Abnahme der Breite der Schneidezähne im Unterkiefer noch auffallender, ſowie die Zunahme der Dicke derſelben. Mit dem ſiebenzehnten und achtzehnten Jahre ſind dieſe Verände- rungen in den Schneidezähnen des Oberkiefers ſehr bemerklich. Alter des Pferdes. Die Schneidezähne nehmen überhaupt nach dem vierzehnten Jahre eine mehr horizontale Richtung an, während ſie vorher mehr vertikal ſtanden. Iſt das Pferd ſehr alt, achtzehn bis zwanzig Jahre, ſo nimmt man Folgendes an den Zähnen wahr: Die Schneide- zähne ſtehen wie eckige Palliſaden da, das Zahnfleiſch hat ſich zurückgezogen, ſo daß faſt die Wurzeln der Zähne entblößt ſind, ihre Reibefläche an der Krone hat eine dreieckige Geſtalt ange- nommen, alles dies wird in dem Unterkiefer früher wahrge- nommen, als in dem Oberkiefer, und früher an den Zangen, als an den Mittel- und Eckzähnen. Auch drängen ſich die Schneidezähne an ihren Kronen mehr zuſammen und bei den Wurzeln weichen ſie mehr von einander ab; dadurch erhält das Maul eine ſpitze Form; ſie bekommen ferner öfter eine ſchiefe Richtung, werden locker und fallen aus. Doch auch dieſe Merk- male haben nur eine allgemeine Gültigkeit, und es iſt bereits bemerkt worden, daß man ſich nach dieſen Zeichen ſelbſt um Drei Jahre irren kann. Andere Zeichen des hohen Pferdealters vom zwölf- ten bis zum vierzehnten Jahre ſind folgende: Das Pferd iſt ſteif und ſchwerfällig in ſeinen Bewegungen, es hat einen un- ſicheren Gang, die Beine ſcheinen den Leib nicht recht tragen zu können; die Hinterſchenkel heben ſich ſpatartig; es macht nur kurze Schritte; es mangelt ihm an Kräften, auch bei dem nahr- hafteſten Futter; daher fehlt die Ausdauer bei der Bewegung und der Arbeit. Das Thier magert ab und ſchrumpft zuſam- men; ſeine Muskeln werden welk und ſchlaff; die ſcharfen Knochenränder treten mehr hervor, beſonders an den Bein- gelenken (dem Knie-, Sprung- und Feſſelgelenke). Der Ober- kiefer wird flacher, der Unterkiefer verliert ſeine Breite (er wird niedriger), der untere Theil des Geſichts bekommt hierdurch ein ſpitzes Anſehen. Die Schleimhaut der Naſe und des Rachens erſcheint nicht ſo roth als ſonſt, ſondern mehr blaß, die Unterlippe hängt ſchlaff herab, die Augen liegen tief in ihren Höhlen, der Blick wird matt und trübe, das Geſicht nimmt ab. Der Kopf des Pferdes bekommt ein altes Anſehen; hierzu tragen viel die wei- ßen Haare mit bei, die an den Augenbogen entſtehen und bei dunkelgefärbten Pferden ſich früher bemerken laſſen, als bei 54 Die Krankheiten des Pferdes. hellen. Auch an anderen Stellen des Leibes entſtehen weiße Haare; ſie müſſen aber von denjenigen weißen Flecken wohl unterſchieden werden, die ſich auch bei jungen Pferden zeigen, entweder als ein Spiel der Natur oder auf Stellen, die ver- letzt, gequetſcht oder geſchunden waren. Das Pferd wird ſenkrückig; der Huf wird trocken, mürbe, brüchig; die Haut wird faltig, weil die Fettlage darunter fehlt; der After tritt hervor. Solche alte Pferde kauen nur mit Be- ſchwerde, ſehr langſam und meiſtens nur auf einer Seite. Bei Pferden, welche in der Jugend gut behandelt, namentlich nicht zu früh angeſtrengt worden, oder von einer edlen Race ſind, ſtellen ſich dieſe geſchilderten Zufälle des Alters ſpäter oder nicht in dem Grade ein, als bei ſolchen Pferden, die ſich im ent- gegengeſetzten Falle befinden. Was nun die obenerwähnten Betrügereien der Pferdehändler betrifft, ſo können dieſe entweder den Zweck haben, ein junges Pferd älter erſcheinen zu laſſen, oder ein altes Pferd jünger erſcheinen zu laſſen, als es wirklich iſt. 1) Um das Fohlen älter zu machen, als es iſt, um es eher aus dem Futter los zu werden, wenden die Pferde- züchter ſowohl, als auch die Pferdehändler allerhand Betrüge- reien, die Zähne betreffend, an. Sie brechen ihm die Milch- ſchneidezähne aus und bewirken dadurch, daß der darunter liegende Pferde- (bleibende) Zahn derſelben Art früher hervorkommt, als es ſonſt beim natürlichen Verlaufe der Fall ſein würde, und das Thier alſo um 2–1 Jahr älter erſcheint, als es iſt. Den früheren Ausbruch des Pferdezahnes befördern ſie nun zu- gleich dadurch, daß ſie nahrhaftes Futter in Menge reichen und dem Thiere weniger Bewegung geſtatten. So machen ſie, daß die bleibenden Zangen ſchon mit dem zweiten Juhre durchbrechen und ſich mit 2/2 Jahren vergleichen, wodurch das Fohlen drei Jahr alt zu ſein ſcheint. Iſt das Pferd 22 Jahr alt, ſo reißt man die Milchmittelzähne aus, mit dem dritten Jahre ſind nun die bleibenden Milchzähne da, ſo daß das Pferd vierjährig zu ſein ſcheint, wenn es erſt drei Jahre alt iſt. Dadurch, daß man es eben ſo mit den Milch- eckzähnen macht, ſcheint das Pferd fünfjährig zu ſein, wenn es Betrügereien der Pferdehändler. 55 kaum vier Jahre hat. Wenn nun dies der Käufer nicht weiß und ein ſolches Pferd ſo behandelt, ſo anſtrengt, ſo arbeiten läßt, als wenn es dies Alter wirklich hätte, ſo findet er es kraftlos und ſchwach und macht, daß es vor der Zeit unbrauchbar wird. Dieſe Betrügereien wird man auf folgende Art entdecken können. Man kann auf ſie ſchließen, wenn an der Stelle des fehlenden Milchzahnes noch kein neuer Zahn da, ſein ſcharfer Rand nicht zu fühlen iſt und das Zahnfleiſch daſelbſt nicht ge- ſchwollen und roth erſcheint. Steht der nun ausgebrochene bleibende Zahn nicht ordentlich in der Reihe, ſondern 1 oder 2 Linien mehr rückwärts, ſo iſt dies verdächtig. Bei Hengſten und Wallachen kann man die Erkünſtelung der Schneidezähne daraus abnehmen, daß die Hakenzähne noch zu weit zurück ſind und in keinem richtigen Verhältniſſe mit jenen ſtehen. Auch das fehlende richtige Verhältniß der Schneidezähne unter einander giebt gewöhnlich Aufſchluß über dieſe Betrügerei. So kann der Milcheckzahn ſchon fehlen und der bleibende Mittel- zahn iſt noch ganz klein und hat ſich noch nicht mit den Zan- gen verglichen. Gewöhnlich vergreifen ſich die Pferdeverälterer auch nur an den Schneidezähnen des Unterkiefers und nicht an denen des Oberkiefers, weil ſie wiſſen, daß der Käufer ſich vornehmlich nach den erſteren richtet; daher ſind denn die Milchzähne des Oberkiefers noch alle da, wenn ſie im unteren fehlen, obgleich dies beim natürlichen Wechſel umgekehrt ſein ſollte, indem ſie im Oberkiefer immer früher ausbrechen, als im Unterkiefer. Auch das unrichtige Verhältniß der Backenzähne (denn an dieſe kann ſich der Betrüger nicht machen) zu den Schneidezähnen giebt Kunde darüber. Man ſieht hieraus, wie nothwendig es iſt, bei der Unterſuchung des Maules des Pferdes, behufs der Erforſchung des Alters, nicht blos die Schneidezähne des Unter- kiefers zu beſehen, ſondern ſämmtliche Zähne zu berückſichtigen. 2) Um das Pferd jünger zu machen, als es iſt, pfle- gen betrügeriſche Pferdehändler die Bohnen oder Kunten durch Einbrennen nachzumachen, was man in der Kunſtſprache Git- ſchen nennt. Dies geſchieht, indem man mit einem ſpitzen Inſtrumente (mit einer Pfrieme) die verwachſenen Zahnhöhlen da, wo das Bohnenſäckchen ſaß, etwas öffnet und es dann mit einem glühenden Drahte ausbrennt, ſo daß eine Vertiefung - 56 Die Krankheiten des Pferdes. mit einem braunen Rande entſteht. Hierdurch kann der Käufer allerdings getäuſcht werden, der das Alter des Pferdes blos nach den Kunten beurtheilt, dieſe nur flüchtig betrachtet und ſich nicht darauf verſteht. Durch eine ſolche künſtliche Behand- lung giebt man einem Pferde von 12 bis 15 Jahren ein Alter von 6 bis 8 Jahren. Man erkennt dieſe Betrügerei an Folgendem: Eine ſolche künſtliche Bohne hat keinen Schmelzrand, und die Vertiefung hat nicht die gewöhnliche Geſtalt derſelben, die ſich immer nach der Form des Zahnes richtet. Da ſich dieſe Künſtelei nur an den Schneidezähnen des Unterkiefers findet, ſo vergleiche man die des Oberkiefers damit, wo dann bei alten Pferden die Kun- ten kaum bemerkbar ſein werden, da ſie doch, nach dem natür- lichen Verlaufe, ſich an dieſen länger halten, als an den Schneidezähnen des Unterkiefers. Man kann auch den Haken- zahn in Vergleich ziehen, der im zwölften und funfzehnten Jahre ganz ſtumpf und abgerundet iſt und mithin ſchlecht zu den Kunten paßt. Auch zeigt die ganze übrige Beſchaffenheit der Schneidezähne, daß das Thier älter iſt, denn ſie ſtehen (im zwölften oder funfzehnten Jahre) mehr gerade, ihre Wurzeln ſind entblößt, das Zahnfleiſch hat ſich zurückgezogen u. ſ. w. Stehen die Zähne zu lang bei alten Pferden hervor, ſo raspelt ſie der betrügeriſche Verkäufer ab und brennt dann die Kunte darauf ein. Dieſen Betrug entdeckt man ebenfalls durch die Vergleichung mit den anderen Zähnen, vornehmlich mit den Schneidezähnen des Oberkiefers. Die weißen Haare an den Augenbrauen reißt der betrü- geriſche Pferdehändler aus, wenn ihrer nicht viel da ſind; ſind ſie aber alle weiß, ſo beſtreicht er ſie mit Schuhſchmiere oder mit einer Auflöſung von Höllenſtein; dieſe Mittel halten aber nur auf eine kurze Zeit vor. Um die Unterſuchung des Maules beim Pferde zu ver- hüten und zu erſchweren, bringen ſie es durch Stöße, Schläge an den Kopf, durch Stechen an dieſem Theile, durch Brennen der Zunge 2c. dahin, daß das Thier nicht ſtill hält. – Die fehlende Kraft und Gewandtheit, den Muth und das Feuer weiß der Betrüger auf kurze Zeit durch Peitſche, Sporen und Pfeffer zu erſetzen. Außer dieſen ſehr häufig vorkommenden Betrügereien, Betrügereien der Pferdehändler. - 5 welche vorgenommen werden, um dem Thiere ein ſcheinbar älteres oder jüngeres Ausſehen zu geben, giebt es noch viele andere der Art; denn beim Pferdehandel betrügt Jeder den Anderen ohne Bedenken und ohne den Ruf eines ehrlichen Mannes aufs Spiel zu ſetzen. Hierher gehört zuerſt die Ver- heimlichung der ſogenannten Gewährsmängel. So werden z. B. einem rotzigen Pferde die Naſenlöcher ſauber ausgewaſchen und mit zuſammenziehenden Flüſſigkeiten ausgeſpritzt; auch die etwa verhärteten Ganaſchendrüſen mit ſcharfen Salben eingeſchmiert, damit ſie theilweiſe in Eiterung übergehen, ſo daß das Pferd füglich als mit der gutartigen Druſe behaftet angegeben werden kann. Dämpfige Pferde werden häufig für geſund verkauft, indem man ihnen einige Tage vor dem Verkaufe weiches Futter, Kleienſchlappe, Klee, Gras ºc. zu freſſen giebt, ſie innerlich mit Aſche von Weinreben behandelt und lariren läßt. Der Dampf verſchwindet hiervon ſür einige Zeit, ſtellt ſich aber bei Rauh- futter und anſtrengender Arbeit bald wieder ein. Kollerige Pferde werden, um ſie als geſund an den Mann zu bringen, auf ähnliche Weiſe behandelt, wie dämpfige. Außerdem erhalten ſie häufig, unter beſtändigem Zurufen, ge- hörige Prügel. Naht ſich nun ein Käufer, ſo wird der Zuruf wiederholt, und das aus Furcht vor den kommenden Prügeln unruhig werdende Pferd erhält ſo den Schein von Lebhaftigkeit. Letztere ſucht man auch durch Pfeffern des Afters und Eingießen von Oel in die Ohren zu bewirken. Staar blinden Pferden bringen ſolche Spitzbuben ein künſtliches Reizmittel ins Auge und verſichern dann den Käufer, daß jeder Thierarzt dieſe Augenentzündung, welche ein Peitſchenhieb des Knechts, der nebenbei zu allen Teufeln ge- wünſcht wird, veranlaßt habe, leicht beſeitigen werde. Sind beide Augen ſtaarblind, ſo wird das Thier mit dem Kopfe gegen eine weiße Mauer oder in den Sonnenſchein geſtellt, ſo daß jede Unterſuchung des inneren Auges unmöglich wird. Noch zahlreicher und künſtlicher ſind die Verheimlichungen von Fehlern am äußeren Thierkörper und um ſo betrüglicher, da ſie nicht zu Währſchaftsklagen berechtigen. So werden z. B. Fiſteln und Fiſtelgeſchwüre durch zuſammenziehende Einſpritzungen 58 Die Krankheiten des Pferdes. etwas ausgetrocknet, mit Werg verſtopft und mit Haaren von der allgemeinen Farbe des Thieres verklebt. Steife Pferde reitet man warm und ſucht hierdurch ihre Bewegungen etwas freier zu machen. Spath, Ringbein, Schale, Ueberbeine und Gallen aller Art wäſcht man mit kaltem Waſſer, damit die Haare glatt anliegen, und beſpritzt dann die Füße mit Koth, wodurch die Erhaben- heiten weniger ſichtbar werden. Hinkende Pferde werden auf weichem Boden vorgeführt und geritten, auch pflegt man in ſolchen Fällen die Eiſen ab- zunehmen. Hornſpalten, Hornklüfte, fehlenden Strahl und dergl. pflegt man mit Pech auszufüllen und zu bemalen. Pferden, die gern die Zunge herausſtecken, gewöhnt man durch leicht bewegliche Gebißſtangen dieſe Unart für einige Zeit ab. Koppenden Pferden gewöhnt man das Koppen für eine kurze Zeit durch nachdrückliche Züchtigungen ab oder brennt ihnen die Zungenſpitze. Krippenſetzern beſtreicht man den Rand der Krippe mit Seife oder Fett. Hartmäuligen Pferden werden die Laden etwas verwundet, ſo daß der Schmerz, welchen ein geringer Druck auf dieſe Stellen hervorbringt, für Weichmäuligkeit gilt. Weiße Füße werden braun oder ſchwarz gebeizt und nicht ſelten ganze Pferde bemalt. Weit auseinanderſtehende Ohren werden durch Anziehen des Stirnriemens näher zuſammengerückt, und wenn ſie ſchlaff ſind, aufwärts geſtellt. Andere Kopffehler ſucht man durch breite Riemen zu verbergen. Pferde, welche vorn zu niedrig ſind, werden mit dem Hintertheile abwärts an einen Abhang geſtellt und, wenn ſie vorgeritten werden ſollen, bergauf geritten. Bockbeinige Pferde werden nur im Trabe vorgezeigt und dabei nach Möglichkeit zuſammengenommen; auch pflegt man ihnen den Schwanz möglichſt lang zu laſſen, und wenn er von Haus aus ſchlecht behaart iſt, ſo wird er mit fremden Schweif- haaren untermengt. Von den am häufigſten vorkommenden Krankheiten der Pferde. 59 Von den am häufigſten vorkommenden Krankheiten der Pferde im Beſonderen. Ueberall, wo gegen die verſchiedenen, in den nachfol- genden Blättern verzeichneten Krankheiten der Pferde ho- möopathiſche Heilmittel in Vorſchlag gebracht werden, iſt die flüſſige Form derſelben, oder die Tropfen gabe, und zwar unter keiner Bedingung mehr, als 5 bis 8 Tropfen pro dosi zu verſtehen. Wenn in einzelnen Fällen Verrei- bungen empfohlen werden, ſo giebt man davon ſo viel wie 4 Erbſen trocken auf Brod gedrückt. Abgetrennte Wände der Hüfe. Bei trockenen und ſpröden Hüfen kommt es öfter vor, daß die Hornwände von den Fleiſchwänden ſich abtrennen, wodurch eine oft nur ſchwer zu heilende Huflähme entſteht, welche das Thier theils durch mehr oder weniger merkliches Hinken, nament- lich auf hartem Boden, theils durch. Schmerzäußerung bei dem Anklopfen an die loſen Hufwände zu erkennen giebt. Nächſt innerer Krankheitsanlage wird das Uebel nicht ſelten auch durch zu langes Liegen der Eiſen, durch ſchlechten Beſchlag, Verputzen der Hüfe unbeſchlagener Pferde, zu häufig erneuerten Beſchlag, anhaltende Bewegung auf hartem Boden ºc. veranlaßt und iſt, wenn man es zeitig gewahr wird, leicht zu beſeitigen, während, wenn es bereits veraltet iſt, die Kur immer ſchwierig bleibt. Zur Heilung genügen anfänglich täglich zwei, ſpäter wöchent- lich drei Gaben Mercurius vivus, womit ganz außerordentlich auf beſchleunigtes Wachsthum des Hufes gewirkt wird und ſo- mit auch auf die Heilung der loſen Hornwand, die nicht wieder anwachſen kann, ſondern dadurch geheilt wird, daß die Wand von oben herab neu heranwächſt. Der nach und nach herunter- wachſende, abgetrennte Theil muß öfter abgeſchnitten werden, widrigenfalls leicht eine neue Trennung entſteht. Abmagerung. Die Abmagerung iſt entweder Folge eines inneren Siech- thumes und daher mit mancherlei Krankheitszuſtänden als con- 60 Die Krankheiten des Pferdes. ſtantes Symptom verbunden, oder auch ein mehr phyſiologi- ſcher, als pathologiſcher Zuſtand, indem nicht ſelten mit allge- meiner Abmagerung, wie ſie häufig vorkommt, keine auffallende Störung in den natürlichen Verrichtungen verbunden iſt. Da, wo innere Urſachen einer gehinderten Ernährung die Abmage- rung bedingen, iſt in der Regel zugleich bedeutende Schwäche zugegen. Die vorzüglichſten Mittel dagegen ſind: Arsenicum. Nux vomica, China, von denen jedes in der hier beobachteten Reihenfolge etwa 14 Tage lang in täglich 2 Gaben in An- wendung zu bringen iſt. S. auch die Artikel: „ Lungen ſucht, eiternde“ und „Schwinden der Muskeln“. Abſtoßen der Hüfte. Durch einen Fall oder heftigen Stoß geſchieht es bisweilen, daß von dem Hüft- oder Darmbeine ein größeres oder kleineres Stück abgebrochen wird. Gemeiniglich bildet ſich an dieſer Stelle eine heiße, ſchmerzhafte Geſchwulſt; das Pferd lahmt, beſonders im Anfange, und die verletzte Hüfte erſcheint, wenn man ſich hinter das Thier ſtellt, niedriger als die andere. Durch die äußerliche Anwendung der ſtarken Tinktur von Symphytum offi- cinale, wovon alle Tage auch 5 Tropfen eingegeben werden können, wird das Uebel bald gründlich geheilt. Angliſiren. In Folge der Operation des Schweifſchnittes treten mitunter Beſchwerden und Krankheitserſcheinungen auf, die durch Vernachläſſigung ſchlimme Folgen haben können, und es wird daher immer gerathen ſein, einige Gaben Arnica zur Beſeiti- gung des Wundfiebers in dieſem Falle anzuwenden. In den nicht ganz ſeltenen Fällen, wo Kinnbackenzwang in Folge des Coupirens eintritt, beobachte man das unter Maulſperre weiter unten angegebene Verfahren. Die Erſcheinung des Bran- des, welche man hie und da nach dieſer Operation beobachtet haben will, wird durch zeitige äußerliche Anwendung der Arnica verhindert; iſt jedoch bereits Entzündung 2c. eingetreten, ſo leiſtet Arnica nichts mehr, und Arsenicum iſt in täglich einigen Gaben innerlich zu reichen. Häufig bildet ſich auch, beſonders wenn der erſte Einſchnitt zu weit nach oben gemacht worden iſt, an Abſtoßen der Hüfte – Aufliegen. 61 dieſer Stelle ein Fiſtelgeſchwür, deſſen Behandlung man unter Fiſtelgeſchwür angegeben findet. Anſtrengungsbeſchwerden. Nach ſtarken Strapazen, forcirten Ritten Mc. treten bei Pferden oft Erſcheinungen auf, die nichts weniger, als unbedeu- tend ſind und wohl gar das Leben des Thieres bedrohen können. Eine der gewöhnlichſten Folgen der Uebermüdung iſt Mangel an Freß luſt. Das Thier tritt, wenn ihm Futter geſchüttet wird, von der Krippe zurück, läßt den Hafer unberührt und kaut höchſtens ohne Appetit ein wenig Heu. Nux vomica ſtellt die Freßluſt bald wieder her. Daſſelbe Mittel iſt anzuwenden, wenn ein Pferd, welches blos leichtere Arbeit zu thun gewohnt iſt, nach einer ſeine Kräfte mehr in Anſpruch nehmenden An- ſtrengung ſich nicht niederlegt, ſondern, ſobald es in den Stall kommt, mit geſenktem Kopfe und ohne an das Freſſen zu den- ken, im Stehen einſchläft. Iſt das Pferd über die Futterzeit getrieben worden, ſo daß man die auf die Anſtrengung ſich einſtellenden Beſchwerden als eine Folge des Heißhungers betrachten kann, ſo paßt Aconitum und Veratrum album, und zeigt ſich bei jeder neuen Bewegung ein ſchmerzhaftes, ängſt- liches Stöhnen, ſo wird Rhus toxicodendron die beſten Dienſte leiſten. Iſt der Puls lebhaft und hart, und befindet ſich über- haupt das Thier im Zuſtande großer Aufregung, ſo reiche man Aconitum. Gegen eine in Folge heftiger Anſtrengung und Uebermüdung entſtandene Lähmung der Füße hilft Arnica, ſowie gegen Geſchwulſt und Steifheit derſelben Rhus toxico- dendron. Das hiernach paſſende Mittel wird etwa alle vier Stunden wiederholt. Aufliegen. Das Aufliegen beſteht in einem Abdrücken der Haut von dem Zellgewebe und Zerſtörung derſelben und wird hauptſäch- lich durch den Druck der Körperlaſten auf Hüften und Schultern bewirkt, wenn ein Pferd längere Zeit auf hartem Boden liegen muß. Die äußerliche Anwendung der mit Waſſer verdünnten Ruta-Tinktur macht den Schaden in kurzer Zeit wieder gut; doch ſorge man zugleich für eine weiche Streu. 62 Die Krankheiten des Pferdes. Auge, Krankheiten deſſelben. Die verſchiedenen Krankheiten des Auges laſſen ſich füglich unter drei Abtheilungen bringen, nämlich: 1) Entzün- dung der verſchiedenen Theile, aus welchen dieſes Organ ge- bildet iſt; 2) Verdunkelung derjenigen Theile, welche im normalen Zuſtande durchſichtig ſind; 3) Verminderung oder gänzlicher Verluſt der dem Sehnerv und der Netzhaut inne- wohnenden Kraft. Zum beſſeren Verſtändniſſe der nachfolgen- den Beſchreibung dieſer verſchiedenen Augenkrankheiten dürfte eine kurze Darſtellung des Baues und der Verrichtungen dieſes Organes auch ſchon um deswillen wünſchenswerth erſcheinen, weil ſonſt öftere Wiederholungen ſich nöthig machen würden, obgleich eine vollſtändige Kenntniſ dieſes kunſtvoll eingerichteten Sinneswerkzeuges auch aus der beſten und durch Abbildungen erläuterten anatomiſchen Beſchreibung nicht geſchöpft, ſondern blos durch Zergliederung des Auges ſelbſt erlangt werden kann. – Die Theile, aus welchen das Auge gebildet iſt, werden aber eingetheilt in äußere und innere. I. Die äußeren Theile des Auges ſind: 1) die Augenwimper, welche bei dem Pferde blos einfach ſind, da ſich an dem unteren Augenlide nur ſehr wenig Haare be- finden; 2) die Augenlider, welche das Auge bedecken und ſchützen und den inneren und äußeren Augenwinkel bilden. Der knorpelige Rand der Augenlider, aus dem die Augen wimper hervorgehen, heißt der Tarsus, an welchem, ſowie auch an der inneren Fläche des Augenlides kleine Drüſen liegen, die eine ſchleimig-fettige Feuchtige abſondern, welche die Rei- bung zwiſchen dem Auge und den Augenlidern verhindert und die Bewegung dieſer Theile erleichtert. – An dem oberen Theile des Augenlides, im äußeren Augenwinkel liegt 3) die Thränendrüſe, welche die Thränen abſondert, die durch mehrere kleine Gänge oder Kanäle, welche man Thränen gänge nennt, auf die innere Fläche des oberen Augenlides gelangen. – In dem inneren Augenwinkel befindet ſich 4) die Thrän entar unkel, ein kleiner, drüſenartiger Körper, auf deſſen jeder Seite ſich kleine Oeffnungen, die ſogenannten Thrä- nenpunkte befinden, welche die Mündung eines häutigen Ganges bilden, der durch eine feine Oeffnung in das Naſenbein Auge, Krankheiten deſſelben. 63 eindringt und ſich bis in die unteren Theile des Naſenloches erſtreckt, wo er bei dem Pferde deutlich wahrgenommen werden kann. Bei dem Menſchen endigen ſich die Thränenpunkte in einen kleinen, häutigen Sack, aus welchem der Thränengang hervorgeht; bei dem Pferde aber iſt dieſes nicht der Fall, in deſſen innerem Augenwinkel ſich dagegen ein knorpeliger Körper findet, welcher 5) der Nagel, auch die Vogel-, Nick- oder Blinzhaut genannt wird und vermöge der Muskeln des Auges über die ganze Fläche deſſelben hingezogen werden kann. Das Pferd bedient ſich deſſelben ſtatt eines zweiten Augenlides, um damit Staub oder andere Dinge aus dem Auge zu entfernen. Die innere Fläche der Augenlider iſt mit einer Haut bekleidet, welche 6) die Bindehaut genannt wird und den weißen Theil des Augapfels bedeckt. Dieſelbe iſt mit zahlreichen Blutgefäßen durchwebt, welche ſichtbar werden, ſobald dieſe Membran entzündet iſt. Auch bei innerlichen Entzündungs- krankheiten erſcheint die Bindehaut mehr oder weniger ge- röthet, weshalb, wie bereits oben bemerkt wurde, dieſes Symptom bei Aufnahme des Krankheitsbildes ſorgfältig zu be- rückſichtigen iſt. II. Das innere Auge oder der Augapfel, welcher nicht blos durch den dicken Sehnerven in ſeinem Hintergrunde, ſodern auch von allen Seiten durch bandförmige Muskeln in der Augenhöhle befeſtigt iſt, wodurch bewirkt wird, daß das Auge nach allen Richtungen hin bewegt werden kann, beſteht aus vier Häuten und drei Flüſſigkeiten. Zuerſt befindet ſich an dem Vordertheile des Augapfels eine beſonders erhabene, kreisförmige, glashelle Haut, welche ihrer Härte wegen die Hornhaut genannt wird und bei dem Pferde einen größeren Theil des Auges einnimmt, als bei dem Menſchen. Nimmt man dieſe Haut hinweg, ſo fließt eine Feuchtigkeit aus, welche die wäſſerige Feuchtigkeit genannt wird, und die Iris oder Regenbogenhaut erſcheint. Dieſe Jris iſt ein musku löſer Vorhang, welcher in ſeinem Mittelpunkte eine Oeffnung, die ſogenannte Pupille oder das Seheloch hat, und nicht, wie es den Anſchein hat, feſt an der Hornhaut anliegt, ſondern an ſeinem Rande mit der Gefäßhaut verbunden und von dieſer aus hinter der Wölbung der Hornhaut ausgeſpannt iſt, wie das Zifferblatt einer Uhr hinter dem gewölbten Glaſe liegt. 64 Die Krankheiten des Pferdes. Im menſchlichen Auge erſcheint die Pupille (oder der Augen- ſtern) von ſchwarzer Farbe und rund; bei dem Pferde hin- gegen iſt ſie dunkelblau und oval, ſo daß der Längendurch- meſſer in horizontaler Richtung liegt, während bei einigen an- deren Thiergattungen, z. B. den Katzenarten, die große Achſe eine perpendiculäre Richtung hat. Die wäſſerige Feuchtigkeit giebt der durchſichtigen Hornhaut ihre Converität und ſetzt die Iris, welche in derſelben ſchwimmt, in den Stand, ihre Ver- richtungen zu vollbringen. Dieſelbe beſteht nämlich aus zwei Lagen Muskelfaſern, durch deren eine die Pupille (durch Zu- ſammenziehung der Iris) verkleinert und vermittelſt der anderen ſie erweitert und vergrößert wird. Erſteres geſchieht im hellen Lichte, Letzteres im Dunkeln, was man ſehr deutlich wahrnehmen kann, wenn man das Auge des Pferdes erſt in einer dunkeln Ecke des Stalies und unmittelbar nachher im Sonnenlichte be- trachtet. Bei gewiſſen Krankheiten fehlt dieſe Fähigkeit der Pupille, ſich zu erweitern und zuſammenzuziehen, aus welchem Grunde man bei den Krankheiten der Pferde das Auge ſtets genau zu unterſuchen hat. – Entfernt man die Iris, ſo er- ſcheint, in einer durchſichtigen Haut liegend (welche Kapſel genannt wird) und an zarten Fäden befeſtiget, ein doppelt conweres (linſenförmig geſtaltetes) und im geſunden Zuſtande vollkommen durchſichtiges Klümpchen, die ſogenannte Kryſtall- linſe, zwiſchen welcher und ihrer Kapſel ſich eine geringe Menge einer durchſichtigen Feuchtigkeit befindet. Die Kryſtalllinſe bildet, nebſt der Netzhaut, die wichtigſten Theile des Auges, denn ohne die Kryſtalllinſe würde kein ordentliches Bild von irgend einem Objecte im Auge entſtehen, und ohne die Netzhaut würde die Seele von dem Bilde nichts empfinden. Der Nutzen der Kryſtalllinſe beſteht aber hauptſächlich darin, daß ſie die ins Auge fallenden Lichtſtrahlen ſammelt und durch Brechung derſelben einen Brennpunkt auf der Netzhaut hervorbringt. Um aber ein vollſtändiges Sehen zu bewirken, muß dieſer Brennpunkt veränderlich ſein, d. h. die Kryſtalllinſe muß das Vermögen haben, ſich vor- und rückwärts zu bewegen, je nachdem ein näherer oder entfernterer Gegenſtand ſich dem Auge zur Be- trachtung darbietet. Fehlt dieſe Beweglichkeit, ſo entſteht ein doppelter Augenfehler, nämlich: a) die Fernſichtigkeit (indem das Auge blos entfernte Gegenſtände deutlich, näher gelegene Auge, Krankheit deſſelben. 65 aber nur undeutlich erkennt), wenn die Kryſtalllinſe weiter rückwärts liegt, und b) die Kurzſichtigkeit (indem das Auge blos in der Nähe deutlich ſieht), wenn die Kryſtalllinſe weiter vorwärts gelegen iſt.*) Die dritte Feuchtigkeit des Auges iſt die ſogenannte Glas- feuchtigkeit, welche dem reinſten Waſſer gleicht und nicht, wie die anderen Feuchtigkeiten, in einer allgemeinen Kapſel, ſondern in vielen vollkommen durchſichtigen Zellen enthalten iſt. Sie nimmt den ganzen hinteren Theil des Augapfels ein, deſſen Ausdehnung ſie bewirkt. – Die bereits erwähnte Gefäßhaut erſcheint im Auge der Menſchen in Folge eines ſchwarzen Pigmentes oder Schleimes, welcher ſie bedeckt, von ſchwarz- brauner Farbe und iſt die Urſache, welche dem Augenſterne oder der Pupille des menſchlichen Auges die ſchwarze Farbe giebt. Bei dem Pferde hingegen iſt die Gefäßhaut verſchieden- artig gefärbt, theils ſchwarz, theils blau, theils grün, und aus dieſem Grunde erſcheint die Pupille bei dem Pferde nicht ſchwarz, ſondern dunkelblau. – Ganz im Hintergrunde des Auges endlich dringt der aus dem Gehirne entſpringende Seh- nerv in daſſelbe ein, zertheilt ſich aber ſogleich in ein mar- kiges Gewebe und bildet einen weißen Teppich, welcher die Gefäßhaut bedeckt und dieſelbe bis zum Rande der Kryſtalllinſe begleitet. Es iſt dies die ſogenannte Netzhaut oder die Fläche, auf welcher ſich Alles, was wir mit dem Auge wahr- *) Bei Menſchen wird dieſem doppelten Fehler leicht durch Augen- gläſer, und zwar dem erſteren durch Conver- oder Sammlungsgläſer (Linſen) gläſer, Z gsgla) und dem letzteren durch Concav- oder Zerſtreuungsgläſer abgeholfen. – Im Alter verliert bekanntlich das Auge die Fähigkeit, in der Nähe deutlich zu ſehen, während es für die Ferne ſeine Dienſte noch recht gut verrichtet, ſo daß bejahrte Perſonen, wenn ſie leſen wollen, das Buch oftmals ſo weit, als der Arm reicht, von dem Auge entfernt halten. Der Grund dieſer Er- ſcheinung liegt darin, daß ſich bei zunehmenden Jahren die Feuchtigkeiten, welche hinter der Kryſtalllinſe liegen, vermindern, ſo daß dieſe weiter rück- wärts nach der Netzhaut zu liegen kommt. Aus demſelben Grunde ereignet es ſich aber auch häufig, daß Perſonen, welche früher kurzſichtig waren (weil die Kryſtalllinſe ihres Auges zu weit nach vorne lag), in ſpäteren Jahren keines Augenglaſes mehr bedürfen, indem durch Verminderung der Feuchtig- keit hinter der Kryſtalllinſe dieſe nun nicht mehr ſo weit nach vorne gedrängt wird, ſondern etwas näher gegen die Netzhaut zu ſtehen kommt. - Der homöop. Thierarzt. I. Thl. 17. Aufl. O 66 Die Krankheiten des Pferdes. nehmen, abſpiegelt und durch welche auf eine uns unbegreifliche Weiſe in der Seele Vorſtellungen von dem Geſehenen erzeugt werden, indem die aus lauter feinen Nervenfaſern beſtehende Netzhaut von jedem in das Auge fallenden Lichtſtrahle gereizt und die dadurch hervorgebrachten Eindrücke vermittelſt des Seh- nerven augenblicklich dem Gehirne mitgetheilt werden. Aus dieſer kurzen Darſtellung des Baues und der Ver- richtungen des Auges wird man leicht abnehmen, daß mancherlei Umſtände eintreten können, welche das Sehen entweder unvoll- kommen machen oder gänzlich vernichten. Die gewöhnlichſten derſelben ſind folgende: 1) Die Hornhaut, welche im normalen Zuſtande vollkom- men durchſichtig iſt, kann in Folge einer Entzündung 2c. mehr oder weniger verdunkelt werden, und das Thier wird mehr oder weniger blind ſein, wenn auch die übrigen Theile des Auges ſich im vollkommen geſunden Zuſtande befinden. 2) Die Geſtalt der Hornhaut kann entweder zu conver oder zu platt ſein. Im erſteren Falle wird das Auge in der Ferne, im letzteren in der Nähe ſeine Dienſte nur ſchlecht ver- richten. 3) Die Regenbogenhaut kann in Folge einer Entzündung e. die Fähigkeit, ſich zuſammenzuziehen und zu erweitern, mehr oder weniger verlieren. In dieſem Falle wird die Pupille immer von der nämlichen Größe erſcheinen und dem Thiere das Ver- mögen abgehen, dieſelbe den verſchiedenen Graden des Lichtes und der Entfernung der Gegenſtände anzupaſſen. Während daher das Pferd durch etwas ſtärkeres Licht leicht geblendet wird, wird es bei ſchwächerem Lichte nur unvollkommen ſehen können. 4) Die Pupille kann durch gänzliche Zuſammenziehung der Iris ſo geſchloſſen ſein, daſ kein Lichtſtrahl in dieſelbe einzu- dringen vermag. 5) Die Kryſtallinſe kann durch Vertrocknung c. mehr oder weniger verdunkelt ſein. Im letzteren Falle iſt das Sehen undeutlich und trübe und das Pferd wird ſcheu (vogelſcheu); im erſteren Falle entſteht die Krankheit, welche man den grauen Staar nennt. 6) Die der Netzhaut und den Sehnerven innewohnende Kraft kann vermindert werden oder gänzlich verloren gehen, Auge, Trübung deſſelben – Augenbeſchwerden. 67 in welchem Falle die unter dem Namen des ſchwarzen Staares bekannte Krankheit entſteht. So viel im Allgemeinen über die Krankheiten des Auges. Es folgen nun zur Erleichterung des Auffindens beim Nach- ſchlagen, und dem Plane dieſer Schrift gemäß, die an dieſem Organe am häufigſten vorkommenden Krankheitserſcheinungen in alphabetiſcher Ordnung, nebſt Angabe der zu ihrer Heilung erforderlichen homöopathiſchen Mittel. Auge, Trübung deſſelben. Dieſe Krankheit beſteht in einer Verdunkelung der durchſichtigen Feuchtigkeiten, welche ſich zwiſchen den ver- ſchiedenen Häuten des Auges befinden, und hat immer eine größere oder geringere Blödigkeit des Geſichts zur Folge. – Gewöhnlich iſt die wäſſerige Feuchtigkeit getrübt, in wel- chem Falle Euphrasia, Conium und Cannabis in 6ſtündigem Wechſel mit Erfolg gebraucht werden. Rührt die Trübung des Auges von einer Verdunkelung der Hornhaut her, ſo reicht Conium vollkommen aus, und zwar ſelbſt dann noch, wenn das Auge von einem weißen Hauche überlaufen iſt. Man verwechſele die Trübung und weißen Flecke vorn auf dem Auge nicht mit dem grauen Staare, welcher der äußeren Anſicht nach viele Aehnlichkeit mit ihnen hat, indem die verdunkelte Kryſtalllinſe durch die Pupille als ein weißlicher, undurchſichtiger Körper erſcheint. Wenn man das Auge von der Seite betrachtet, wird man ſich leicht überzeugen, ob die Trübung deſſelben in ſeinem Hintergrunde ſtatthabe oder nicht. Augenbeſchwerden. Im weiteren Sinne gehören hierher alle an den verſchie- denen Theilen des Auges vorkommenden Krankheiten, die wohl bei keinem anderen unſerer Hausthiere ſo zahlreich ſind, als bei dem Pferde, was bei den mancherlei ſchädlichen Einflüſſen, denen dieſes Thier von Jugend auf fortwährend ausgeſetzt iſt, nicht befremden kann. Die hauptſächlichſten dieſer Krankheiten ſind hier nach ihren beſonderen Eigenthümlichkeiten abgehandelt worden. Außer denſelben beobachtet man aber auch bisweilen an den äußerlichen Theilen des Auges abnorme Zuſtände, die theils dem Anſehen des Thieres ſchaden, theils das Sehen 5* 68 Die Krankheiten des Pferdes. deſſelben mehr oder weniger beeinträchtigen. Zu ihnen gehören beſonders die Warzen an den Rändern der Augenlider und kleine Balg- und Waſſergeſchwülſte, welche ſich nicht ſelten an dieſen Theilen finden. Gegen kruſtige Warzen hilft das Betupfen mit der ſtarken Tinktur von Thuja occidentalis, wäh- rend man gegen Balg- und Waſſergeſchwülſte etwa 14 Tage lang täglich 2 Gaben Calcar. carb. und dann in derſelben Weiſe Mercur. viv. mit Erfolg anwendet. Augenentzündung. Man unterſcheidet eine doppelte Art der Entzündung des Augapfels, nämlich die acute und periodiſche, welche letztere man gewöhnlich mit dem Namen Mond blindheit bezeichnet, indem man in früheren Zeiten irriger Weiſe meinte, daß der Einfluß des Mondes auf die Augen dieſes Uebel veranlaſſe. I. Die acute Augenentzündung wird, wie jede acute Krankheit überhaupt, hauptſächlich durch nachtheilig einwirkende Einflüſſe veranlaßt, denen das Thier zufällig ausgeſetzt war, wie z. B. Erhitzung und Erkältung des Körpers, Blendung durch zu ſtarkes Licht, dumpfe, mit ſcharfen Dünſten angefüllte Ställe 2c.; doch iſt die Augenentzündung nicht ſelten auch Be- gleiterin eines allgemeinen Krankheitszuſtandes oder Folge un- paſſender Fütterung. – Bei minder hohem Grade der Entzün- dung zeigt das Auge unter der aufgelegten Hand eine erhöhte Wärme, daſſelbe erſcheint erhitzt, das Weiße (eigentlich die Bindehaut) iſt mehr oder weniger geröthet und das Auge ſehr empfindlich gegen das Licht, weshalb auch die Augenlider gänz- lich oder faſt ganz geſchloſſen erſcheinen. Oeffnet man die letz- teren mit Gewalt, ſo findet man ſie geſchwollen, an ihrer in- neren Fläche entzündet und den Augapfel in Thränen ſchwim- mend. Iſt die Entzündung heftiger, ſo fühlt das anfangs ganz trockene Auge ſich brennend heiß an, nach und nach zeigt ſich ein eiterartiger Schleim, welcher den Augapfel umſchließt und die Augenlider verklebt, und endlich rinnen heiße, mit ſcharfem Schleim vermiſchte Thränen unaufhörlich herab, auch iſt dabei meiſt die Hornhaut weißlich getrübt und der Augapfel mehr oder weniger aus ſeiner Höhle hervorgetrieben. Die Heilung iſt leicht und gelingt in der Regel ſchon nach wenigen Tagen. Zuerſt reicht man alle 2 bis 3 Stunden eine Gabe Aconitum. Augenentzündung. (59 Iſt hierdurch die Entzündung merklich gelindert, aber noch Thränenfluß, Lichtſcheu und leichte Trübung der Hornhaut vor- handen, ſo giebt man Belladonna in zwei Gaben täglich, worauf, wenn die Hornhaut noch nicht den normalen Grad von Durch- ſichtigkeit erhalten hat, Cannabis und Euphrasia in 6ſtündigem Wechſel zur Anwendung kommen. – In den Fällen, wo zu- gleich die Augenlider entzündet ſind, iſt Apis mell... und da, wo die Hornhaut wie mit einem Felle überzogen erſcheint, Co- nium das Heilmittel. Iſt die Augenentzündung durch eine mechaniſche Veran- laſſung, wie Schläge, Stöße, Peitſchenhiebe 2c. entſtanden, ſo reiche man auch hier zuerſt einige Gaben Aconitum und wende dann mit Waſſer verdünnte Arnica-Tinktur äußerlich als Augen- waſſer an. Sollte an der Stelle, auf welche der Schlag 2c. zunächſt getroffen hatte, nach Anwendung dieſer Mittel noch eine leichte Trübung zurückbleiben, ſo reiche man Conium - alle 6 Stunden eine Gabe. II. Die periodiſche Augenentzündung oder Mond- blindheit tritt gewöhnlich bei dem Durchbruche der Mittel- ſchneidezähne, der hinterſten Backenzähne und der Haken, alſo in den Alter von 3 bis 5 Jahren zuerſt ein und kehrt, bei einmal dazu vorhandener Anlage, in längeren oder kürzeren Perioden ohne alle äußere Veranlaſſung von ſelbſt zurück. Sie ergreift gewöhnlich nur ein Auge auf einmal, aber die Ge- ſchwulſt der Augenlider, die Lichtſcheu und der Thranenfluß ſind in der Regel heftiger, als bei der acuten Augenentzündung; auch iſt es ein ziemlich conſtantes Symptom der Mondblind- heit, daß man, wenn man die Augenlider öffnet, in dem un- teren Theile der vorderen Augenkammer ein gelbgrünes Weſen ſchwimmen ſieht, welches in Bewegung geräth, ſo oft das Thier den Kopf bewegt. Das Auge erſcheint matt und ſinkt, als ob es kleiner würde, allmählich ein; die Hornhaut iſt milchweiß, oder bleifarbig oder bläulich getrübt, und hinter dem weit geöffneten Augenſterne erblickt man, wenn das Uebel bereits einen höheren Grad der Ausbildung erlangt hat, die allmählich ſich verdunkelnde Kryſtalllinſe als einen weißlichen Körper*) *) Die Unterſuchung des Auges darf nicht im Freien, ſondern muß in dem nur durch eine kleine Spalte der Thüre nothdürftig erleuchteten Stalle geſchehen, da ſich im Tageslichte die Pupille verkleinert und das von 7 () Die Krankheiten des Pferdes. Es iſt dies der Anfang des grauen Staares, der, wenn das Uebel nach dem ſechsten oder ſiebenten Jahre zuerſt ein- tritt, namentlich bei der ganz verkehrten allöop. Behandlung mit abführenden, ableitenden c. Mitteln den gewöhnlichen Aus- gang bildet (vergl. den Art. Staar). – Die homöop. Heilung der Mond blindheit erfordert zwar in der Regel etwas län- gere Zeit, iſt aber nicht minder ſicher, als die der acuten Augenentzündung. Zehn Tage lang täglich 3 Gaben Eu- hprasia und dann zehn Tage lang täglich 3 Gaben Conium und in hartnäckigen Fällen Wiederholung dieſer Medikation reichen zur Heilung vollkommen aus. – Bei Fohlen hat ſich in dem Falle, wo, neben Entzündungsgeſchwulſt, Schleimausfluß aus den Augen ſtattfand, Hepar sulphuris calc. beſonders heilkräftig gezeigt. Augenfell. Die Augenfelle ſind Auswüchſe in dem Zellſtoffe, welcher die Bindehaut mit dem Augapfel verbindet, und erſtrecken ſich in der Regel von dem inneren Augenwinkel bis gegen die Mitte der Hornhaut. Häufig entſteht dieſes Uebel, namentlich bei Cavalleriepferden, wenn öfter Staubwolken vom Winde gegen das Auge der Pferde getrieben oder auch bei großer Sonnenhitze anhaltende Märſche gemacht werden; doch läßt ſich häufig auch eine beſtimmte Urſache deſſelben nicht nach- weiſen, oder es iſt Folge inneren Siechthums. Conium iſt hier das Hauptmittel und genügen davon anfänglich täglich 3, ſpäter täglich 2 Gaben. – Die gegen die Augenfelle gewöhn- lich angewendeten Reiz- oder Beizmittel bringen zwar oft das Fell vom Auge weg, verderben aber daſſelbe in der Regel ſo, daß die Kur ſchlimmer iſt, als die Krankheit. Noch wider- finniger iſt die Methode derer, welche das Uebel dadurch heilen wollen, daß ſie einen Theil des Nagels aus dem Auge weg- ſchneiden, dadurch dem Thiere unſägliche Schmerzen verurſachen und einen der wichtigſten Theile des Auges für immer zerſtören. – Das Befeuchten der Augen mit kaltem Waſſer dürfte nach anhaltendem Marſche auf ſtaubigen Wegen vielleicht dieſer und dem Auge ſelbſt zurückgeworfeie Licht eine genauere Unterſuchung deſſelben faſt ganz unmöglich macht. Augenfell – Augenthränen. 7 I mancher anderen Augenkrankheit der Cavalleriepferde mit Glück vorbeugen, vorausgeſetzt, daß die Anwendung erſt dann ge- ſchieht, wenn das Pferd ſich etwas verkühlt hat. Augenflecken. Häufig bleibt nach Entzündung des Auges eine theilweiſe Verdunkelung der Hornhaut zurück, indem größere oder kleinere, anfangs nicht ganz undurchſichtige, nach und nach aber ſich immer mehr verdunkelnde Stellen (Hornhautflecken) auf der- ſelben erblickt werden. Hiergegen helfen Cannabis und Conium in 12ſtündigem Wechſel allemal. Sind ſolche Flecken durch eine mechaniſche Verletzung, wie Peitſchenhiebe 2c. entſtanden, ſo iſt vor Cannabis und Conium Arnica äußerlich (d. h. 6 bis 8 Tropfen in einem Eßlöffel voll Waſſer) in Anwendung zu bringen. Augengeſchwulſt. Auch die Geſchwulſt oder das Hervordrängen des Augapfels aus der Augenhöhle iſt gewöhnlich Folge oder vielmehr Begleiterin der Augenentzündung (vergl. dieſen Art.). Belladonna in täglich 2 Gaben beſeitigt das Uebel in kurzer Zeit. – Gegen Geſchwulſt der Augenlider mit oder ohne Thränenfluß iſt Apis mell. (täglich 2 Gaben) ſpecifiſch. Augenkrampf. Gegen krampfhaftes Verſchließen der Augenlider, wel- ches häufig bei periodiſchen Augenentzündungen beobachtet, oft aber auch als einzelnſtehendes Symptom wahrgenommen wird, iſt Hyoscyamus in täglich 3 Gaben das Heilmittel. Augenliderentzündung und Augenſchwürigkeit. Gegen große Entzündung, Verklebung und Ausſchlag der Augenlider iſt Mercurius solubilis ſehr zu empfehlen. Sind beſonders die Ränder der Augenlider geröthet und verklebt, ſo hilft Apis mell... und iſt zugleich das Auge mehr oder we- niger entzündet, Euphrasia in täglich 2 bis 3 Gaben. Augenthränen. Gegen dieſe, oft einen hohen Grad von Läſtigkeit erreichende Augenbeſchwerde hat ſich Apis mell. beſonders heilkräftig be- 7; - Die Krankheiten des Pferdes. währt. In einem Falle, wo von der Schärfe der ausfließen- den Thränen die Haare weggebeizt wurden, half Acidum phosphoricum in einigen Gaben. – Oft iſt das Augenthränen Nebenſymptom eines allgemeinen Augenleidens, namentlich der Augenentzündung, über welche oben ausführlich berichtet worden iſt. Augenverletzung. Auf eine Verletzung des Auges durch mechaniſche Veran- laſſung, wie Schläge, Stöße, Peitſchenhiebe, Verwundung mit ſpitzigen Gegenſtänden Mc. folgt in der Regel eine mehr oder minder heftige Augenentzündung, welche durch einige Gaben Aconitum zu entfernen iſt, worauf Arnica. innerlich und äußer- lich (6 bis 8 Tropfen der ſtarken Tinktur in einem Eßlöffel voll Waſſer) angewendet, gewöhnlich die Verletzung ſchnell und leicht beſeitiget. Gegen eine zurückbleibende Trübung des Auges ſowie bei Quetſchungen der Hornhaut, die ſich blos als einen dunklen Strich auf derſelben darſtellen, hat ſich Conium in ſehr vielen Fällen bewährt; iſt aber die Quetſchung ſtärker, ſo daß Blut in der wäſſerigen Feuchtigkeit der vorderen Augen- kammer ſchwimmt, ſo iſt Arnica ſpecifiſch. Ausfallen der Haare. Gegen dieſen Uebelſtand, dem in der Regel ein Siechthum zu Grunde liegt und den man oft für ſich allein, oft aber auch im Gefolge eines Ausſchlages beobachtet, ſind beſonders 4 Mittel zu empfehlen, und zwar Arsenicum, wenn das Thier ſchlecht genährt iſt und nicht gut frißt; Sulphur, wenn es ſich fort- während ſcheuert, ohne daß Ausſchlag bemerkt wird, Staphy- sagria, wenn ſich in der Mähne und auf der Schweifwurzel Ausſchlag zeigt und Natrum muriaticum - wenn ſich kleine jückende Knötchen über den ganzen Körper verbreiten. – An fänglich täglich 2, ſpäter täglich 1 und bei fortſchreitender Beſſerung wöchentlich 2 Gaben des hiernach paſſenden Mittels genügen vollkommen. Ausſchlag. Man unterſcheidet zunächſt eine doppelte Form der Haut- ausſchläge, nämlich die trockenen und die feuchten. Die erſtere Augenverletzung – Ausſchlag. 7: Form zeigt ſich anfangs als eine Menge ganz kleiner, röthlicher Blüthchen, die ſich ſpäterhin abſchuppen, ſo daß ein mehlartiger Staub die Stelle zu bedecken ſcheint. Gewöhnlich iſt ein läſtiges Jücken damit verbunden, welches nicht ſelten zu einer ſolchen Heftigkeit ausartet, daß das Thier wie raſend erſcheint und weder beim Freſſen, noch in der Nacht einen Augenblick Ruhe genießt. Dabei erſcheinen die Haare ſehr trocken und fallen all- mählich aus; auch zeigen ſich bisweilen kleine Knötchen unter der Haut. Gegen dieſen Zuſtand wende man täglich zwei Gaben Sulphur an, welcher bei allen Ausſchlagskrankheiten das Haupt mittel iſt und nur in gewiſſen Fällen die Beihülfe noch anderer Arzneien erheiſcht. – Zeigt ſich der trockene Ausſchlag mehr als eine Abſchuppung der Haut, ſo iſt erſt Sulphur, dann Mercur. viv. und zuletzt Graphites in Anwendung zu bringen. Die feuchten Ausſchläge entſtehen, indem ſich kleine Bläschen, Puſteln c., oft in zahlloſer Menge und dicht bei- ſammen ſtehend, über die Haut erheben, die eine mehr oder weniger wäſſerige Feuchtigkeit ausſchwitzen, welche ſich über die Haut ergießt und an der Luft zu einer Borke oder Kruſte ver- härtet. Dabei bilden ſich nicht ſelten kleine Geſchwüre, die ſich mehr in die Tiefe, bis in die unter der Haut liegenden Muskel- partieen erſtrecken, die Wurzeln der Haare zerſtören (ſo daß dieſe ausfallen) und einen unerträglich jückenden Reiz verurſachen, der beſonders des Abends und Nachts heftiger wird und das Thier nöthiget, ſich fortwährend zu reiben. Dieſe Krankheit erſcheint zuerſt an einzelnen Stellen, beſonders am Schweife, unter den Mähnen und in der Flankengegend und verbreitet ſich von da aus allmählich weiter, bis oftmals der ganze Körper davon bedeckt iſt, wobei das Thier immer matter wird und (bei verkehrter Behandlung) endlich an Lungenvereiterung, Waſſer- ſucht oder anderen chroniſchen Krankheiten zu Grunde geht. – Sulphur, Natrum muriaticum. Oleum terebinthinae und Staphysagria , jedes 14 Tage lang in der hier beobachteten Reihenfolge täglich 2 mal verabreicht, heilen die meiſten feuchten Ausſchläge. Nach der einmal dafür angenommenen Bezeichnungsweiſe unterſcheidet man die Hautausſchläge durch verſchiedene Namen, je nachdem ſie auf verſchiedene Weiſe ſich äußern, oder an dieſem oder jenem Theile des Thieres hauptſächlich vorkommen, näm- 74 Die Krankheiten des Pferdes. lich: 1) den Mähnengrind, wenn die Ausſchlagskrankheit auf dem Nacken, dem Kamme und unter den Mähnen ſtatt- findet – 2) die Pörzelſeuche oder den Ausſchlag an der Schweifwurzel; – 3) die Räude oder eigentliche Krätze der Pferde und 4) die Flechte. Man vergleiche hierüber die ge- nannten Artife. Auswüchſe, ſchwammige. Man bezeichnet mit dieſem Namen Verhärtungen der Haut oder des Zellgewebes, die beſonders an ſolchen Stellen vor- kommen, welche einen ſtarken und anhaltenden Druck von Theilen des Geſchirres zu erleiden haben. Arsenicum in täglich 2 Gaben iſt ein bewährtes Mittel dagegen. Aeußerlich werden dieſe Aus- wüchſe mit verdünnter Arnica-Tinktur, und wenn ſie anfangen, bösartig zu werden, mit Arsenicum (12 Tropfen auf einen Eß- löffel voll Waſſer) betupft. Bisweilen ereignet es ſich, daß der- gleichen Auswüchſe zum Aufgehen kommen, und dann ſind ſie zu behandeln, wie andere Geſchwüre (vergl. dieſen Art.). Balggeſchwulſt. Die mit dieſem Namen bezeichneten harten, gewöhnlich unſchmerzhaften Geſchwülſte von verſchiedener Größe kommen an verſchiedenen Theilen des Körpers vor und haben ihre Be- nennung von der Hülle (Cyſte, Balg) erhalten, in welche ſie eingeſchloſſen erſcheinen. Einige Gaben Arnica, alle 3 bis 4 Tage eine, erweichen die Geſchwulſt (beſonders wenn dieſelbe nach einer äußerlichen Contuſion entſtanden iſt), welche dann durch ein Paar Gaben Mercurius vivus oder Hepar suphuris zur Eiterung gebracht wird. Silicea in einigen Gaben beſchließt die Kur. – Gegen haarloſe Balggeſchwülſte wird beſonders Calcaria carbonica empfohlen. Auch wie äußerliche Anwendung der ſtarken Arnica-Tinktur hat ſich mehrfach bewährt. Bauchfellentzündung. Dieſe beſondere Art der Unterleibsentzündung, welche bisweilen durch Erkältung, durch zu feſtes Anziehen des Bauch- gurtes, durch einen Sturz, durch Schläge auf den Bauch 2c. veranlaßt, häufiger jedoch beobachtet wird, ohne daß eine nähere Veranlaſſung angegeben werden kann, äußert ſich wie alle Auswüchſe, ſchwammige – Bauchwaſſerſucht. 75 Entzündungskrankheiten (vergl. dieſen Art.) und hat beſonders einen ſehr hohen Grad von Beängſtigung. Anfänglich ſteht das Thier noch ruhig, aber nach 1 bis 2 Tagen wirft es ſich vor Schmerz nieder, ſpringt wieder auf, ſieht ſich unaufhörlich nach den Flanken um und ſucht den Bauch mit den Hinter- - füßen zu reiben. Kalte Ohren und Schenkel, ſchneller und harter Puls, Röthe der inneren Fläche der Augenlider und häufig auch heftiger Schweiß ſind die hauptſächlichſten Sym- ptome dieſer Krankheit, in deren fernerem Verlaufe der ſchnell tödtende Brand eintritt, wenn die Entzündung nicht zeitig gedämpft wird. Dies geſchieht durch Aconitum, unſer Haupt- mittel bei allen entzündlichen Krankheiten, und zwar, je nach den Umſtänden, alle Viertel-, halbe oder ganze Stunden eine Gabe, bis der Puls normal wird und eine merkliche Beruhi- gung des Thieres eintritt. Nur ſelten wird man nach fernerer Hülfe zu ſuchen Urſache haben, welche, wo es nöthig iſt, durch Bryonia und Nux vomica, ganz beſonders aber durch Arseni- cum, und wenn zugleich Harn beſchwerden eintreten, durch Cantharides gewährt wird. Tritt ſchnell zunehmende Mattig- keit und ein merkliches Sinken der Kräfte ein, ſo reiche man ſogleich Arsenicum. Im Uebrigen vergleiche man den Artikel Unterleibsentzündung. Bauchgeſchwulſt. Gegen die häufig nach Erkältung auftretende, oft aber auch als chroniſches, von einer allgemeinen Krankheitsurſache abhängiges Leiden beobachtete Geſchwulſt des Bauches, welche man übrigens nicht mit der ſogenannten Waſſerge- ſchwulſt an dieſem Theile verwechſeln darf (vergl. den Art. Bauchwaſſerſucht), hat ſich Bryonia und Arsenicum in 12 ſtündigem Wechſel ſtets auf das Vollkommenſte bewährt. Bauchwaſſerſucht. Dieſe Krankheit beſteht in einer Anſammlung wäſſeriger Flüſſigkeit in der Bauchhöhle und unterſcheidet ſich dadurch von der am Bauche (und an anderen Theilen des Körpers) vor- kommenden Hautwaſſerſucht (vergl. dieſen Art.), welche in dem Zellgewebe unter der Haut ihren Sitz hat. Man erkennt die Bauchwaſſerſucht hauptſächlich an der Ausdehnung des 76 Die Krankheiten des Pferdes. Unterleibes und der Fluctuation des Waſſers, welche man deut- lich bemerkt, wenn man die eine Hand an den Bauch des Thieres legt und mit der anderen an die entgegengeſetzte Seite deſſelben anſchlägt. Engbrüſtigkeit, großer Durſt und wenig Harn ſind Hauptſymptome; auch läßt eine dergleichen Geſchwulſt, wenn man mit dem Finger darauf drückt, eine Grube zurück. Die Ausdehnung des Bauches erreicht bisweilen einen ſehr hohen Grad, und in den meiſten Fällen iſt damit auch all- gemeine Hautwaſſer ſucht, beſonders unter dem Bauche, an der Bruſt und dem Schlauche verbunden; ja bisweilen verbreitet ſich die Geſchwulſt über den ganzen Körper. Das Pferd wird allmählich matt und kraftlos, der Blick iſt trübe, die Freßluſt vermindert ſich immer mehr, und das Thier geht endlich an völliger Entkräftung zu Grunde. – Gegen dieſe bei Pferden nicht häufig vorkommende Krankheit haben China, Arsenicum und Helleborus niger in 6ſtündigem Wechſel ſtets die beſten Dienſte geleiſtet. Beinbruch. Dergleichen Knochenbrüche kommen bei Pferden nicht ſelten vor und ſind leicht daran zu erkennen, daß das Thier nicht vermögend iſt, auf den gebrochenen Schenkel zu treten und man bei näherer Unterſuchung eine Biegſamkeit an einer Stelle wahrnimmt, wo kein Gelenk vorhanden iſt, und ein knarrendes Geräuſch hört, welches durch die gebrochenen Knochenenden ver- urſacht wird; auch offenbart ſich die Bruchſtelle alsbald durch Entzündungsgeſchwulſt und große Schmerzhaftigkeit bei dem Betaſten. Die Knochenbrüche der Ertremitäten werden bei Pferden und Rindern wegen der Körperlaſt dieſer Thiere für unheilbar gehalten; aber bei einem zweckmäßigen Verfahren iſt die Heilung ſehr wohl möglich, freilich aber auch mit vieler Mühe und Arbeit verbunden. Vor allen Dingen iſt die Bruch- ſtelle, nachdem man die Knochenenden ſo vollſtändig, als es ge- ſchehen kann, an einander gebracht hat, mit breiten Leinwand- ſtreifen zu umwinden, worauf man ein Paar rinnenförmig ge- ſchmiedete eiſerne Schienen anlegt, und zwar ſo, daß diejenige, welche nach hinten zu liegen kommt, einige Zoll über den Huf hinausragt, ſo daß das, kranke Bein auf derſelben ruht. Nächſt- dem müſſen breite Gurte, oder noch beſſer leere Säcke unter Beinbruch – Beulenfieber. 77 dem Bauche durchgezogen und an der Decke des Stalles befeſtigt werden, um das Pferd während der ganzen Dauer der Be- handlung in einer halb ſchwebenden Stellung zu erhalten. Innerlich reicht man dem Thiere am erſten Tage ein Paar Gaben Arnica; hierauf aber, anfangs täglich, nach 4 bis 5 Tagen jedoch einen Tag um den anderen, eine Gabe Symphy- tum und befeuchtet die Bandage recht oft mit kaltem Waſſer, welchem man 10 von der reinen Symphytum-Tinktur zugeſetzt hat. Nach acht Tagen muß man den Verband abnehmen, um nachzuſehen, ob die Bruchenden in gerader Richtung gegen einander ſtehen, worauf derſelbe ſorgfältig wieder anzulegen und bis zur völligen Heilung liegen zu laſſen iſt. Bis dahin iſt auch die Behandlung mit Symphytum officinale innerlich und äußer- lich fortzuſetzen. Beulenfieber. Dieſe Krankheit äußert ſich auf folgende Weiſe: Das Thier erkrankt plötzlich und bekommt größere oder kleinere Beulen mit ſcharfbegrenzten Rändern, welche der Neſſelſucht bei dem Menſchen ziemlich ähnlich ſind und ſich beſonders an dem vor- deren Theile des Körpers zeigen. Das Pferd zittert am ganzen Körper, iſt traurig und ſteht von der Krippe zurück, hat trie- fende Augen, Hitze im Maule, zähe Speichelabſonderung und wenig Freßluſt. Hat die Krankheit ſchon länger gedauert, ſo werden die Beulen, wenn ſie nicht plötzlich verſchwinden, mehr platt und wie eingedrückt, und gleichen daher oft ödematöſen (Waſſer-) Geſchwülſten, womit ſich gleichzeitig ungeheuere Fuß- anſchwellung verbindet. Gegen dieſen oft ſehr gefährlichen Zuſtand giebt man im Anfange immer mehrere Gaben Aconi- tum nach einander, worauf die Beulen bedeutend kleiner wer- den und die entzündlichen Symptome faſt ganz verſchwinden; die Thiere zeigen mehr Freßluſt und werden lebhafter. Nach jenem Mittel wird in den meiſten Fällen Rhus toxicodendron, gewöhnlich 2 Gaben in 24 Stunden, angewendet, wodurch die Krankheit meiſt gehoben iſt. Hat dieſelbe jedoch bereits länger gedauert und ſind die Beulen ſchon mehr platt, ſo leiſtet Arsenicum die beſten Dienſte, beſonders wenn gleichzeitig auch noch ödematöſe Fußanſchwellung (äußere Hautwaſſerſucht) zu- gegen iſt. 78 Die Krankheiten des Pferdes. Bienen- und Weſpenſtiche. Verletzungen von einzelnen dieſer Inſekten haben gar nichts zu bedeuten; fällt aber, wie es bisweilen geſchieht, ein ganzer Schwarm derſelben über ein Pferd her, ſo kann der Schmerz und die Entzündungsgeſchwulſt ſo geſteigert werden, daß das Thier darüber zu Grunde geht. Arnica, äußerlich angewendet, iſt ein bewährtes Mittel gegen dergl. Verletzungen; auch würde eine oder ein Paar Gaben dieſes Mittels, innerlich gebraucht, gewiß gute Dienſte leiſten. Eben ſo kann Apis mell. in Ur- tinktur, oder im Nothfalle Salmiakgeiſt, oder Kampherſpiritus, und wenn man von allen dieſen nichts hat, Urin äußerlich an- gewendet werden. Biſz von tollen Hunden. Die durch den Biß eines tollen Hundes verurſachte Waſſer- ſcheu iſt wegen ihrer unberechenbaren Folgen eine der fürchter- lichſten Krankheiten der Pferde und anderer Thiere, welche man bei aller Vorſicht oft nicht abzuwenden im Stande iſt. Das von einem tollen Hunde gebiſſene, oft kaum merklich mit den Zähnen geritzte Pferd ſteht anfangs traurig, mit ge- ſenktem Kopfe und geſchloſſenen Augen, ohne Gefühl und Be- wußtſein vor der Krippe und zeigt nicht die geringſte Freßluſt. Ohren, Maul und Naſe ſind kalt, die Haare treten borſtenartig in die Höhe, und ein leichter Schauer fährt abwechſelnd über die Haut. Am zweiten oder dritten Tage treten heftige Eon- vulſionen ein, ein ſchleimiger Ausfluß fließt aus dem Maule, das Thier wirft ſich auf die Erde, ſchlägt mit den Beinen und ſpringt wieder auf. Die Pupille iſt ſehr erweitert, das Auge ſtarr und der Blick fürchterlich. Nach öfterem Niederwerfen und Aufſpringen bleibt das Pferd endlich an der Erde liegen, ſchlägt unaufhörlich mit den Beinen und dem Kopfe und raſt ſo fort bis zu ſeinem Tode, welcher unter fürchterlichen Couvulſionen endlich am ſechsten oder ſiebenten Tage erfolgt. Die homöop. Behandlung dieſer furchtbaren Krankheit iſt folgende: Die Bißwunde wird ſobald als möglich ſorgfältig ausgewaſchen und dann mit Umſchlägen von Waſſer bedeckt, unter welches etwa der zehnte Theil Belladonna in 2. Potenz gemiſcht worden iſt. Innerlich reicht man 5 bis 8 Tropfen Bienen und Weſpenſtiche – Blaſenſtein. 79 Belladonna und wiederholt dieſe Gabe 4 bis 5 Wochen lang alle Tage dreimal, wobei das äußerliche Verfahren fortgeſetzt wird, bis jede Spur der Verletzung verſchwindet, was indeß oft ſchon nach wenigen Tagen der Fall iſt. – Nach dem Ge- brauche der Belladonna dürfte es in den meiſten Fällen rath- ſam ſein, einige Gaben Stramonium zu reichen. Iſt ein toller Hund unter ein Geſpann Pferde oder auch auf der Weide unter eine Heerde Fohlen gerathen und hat darunter herumgebiſſen, ohne daß man die eigentlich gebiſſenen Thiere auszumitteln im Stande wäre (was oft ganz und gar unmöglich iſt), o reiche man allen zuſammen Belladonna 2. Potenz in täglich 3 Gaben. Blaſenkrampf. Dieſe Krankheit beſteht in einem krampfhaften Verſchließen des Blaſenſchließmuskels, wodurch das Harnen unmöglich gemacht wird, und erſcheint häufig nach Erkältung, Uebergehung des Stallens oder auch als Nebenſymptom der Kolik. Das Thier verräth große Unruhe, gebehrdet ſich faſt wie bei Kolik- anfällen, ſcharrt mit den Füßen, wirft ſich nieder, ſpringt aber nach wenigen Minuten wieder auf und macht oft Anſtalt zum Harnen, jedoch ohne Erfolg. Dabei erſcheint in manchen Fällen der Leib aufgedunſen, und die Harnblaſe zeigt ſich bei Unter- ſuchung des Maſtdarmes in hohem Grade aufgetrieben. Aconi- tum und Cantharides in 4ſtündigem Wechſel helfen in den meiſten Fällen; doch iſt Hyoscyamus dann vorzuziehen, wenn das Thier das Stallen übergangen hat. Blaſenſtein. Das Vorhandenſein des Blaſenſteines kann nur durch Unterſuchung der Harnblaſe ermittelt werden, welche in ſolchen Fällen außerordentlich ausgedehnt erſcheint, ſo daß ſie häufig zerſprengt wird. Die Symptome dieſer Krankheit ſind im All- gemeinen die bei der Blaſenentzündung (vergl. Harn- blaſenentzündung) vorhandenen. Wegen des obwaltenden Entzündungszuſtandes reiche man Aconitum, dann täglich 2 Gaben Urolithinum. Iſt der Stein, bevor Hülfe geleiſtet wird, bereits in die Harnröhre eingetreten und die Blaſe dabei ſchon 80 Die Krankheiten des Pferdes. ſehr ausgedehnt, ſo wird das Thier meiſtens verloren ſein. Der Verfaſſer der homöop. Heilverſuche empfiehlt außerdem Umſchläge von in Leinöl gebratenen weißen, italieniſchen Zwiebeln, welche ſo heiß, als das Thier es leiden kann, auf die Blaſengegend durch Bänder zu befeſtigen ſind, und nennt die Wirkung dieſes Mittels überraſchend. Uebrigens muß noch bemerkt werden, daß dieſe Krankheit bei Pferden nur äußerſt ſelten und überhaupt blos bei männlichen Thieren vorkommt. Blick, ſtierer. Der ſtiere und wilde Blick des Auges iſt ein bei verſchie- denen Krankheiten vorkommendes und, ſo oft er beobachtet wird, im hohen Grade zu beachtendes Symptom. Als Zwiſchenmittel, welche in ſolchen Fällen neben den gegen den allgemeinen Krankheitszuſtand gerichteten Arzneien zu reichen ſind, haben ſich beſonders Belladonna, Opium, Stramonium und Arsenicum bewährt. Blutharnen. Die Ausleerung von Blut durch die Harnwege, d. h. eines mit Blut mehr oder weniger vermiſchten Urins kommt bei Pferden, wo überhaupt dieſes Uebel bei weitem weniger ge- fährlich iſt, als bei dem Rindvieh, nicht ſehr häufig und meiſt nur bei vorhandenem Nieren- oder Blaſenſteine, bei einem hohen Grade der Nieren- und Blaſenentzündung oder in Folge einer Quetſchung und ſonſtigen äußeren Gewaltthätigkeit vor. Die dabei ſich äußernden Symptome ſind denen bei Kolik- anfällen mehr oder minder ähnlich: das Pferd iſt traurig, zieht die Lenden ein, legt ſich nieder, ſteht aber bald wieder auf und entleert dann und wann eine geringe Menge blutig gefärbten Harnes. Bei einem vorhandenen Entzündungszuſtande ſind Aco- nitum und die bei Harnblaſen- und Nierenentzündung genannten Mittel anzuwenden; rührt jedoch der Zuſtand von einer Quetſchung oder einem Schlage auf die Nierengegend c. her, ſo wird Arnica die beſten Dienſte leiſten. In Fällen, wo weder die eine, noch die andere der genannten veranlaſſen- den Urſachen ſtattfindet, reiche man Ipecacuanha in täglich 3 bis 4 Gaben. Blick, ſtierer – Blutſchlag. 81 Bluthuſten. Der Zufall des Bluthuſtens, wobei das Pferd nicht durch das Maul, ſondern durch die Naſe*) eine Menge hell- rothen, ſchaumigen Blutes unter ſtarken Huſten, Schwerath- migkeit und heftigem Flankenſchlagen ausſtößt, iſt meiſt ſehr gefährlich, da immer ein wichtiges Leiden der Lunge, ein Sturz- eine erhaltene Wunde oder ſonſtige Verletzung Urſache davon iſt. Entſteht das Uebel nach einer Verletzung, ſo reiche man, Arnica in wiederholten Gaben und darauf China: rührt aber daſſelbe von einer Krankheit der Lungen her, ſo beobachte man das unter Lungenentzündung und Lungenſucht vorgeſchrie bene Verfahren. Blutſchlag. Denn Blut ich age oder Schlagfluſſe ſind beſonders Pferde mit kurzem, dickem Halſe, namentlich, wenn ſie mit Körnerfutter überfüttert und dabei nicht hinlänglich beſchäftiget werden, hauptſächlich dann ausgeſetzt, wenn ſie an etwas heißen Tagen am Schwindel zu leiden anfangen. Ein ſolches Pferd trägt den Kopf beſonders tief, hebt die Vorderbeine etwas höher, als gewöhnlich, wankt im Gange, beſonders wenn man daſſelbe wendet, fällt ſelbſt bisweilen nieder, kommt aber nach einigen Augenblicken wieder zur Beſinnung. Gewöhnlich kehren dieſe Zufälle öfter wieder, werden dabei immer heftiger und es tritt am Ende ein Anfall von Schlag ein, bei welchen das Thier plötzlich niederſtürzt und nach wenigen Zuckungen verendet. So- bald die oben genannten Vorboten eintreten (vergl. auch Schwin- del), reiche man einige Gaben Aconitum und darauf alle 3 Stunden eine Gabe Cocculus, wodurch man dem traurigen Ausgange mit Sicherheit vorbeugen wird, beſonders wenn man das Pferd mäßig füttert, gehörig beſchäftiget und bei heißer Witterung nicht übernimmt. *) Bei dem Pferde, welches vermöge ſeines eigenthümlichen Baues gar nicht mit dem Munde, ſondern blos durch die Naſe athmet, wird daher auch Alles, was von den Lungen ausgeſtoßen wird, wie Schleim, Eiter, Blut e. durch die Naſenlöcher ausgeworfen. Der homöop. Thierarzt. I. Thl. 17. Aufl. 6 82 Die Krankheiten des Pferdes. - Blutung. Blutungen und Blutflüſſe ſind Blutergießungen aus irgend einem Theile des Körpers, in Folge einer Verletzung oder Zerreißung eines Blutgefäßes. Blutflüſſe, welche durch äußerliche Verletzungen entſtanden ſind, werden geſtillt durch Compreſſen von Leinwand oder Flachs, die man mit Waſſer befeuchtet, in das entweder einige Theelöffel voll Arnica oder Millefolium in ſtarker Tinktur gemiſcht worden ſind. Iſt ein bedeutendes Gefäß zerriſſen, ſo muß daſſelbe aufgeſucht und unterbunden werden. *) Zur Verhütung des Wundfiebers bei beträchtlichem Blutverluſte dient Arnica und zur He- bung der dadurch geſunkenen Kräfte: China. Ueber Blu- tungen aus der Lunge vergleiche man den Artikel Blut- huſten. Blutunterlaufung. Solche Anſchwellungen, welche durch das Austreten des Blutes in das Zellgewebe, z. B. durch Zerreißung einer kleinen, flach liegenden Blutader nach einem Schlage Nc. entſtehen, ſind, wenn die Menge des ausgetretenen Blutes nicht ſehr groß iſt, ſelten von Wichtigkeit. Da ſie jedoch bisweilen Eiterung ver- anlaſſen, ſo verſäume man nicht, Umſchläge von Arnica-Waſſer und ein Paar Gaben Arnica innerlich dagegen anzuwenden. Bockhuf. Träger in ſeinen „Studien und Erfahrungen“, zweite Auflage, S. 42, ſchreibt darüber Folgendes: „Der wahre Bockhuf kommt faſt nur an: dem rechten Vorderfuße vor. Er beſteht in einer mehr oder weniger ſenk- rechten Stellung des ganzen Hornſchuhes, beſonders aber der vorderen Wandung deſſelben, der Zehe. Die Sohle tritt zurück, *) Iſt eine Arterie (Pulsader) verletzt, fo ſpringt das Blut in einem Bogen ſtoßweiſe oder in ſchnell auf einander folgenden Abſätzen hervor, während es aus einer verletzten Vene (Blutader) ohne Unterbrechung lang ſam hervorquillt. Im erſteren Falle iſt auch das Blut dünner, heller und weniger zum Gerinnen geneigt, während das aus einer Vene dicker und ſchwärzlichroth iſt und ſchneller gerinnt. Blutung – Bräune. S3 der Strahl iſt meiſt etwas zuſammengezogen, das Kronengelenk hebt ſich mehr heraus, ja die Veränderung der Stellung der Gelenke reicht oft noch bis zum Knie hin- auf. Seine Entſtehung datirt aus den erſten Wochen, ja aus den erſten Tagen des Füllenalters. Ein gut paſſender Lederſtiefel, der im Schuh den Huf genau umſchließt, wozu ein Riemen über die Krone noch möglichſt behülflich iſt, mit einer, der normalen Richtung des Fußes - entſprechenden, ziemlich bis zum Knie hin- Bºkhuf. aufreichenden Eiſenſchiene –zeitig genug angelegt, beugt gewöhnlich allen orthopädiſchen Plackereien vor, die ſonſt ein Bockhuf zu bereiten pflegt.“ Brillne. Die Bräune (Halsbräune) iſt eine ſo häufig vorkom- mende, als gefährliche Krankheit der Pferde, die in vielen Fällen den Tod durch Erſtickung herbeiführt, oder in Lungen- entzündung und hartnäckige Dämpfigkeit übergeht. Man erkennt dieſelbe augenblicklich an dem beſchwerlichen, ſchnaufenden und oft weit hörbaren Athemholen, wobei das Pferd häufig den Kopf etwas ſenkt und den Hals gerade vor ſich hinſtreckt. Die Schleimhäute des Maules und der Naſe ſind ſtark ge- röthet. Die Naſe iſt trocken, das Maul aber voll dünnen, ſchaumigen Speichels. Das Schlucken iſt meiſt ganz unmög- lich, und ſelbſt weiches Futter und das Getränk geht durch die Naſenlöcher wieder zurück. Dabei iſt ein ziemlich heftiges Fie- ber, häufig auch ein kurzer, trockener Huſten vorhanden. Zunge und Athem ſind heiß, und das Auge iſt mehr oder weniger hervorgetrieben. Oft iſt zugleich auch Geſchwulſt der Zunge und äußere Entzündungsgeſchwulſt des Halſes, beſonders hinter den Ganaſchen, zugegen. Durch Aconitum und Spongia in ſtündigem Wechſel wird dieſe Krankheit, die übrigens nicht blos bei Fohlen vorkommt und am häufigſten durch Erkältung entſteht, in den meiſten Fällen ſicher geheilt. Wo die genannten Mittel nicht ausreichen, greife man noch zu Bromum, Jodum und Hepar sulph. calcar. - G* 84 Die Krankheiten des Pferdes. Brand, äußerlicher. Der äußerliche Brand (auch laufen des Feuer ge- nannt) iſt eine beim Pferde nur höchſt ſelten vorkommende, aber ſtets höchſt gefährliche und außerordentlich ſchnell tödtende Geſchwulſtkrankheit, die durch den Genuß ſchädlicher Futter- kräuter entſtehen ſoll, wahrſcheinlicher aber eine Art der An- thrarkrankheiten bildet. Das davon befallene Thier zeigt ſich im höchſten Grade unruhig und über den ganzen Körper von brennender Hitze ergriffen. Gewöhnlich am Kopfe, ſeltener auf dem Rücken zwiſchen der Haut und dem Zellgewebe, bildet ſich eine mit Luft angefüllte Geſchwulſt, die ſich unter hef- tigen Fieberbewegungen mit reißender Schnelligkeit über den ganzen Körper verbreitet. Der Blick iſt dabei ſtarr und wild Maul und Naſe trocken und heiß, der Puls hart, ſpäterhin jedoch kaum fühlbar, der Miſt trocken und der Urin waſſerhell und ſparſam. Aconitum Napell. iſt das erſte zur Anwendung kommende Mittel, welches in einigen, ſchnell auf einander folgenden Ga- ben die Unruhe und brennende Hitze des Körpers beſchwichtiget. Belladonna, ebenfalls in öfteren Gaben, beſeitiget dann, wenn das Uebel nicht bereits zu weit vorgeſchritten war, namentlich bei den Symptomen ſtieren Blickes und wuthähnlicher Unruhe, alle Gefahr. Auch Arsenicum album hat ſich ganz beſonders hülfreich erwieſen, namentlich dann, wenn die Luftgeſchwulſt am Kopfe von bedeutendem Umfange war, ohne ſich nach anderen Körpertheilen zu verbreiten. Auf Ranunculus sceleratus möchte ich ebenfalls aufmerkſam machen. Brandſchäden. - Verletzung äußerlicher Theile durch die Flamme des Feuers oder glühende und erhitzte Körper werden durch die äußerliche Anwendung der ſtarken Tinktur von Urtica urens wunderbar ſchnell geheilt. Bei veralteten Brandſchäden leiſtet eine Salbe von geſchabter Seife mit der ſtarken Tinktur der Artemisia Abrolanum die beſten Dienſte. Brand, äußerlicher – Bruſtentzündung. S5 Bruſtentzündung. Man bezeichnet mit dieſem Namen eine Entzündungskrank heit aller die Bruſthöhle einſchließenden und in dieſelbe ein- geſchloſſenen Theile, hauptſächlich der Lunge, des Herzens, des Herzbeutels, des Bruſt-, Mittel-, Zwerg- und Rippenfelles, ja bisweilen ſelbſt der Luftröhre. Die Bruſtentzündung gehört unter die höchſt akuten und gefährlichſten Krankheiten, denen das Pferd unterworfen iſt, weil dieſelbe bei unzweckmäßiger Behandlung nicht nur häufig das Thier tödtet, ſondern auch oft in chroniſche Dämpfigkeit, eiternde Lungenſucht, Waſſer- ſucht Nc. übergeht. Die Hauptſymptome dieſer Krankheit, welche gewöhnlich auf eine vorhergegangene Erkältung, kaltes Saufen bei großer Erhitzung Mc. nach kurzen Vorboten mit den Erſcheinungen eines heftigen Fiebers auftritt, ſind folgende: Das Pferd tritt mög- lichſt weit von der Krippe zurück und frißt höchſtens etwas Heu und Stroh. Der Puls iſt hart und ſchnell (90 bis 100 Schläge in einer Minute), das Athenholen beſchleunigt und heftig, beſonders das Einathmen beſchwerlich, und die ausge- ſtoßene Luft ungewöhnlich heiß. Trotz des heftigen Durſtes vermag das Thier nur wenig zu ſaufen und ſetzt dabei oft- mals ab, weil demſelben das Einziehen des Waſſers vermöge des Athenholens beſchwerlich und ſchmerzlich iſt. Das Maul iſt trocken und heiß, das Auge glänzend und roth, der Harn klar und geröthet und der Miſt trocken und ſelten. Die Schleimhäute des Maules und der Naſe ſind hochroth. Bis- weilen zeigt ſich ein kurzer, unkräftiger und ſchmerzhafter Huſten, zu welchem ſich das Thier oftmals anſchickt, den es aber, des damit verbundenen Schmerzes wegen, faſt immer unterdrückt. Das Pferd iſt traurig, ſenkt den Kopf, läßt die Ohren hängen und legt ſich entweder gar nicht nieder oder ſteht ſogleich wieder auf. Es ſtöhnt heftig, wenn man den geſenkten Hals und Kopf aufrichtet oder daſſelbe umwenden und zum Zurücktreten nöthi- gen will. Schreitet es ja vorwärts, ſo ſetzt es die Vorder- ſchenkel ganz ſteif und ſchleppend und unter vielem Aechzen fort, macht nur ganz kleine, kurze Schritte und ſtellt ſich ſehr un- bändig, wenn man die Vorderfüße anfaßt, um ſie vorwärts zu ziehen oder zurückzuſtoßen. - Die Krankheiten des Pferdes. Hat ſich die Krankheit in beſchriebener Weiſe bereits aus- gebildet, ſo reiche man ungeſäumt Aconitum, welches alle 15 bis 30 Minuten ſo lange zu wiederholen iſt, bis der Athen weniger heiß, der Puls weniger ſchnell und überhaupt das Thier merklich beruhiget iſt. Oft reicht dieſes Mittel allein hin, die Krankheit zu beſeitigen. Schreitet jedoch auf wiederholte Gaben deſſelben die Beſſerung nicht merklich vorwärts, und bleibt beſonders ein beſchwerliches und noch etwas ſchmerzliches Athemholen zurück, ſo reiche man Aconitum und Bryonia in 2ſtündigem Wechſel, Sehr oft wird man bei einiger Aufmerkſamkeit der völli gen Ausbildung der Bruſt entzündung vorbeugen können, wenn man die Vorboten dieſer Krankheit nicht überſieht, welche in etwas Schauder mit nachfolgender Hitze, heftigen Durſte, Mangel an Freßluſt und großer Niedergeſchlagenheit be- ſtehen. Hier hilft Arsenicum inſtündigem Wechſel mit Aconitum – Hat das Pferd, bei welchem dieſe Symptome auftreten, be reits früher an einer vielleicht ſchlecht geheilten Lungenentzün- dung c. gelitten, ſo reiche man nach Arsenicum einige Gaben Nitrum, welches Mittel auch dann ſeine Anwendung findet, wenn man vermuthen kann, daß ſich bereits Lungenknoten (Haupt- urſache der Dämpfigkeit) gebildet haben. – Wäre bei Ver- nachläſſigung einer ſogenannten Bruſtentzündung bereits akute Lungen vereiterung eingetreten, ſo wende man Phos- phorus und das unter Lungenſucht (eitern de) angegebene Verfahren an. – Opium iſt zu reichen, wenn das Pferd im halben Schlummer mit weitgeſpreizten Beinen, röchelndem Athem und geſchloſſenen Augen daſteht. Uebrigens ſei man bei dieſer Krankheit nicht ängſtlich; die Homöopathie hilft hier meiſt ſicher und ſchnell und hat ſchon oft Pferde, welche von allöopathiſchen Thierärzten für verloren erklärt waren, in kurzer Zeit voll- kommen hergeſtellt. Bruſtgeſchwulſt. Mit dieſem Namen bezeichnet man eine runde Entzündungs- geſchwulſt, die ſich, etwa von der Größe einer Fauſt, mitten auf der Bruſt, dem Herzen gegenüber, bildet, wovon ſie auch An- ticor oder Vorherz genannt wird. Häufig ſieht man dieſelbe nach Erkältung entſtehen und wendet dagegen ein Paar Gaben Bruſtgeſchwulſt – Bruſtſeuche. 87 Aconitum und dann Bryonia an. Arnica in täglich 3 Gaben iſt zu reichen, wenn die Geſchwulſt Folge eines Druckſchadens oder ſonſt einer äußerlichen Verletzung iſt, wogegen Arnica auch äußerlich angewendet werden kann (vergl. Durchziehen an der Bruſt). – Gegen eine mehr ausgedehnte, allgemeine Bruſtgeſchwulſt iſt China, ſowie gegen diejenige, welche plötz- lich durch Erkältung in Folge von Durchnäſſung entſtand, Dul- camara ſpecifiſch. – Ueber diejenige Geſchwulſt, welche in Folge angeſammelten Waſſers in dem Zellgewebe oder ſelbſt der Bruſthöhle entſteht, vergleiche man die Artikel Bruſt- waſſerſucht und Hautwaſſerſucht. Bruſtſeuche. Die Bruſtſeuche oder Influenza (auch epizootiſche Bruſtfellentzündung oder Pferdeſeuche genannt) kommt in der Regel bei vielen Pferden einer ganzen Gegend, ja gan- zer Länderſtriche ſeuchenartig vor und rafft nicht ſelten eine große Anzahl von Pferden hinweg. Sie ſtellt ein Gemiſch einer Art von Entzündungs- und Nervenfieber dar, wobei ge- wöhnlich die Lungen und das Bruſtfell, oft aber auch die Leber und die Gedärme von einer Entzündung befallen werden. Je nach dieſen Verſchiedenheiten zeigt ſich auch das Leiden unter ſehr verſchiedener Geſtalt, ſo daß Erkenntniß und Kur dadurch beträchtlich erſchwert werden. In der Regel ſind die Zufälle denen, welche man bei Bruſtentzündung beobachtet, ſehr ähnlich, wenn auch die Entzündung des Bruſtfelles nicht immer die Hauptkrankheit ausmacht, ja manchmal gar nicht vorhanden iſt. – Das Pferd zeigt ſich matt, träge und abgeſtumpft wie beim Dummkoller; Zunge und Zahnfleiſch ſind von gelblicher Farbe; der Appetit iſt merklich vermindert. Nach einigen Tagen kommt Fieber hinzu. Herz und Puls ſchlagen 60 bis 80 und mehrmal in der Minute; die ſichtbaren Schleimhäute ſind hochroth, etwas ins Gelbliche ſpielend, das Maul iſt heiß, das Haar geſträubt, Ohren und Naſe zeigen eine vermehrte Wärme. Der Durſt iſt vermehrt, der Appetit vermindert, aber ſelten ganz unterdrückt. Bisweilen zeigen ſich auch Symptome von Druſe und Augenentzündung. Weſentlich ſind nur noch die Symptome einer Entzündung der Lungen und der Leber, auch wohl der Gedärme. In dieſem Falle loht das Pferd 88 Die Krankheiten des Pferdes. vermehrt Athem mit weit aufgeriſſenen Naſenlöchern, frißt we- nig oder gar nicht, hat Fieber von 80 bis 100 Pulſen, legt ſich nicht nieder und huſtet mehr oder weniger oft ſchmerzhaft und unterdrückt. Alle ſichtbaren Schleimhäute und die Binde- haut der Augen zeigen eine gelbliche Farbe, und die Zunge iſt mit ſchaumigem, ſchmutzigen Speichel belegt. Manchmal finden ſich auch Kolikzufälle ein, und das Pferd ſieht ſich dann unter Stöhnen öfter nach dem Bauche um, ſcharrt mit den Füßen c. Halten die Zufälle längere Zeit an, ſo ſind Bauchfell oder Gedärme von Entzündung ergriffen. – In den Cadavern der an der Krankheit geſtorbenen Thiere (die Bruſtſeuche wird ſehr oft tödtlich) findet man gewöhnlich eine beträchtliche Menge in die Bruſthöhle ergoſſenes Waſſer und gelbe Ausſchwitzungen, ſowie die Lungen von dunkler Farbe, vergrößert, ſchwer und feſt und mit dem Rippenfelle verwachſen. Die Leber iſt orange- farbig, vergrößert und ſo mürbe, daß ſie ſich leicht zerbröckeln läßt. Die Urſachen dieſer Krankheit ſcheinen in einer eigen- thümlichen, obſchon nicht weiter nachweisbaren Beſchaffenheit der Atmoſphäre begründet zu ſein; wenigſtens läßt ſich ſo am leichteſten die Beobachtung erklären, daß oft viele Jahre ver- gehen, in denen kein einziger Fall dieſer Krankheit vorkommt, während in einzelnen Jahren ſehr zahlreiche, über ganze große Länderſtrecken verbreitete Fälle beobachtet werden, ganz auf ähnliche Weiſe, wie es mit der dieſer Krankheit nicht ganz un- ähnlichen Grippe des Menſchen der Fall iſt. Daß übrigens das Uebel anſteckend iſt und ſehr leicht auf andere, geſunde Pferde übertragen werden kann, iſt außer allem Zweifel, und gebietet daher die Vorſicht, derartige Patienten ſofort von den übrigen Pferden abzuſondern, und ihren Wärter mit geſunden Pferden auf keine Weiſe in Berührung kommen zu laſſen. Die Krankheit iſt von ſehr unbeſtimmtem Verlaufe und erfordert daher ein nach den Umſtänden verſchiedenes Heilver- fahren. Im Allgemeinen iſt, nächſt Aconitum und Arsenicum, die ſtets im Anfange in mehrfach wiederholter Gabe wechſels- weiſe zu reichen ſind, Chamomilla das Hauptmittel, neben welchem Nux vomica, namentlich bei Verſtopfung und Sympto- men vorhandener Leberentzündung, Beachtung verdient. Auch Nitrum namentlich im Wechſel mit Nux vom.., habe ich Bruſtwaſſerſucht – Buglähme. 89 mit großem Glücke hierbei in Anwendung gebracht, nachdem Aconit. Napell. und Bryonia die gewöhnlichen Symptome der Bruſtaffection zum Theil bereits beſeitiget hatten. Gegen die mit der Krankheit bisweilen verbundenen Lähmungen dienen Cocculus und Rhus toxicodendron, von denen jedes S bis 10 Tage lang in täglich 3 Gaben zu reichen iſt. Bruſtwaſſerſucht. Dieſe Krankheit entſteht auf ähnliche Weiſe, wie die Bauch- waſſerſucht (vergl. den Art.), indem ſich (gewöhnlich in Folge einer vorhergegangenen und ſchlecht geheilten Bruſt- oder Lun- genentzündung) eine oft ſehr beträchtliche Menge wäſſeriger Flüſſigkeit in der Bruſthöhle ſammelt. Das Pferd wird trau rig und allmählich ſchwach und matt, ſo daß es nur durch Strenge zur Arbeit getrieben werden kann, wobei es den Kopf zur Erde hängt und häufiges Stöhnen hören läßt. Das Ath- men iſt beſchwerlich, jedoch nicht beſchleunigt, aber bei jedem Athemzuge iſt ein Aechzen zu vernehmen. Die Vorderbeine ſtehen weit auseinander, damit durch die Schultern die Bruſt- höhle nicht beengt werde. Die Schleimhäute des Maules und der Naſe ſind bleich, die Zunge iſt mit Schleim bedeckt, der Miſt weich, der Urin hell und klar. Die Freßluſt verliert ſich immer mehr, die Ertremitäten ſind kalt, das Haar wird ſtrup- pig, und an verſchiedenen Theilen des Körpers zeigen ſich Waſſergeſchwülſte (ſiehe Hautwaſſer ſucht). Sind, wie es häufig der Fall iſt, zugleich die Lungen afficirt, ſo ſteht das Pferd beſtändig, der Athem verbreitet einen ſehr üblen Geruch, und aus der Naſe fließt öfter eine dunkel gefärbte, übelriechende Jauche. Die Beine bis zum Knie, ſowie die Ohren ſind eis- kalt, und jede Bewegung verurſacht große Beſchwerde. China, Phosphorus und Arsenicum in ſtündigem Wechſel ſind hier Hauptmittel, wenn das Uebel nicht ſchon zu weit gediehen, und namentlich nicht bereits ein zu großer Theil der Lungen zerſtört iſt. Buglähme. Dieſe Krankheit, welche in verſchiedenen Theilen der Schulter ihren Sitz haben kann, wird ſehr leicht an einem eigenthümlichen Hinken des Pferdes erkannt, welches dadurch L)() Die Krankheiten des Pferdes. veranlaßt wird, daß Theile, welche zur Befeſtigung des Schulter- gelenkes dienen, entweder mechaniſch verletzt oder rheumatiſch afficirt ſind. Daß die Krankheit in der Schultergegend ihren Sitz habe (Bug- oder Bruſt lähme), erkennt man daraus, wenn ſich äußerlich weder am Hufe noch am Schenkel eine Ge- ſchwulſt, Verletzung Nc. entdecken läßt, wenn das Pferd auf weichem Boden eben ſo hinkt, wie auf dem Steinpflaſter, wenn daſſelbe beim Stehen ſich nicht auf das kranke Bein ſtützt, ſon- dern es nach außen vorwärts ſtellt und beim Gehen den ſteif gehaltenen Fuß mehr ſchleift oder ſchlenkert, als hebt, und des- halb ohne anzuſtoßen, nicht gut über eine Thürſchwelle und dergleichen wegſchreiten kann und nur ungern rückwärts geht, wobei es mit dem kranken, auf der Erde geſchleiften Fuße einen Bogen beſchreibt und hauptſächlich, wenn die Gegend des Schultergelenkes heiß und geſchwollen iſt. Bei rheumatiſcher Buglähme vermindert ſich das Hinken, wenn das Pferd im Gehen warm wird; iſt dieſelbe aber durch eine andere Ver- anlaſſung (z. B. durch Auflegung eines zu engen Sattels, be- ſonders wenn derſelbe zu weit nach vorne liegt, durch Schläge, Stöße, Quetſchungen, Verſtauchungen, Fehltritte Nc.) entſtanden, ſo wird das Uebel durch Anſtrengung vermehrt. In Betreff der Heilung hat man die veranlaſſende Urſache wohl zu be- rückſichtigen. Iſt die Buglähme durch einen Schlag, Stoß ºc. entſtanden, ſo reiche man täglich 3 Gabel Arnica und wende dieſelbe auch äußerlich zu Umſchlägen an. Iſt Entzündung vor- handen, ſo gebe man zuvor ein Paar Gaben Aconitum. Auch Symphytum, innerlich und äußerlich, iſt beſonders dann zu empfehlen, wenn zugleich die Schaufel verletzt iſt. Iſt dagegen das Uebel durch Erkältung entſtanden (rheumatiſche Lähme), ſo findet beſonders Ferrum muriaticum, und nächſt dieſem Rhus toxicodendron in täglich 2 bis 3 Gaben Anwendung. Bei rheumatiſcher Buglähme iſt mäßige Bewegung dem Heilungsgeſchäfte förderlich; iſt dieſelbe aber durch eine Ver- letzung ºc. entſtanden, ſo hat man dem Thiere bis zur gänz- lichen Wiederherſtellung vollkommene Ruhe zu gönnen. Caſtration. Zur Verhütung und Beſeitigung des in Folge dieſer Ope- ration eintretenden Wundfiebers dient Arnica in einigen Gaben, Caſtration – Dampf, Dämpfigkeit. wie denn überhaupt einige Theelöffel voll Arnica-Tinktur dem Waſſer beigemiſcht werden können, welches zur Abwaſchung der verwundeten Theile gebraucht wird. Das Heilungsgeſchäft wird dadurch nicht nur ſchneller von Statten gehen, beſonders wenn man dieſe Waſchungen mit verdünnter Arnica-Tinktur öfter wiederholt, ſondern es werden auch durch die Anwendung jenes Mittels eine Menge übler, nicht ſelten gefährlicher Zufälle gleich im Keime erſtickt. Sollten ſich Fiſteln bilden, ſo vergleiche man den Artikel Fiſtelgeſchwür, ſowie man über den dabei (oder vielmehr nachher) bisweilen eintretenden Kinnbackenzwang unter Maulſperre das Nöthige angegeben findet. Gegen Geſchwulſt des Bauches nach der Operation habe ich Arsenicum in täglich 3 Gaben und darauf Sulphur ſtets mit günſtigem Erfolge angewendet. – Näheres über die Behand- lung der Thiere vor und nach der Operation findet man im dritten Bande dieſer Schrift. Dampf, Dämpfigkeit. Der ſogenannte Dampf (Aſthma, Engbrüſtigkeit) der Pferde iſt nicht ſowohl eine urſprüngliche Krankheit, als viel- mehr Folge eines verſteckten Bruſt- oder Lungenübels, welches theils in organiſchen Fehlern der Reſpirationswerkzeuge, theils und hauptſächlich in vorhergegangenen, nicht gut geheilten Lungen- entzündungen, worauf ſich Lungenknoten, Lungenverhärtungen 2c. ausgebildet haben, ſeinen Grund hat. Ein dämpfiges Pferd athmet ſchon in völliger Ruhe etwas ſchneller, als bei geſundem Zuſtande und mit einer ſichtbaren Bewegung der Rippen und Flanken; aber ungleich bemerkbarer wird dieſer Zuſtand, wenn das Thier in Bewegung geſetzt worden iſt, und ſollte dieſe auch nur wenige Minuten gedauert haben. Beſonders im Trabe zeigt ſich bei dem dämpfigen Pferde ein auffallend beſchleunigtes und angeſtrengtes Athemholen, ſtarke Bewegung der Flanken und lebhaftes Spiel der Naſenläppchen. Bei etwas anhalten- der Bewegung wird das Athnen ſehr hörbar, ſchnaubend, pfeifend und röchelnd, das Thier kommt bald ganz außer Athem und droht zu erſticken, beſonders wenn es bergan gehen oder ſchwere Laſten ziehen ſoll, und erſt nach ſehr geraumer Zeit fängt das Athmen an, ſich wieder etwas zu beruhigen. Dabei huſtet und keucht das Pferd und ſchleudert aus den 92 Die Krankheiten des Pferdes. ſehr erweiterten Naſenlöchern große Flocken zähen Schleimes hervor. Daſſelbe legt ſich nicht gern nieder, wälzt ſich niemals und ſetzt beim Saufen häufig ab, indem es nach Luft ſchnappt. Appetitmangel findet bei einem ſolchen Pferde in der Regel nicht Statt; doch befindet es ſich nach einem reichlichen Futter (beſonders von Heu) gewöhnlich ſchlechter, iſt meiſt mager und hat ſtets ein ſtruppiges, glanzloſes Haar. Bei trockener Witte rung, ſowie wenn das Thier viel Heu und Körnerfutter er- hält, verſchlimmert ſich die Krankheit zuſehends, vermindert ſich aber bei feuchter Witterung und Grünfutter. Bryonia, Nitrum, Arsenicum und Phosphorus in der hier beobachteten Reihenfolge, jedes Mittel 10 Tage lang in täglich 2 bis 3 Ga ben gereicht, beſeitigen das Uebel gewöhnlich vollkommen und dauernd. TN -- armentzündung. Die Darmentzündung, auch Darm gicht oder Blutkolik genannt, hat in ihren Symptomen vieles mit der Kolik ge- mein, mit welcher ſie jedoch nicht verwechſelt werden darf. Das Thier verſchmäht das Futter, hat aber heftigen Durſt. Der Puls iſt hart und ſchnell und das Athmen beſchleuniget und mit heftigem Flankenſchlagen verbunden. Die Augen ſind ge- röthet und hervorgedrängt, das Maul heiß und die Ertremi- täten bald warm, bald kalt. Das Thier ſteht mit gekrümmtem Rücken, ſieht ſich oft nach dem Bauche um, ſcharrt mit den Füßen, wirft ſich nieder, wälzt ſich, ſpringt mit wildem Blicke wieder auf, hackt mit den Vorderfüßen, ſchlägt mit den Hinter- füßen nach dem Bauche und zeigt ſich gegen jede Berührung außerordentlich empfindlich. Anfänglich geht dann und wann etwas Miſt ab, aber ſpäterhin nicht mehr. Hat die Krankheit zwei bis drei Tage gedauert und es tritt eine ſcheinbare Ruhe ein, bei welcher das Pferd mit den Füßen hin und her tritt und mit dem Schweife ſchlägt, und Füße und Ohren kalt wer- den, ſo iſt dies ein Beweis, daß die Entzündung in Brand überging, und der Tod erfolgt ſogleich. Aconitum iſt bei dieſer Krankheit das Hauptmittel, von welchem alle 10 bis 15 Mi- nuten eine Gabe zu reichen iſt, bis völlige Geneſung oder doch bedeutende Beſſerung eintritt. Sollten nach 2 bis 3 Stunden, auf die fortgeſetzte Anwendung von Aconitum, noch nicht alle Darmentzündung – Druckſchaden am Bauche. 93 Symptome gewichen ſein, ſo reiche man Arsenicum, womit man die Krankheit beſonders dann immer glücklich beſeitigen wird, wenn dieſelbe durch kaltes Saufen auf Erhitzung oder durch Futterfehler entſtanden iſt. – Häufig bleibt nach vollendeter Hei- lung Leibesverſtopfung oder auch Urinverhaltung zurück. Erſtere wird durch Nux vomica und Opium, letztere durch Cantharides. und in beſonders hartnäckigen Fällen durch Hyoscyamus immer beſeitigt. – In dem Falle, wo Aconitum und Arsenicum län- gere Zeit ohne Erfolg blieben, bei ſehr kurzen und beſchleunig- tem Athemholen, kleinem und zuſammengezogenem Pulſe, kalten Ohren, kalten Schweiße, heftiger Unruhe mit Kolitſymptomen, half Anſpritzen des Bauches mit 2 Liter faſt ſiedenden Waſſers, wobei das Thier natürlich ganz kurz angebunden ſein muß. Darmkatarrh. Mit Darmkatarrh bezeichnet man diejenige krankhafte Ver- ſtimmung der Verdauungsorgane, bei welcher längere Zeit hin- durch ohne jegliche Fiebererſcheinungen bald ein normaler, bald ein durchfälliger Miſtabgang von ſtarkem Geruche beobachtet wird, und das davon befallene Pferd ſich ab und zu nach der Seite umſieht, als habe es leichte Kolikſchmerzen. Zeitweiſe knurrt und poltert es im Leibe, das Thier verſagt ab und zu ein Futter, frißt aber dann das nächſte wieder mit umſo grö- ſerem Appetit. Bei längerer Dauer des der Maſtdarmmündung eine kleine Auflockerung und ſchwache Entzündung ein und der Appetit verliert ſich mehr und mehr. Man muß deshalb zeitig mit homöop. Mitteln vorgehen, dem Thiere nur leichtes Futter reichen und ſtets für gute, trockene Streu Sorge tragen, damit Kaltliegen des Bauches während der Nacht vermieden wird. 8 Tage lang täglich 3 Gaben Pulsatilla, dann S „ „ „ 3 „ Ipecacuanha und zuletzt S ,, - // 3 - Weratrum album beſeitigen in der Regel den Darmkatarrh gründlich und dauernd. Zuſtandes tritt zuweilen auch an Druckſchaden am Bauche. Durch zu feſtes Anziehen des Bauchgurtes entſteht leicht eine Quetſchung; die Haut wird allmählich durchgeſcheuert, die 94 Die Krankheiten des Pferdes. verletzte Stelle iſt wund, und geht, wenn das Uebel vernach- läſſiget wird, leicht in Entzündung und Eiterung über. Arnica, innerlich und äußerlich, heilt alle dergleichen Schäden ſchnell und leicht. Iſt Geſchwulſt eingetreten, die durch Vernachläſſi- gung in Entzündung überging, ſo daß bereits Eiter entwickelt iſt, ſo wird dieſelbe durch Mercurius vivus, alle 3 Stunden eine Gabe, zum Aufgehen gebracht und geheilt. Druſe. Die Druſe (der Schnupfen der Pferde) iſt eine Krank- heit, welche dieſes Thier in jedem Lebensalter“), hauptſächlich im Frühjahre und Herbſte, häufig nach Erhitzung und Erkäl- tung, oft in Folge übler Witterung, oder bei dem Wechſel der Weide mit Stallfütterung, oder umgekehrt, häufig aber auch durch Anſteckung ergreift. Vorboten der ausbrechenden Krank- heit ſind: Verluſt der Munterkeit, merkliche Mattigkeit, leichtes Schwitzen nach geringer Anſtrengung, verminderte Freßluſt, Rötye der Naſenſchleimhaut, Augenthränen und öfteres trockenes Huſten. Hierauf beginnt, gewöhnlich mit einem leichten Fieber, dem ſogenannten Druſenfieber, die Druſe mit dem Aus- fluſſe eines hellen, klaren, eiweißartigen Waſſers aus den Naſen- löchern, welches ſich jedoch nach einigen Tagen verdickt, und von der Beſchaffenheit eines dicken, rahmartigen Schleimes häufig abfließt, womit gewöhnlich eine warme, beim Druck ſchmerz- hafte Geſchwulſt der Ganaſchendrüſen verbunden iſt, die nicht ſelten die Grube der Ganaſchen faſt ausfüllt, und das Schlin- gen und Athemholen mehr oder weniger erſchwert. In dieſem Falle nennt man die Druſe gutartig, welche im günſtigen Falle mit oder ohne Hülfe der Kunſt in 8 bis 14 Tagen mit der wiederkehrenden Freßluſt und Munterkeit des Pferdes in völlige Geneſung übergeht, ſo daß allmählich der Naſenausfluß *) Namentlich iſt die Druſe die am häufigſten vorkommende Jugend- krankheit des Pferdes, und dieſem Thiergeſchlechte ſo ſpecifiſch eigen, daß kaum ein Pferd heranwächſt, ohne ihr unterworfen zu werden. Sie gehört zu den ſogenannten Entwickelungskrankheiten des Pferdes, ja ſie iſt vielleicht unter allen Jugendkrankheiten des Pferdes die eigentliche Entwickelungskrankheit, und kann, als ſolche, eben ſo wenig geleugnet werden, als es der ärztlichen Kunſt bis jetzt möglich geworden iſt, die ſo genannten Kinderkrankheiten abzuhalten. Druſe. 95 aufhört, und die Geſchwulſt ſich entweder zertheilt oder in Eiterung übergeht. Durch täglich ein Paar Gaben Dulcamara wird der Verlauf dieſer gutartigen Druſe bedeutend abgekürzt. Häufig tritt aber auch die Druſe mit einem mehr entzünd lichen Charakter als ſogenannte hitzige Druſe auf. Der Puls iſt dann hart und voll, das Athmen ſchnell, beſchwerlich und mit heftigem Flankenſchlagen verbunden, der Huſten heftig und angreifend, und die Geſchwulſt der Ganaſchendrüſen be- deutend und ſchmerzhaft. Die Augen thränen und ſind meiſt hervorgepreßt, die Augenlider geſchwollen, das Maul iſt heiß und voll zähen Geifers, die Naſe trocken und die Schleimhaut derſelben ſtark entzündet. Die Freßluft mangelt gänzlich, der Durſt dagegen iſt groß, der Miſt klein und ſelten und der Harnabgang meiſt unterdrückt. Hier reiche man vor allen Dingen ein Paar Gaben Aconitum, und dann acht Tage lang täglich drei Gaben Dulcamara. Iſt zugleich Speichelfluß vor- handen (Speicheldruſe), ſo iſt Mercurius vivus in täglich drei Gaben, und wenn hierauf der Ausfluß aus der Naſe noch fort- dauert, Arsenicum anzuwenden. Sind die Ganaſchendrüſen bedeutend angeſchwollen und iſt dabei auch die Kehle voll, ſo macht man Einreibungen mit heißem Speckfett und giebt Aco- nitum, Spongia und Hepar sulph. calcareum in ſtündigen Wechſel. Gut iſt es, wenn man die Geſchwulſt durch ein auf- gebundenes Lammfell in gleichmäßiger Wärme erhält. Kaltes Saufwaſſer iſt nachtheilig. - Sehr oft hat man es auch mit einer ſogenannten ver- ſteckten Druſe zu thun, bei welcher der Naſenausfluß fehlt, dagegen aber ein kurzer, geſchwinder, etwas ſchnörchelnder Athem und ein ſchwaches Röcheln vorhanden iſt. Belladonna, in täg- lich einigen Gaben, und dann Arsenicum beſeitigen das Ganze. Hat die Druſe bereits längere Zeit gedauert und iſt dabei vernachläſſiget worden, werden druſende Pferde der Erkältung ausgeſetzt, oder ſchlecht abgewartet, bilden die Ganaſchendrüſen eine kugelförmige, harte, unſchmerzhafte Geſchwulſt (Stein- kropf), wird der Naſenausfluß mißfarbig, übelriechend, zähe und flockig, ſo daß er ſich an den Rändern der Naſenlöcher in dicken Schorfen anſetzt, und iſt dabei die Naſenſchleimhaut bleich, miß- farbig und mit kleinen, krebsartigen Geſchwüren bedeckt, ſo nennt man das die bösartige oder verdächtige, und wenn 96 Die Krankheiten des Pferdes. ſich damit endlich noch Anſchwellungen des Bauches, der Füße c. verbinden, die verſchlagene oder wandernde Druſe, gegen die man Opium in täglich 3 Gaben mit Erfolg anwendet. – Die bösartige Druſe, welche indeſ meiſt nur bei ſehr ge- ſchwächten, durch ſchlechtes Futter oder übermäßige Anſtrengung abgemergelten und namentlich bei ſolchen Pferden beobachtet wird, bei welchen ſich bereits ein bedeutendes inneres Siechthum entwickelt hat, iſt eine hartnäckige Krankheit, welche dem Rotze ſo nahe ſteht, daß ſie oft kaum von demſelben zu unterſcheiden iſt und häufig auch in Rot, Wurm oder Faulfieber übergeht. Hier reichen die oben genannten Mittel nicht mehr aus und es iſt das gegen Rotz (vergl. dieſen Art.) angegebene Verfahren zu beobachten. – (Vergl. auch Bräune und Halsentzündung) Druſengeſchwulſt. Nicht ſelten treten, als Folge verſteckter oder auch vernach- läſſigter Druſe, bedeutende Geſchwülſte der Speichel-, oft ſogar der Ohrendrüſen auf, welche durch Hepar sulphuris calc. (täg- ich 4 Gaben) zum Aufgehen gebracht werden. Arsenicum iſt dann anzuwenden, wenn ſich dieſelben zu Geſchwüren mit harten, ungelegten Rändern ausbilden. (Vergl. den Art. Geſchwüre. S. auch Ohrendrüſenentzündung.) Durchfall. Dieſe, beſonders bei Fohlen ziemlich gefährliche Krankheit entſteht theils durch Erkältung, theils durch Futterfehler, und äußert ſich dadurch, daß ein dünner, flüſſiger Miſt, welcher der natürlichen Ballenform und Farbe ermangelt, häufig abgeht. Im gelinderen Grade iſt der Miſt blos weich und wird ohne die gewöhnliche Apfelform abgeſetzt; im höheren Grade dagegen iſt derſelbe ſo dünnflüſſig und wäſſerig, daß er, wenn er ſich entleert, die Hinterſchenkel herabfließt, oder gar in einem Strahle mehrere Schritte weit fortſchießt. Liegt keine beſondere Krank heitsurſache zu Grunde, ſo werden die gelinderen Grade des Durchfalles oft ſchon dadurch beſeitigt, daß man das Thier in einem warmen, trockenen Stalle hält, daſſelbe mit einer warmen Decke belegt, es täglich mehrmals ſtriegelt und überhaupt gut abwartet. Die Fohlen insbeſondere hat man vor Erkältung, Regen und Hagelſchauern und namentlich die Saugfohlen vor Truſengeſchwulſt – Einſchuß. 97 Erhitzung der Stuten und gegen die Grasdurchfälle derſelben zu bewahren. Da das Uebel auf gar zu verſchiedene Veran- laſſungen auftritt, ſo erfordert es auch verſchiedene Heilmittel, von denen man das paſſende in täglich 3 bis 4 Gaben in An- wendung bringt. Durchfall der Saugfohlen heilt China und Rheum, wobei man täglich 2 friſche Hühnereier einfüllt, Durchfall, der wie Waſſer in einem Strahle fort- ſchießt, findet in Sulphur und Durchfall, der ohne Strahl die Hinterſchenkel herab - fließt, in Ipecacuanha und China die Heilmittel. Geht der Hafer unverdaut ab, ſo paßt Asarum europ, und hat das Thier auch wenig Appetit, Arsenicum alb. Riecht der entleerte Miſt ſehr ſtark, oder ſind dem Thiere die Beine geſchwollen, ſo iſt Opium am Platze. Befinden ſich Blutſtreifen in dem Abgange, ſo iſt Ar- senicum und Ipecacuanha in 3ſtündigem Wechſel zu reichen. – Vergl. auch Magenkatarrh. Durchziehen an der Bruſt. Druckſchäden an der Bruſt entſtehen häufig bei fehler hafter Beſchaffenheit oder Lage des Geſchirres und bilden an- fänglich eine wunde, abgeriebene, etwas blutende Stelle, welche, wenn ſie vernachläſſiget wird, leicht in Entzündung und Eiterung übergeht und dann oft üble Folgen hat. Arnica, innerlich und äußerlich gleich anfangs angewendet, heilt alle dergleichen Druck ſchäden ſehr ſchnell. Wird der Schaden vernachläſſiget und es bilden ſich an der Stelle Geſchwüre, ſo muß Mercurius vivus und Hepar sulphur. calcar. in 3ſtündigem Wechſel gegeben und das Geſchwür öfter mit etwas erwärmtem Flußwaſſer ausge- waſchen werden, dem einige Tropfen Arsenicum beigemiſcht worden ſind. Entſteht wildes Fleiſch, ſo beſtreut man es mit klarem Zucker und giebt neben Mercurius vivus und Hepar sulphur. calcar. noch Chamomilla. Einſchuß. Der Einſchuß oder die heiße Schenkel geſchwulſt be- ſteht in einer Entzündung der Adern an der inneren Fläche Der homöop. Thierarzt. I. Thl. 17. Aufl. 98 Die Krankheiten des Pferdes. des Hinterſchenkels und äußert ſich durch eine ungeheuer ſchmerz- hafte, oft innerhalb weniger Stunden entſtandene heiße Geſchwulſt des Hinterſchenkels. Das Pferd iſt dabei nur im Stande, auf die Zehe zu treten und ſucht ſich jeder Berührung der Ge- ſchwulſt durch ängſtliches Ausweichen zu widerſetzen, wirft ſich oft ſogar, wenn man ſich ihm nähert, auf die geſunde Seite zu Boden. Oft iſt die in der Tiefe harte, auf der Oberfläche da- gegen teigige Geſchwulſt nur auf den Schenkel ausgedehnt; manchmal aber erſtreckt ſie ſich auch auf den Schlauch, das Ge- ſchröte, oder bei Stuten auf das Euter, ſo daß dieſe Theile plötzlich von ganz beträchtlichem Umfange erſcheinen. Ruhe, gute, weiche Streu, warme Bedeckung, Kleiefutter und wenig Heu ſind die Hauptbedingungen zur ſchnellen Zer- theilung der Schenkelgeſchwulſt. Dabei giebt man Aconitum und Bryonia in 1- bis 2- bis 3ſtündigem Wechſel und läßt zur Linderung der Schmerzen warme Dämpfe von gekochten, zerſtampften Kartoffeln oder gekochtem Heuſamen an die Ge- ſchwulſt ſteigen, die dann mit einem Stück Flanell umwickelt wird. Bleibt nach Beſeitigung der Entzündung noch eine harte, fchmerzloſe Geſchwulſt zurück, ſo giebt man noch einige Zeit hindurch täglich 2 Gaben Mercurius vivus. Eintreten fremder Körper in den Strahl, oder die Horn- und Fleiſchſohle. Sobald ſich ein Pferd einen Dorn, Knochenſplitter, Scher- ben, Nagel ºc. eintritt, ſo daß er in der Sohle ſtecken bleibt, ſo iſt die nächſte Folge davon, daß dieſe Stelle ſich entzündet und allmählich in Eiterung übergeht, wobei das Thier bedeutend lahmt. Die Erkenntniß dieſes Zufalles iſt oft ziemlich ſchwierig, da ſich nicht ſelten die verletzten Hornſchichten über dem in die Sohle oder den Strahl eingedrungenen Körper wieder zu- ſammenziehen, ſo daß man weder dieſen, noch die durch den- ſelben erzeugte Wunde erkennt. Schon manches Pferd iſt daher irrthümlich als bug lahm behandelt worden, bis der über dem Saume herausquellende Eiter zeigte (was man mit einiger Mühe durch die Viſitirzange hätte finden können), daß ein fremder Körper in die Fleiſchſohle eingedrungen war. Man laſſe ſich alſo die Mühe nicht verdrießen, bei jeder etwas ver- Eintreten fremder Körper 2c. – Eiterung. borgenen Huflähmung den ganzen Huf (nach Abnahme des Eiſens) mit der größten Sorgfalt und Genauigkeit auf allen Punkten zu unterſuchen, bis man, im Falle ein fremder Körper in die Sohle eingetreten iſt, mit dem einen Arme der Zange auf eine Stelle kommt, wo das Thier durch Zucken mit dem Fuße den vorhandenen Schmerz zu erkennen giebt. Das Erſte und Nächſte, was hierbei zu thun iſt, beſteht in der vollſtändigen Entfernung des verletzenden Gegenſtandes, worauf die Wunde mit Hülfe des krummen Hufmeſſers zu er- weitern und mit Arnica-Waſſer äußerlich zu behandeln iſt, wobei man auch ein Paar Gaben Arnica innerlich mit Vortheil an- wenden wird. Iſt heftige Entzündung vorhanden, ſo hilft Aconitum und bei größerer Schmerzhaftigkeit Acidum phos- phoricum im Wechſel mit Arsenicum. Iſt die Wunde bereits geſchwürig geworden, ſo wird ſie wie andere Geſchwüre be- handelt. (Vergl. dieſen Artikel.) Eiterung Der Eiter iſt unſtreitig der vorzüglichſte Wundbalſam, welcher bei Verletzungen 2c. durch die Lebenskraft in der Wunde ſelbſt zubereitet wird und hauptſächlich dazu dient, die gequetſch- ten oder anderweitig beſchädigten Theile abzufaſern, fremde Körper, wie Knochenſplitter 2c. auszuſtoßen und die Wundlefzen zur Abſetzung neuer Fleiſchkeime geſchickt zu machen. Es iſt daher ein großer Irrthum, wenn man bei Behandlung der Wunden den Eiter als etwas Schädliches entfernen will; der- ſelbe nimmt von ſelbſt ab, ſowie der durch ihn entwickelte Heil- trieb die neuen Fleiſchkeime anlegt, und verliert ſich endlich ohne unſer Zuthun von ſelbſt, ſobald das neue Fleiſch die gehörige Conſiſtenz erhält und die Wunde ſich ſchließt. Freilich muß derſelbe, wenn er ſeiner Beſtimmung entſprechen ſoll, auch von der gehörigen Beſchaffenheit (gutartig) ſein, und nur, wenn dies nicht der Fall iſt, hat die Kunſt einzugreifen, um theils die Heilung der Wunde ſelbſt zu erleichtern, theils die dieſelbe umgebenden Theile zu ſchützen. Die hierzu dienenden Mittel ſind hauptſächlich folgende: Arnica, innerlich und äußerlich, bei Wunden, Quetſchungen ºc. aller Art; Mercurius vivus und Asa foetida bei Geſchwüren, welche einen dünnflüſſigen, übelriechen- den Eiter abſondern; Arsenicum bei Geſchwüren mit harten * 1 ()() Die Krankheiten des Pferdes. umgelegten Rändern, Schmerz, Entzündung und übelriechendem Eiter; Lachesis bei Eiterung bösartig ausſehender Geſchwüre oder tiefer liegender Organe; Chamomilla und Arsenicum bei Entſtehung wilden Fleiſches; Silicea bei dickem, mißfarbigem Eiter; Acidum sulphuricum, wenn nach einer Verwundung c. die Haut auf den Knochen anwächſt. (Vergl. d. Art. Wunden und Geſchwüre.) Entzündung. Aconitum iſt das Hauptmittel gegen jede Art der Entzün- dung, ſowie Bryonia bei äußerlichen, heißen Entzündungs- geſchwülſten beſonders hülfreich iſt. Ueber die an einzelnen Theilen vorkommenden Entzündungskrankheiten vergleiche man die Artikel Augen- Entzündung, Blaſen-Entzündung, Bruſt-Entzündung, Darm-Entzündung Mc. c., und über äußere Entzündung noch beſonders den Art. Geſchwulſt. Entzündungsfieber. Man bezeichnet mit dieſem Namen das eine jede Entzün- dung begleitende, mehr oder minder heftige Fieber. Das mit innerlichen Entzündungskrankheiten verbundene Fieber hat in Aconitum, ſowie das bei äußerlichen Entzündungen auftretende ſogenannte Wundfieber in Arnica montana ſein Specificum. Jenes weicht freilich nicht immer dem Aconitum allein, ſondern erheiſcht oft noch ein anderes, dem jedesmaligen Entzündungs- zuſtande entſprechendes Mittel, z. B. Belladonna (bei Gehirn entzündung), Spongia (bei Halsentzündung), Bryonia (bei Lungen- und Bruſtentzündung, Arsenicum (bei Darmentzün- dung), Cantharides (bei Harnblaſen- und Nierenentzündung) ºc. Vergl. die einzeln. Art. Epilepſie. Dieſe bei dem Pferde nur höchſt ſelten vorkommende Krank- heit äußert ſich auf folgende Weiſe: Das Thier fängt an, zu zittern, bäumt ſich, taumelt und ſtürzt, von heftigen Convul- ſionen ergriffen, plötzlich zu Boden, indem es ohne Gefühl und Empfindung, ſelbſt gegen die härteſten Strafen, ſich windet und krümmt, mit den Zähnen knirſcht, den feſt gegen den Oberkiefer gedrückten Unterkiefer hin und her bewegt und häufig ſtöhnt, Entzündung – Faulfieber. () während der Hals ganz ſteif wird und die Mähne ſich ſträubt. Die Augenmuskeln wirken während des Anfalles unregelmäßig oder werden vom Krampfe befallen, ſo daß das Auge plötzlich verdreht und ſtier wird oder in rollende Bewegung geräth. Der Puls ſchlägt fort; aber das Athemholen iſt häufig geſtört, und nicht ſelten iſt auch gewaltſame Bewegung der Schenkel zugegen. Die Dauer eines ſolchen Anfalles iſt verſchieden, denn während derſelbe in einem Falle oft mehrere Stunden lang anhält, geht er in anderen Fällen ſo ſchnell vorüber, daß das Pferd nach 5 bis 10 Minuten, wie aus einem Traume er- wachend, wieder aufſteht, nach dem Futter langt und ganz ge- ſund zu ſein ſcheint, bis nach einigen Wochen derſelbe epilep- tiſche Zuſtand zurückkehrt. Allmählich treten die Anfälle in kür- zeren Zwiſchenräumen auf, ſo daß ſie endlich täglich wieder- kehren, wovon das Thier nach und nach ein ganz ſtupides Aus ſehen erhält und endlich aufgerieben wird. Cocculus, Bella- donna, Stramonium und Cucurbita pepo ſind die gegen dieſe Krankheit paſſenden Mittel, von denen man jedes 8 Tage lang in täglich 2 Gaben in Anwendung bringt. Erkältungsbeſchwerden. Die Beſchwerden, welche auf eine Erkältung nach vorher- gegangener Erhitzung folgen, ſind ſehr mannigfaltiger Art und einige derſelben werden ſogar in der Thierheilkunde durch be- ondere Namen bezeichnet. Eine Erkältung iſt aber entweder allgemein, oder örtlich und faſt immer mit mehr oder we niger Fieber verbunden. Rührt die Erkältung von Zugluft und hohen Kältegraden her, ſo werden die Beſchwerden durch Bryonia und Rhus tox. geheilt, wogegen Dulcamara mit Nutzen angewendet wird, wenn die Beſchwerden Folge von Durch näſſung ſind. Faulfieber. Dieſe MRTAltheit, welche nicht von einen wirklichen Faul werden, ſondern von der gänzlich geſunkenen Lebensthätigkeit der organiſchen Theile ihren Namen erhalten hat, iſt immer Folge eines weit entwickelten inneren Siechthums und entſteht daher vorzugsweiſe bei ſolchen Pferden, deren Lebenskräfte 1 (02 Die Krankheiten des Pferdes. bereits ſehr geſunken oder durch Strapazen, Mangel, verdorbenes Futter 2c. geſchwächt ſind. Das Haar eines ſolchen Thieres fängt an, ſich zu ſträuben, einzelne Fieberſchauer treten ein, der Puls iſt ſchnell, klein, weich und leicht zu unterdrücken und der Herzſchlag an der linken, oft auch ſogar an der rechten Seite der Bruſt ſehr fühlbar; das Pferd iſt dabei hinfällig, matt und traurig, läßt den Kopf hängen und verliert allmählich alle Freßluſt. Das Auge iſt trübe, meiſt halb geſchloſſen und trie- fend, das Maul heiß und voll Speichel, die Ohren kalt und die Zunge mit gelblichem Schleim belegt. Das Athemholen iſt kurz, ſchnell und beengt, der Athem heiß und übelriechend, der Miſt weich und ſtinkend. Häufig ſcharren die Kranken mit den Vorderfüßen, ſchlagen aber niemals mit den Hinterfüßen, legen ſich oft nieder und ſtehen ſpäter gar nicht mehr auf. Allmählich entſtehen an verſchiedenen Stellen des Körpers, na- mentlich an den Schenkeln, Anſchwellungen und Beulen, die eine gelbliche Jauche enthalten. In manchen Fällen iſt der Kopf bedeutend geſchwollen, das Athemholen und Schlingen bedeutend erſchwert, und aus dem Maule und der Naſe fließt ein gelb- licher, übelriechender Schleim. Die Hinfälligkeit des Thieres wird immer merklicher, und der Tod erfolgt faſt immer mit der Anſchwellung der Beine. Die Krankheit iſt leicht anſteckend und daher die Trennung eines ſolchen Patienten von allen ge- ſunden Pferden jedenfalls anzurathen. Die Behandlung des Faulfiebers erfordert in der Regel 3 Mittel, und zwar Ipecacuanha, Arsenicum und Opium, weshalb es gerathen iſt, gleich im Anfange alle 3 Mittel in der Weiſe zu reichen, daß jedes 3 Tage lang in täglich 3 bis 4 Gaben zur Anwendung kommt und dieſe Medication 2 bis 3 mal wiederholt wird. Dabei werden Kopf und Augen der Patienten täglich mehrmals mit kaltem Waſſer gewaſchen und die aus der Naſe abgeſonderten Flocken ſo oft wie nur irgend möglich aus der Krippe entfernt. – Schutzmittel iſt Arsenicum alb., wovon die zur Zeit noch geſunden Thiere täglich 2 Gaben erhalten. Fehlgeburt. Dem Abortiren ſind trächtige Stuten beſonders dann leicht unterworfen, wenn ſie ſehr angeſtrengt oder ohne Rückſicht Fehlgeburt – Fieber, kaltes. 103 geritten werden, ſowie die Fehlgeburt mitunter auch in Folge eines Falles, Schlages oder Stoßes Nc. ſtattfindet. Im letzteren Falle iſt Arnica und nach einer ſtattgefundenen Verrenkung, Verdehnung c. Rhus toxicodendron zur Verhütung der Fehl- geburt ſogleich zu reichen. Treten gleichwohl Zeichen der Ge- burt ein, ſo wende man verſuchsweiſe Pulsatilla, Sabina und Secale cornutum an. Sollte nach einem bereits ſtattgefundenen Abortus der Abgang der Nachgeburt ſich über 3 Stunden ver- zögern, ſo reiche man Secale cornutum. Erfolgt er auch hierauf noch nicht, ſo iſt, wie es bei Fehlgeburten ſehr oft beobachtet wird, dieſelbe mit den Kotyledonen des Fruchthalters verwachſen, und manuelle Hülfeleiſtung macht ſich nöthig, wenn das Thier vor langem Siechthume bewahrt werden ſoll. Man erfaßt zu dem Ende die Nabelſchnur und die vorliegenden Häute mit der einen Hand, zieht dieſelben allmählich etwas feſter an und ſucht dann mit der anderen die verwachſenen Stellen in dem Frucht- halter auf, welche man durch ſanftes und allmähliches Abdrücken mit den Fingern zu löſen ſucht. Einige Tage hin- durch alle 4 Stunden eine Gabe Arnica wird dann immer mit Nutzen gereicht werden. Fieber, kaltes. Das kalte Fieber, welches ſich hauptſächlich durch Mattig- keit, Mangel an Freßluſt, Zittern der Haut, oftmals auch aller Gliedmaßen, Widerbürſtigkeit der Haare, Kälte der Ohren, Trockenheit der Zunge und geringen Abgang eines dünnen, wäſſerigen Harnes zu erkennen giebt, hat außerdem auch die gewöhnlichen Symptome fieberhafter Zuſtände überhaupt: harten und beſchleunigten Puls, heftiges Flankenſchlagen, beſchwer- liches Athemholen Nc. Der Zeitraum zwiſchen zwei auf einander folgenden Anfällen iſt nicht regelmäßig und beſtimmt, wie bei den Wechſelfiebern des Menſchen, und eben ſo iſt auch die Dauer derſelben ſehr verſchieden. Gewöhnlich treten die Anfälle kurze Zeit nachher ein, nachdem das Thier geſoffen hat, und äußern ſich in der Regel durch merklichen Froſt, worauf Hitze folgt; doch pflegt auch nicht ſelten das eine oder andere dieſer Symptome zu fehlen. Hauptmittel ſind hier Arsenicum und Bryonia. Erſteres findet in täglich 4 Gaben beſonders dann ſeine Anwendung, wenn die Krankheit durch kaltes Saufen auf - 104 Die Krankheiten des Pferdes. vorhergegangene Erhitzung, oder durch Futterfehler, Magen- überladung c. entſtand, oder auch, wenn die Anfälle haupt- ſächlich nach vorhergegangenem Saufen ſich erneuern; letzteres dagegen wird, wenn die Fieberſchauer bei dem Herausführen des Pferdes aus dem warmen Stalle in die friſche Luft wieder- kehren, und Ipecacuanha in täglich 4 Gaben bei einem viele Pferde zugleich ſeuchenartig jedesmal nach dem Freſſen be- fallenden Fieberſchauer empfohlen. Fiſteln und Fiſtelgeſchwüre. Fiſteln (von dem lat. Worte ist ua die Röhre) oder Hohlgeſchwüre nennt man diejenigen Geſchwüre, welche ſtatt den Eiter Nc. ſogleich nach außen zu entleeren, mehr oder we- niger nach der Tiefe gehen, indem ſie nach innen zu Gänge bilden, ſo daß dadurch Muskeln und Bänder, ja ſelbſt die Knochen angegriffen werden. Man unterſcheidet namentlich die Zahn fiſtel, welche ihren Sitz an der angefreſſenen Wurzel eines Zahnes hat und meiſt am unteren Rande des Unter- kiefers, ſelten am Oberkiefer vorkommt; die Speichel fiſtel, welche in dem Speichelgange, und zwar immer da entſteht, wo ſich derſelbe über den Rand des Hinterkiefers ſchlägt und be- ſtändig eine ſehr bedeutende Menge eines dünnen und klaren Speichels abſondert; die A der fiſtel, welche häufig nach einem ſchlecht verrichteten allöopathiſchen) Aderlaſſe (der bei der Ho- möopathie gar nicht vorkommt, da ſie in Aconi: um ein Mittel beſitzt, welches Alles leiſtet, was die ältere Schule durch Blut- entziehungen zu bewirken ſucht, an der Aderlaßſtelle entſteht; die Afterfiſtel, welche bisweilen nach dem Angliſiren, ſo wie die Hodenſackfiſtel nach dem Caſtriren entſteht, und zwar jene, wenn der oberſte Einſchnitt zu nahe am After gemacht worden iſt, dieſe, wenn die Nebenhoden nicht vollſtändig mit hinweggenommen wurden, und endlich die Genick iſt el, von welcher unter Genickbeule namentlich abgehandelt wird. Das Specificum gegen alle Arten der Fiſteln und Fiſtelgeſchwüre iſt Pulsatilla in täglich 2 Gaben, und gegen die Speichel- fiſtel: Belladonna. Auch Silica und Squilla verdienen hier Empfehlung. Vergl. auch die Artikel Eiterung und Geſchwüre. Fiſteln und Fiſtelgeſchwüre – Flechte. 105 Flachhuf. Flach- oder Platthuf nennt man diejenige Krankheit und fehlerhafte Beſchaffenheit des Hufes, wo die Sohle flach, die Trachtenwände niedrig, der Strahl groß und die Hornwände flach ſind, ſo daß das Pferd, beſonders bei einem unzweckmäßigen Beſchlage, leicht lahm wird. Der längere Gebrauch von Mercur. viv. in wöchentlich 3 Gaben ſoll dieſen Fehler nach und nach be- ſeitigen. Daſ übrigens Flachhufe an der Sohle, den Eckſtreben und den Trachten nicht beſchnitten werden und das breitere Eiſen weder die Sohle berühren, noch zu hohl ge- richtet ſein darf, verſteht ſich don ſelbſt. Flachbu. Flechſenausdehnung. (Yegen jede durch zu große Ausdehnung der Flechſen ent- ſtandene Erſchlaffung derſelben haben ſich Rhus toxicodendron. in täglich 2 Gaben innerlich und Arnica äußerlich angewendet, ſtets hülfreich erwieſen. Vergl. auch Sehnen klapp. – Gegen Geſchwulſt der hinteren großen Beugeſehne iſt Zincum in täg- lich 3 Gaben ſpecifiſch. Flechte. Dieſer bei dem Pferde gewöhnlich blos in trockener Form vorkommende Ausſchlag iſt immer Folge inneren Siech- thumes und äußert ſich hauptſächlich, indem an einzelnen Stellen des Körpers viele ganz kleine rothe Blüthchen ent ſtehen, die meiſt auf einer kreisförmigen Fläche beiſammen- ſtehen, und ſich ſpäter abſchuppen, ſo daß die Stelle wie mit einem mehlartigen Staube bedeckt erſcheint. Immer iſt ein heftiges Jucken damit verbunden, welches das Thier nöthiget, ſich unaufhörlich an dieſen Stellen zu reiben. Rhus toxicoden- dron in täglich einer Gabe hat ſich gegen derartige Ausſchläge ganz beſonders bewährt. Häufig entſteht die eben beſchriebene trockene Flechte an Die Krankheiten des Pferdes. der Wurzel des Schweifes; das Pferd reibt ſich oft an dieſer Stelle, ſo daß, namentlich bei jungen Pferden, eine von Haaren ganz entblößte Schweifrübe, der ſogenannte Rattenſchwanz entſteht. Hier hilft, nächſt Rhus, ganz beſonders Staphysagria, wovon man anfänglich täglich 2, ſpäter täglich 1 Gabe längere Zeit in Anwendung bringt. – Vergl. a. d. Artikel Ausſchlag, Pörzelſeuche und Räude. Fleiſchbruch. Unter den Fleiſchbrüchen iſt es hauptſächlich der Seiten- oder Bauchbruch, welcher bei Pferden mitunter vorkommt, indem durch heftige Anſtrengung bei dem Ziehen ſchwerer Laſten oder bei dem Setzen über breite Gräben 2c. ſich an einer Stelle des Unterleibes ein Stück Darm, oder Netz durch eine Bauch- ſpalte herausdrängt und dadurch eine gleich unter der Haut fühlbare, weiche und ſchmerzloſe Bruchgeſchwulſt *) entſteht, die ſich allmählich vergrößert, wenn man ſie nicht beachtet oder das Thier ohne alle Rückſicht neuen Anſtrengungen ausſetzt. Nimmt endlich die Menge der durch die enge Oeffnung ſich nachdrängenden Eingeweide ſo zu, daß dieſelben von jener Oeff- nung feſt eingeſchnürt werden, ſo nennt man das einen ein- geklemmten Bruch, welcher heftige Schmerzen, große Angſt, gänzliche Hemmung des Miſtens, Entzündung und zuletzt den faſt immer tödtlichen Brand zur Folge hat. Die Heilung eines Bauchbruches, bei welchem keine äußerliche Wunde vorhanden iſt, wird zunächſt dadurch bewerk- ſtelliget, daß man einen recht feſt zuſammengeſchlagenen Werg- bauſchen, etwa von der Größe einer Hand, vermittelſt eines auf dem Rücken des Pferdes feſt zuſammenzuſchnallenden Gurtes auf der leidenden Stelle befeſtiget, den man 4 bis 5 Wochen lang liegen läßt und täglich nachſehen muß. Innerlich reiche *) Von anderen Geſchwülſten, Beulen ºc. unterſcheidet eine Bruch- geſchwulſt ſich hauptſächlich dadurch, daß ſie ſich gleich anfangs teig artig anfühlt und durch den Druck des Fingers ganz in die Bauchhöhle zurückſchieben läßt, aber immer wieder zurückkehrt, wenn der Druck von außen nachläßt; auch verräth das Thier, wenn man nicht zu heftig drückt, keinen Schmerz, wie es bei anderen Geſchwülſten der Fall iſt, und die Bruchgeſchwulſt hat mit der Haut eine gleiche Temperatur. Fleiſchbruch – Freßluſt, mangelnde. 107 man alle 2 Stunden 1 Gabe Arnica, gönne dem Thiere die möglichſte Ruhe und bewahre es beſonders vor blähendem oder den Bauch anfüllendem Futter. Sind größere Darmpar- tieen ausgetreten, ſo müſſen dieſelben vor Anlegung der Ban- dage zurückgebracht, und wäre bereits Entzündung eingetreten, ſo muß mehrmals Aconitum gereicht werden. Iſt durch eine große Bauchwunde ein Theil der Gedärme und des Netzes ausgetreten, ſo ſind dieſe Theile, nachdem man ſie mit lau- warmem Waſſer vorſichtig abgewaſchen und die Wunde (wäh- rend das Thier auf der entgegengeſetzten Seite liegt) erweitert hat, abwechſelnd mit den in Oel getauchten Fingern beider Hände in die Bauchhöhle zurückzuſchieben, worauf Muskeln und Haut ſorgfältig geheftet werden und die Wunde durch Arnica (innerlich und äußerlich) geheilt wird. Die bei Fohlen und Hengſten mitunter vorkommenden Leiſten- und Hodenſackbrüche werden geheilt, indem man das Thier (nach Zurückbringung der Därme) caſtrirt. Häufig kommen bei Fohlen, beſonders in Folge gewalt- thätiger Behandlung der Nabelſchnur, auch die ſogenannten Nabelbrüche vor, welche durch Acidum sulphuricum (inner- lich und äußerlich) geheilt werden, indem man den Bruch mit der 1. Potenz des Mittels vermittelſt eines Federbartes täglich mehrmals beſtreicht und von einer höheren Potenz (etwa der 6.) täglich 3 mal 5 Tropfen auf Brod reicht. Ein bei einem er- wachſenen Thiere entſtandener Nabelbruch wird, während daſſelbe auf dem Rücken, und zwar mit dem Hintertheile etwas höher liegt, durch Hin- und Herſtreichen mit der Hand zurück- gebracht und darauf die Haut über der gebrochenen Stelle feſt zuſammengedreht und mit einem Schuſterdrahte möglichſt nahe am Leibe unterbunden. Die inneren Hautränder wachſen hier- durch nach und nach zuſammen und verhindern das Heraus- treten der Därme, und der unterbundene Theil der Haut fällt zuletzt von ſelbſt ab. Freßluſt, mangelnde. - - - - ". . . TT Wenn ein Pferd, welches früher ein guter Freſſer war, auf einmal ſein Futter nicht auffrißt oder es umherſtreut oder gänzlich von der Krippe zurücktritt (wodurch das Pferd immer 108 Die Krankheiten des Pferdes. Appetitloſigkeit zu erkennen giebt), ſo hat man die Urſache dieſer verminderten oder gänzlich mangelnden Freßluſt baldigſt aufzuſuchen, weil nicht ſelten ein mehr oder weniger bedeuten- der Krankheitszuſtand zu Grunde liegt. Daß bei einer acuten Entzündungskrankheit c. das Thier nicht frißt, bevor dieſe ge- hoben iſt, verſteht ſich von ſelbſt; aber es giebt der Urſachen der mangelnden Freßluſt außerdem noch mancherlei, die nicht immer ſogleich erkannt werden. Oft iſt eine Entzündung der Zunge, des Zahnfleiſches, oder allgemeine Rachen entzündung die Urſache davon, ſo daß das Pferd bei dem beſten Willen nicht freſſen kann. Hier hilft Mercurius vivus. in täglich ein Paar Gaben, allemal, und das Thier frißt wieder, ſobald der Schmerz, welcher es am Freſſen hinderte, nachläßt. Bisweilen iſt eine durch ſchlechtes Futter veranlaßte Magen verderbniſ, oder auch vorhergegangene Magenüberladung Urſache der verminderten Freßluſt. In dieſem Falle iſt Arse- nicum (täglich 2 bis 3 Gaben) ſpecifiſch. Findet dabei auch Durchfall ſtatt, ſo iſt Pulsatilla. und wenn zugleich Leibſchmerz zugegen iſt, Chamomilla anzuwenden. Sehr häufig iſt auch eine vorhergegangene, zu große Anſtrengung Urſache des Appetitmangels, und hier hilft Nux vomica. alle drei Stunden eine Gabe, allemal, unſtreitig das Hauptmittel bei dieſem Zu- falle, ganz beſonders auch dann, wenn derſelbe nach kalten Saufen eintritt oder das Pferd, wenn es über die Futterzeit getrieben worden iſt, nicht recht freſſen will. – Oft liegt aber auch die Urſache der mangelnden Freßluſt in einer fehler- haften Beſchaffenheit des Futters, welches entweder dumpfig und verdorben, oder naß, oder trocken iſt; auch hat eine Veränderung des Saufwaſſers hierauf nicht ſelten bedeu tenden Einfluſ. Häufig hat auch Ekel an der verminderten Freßluſt einen nicht geringen Antheit, indem ein an Reinlich keit gewöhntes Pferd, wenn es in einem dumpfigen, unreinlichen Stall gezogen, oder auf moderige Streu geſtellt wird, oder in der Krippe Mäuſeunrath und anderen Schmutz findet, den Appetit verliert. Endlich iſt auch der Umſtand, daß einen Pferde zu viel Futter auf einmal geſchüttet wird, bisweilen Urſache, daß daſſelbe nicht recht freſſen mag, indem es die Menge des in der Krippe befindlichen Futters während des Freſſens be- geifert und es dann aus Ekel liegen läßt. Freßluſt, widernatürlich vermehrte Füllenlähme. (19 Freßluſt, widernatürlich vermehrte. Auch der widernatürlich vermehrten Freßluſt oder der ſogenannten Freßkrankheit, die jedoch bei dem Pferde nicht ſehr häufig beobachtet wird und beſonders daran zu erkennen iſt, daß das Thier, ungeachtet alles Freſſens, wobei es ſelbſt ſeine Streu nicht verſchont, immer mehr abmagert, liegt eine krankhafte Affection der Verdauungsorgane zu Grunde, deren Urſache man zu entdecken ſuchen muß. Das Hauptmittel, wel- ches hier faſt niemals ſeine Dienſte verſagt, iſt Pulsatilla in 6ſtündigem Wechſel mit Nux vomica. Rührt die Krankheit von Wurmbeſchwerden her, ſo helfen Sulphur und Cina in iſtündigen Wechſel. Froſch, Froſchgeſchwulſt, Maulgeſchwulſt, Maulſeuche. Mit dieſem Namen bezeichnet man eine Anſchwellung der Laden im Maule junger Pferde, die zuweilen über die Fläche der oberen Schneidezähne hervorragt und ſo ſchmerzhaft wird, daß ſie das Thier am Freſſen hindert. Mercurius vivus in täglich 3 Gaben iſt Hauptmittel dagegen. S. auch Gaumen- geſchwulſt. Füllenlähme. Die Lähne oder Darr ſucht der Füllen iſt eine Krank- heit, welche dieſe Thiere faſt ausſchließlich nur in dem zarteſten Lebensalter befällt und nur ſelten ſpäter, als in den erſten Tagen oder Wochen nach der Geburt eintritt. Das Thier iſt wenig munter, läßt Kopf und Ohren hängen, geht langſam und träge einher, ohne zu ſpringen c. Das Saugen wird nicht mit der gewöhnlichen Haſt und Begierde und weit ſeltener und kürzere Zeit hindurch ausgeübt. Der Patient iſt ſchlecht genährt, aufgeſchürzt und hat ſtruppiges und glanzloſes Haar. Auch die Augen ſind glanzlos und matt und mit wäſſeriger Feuchtigkeit bedeckt. Hierzu geſellt ſich als erſtes Hauptzeichen der Krankheit die Entzündung eines oder mehrerer Gelenke oder eine Entzündung des Darmkanals; bisweilen treten auch wohl beiderlei Entzündungen gleichzeitig auf. Sind die Gedärme ergriffen, ſo zeigen alle ſichtbaren 11 () Die Krankheiten des Pferdes. Schleimhäute eine vermehrte Röthe und Wärme, aus der Naſe fließt klarer Schleim, und dabei iſt heftiges Fieber vorhanden, mit ſtarkem Herzklopfen. Das Athemholen iſt vermehrt und wird mit ſichtbarem Schlagen der Flanken ausgeübt. Huſten wird nur ſelten beobachtet, aber das Thier liegt viel. Dieſe Zeichen einer allgemeinen, fieberhaften Krankheit dauern gewöhn- lich nur drei bis vier Tage und werden dann etwas gelinder. Der Puls wird faſt wieder normal; auch das Athmen geſchieht weniger oft und mit geringer Anſtrengung, und es findet ſich wieder etwas mehr Appetit ein; aber alle dieſe Zeichen an- ſcheinender Beſſerung ſind in der Regel trügeriſch, denn die Niedergeſchlagenheit, Abmagerung und Kraftloſigkeit nehmen immer mehr zu, und nach etwa acht bis zehn Tagen erfolgt mit dem Eintritt übelriechenden Durchfalls der Tod. Neben den vorſtehend geſchilderten Erſcheinungen oder auch für ſich allein und ohne dieſelben zeigt ſich am dritten bis fünften Tage nach der Geburt ein Hinken auf einem, ſeltener gleich- zeitig auf mehreren Schenkeln, ohne daß jedoch der Sitz der Lähme leicht zu entdecken iſt. Erſt zwei bis drei Tage ſpäter erſcheint an irgend einem Gelenke oder auch an mehreren zu- gleich eine heiße, ſchmerzhafte, oft ſehr umfangreiche Entzün- dungsgeſchwulſt, in Folge deren das Thier entweder mit dem kranken Schenkel gar nicht auftreten kann, oder wenigſtens mit demſelben mehr oder weniger lahm geht. Oft vergeht dieſe Geſchwulſt von ſelber oder in Folge zweckmäßiger Behandlung; der Gang wird beſſer und ſchmerzfrei, und auch alle übrigen Krankheitszeichen mindern ſich; bald aber kehrt die Gelenkent- zündung zurück, indem ſie ein anderes oder auch das bereits früher afficirt geweſene Gelenk befällt. Dabei magert das Thier immer mehr ab und geht endlich, unter hinzutretenden Durch- fällen, zu Grunde. Bisweilen, namentlich, wenn die örtlichen und allgemeinen Zufälle nicht ſehr heftig waren, beſſert ſich der Zuſtand des Thieres, obſchon es in der Regel dennoch nach ein bis zwei Jahren verloren geht. Ein ſolcher Reconvalescent bleibt ge- wöhnlich mager und kraftlos, ſelbſt bei gutem Appetite; der Bauch deſſelben bleibt dünn und aufgeſchürzt, das Haar ſtruppig und glanzlos, der Rücken erſcheint gekrümmt, und die Abhärung erfolgt ſpät und unvollſtändig. Beſonders charakteriſtiſch iſt Füllenlähme. 111 bei ſolchen Schwächlingen der häufige Eintritt von Kolikzu- fällen, die ſich jedoch von anderen Koliken ziemlich beſtimmt unterſcheiden. Dieſe Kolikanfälle wiederholen ſich nämlich über- aus oft und ſind faſt immer mit Durchfall verbunden, welcher ohne ſichtbare äußere Urſache eintritt. Die Anfälle dauern län- gere Zeit, gewöhnlich mehrere Tage, und werden durch ganz und gar ſchmerzloſe Zwiſchenzeit unterbrochen. Dieſer Zuſtand dauert oft mehrere Jahre hindurch fort, bis das Thier endlich einem dergleichen Kolikanfalle unterliegt. Die Section liefert, je nach dem Alter des Thieres und nach der Dauer und dem verſchiedenen Sitze der Krankheit, ver- ſchiedene Ergebniſſe. In der Umgebung der krank geweſenen Gelenke befindet ſich unter der äußeren Haut eine ſulzige Maſſe von gelblicher Farbe; die Gelenkbänder erſcheinen dick, hart, knorpelig, roth oder mit rothen Tupfen beſetzt und mit ihrer Umgebung mehr oder weniger verwachſen, und in der Gelenk- höhle findet ſich eine anſehnliche Menge einer gelblichen, meiſt klaren Flüſſigkeit. Die Gelenkenden der Knochen ſind zuweilen geſund, zuweilen aber auch ihres knorpeligen Ueberzuges ſtellen- weiſe oder auch allgemein beraubt, ſo daß die rauhe Knochen- maſſe frei liegt. Bei älteren, mehrjährigen Füllen ſind die Ge- lenke gewöhnlich geſund; aber allemal finden ſich die in dem Gekröſe befindlichen Drüſen krankhaft verändert. Stirbt das Füllen wenige Tage nach der Geburt, ſo erſcheinen die Gekrös- drüſen von der Größe der Haſelnüſſe bis zu der eines Hühner- eies; wird daſſelbe 4 bis 6 Wochen alt, ſo erreichen einige dieſer Drüſen oft die Größe eines Gänſeeies, während ſie bei mehrjährigen, an dieſer Krankheit verendeten Thieren die Größe eines Straußeneies oder auch eines Menſchenkopfes erreichen. Bei jüngeren Thieren ſtellen dieſe krankhaft veränderten Drüſen ein röthliches, ſulziges Gewebe dar, welches ſich leicht mit den Fingern zerdrücken läßt, bei älteren ſind ſie ſehr dick, hart, faſt knorpelig und enthalten in ihrem Innern eine eiterartige, blutige oder jauchige Flüſſigkeit. Oft iſt dieſe angeſchwollene Gekrösdrüſe an irgend einer Stelle geborſten, und ihr Inhalt hat ſich in die Bauchhöhle 2c. ergoſſen. – Die Lunge zeigt ſich in der Regel geſund, bisweilen theilweiſe geſchwürig; die Leber groß, mürbe und ſehr blutreich; die Milz eben ſo; die Eingeweide ſind meiſt normal. Die Theilnahme der Leber an dem ganzen Krank- 112 Die Krankheiten des Pferdes. heitszuſtande iſt unverkennbar; ja höchſt wahrſcheinlich iſt die- ſelbe der Heerd derſelben. Dieſes Organ, als der Repräſentant des venöſen Syſtemes, veranlaßt wahrſcheinlich durch ſeine mo- mentane Ueberfüllung mit venöſem Blute die Referentzündungen des Lymphſyſtemes, welches vorzugsweiſe um die Gelenkenden einer Aufregung fähig iſt, da, wie bekannt, im normalen Zu ſtande gerade die Gelenke junger Thiere in ihrer Entwickelung verhältniſmäßig voraus ſind. Ueber die Urſachen dieſer Krankheit iſt man übrigens noch lange nicht im Reinen, obſchon der Umſtand, daß manch- mal die Füllen ſchon wenige Stunden nach der Geburt von Entzündung der Gelenke befallen werden, und daß ſich ſelbſt bei todtgeborenen Füllen die oben erwähnten krankhaften Ver- änderungen in den Gekrösdrüſen finden, darauf hinzudeuten ſcheint, daß die Krankheit eine angeborene ſei, welche das Füllen bereits mit zur Welt bringt. Dieſe krankhafte Dispo- ſition rührt vorzugsweiſe von dem Mutterthiere her, wenn ſich daſſelbe während der Trächtigkeit in einem kränklichen, ſchlecht- genährten Zuſtande befindet. Stuten, die bereits mehrmals verworfen oder ſchon dergleichen darrſüchtige Fohlen geboren haben, ſo wie ſolche, die öfters gelte bleiben, und deren Euter nur wenig entwickelt iſt, ſollen zur Erzeugung darrſüchtiger Füllen vorzugsweiſe disponirt ſein. Zu den Schädlichkeiten, welche dieſe Dispoſition noch beſonders unterſtützen, gehören vorzugsweiſe kärgliches oder verdorbenes Futter, ſchneller Um- ſprung von ſehr verſchiedenen Fütterungsweiſen, ſo wie Alles, was eine ſchlechte Ernährung und Blutbereitung zur Folge hat. Auch rauhes Klima, Näſſe und Kälte, erſchöpfende Anſtren gungen ºc. gehören hierher. Die Krankheit ſcheint übrigens Thieren von edler Race beſonders eigen zu ſein und pflegt meiſt in Wintern zu entſtehen, denen ein ſchlechter Sommer und Herbſt voranging. Bei den Füllen ſelbſt iſt Erkältung die gewöhnlichſte Ge- legenheitsurſache zum Ausbruche der Lähme, die um ſo ſicherer eintritt, wenn die angeborene Dispoſition zu dieſer Krankheit bereits vorhanden iſt. Ob indeß bei Entſtehung der Lähme allemal nothwendig eine Erkältung ſtattgehabt haben müſſe, läßt ſich eben ſo wenig mit Beſtimmtheit behaupten, als ſich mit Sicherheit angeben läßt, ob die Lähme, unabhängig von Füllenlähme. 113 Dispoſition und anderen Umſtänden, ausſchließlich durch Erkäl- tung, entſtehen könne. Daß jedoch, wie geſagt, die Erkältung eine nicht unwichtige Rolle bei dieſer Krankheit ſpiele, ergiebt ſich ſchon aus ihrem häufigen Erſcheinen in den naßkalten Tagen der Monate März und April, ſo wie dem häufigen Vorkommen derſelben bei ſchwachen, in der Entwickelung zurückgebliebenen Füllen, die für die Einwirkungen der Erkältung am empfäng- lichſten ſind. Es giebt ein ziemlich untrügliches Zeichen, an welchem die zum Ausbruche kommende Krankheit ſich zum Voraus erkennen läßt. Alle Füllen nämlich, welche nicht kurze Zeit nach der Geburt einen flüſſigen, gelben Miſt abſetzen, ſind in Gefahr, von der Lähme befallen zu werden. Dieſer gefährlichen Ver- ſtopfung, welche dem Ausbruche der Krankheit jederzeit voran- geht, muß begegnet werden, indem man dem Füllen täglich einmal, und zwar gegen Abend, eine kleine Gabe Nux vomica reicht und damit 3 bis 4 Wochen fortfährt, wenn nicht bereits früher die zu dieſer Krankheit prädisponirende Verſtopfung ge- hoben ſein ſollte. Nux vomica beſeitigt aber, indem ſie der hier ſo gefährlichen Verſtopfung entgegenwirkt, nicht nur die Dispoſition zu dieſer Krankheit überhaupt, ſondern auch die Dispoſition zu Erkältungen, welche, wie bereits erinnert wurde, als ſubjective Urſache bei dieſer Krankheit ſo häufig mitwirken, und bildet ſonach, da ſie auch dem jugendlichen Alter vorzugs- weiſe angemeſſen und bei der oben erwähnten krankhaft afficir- ten Function der Leber faſt ſpecifiſch iſt, ein unſchätzbares Vor- beugungs- und Heilmittel bei dieſem ſo ſehr gefürchteten gaſtriſch- rheumatiſchen Krankheitsverhältniſſe. – Das bereits erkrankte Füllen erhält, wenn es an Verſtopfung leidet, ebenfalls Nux vomica in täglich 3 Gaben, worauf, wenn die Krankheit ſich noch im erſten Stadio ihrer Entwickelung befindet, bald die Ge- neiung erfolgt, ſo daß es eines anderen Mittels dabei durchaus nicht bedarf. Sollte indeſ in einzelnen Fällen Nux vomica zur Heilung der bereits weiter vorgeſchrittenen Krankheit nicht mehr ausreichen, was namentlich dann der Fall iſt, wenn ſich bereits die hier charakteriſtiſche Steifheit, Lähme und Gelenk- geſchwulſt eingeſtellt hat, ſo dient Bryonia in täglich 3 Gaben zur völligen Beſeitigung des Uebels. Der homöop. Thierarzt. I. Thl. 17. Aufl. 8 114 Die Krankheiten des Pferdes. Um der Krankheit vorzubeugen, reiche man den tragen- den Stuten ein geſundes, nahrhaftes Futter, ſtrenge ſich nicht zu ſehr an, ſchütze ſie möglichſt vor Näſſe und Kälte, halte ſie in einem geſunden und trockenen Stalle und reiche ihnen wäh- rend der Tragezeit wöchentlich eine Gabe Sulphur. Fußentzündung. Bei Entzündung der Füße wendet man erſt Aconitum und dann Rhus toxicodendron in täglich einigen Gaben an. Iſt zugleich Geſchwulſt vorhanden, bei welcher die Haut glänzend- roth durch die Haare ſchimmert und die Geſchwulſt ſelbſt heiß und geſpannt erſcheint, ſo hilft Bryonia. Gegen roſenartige Entzündung und Geſchwulſt an den Füßen iſt Belladonna in 6ſtündigem Wechſel mit Apis mell. anzuwenden und Um- wickelung der Füße mit erhitztem Hanfwerge vorzunehmen. S. auch Verbällen. Fußgeſchwulſt. Eine Anſchwellung der Füße kommt bei Pferden häufig vor und kann aus ſehr verſchiedenen Veranlaſſungen entſtehen, daher auch ganz verſchiedene Mittel zu ihrer Heilung erfordert werden. Findet die Geſchwulſt hauptſächlich in der Nähe des Köthengelenkes ſtatt, ſo iſt dieſelbe als anfangende Mauke zu betrachten, wogegen ſich Thuja in allen Fällen als Speci- ficum bewährt hat. Squilla iſt bei heißen Hufen und Arseni- cum bei Schmerzhaftigkeit der Sohle anzuwenden. Hat eine Verletzung ſtattgefunden, ſo hilft Arnica (oder Symphytum, wenn zugleich der Knochen mit beſchädigt iſt) und iſt die Ge- ſchwulſt heiß und geſpannt, Bryonia. Auch Rhus toxicoden- dron und Arsenicum ſind ganz vorzügliche Mittel bei der- artigen Leiden, beſonders dann, wenn die Geſchwulſt durch Be- wegung ſich verliert und in der Ruhe wiederkehrt. Fußge- ſchwulſt, die nach einem ſogenannten Verſchlag mit Steifheit der Glieder 2c. eintritt, wird durch Mercurius vivus und Arseni- cum beſeitigt. Gegen eine durch ſonſtige Verkältung entſtandene Geſchwulſt der Füße iſt Dulcamara und gegen die ſogenannte Waſſergeſchwulſt Bryonia, China, Arsenicum und Sulphur zu empfehlen. In vielen Fällen dürfte das zuletzt genannte Mittel als Nachkur anzuwenden ſein, beſonders auch bei dem Fußentzündung. – Gallen. 115 bedenklichen Anſchwellen aller Füße zugleich, gegen welches auch Opium ſich bewährt hat. – Gegen Kniegeſchwulſt hilft, wenn dieſelbe unſchmerzhaft iſt, Pulsatilla, und gegen ſchmerzhafte Kniegeſchwulſt China. Iſt dieſelbe durch einen Stoß 2c. entſtanden und nicht bereits veraltet, ſo iſt Arnica ſpecifiſch. Das hiernach paſſende Mittel wird in täglich 3 Gaben gereicht. Vergl. auch die Art. Mauke, Kniegeſchwulſt, Waſſerſucht. Fußvertretung. Die durch einen Fehltritt verurſachte Fußvertretung oder Verrenkung des Köthengelenkes äußert ſich je nach der Heftigkeit des Uebels durch Hitze, Geſchwulſt und ein mehr oder minder merkliches Lahmen, beſonders auf ungleichem Boden. Iſt das Uebel noch neu, ſo weicht daſſelbe bald dem inner- lichen und äußerlichen Gebrauche der Arnica. Iſt der Schmerz heftiger, ſo hilft beſonders Rhus toxicodendron in 6ſtündigem Wechſel mit Ruta. – Zincum in täglich 3 Gaben iſt ſpecifiſch, wenn die hintere große Beugeſehne beſonders angeſchwollen iſt. Einreibungen mit Ruta-Tinktur unterſtützen die innerliche Me- dikation. Gallen. Man bezeichnet mit dieſem Namen weiche, runde, kalte und größtentheils unſchmerzhafte Geſchwülſte, die hauptſächlich in den Gelenken oder den Sehnenſchei- - Y. den an verſchiedenen Stellen der Füße vorkommen, und unterſcheidet hauptſäch- lich: a) Flußgallen, welche in der Sehnenſcheide über der Köthe der Vor- der- oder Hinterſchenkel ihren Sitz haben; b) Sprung- und Pfannen gelenk- gallen, die im Sprunggelenke ſitzen, und c) Blutſpath, d. i. Gallen, die an der vorderen Fläche des Sprung- gelenkes vorkommen. (S. den Artikel Spath.) – Durchgehende Gallen nennt man (im Gegenſatz zu den ein- fachen), diejenigen, welche an der inneren und äußeren Seite 8* Die Krankheiten des Pferdes. des Sprunggelenkes zugleich ſtattfinden, ſo daß die Ge- ſchwulſt, wenn man ſie auf der einen Seite drückt, ganz auf die andere Seite getrieben wird. Die ſogenannten Stein gallen endlich ſind eine eigenthümliche Krankheit des Hufes, von wel- cher unten beſonders gehandelt wird. In der Regel ſind die Gallen, beſonders wenn ſie noch nicht veraltet ſind, ohne nach- theilige Folgen; aber wenn ſie verhärten, ſo können ſie leicht Lähme und gänzliche Unbrauch- barkeit des Thieres zur Folge haben. Gegen alle Arten der V Gallen wendet man Rhus toxicod. es sº in der ſtarken Tinktur äußerlich und daſſelbe Mittel in Potenz im Wechſel mit Ledum (alle 12 Stunden eine Gabe) inner- lich an und geht nach dreiwöchentlichem Gebrauche dieſer Mittel zu Silicea über, wovon man täglich 3 Gaben noch einige Wochen lang eingiebt. Gallenfieber. Das Gallenfieber hat mit dem Schleimfieber (vergl. dieſ. Artikel) ſo große Aehnlichkeit, daß es mit dieſem ſehr oft ver- wechſelt wird. Es unterſcheidet ſich von dem Schleimfieber überhaupt nur dadurch, daß die ſichtbaren Schleimhäute eine mehr gelbe Färbung haben, die Thiere mit geſenktem Kopfe in ſchlafkollerähnlichem Zuſtande oft ſtundenlang verharren und das kurze Athmen mehr mit den Bauchmuskeln geſchieht. Die Symptome der geſtörten Verdauung ſind denen des Schleim- fiebers gleich, nur ſind die Miſtballen nicht in ſo bedeutendem Maße mit Schleim überzogen und es treten zeitweiſe auch förmliche Durchfälle ein. – Junge Diſteln, Mohrrüben, ge- riſſener Hafer und Mehltrank ſind als die zweckmäßigſte Diät zu empfehlen und an homöopath. Mitteln Aconitum, Mer- curius vivus, Nux vomica und Chamomilla in der Weiſe, daß jedes dieſer Mittel in der hier beobachteten Reihenfolge 3 Gallenfieber – Gaſtriſches Fieber. 117 Tage lang in täglich 4 Gaben verabreicht und dieſe Medi- kation mehrmals wiederholt wird. Gaſtriſches Fieber. Dieſes in dem Grade ſeiner Stärke ſowohl, als auch rück- ſichtlich ſeiner Erſcheinungen außerordentlich verſchiedene Fie- ber kommt hauptſächlich zu Ausgang des Sommers und im Herbſte vor und geſellt ſich auch um dieſe Zeit nicht ſelten zu anderen fieberhaften Krankheiten oder geht in dieſelben über. Gelegenheitsurſachen zur Entſtehung dieſer Krankheit ſind: Ge- nuß eines ſchwer verdaulichen oder theilweiſe verdorbenen oder auch in zu reichlicher Menge verabreichten Futters, feuchte, ab- wechſelnde Witterung, Erkältung, große Anſtrengung, unregel- mäßige Fütterung Mc. Die Symptome, unter welchen das gaſtriſche Fieber auf- tritt, ſind: verminderte oder gänzlich unterdrückte Freßluſt, Durſtloſigkeit, Mattigkeit und Trägheit, glanzloſes, mehr oder weniger geſträubtes Haar, bleiche oder gelbliche Färbung der ſichtbaren Schleimhäute. Die Maulhöhle iſt mit fadenziehen- dem Schleime reichlich angefüllt und die Zunge ſchmutzig be- legt. Aus Naſe und Augen fließt, bei längerer Dauer des Leidens, ein klebriger Schleim; der Leib iſt theils aufgeſchürzt, theils aufgetrieben, der Urin ſchleim-ölig, der Miſt locker geballt und in zu großen Klumpen vereinigten Ballen abgehend, die mit häutigem Schleime umhüllt oder davon durchzogen ſind. Dabei mehr und mehr zunehmende Abmagerung und nicht ſelten Symptome von Kolikſchmerzen. Die auf den gaſtriſchen Zuſtand überhaupt hindeutenden Symptome ſind häufig ohne alle Fieberbegleitung, oder der Eintritt des Fiebers geſchieht ſo allmählich, daß ſeine Vorboten gar nicht bemerkt werden. Häufig iſt der Charakter dieſer Krankheit fauliger Art (vergl. Faulfieber), oft aber auch mit nervöſer Complication. Daher iſt der Puls oft voll und etwas hart, gewöhnlich aber klein und weich und namentlich im Anfange nur wenig beſchleuniget. Die Körperwärme iſt ſelten erhöht. Manchmal zeigt ſich ein leichtes Fröſteln, und die Munterkeit des Thieres verliert ſich nur nach und nach. Da die Krankheit in der Regel dann zum Ausbruche ge- 118 Die Krankheiten des Pferdes. langt, wenn zu einer bereits vorhandenen Verdauungsſchwäche ein neues krankmachendes Moment hinzukommt, ſo gelingt es einer zweckmäßigen homöop. Behandlung in der Regel, dieſelbe ſchon bei ihrer erſten Entwickelung im Keime zu erſticken, und zwar unter den mit Magenüberladung und Unverdau- lichkeit genannten Mitteln. Gelingt es, wie es allerdings bisweilen der Fall iſt, der homöopathiſchen Behandlung nicht, die Krankheit in ihrer erſten Entwickelung zu unterdrücken, ſo daß dieſelbe nun mit ihren eigentlichen charakteriſtiſchen Merkmalen hervortritt, ſo ſind zu- nächſt in kurzen Zwiſchenräumen 4 bis 5 Gaben Aconitum zu reichen. Hierauf wird mit Arsenicum, Nux vom., Pulsatilla und Ipecacuanha vorzugehen ſein, von denen man jedes Mittel in der hier beobachteten Reihenfolge 4 Tage lang in täglich 3 bis 4 Gaben in Anwendung bringt und unter Umſtänden die Medikation dann noch einmal wiederholt. Gaumenentzündung und Gaumengeſchwulſt. Gegen dieſe Leiden, mit welchen nicht ſelten auch Entzün- dung des Schlundkopfes verbunden iſt, ſo daß das Pferd weder freſſen noch ſaufen kann, iſt Mercur. viv. in täglich 3 Gaben das Specificum, namentlich dann, wenn mehr oder weniger Speichelfluß damit verbunden erſcheint. Geburt, ſchwere. In den meiſten Fällen, namentlich wenn das Thier wäh- rend der Trächtigkeit nicht übermäßig angeſtrengt und ſonſt gut abgewartet worden iſt, erfolgt die Geburt ohne große An- ſtrengung, ſo daß menſchliche Hülfe dabei nur ſelten erfor- derlich iſt. Indeß kommen doch auch bisweilen Fälle vor, wo die Kräfte des Mutterthieres nicht ausreichen, das Junge zu Tage zu fördern, und theils arzneiliche, theils manuelle Hülfe ſich nöthig macht, wenn nicht für Mutter und Junges gleich große Nachtheile entſtehen ſollen. Oft vergeht eine geraume Zeit, bevor das Thier ſich niederlegt, indem es ſich in hohem Grade unruhig und ängſtlich geberdet, ohne daß ruhige Wehen eintreten. Hier helfen Chamomilla. Pulsatilla und Coffea cruda in 2ſtündigem Wechſel. Sind die Wehen von convulſiviſchen Zuckungen begleitet, ſo reiche man Secale cornutum, und wenn Gaumenentzündung und Gaumengeſchwulſt – Gehirnhautentzündung. 119 dieſelben gänzlich nachlaſſen, einige Gaben Sabina. Verzögert ſich die Nachgeburt, ſo hilft Secale cornutum faſt überall (vgl. den Art. Fehlgeburt). Verzögert ſich der Eintritt der Milch, ſo iſt Aconitum und Chamomilla, und hat das Thier unter ſchwieriger Geburt viel gelitten, Arnica, ſo wie bei etwa entſtandener Kreuzlähme Nux vomica und Pulsatilla anzu- wenden. Ein nach der Geburt eintretender Fieberſchauer wird durch Aconitum und Pulsatilla in ſtündigem Wechſel gehoben. Gegen Entzündung und Geſchwulſt des Nabels bei dem Fohlen hilft Arnica in täglich 3 Gaben. S. a. Nabelbruch unter Brüche. Mitunter wird die Geburt verzögert, weil dieſelbe wegen des Zurückliegens eines oder beider Vorderfüße des Füllens nicht erfolgen kann. Hier muß mit aller Anſtrengung das Junge zurückgeſchoben und dann der Fuß vorgezogen werden. Bisweilen liegt auch der Kopf zurückgebogen, welcher ebenfalls (nach zuvor bewirkter Zurückſchiebung des Fohlens) vorgezogen werden muß, indem man mit dem Daumen und Zeigefinger in die Naſenlöcher des Jungen faßt und ſo die Wendung be- werkſtelliget. Liegen in einem Falle ſtatt der Vorderfüße die Hinterfüße vor, ſo kann die Geburt nur mit der größten An- ſtrengung erfolgen. Man legt in dieſem Falle etwas Leinwand um jeden Fuß, ſchlägt dann Stränge darüber und läßt das Junge mit Hülfe einiger ſtarker Männer abziehen. Bei allen manuellen Hülfsleiſtungen dieſer Art iſt es gut, die Hände und Arme zuvor mit Oel einzureiben. Näheres über Geburtshülfe, Wartung und Fütterung des Mutterthieres c. enthält der 3. Band meines homöop. Thierarztes. Gehirnhautentzündung. Die Gehirnhautentzündung (auch einfache Kopf- krankheit genannt) unterſcheidet ſich von der wahren Ge- hirnentzündung oder dem raſenden Koller (der Tob- ſucht) hauptſächlich dadurch, daß das davon befallene Pferd nicht in Raſerei verfällt, ſich nicht bäumt, um ſich ſchlägt, beißt, Stricke, Halfter und Ketten zerceißt, niederſtürzt, auf- ſpringt und gegen Alles anrennt, was ihm im Wege ſteht. Das Thier iſt vielmehr bei der Hirnhautentzündung in einem ſchlafkollerähnlichen Zuſtande; es hängt den Kopf zur Erde 120 Die Krankheiten des Pferdes. oder ſtützt ihn auf die Krippe, der Blick iſt ſtier und an der Bruſt, am Halſe und an den Lippen bemerkt man öfter be- deutende Zuckungen, die nach und nach in förmliches Schieben oder Drehen des Körpers übergehen. Dabei nimmt das Pferd ab und zu etwas Heu vom Boden, kaut nur kurze Zeit und verfällt während des Kauens wieder in den ſchlafkollerähnlichen Zuſtand, wobei ihm die Heuhalme aus dem Maule hängen, – alles Symptome des Schlafkollers, von dem ſich die Hirnhaut- entzündung nur dadurch unterſcheidet, daß bei dieſer der Kopf übermäßig warm erſcheint und von Zeit zu Zeit etwas Fieber bemerkbar wird, bei deſſen Vorhandenſein das Thier entweder den Körper beſtändig dreht, oder gegen die Ecke ſchiebt. Die Krankheit wird nur dann geheilt, wenn ſie noch im Entſtehen iſt, und zwar durch Aconitum und Belladonna in ſtündigem Wechſel. Zur Unterſtützung der Medication dient die Verabreichung von Kleie- oder Mehlwaſſer, Möhren oder Malzkeimen, wenn junge Diſteln, Gras oder Klee nicht zu haben ſind. Weil ſich beim Drehen und Schieben des Körpers im Stalle das Thier leicht Schaden zufügen kann, thut man wohl, es in einer Scheune, deren Boden mit kurzem Stroh gut be- deckt iſt, frei umherlaufen zu laſſen. Kalte Waſchungen des Kopfes ſind ebenfalls anzurathen. Treten halbſeitige Lähmungen ein, durch welche der Hals und der Kopf nach einer Seite gezogen wird, ſo iſt alles Medi- ziniren vergeblich. Ueber die wahre Gehirnentzündung oder die Tobſucht findet man Näheres in dem Artikel „Koller“ unter a) „raſender Koller“. Gelbſucht. Dieſe Krankheit iſt hauptſächlich an dem gelben Ausſehen der Bindehaut des Auges, ſowie der inneren Theile der Lippen und des Maules zu erkennen. Gewöhnlich iſt große Schwäche des Thieres damit verbunden; der Appetit mangelt faſt ganz, der Urin erſcheint dunkel gefärbt, und der Miſt iſt klein geballt, feſt und von ſchleimigem Anſehen. Hauptmittel gegen dieſe bei den Pferden nicht ſehr häufig vorkommende Krankheit ſind: Nux vomica, Mercurius vivus und Chamomilla. von denen Gelbſucht – Geſchwüre. 1 21 man jedes 10 Tage lang in täglich 3 Gaben in Anwendung bringt. Dabei hat man für ſaftreiches Futter Sorge zu tragen und trockenes nach Möglichkeit zu vermeiden. Genickbeule, Genickfiſtel oder Maulwurf. Dieſe ſelten auf äußere Veranlaſſung, ſondern meiſt durch innere Urſachen entſtehende, bedeutende und äußerſt ſchmerzhafte Geſchwulſt dicht hinter den Ohren, da, wo der Hals ſich mit dem Kopfe nach oben zu verbindet, iſt immer ein ſehr bedeu- tendes Uebel, da die Geſchwulſt nicht nur häufig ein gewöhnlich bösartiges Geſchwür bildet, ſondern auch, wenn durch die Bil- dung fiſtulöſer Gänge Muskeln, Bänder, Knochen, Rückenmark und Gehirn angegriffen werden, das Thier leicht zu Grunde / (Wenickbeule. geht. Die Kur beginnt mit Aconitum in mehrfachen Gaben, wodurch die Geſchwulſt oft ſchon beſeitiget wird, beſonders ſo lange noch reine Entzündung vorhanden iſt. Nächſt dieſem ſind Mercurius vivus, dann Pulsatilla und zuletzt Sulphur, und wo ſie nicht ausreichen, die bei dem folgenden Artikel genannten Mittel in Anwendung zu bringen. Geſchwüre. Alle Geſchwüre ſind, weil ihnen (ſelbſt in dem Falle, wo ſie durch äußere Gewaltthätigkeiten veranlaßt wurden) immer eine Entzündung vorausgeht oder mit ihnen verbunden iſt, anfänglich mit Aconitum zu behandeln. Das Aufgehen einer Geſchwürbeule, deren Zertheilung nicht mehr gelingen will, 1 22 Die Krankheiten des Pferdes. wird faſt immer durch Hepar sulphuris calc., alle 3 Stunden eine Gabe bewirkt. Auch Mercurius vivus leiſtet hier meiſt die erwünſchteſten Dienſte. Die bei eiternden Geſchwüren in An- wendung kommenden Mittel ſind: Arsenicum, Silicea, Mer- curius vivus und Asa foetida, die nach einander jedes 3 Tage lang in täglich 3 bis 4 Gaben in Anwendung zu bringen ſind. Zur Zertheilung verhärteter Geſchwürgeſchwülſte dient Baryta carbonica in 4ſtündigem Wechſel mit Mercur. vivus. Geſchwulſt, kalte. Die namentlich an den Schenkeln der Pferde bisweilen vor- kommenden, nicht ſelten ſehr anſehnlichen, kalten, knorpelartigen, blos bei ſtarkem Drucke ſchmerzhaften Geſchwülſte werden durch homöopathiſche Behandlung innerhalb 3 bis 4 Wochen immer glücklich beſeitiget. Zuerſt reicht man 2 bis 3 Gaben Arnica in Zwiſchenräumen von 3 bis 4 Tagen. Hierdurch wird die Geſchwulſt in der Regel ſchmerzhaft, und es bildet ſich auf der- ſelben eine weiche Stelle. Einige Gaben Mercurius vivus bringen ſie dann leicht zum Aufgehen oder erweichen ſie doch ſo, daß die Oeffnung leicht zu bewerkſtelligen iſt. Ein Paar Gaben Silicea beſchließen die Kur. Geſchwulſt des Euters. Eine Gabe Aconitum und dann Mercurius vivus und Bryonia in 3ſtündigem Wechſel helfen hier allemal. Iſt das Euter glänzend roth, ſo paßt Belladonna. Einreibungen des Euters mit erwärmtem Fett unterſtützen die Medikation. Hahnentritt. Die mit dieſem Namen bezeichnete eigenthümliche Art des Spathes, auch Zuckfuß oder trockener Spath genannt iſt derjenige Fehler im Gange des Pferdes, beſonders im Schritte, wo daſſelbe den einen Hinterſchenkel, meiſt jedoch beide, unnatürlich hoch emporhebt und ſie dann mit einer krampfhaften zuckenden Bewegung gerade niederſetzt. Weder Ruhe, noch Bewegung und Anſtrengung haben auf dieſe durch eine eigenthümliche Lähmung der Ausſtreckmuskeln der Hinter- ſchenkel entſtehende Krankheit einen merklichen Einfluß, die meiſt plötzlich entſteht, ſich, wo ſie einmal ſtattfindet (ohne homöo- Geſchwulſt, kalte – Halsentzündung. 123 pathiſche Hülfe) weder vermindert, noch vermehrt und, den unangenehm ausſehenden Gang ungerechnet, noch den beſonderen Nachtheil bringt, daß auf hartem, ſteinigem Boden der Huf des auf dieſe Weiſe krankhaft afficirten Fußes durch die Gewalt, mit welcher das Pferd denſelben niederſetzt, zu mancherlei Krank- heiten und Fehlern disponirt wird und immer eine Schwäche der Hinterſchenkel damit verbunden iſt. Alle allöopathiſchen Thierärzte ohne Ausnahme erklären das Uebel für unheilbar; homöopathiſch wird daſſelbe noch oft geheilt durch Silicea in Verreibung (3 Wochen hindurch täglich 3 mal 1 Meſſerſpitze voll auf Brod gedrückt), wonach Rhus toxicodendron in täglich 2 Gaben zur Anwendung kommt. Iſt der Hahnentritt durch einen Schlag oder Stoß entſtanden, ſo wird derſelbe durch Arnica (innerlich und äußerlich) ſelbſt dann, wenn er bereits chroniſch geworden iſt, ohne Beihülfe eines anderen Mittels geheilt. Halsentzündung. Die Entzündung des Halſes iſt entweder eine äußere, oder innere. Die äußere Halsentzündung, welche durch einen Schlag, Stoß 2c. entſteht, weicht zwar in den meiſten Fällen der Arnica, doch wird es immer vortheilhaft ſein, ein Paar Gaben Aconitum vorauszuſchicken, weil ſehr oft zugleich auch innere Entzündung vorhanden iſt. Bedeutende Entzündungs- geſchwülſte am Halſe werden durch Baryta carbonica zertheilt, und wo dieſes nicht mehr möglich iſt, durch Mercurius vivus in 3ſtündigem Wechſel mit Hepar sulphuris calc. in der Regel zum Aufgehen gebracht (vergleiche auch den Artikel Druſen- geſchwulſt). – Die innere Halsentzündung iſt in ihren Symptomen der Bräune ſehr ähnlich, mit welcher ſie jedoch nicht identiſch iſt. Hohe Röthe der Schleimhäute, Hitze im Maule, heftiger Durſt und (bei weiter vorgeſchrittener Ausbil- dung der Krankheit) Unfähigkeit zu ſchlingen, ſind die haupt- ſächlichſten Symptome dieſer Krankheit, welche durch Aconitum, und wenn bereits erſchwertes Schlingen eingetreten iſt, Bella- donna in ſtündigem Wechſel mit Spongia immer glücklich ge- heilt wird. Oft beobachtet man (wie bei der Bräune) eine Menge dünnen, ſchaumigen Speichels, der ſich, des erſchwerten Schluckens wegen, im Maule anſammelt und aus den Winkeln 124 Die Krankheiten des Pferdes. deſſelben abfließt. Hier iſt Mercurius vivus in täglich 4 Gaben in Anwendung zu bringen. Harnblaſenentzündung. Dieſe Krankheit hat in ihren Symptomen Vieles mit der Blähungskolik (vergl. Kolik) gemein, unterſcheidet ſich aber von derſelben hauptſächlich dadurch, daß hier die Auftreibung des Leibes fehlt und das Thier ſich häufig und mit großer Anſtrengung, jedoch immer vergebens, zum Harnen anſtellt. Auch ſtellt daſſelbe beim Gehen die Hinterbeine etwas weiter auseinander, als gewöhnlich, und läßt deutlich merken, daß das Fortſetzen derſelben ihm Schmerzen verurſacht. Die Kur be- ginnt mit 3 bis 4 Gaben Aconitum, welche innerhalb einer Stunde gereicht werden. Hat hierauf die Heftigkeit der Krank- heit zwar merklich nachgelaſſen, ohne daß jedoch der Urin ab- gegangen wäre, ſo hilft Cantharides in 4ſtündigem Wechſel mit Hyoscyamus. Vergl. auch Blaſenkrampf. Harnen, unwillkürliches. Gegen dieſes durch eine Schwäche des Blaſenſchließmuskels bedingte Uebel helfen Rhus toxicodendron und China in 6ſtün- digem Wechſel. Harnruhr. Dieſes (auch unter dem Namen Zuckerkrankheit be- kannte) mit der unter dem Namen Lauterſtall (vergl. dieſen Artikel) bekannten Urinbeſchwerde häufig, aber mit Unrecht ver- wechſelte Leiden beſteht in einem ſchleichenden, auszehrenden Fieber, bei welchem eine ungeheure Menge eines dünnen, wäſſerigen Harnes fortwährend abgeht, die mit der beim Saufen genoſſenen Flüſſigkeit rückſichtlich der Quantität in gar keinem Verhältniſſe ſteht. Durch Lycopodium und Mercurius vivus, jedes 16 Tage lang in täglich 4 Gaben gereicht, wird das Uebel in den meiſten Fällen beſeitiget. Harnſickern. Das Harnſickern, auch Harnfluß genannt, iſt diejenige Urinbeſchwerde, wo der Harn unwillkürlich und meiſt immer- während tropfenweiſe abgeht. Hauptmittel dagegen ſind: Harnblaſenentzündung – Harnzwang. 125 Arnica in 6ſtündigem Wechſel mit Pulsatilla. Iſt zugleich Wundheit der Harnwerkzeuge vorhanden, ſo hilft Ferrum. Harnverhaltung. Dieſe Krankheit, bei welcher der in den Nieren abgeſon- derte Harn nicht ausgeleert werden kann, iſt von der Harn- unterdrückung, bei welcher nur ſehr wenig oder gar kein Harn abgeſondert wird, wohl zu unterſcheiden. Letztere hängt häufig von einer Entzündung der Nieren oder einer durch maſſive harntreibende Mittel bewirkten Zerſtörung ihrer Structur ab und iſt zu erkennen an dem Fieber, welches dieſelbe begleitet, an der Stellung des Thieres mit ausgeſpreizten Beinen und an den öfteren Verſuchen, welche daſſelbe zum Stallen macht, ob- gleich bei einer durch den Maſtdarm gemachten Unterſuchung der Harnblaſe dieſe leer gefunden wird. (Vergl. Nieren- entzündung.) Die Harnverhaltung dagegen iſt beſon- ders daran zu erkennen, daß das Thier ſich öfter zum Harnen anſtellt und die Harnblaſe angefüllt und oft im hohen Grade ausgedehnt erſcheint. Eine Gabe Aconitum und dann ein Paar Gaben Cantharides beſeitigen in der Regel das Uebel inner- halb einiger Stunden. Sollte bis dahin kein Urinabgang er- folgen, ſo hilft Hyoscyamus. Vergl. auch Blaſenkrampf. Harnzwang. Es iſt dies ein ſehr qualvolles Leiden der Pferde, welches in einer Schwierigkeit oder auch wohl gar Unmöglichkeit be- ſteht, den Harn zu laſſen. Das Pferd ſtellt ſich häufig zum Uriniren an, aber es erfolgt entweder gar kein Harn, oder es gehen höchſtens einige Tropfen deſſelben unter kolikartigen Schmerzen ab, die das Thier durch häufiges Aechzen und Stöhnen zu erkennen giebt. Das Uebel entſteht meiſt durch Ulebergehung des Stallens, durch kaltes Saufen auf vorher- gegangene Erhitzung, ſowie häufig auch dadurch, daß man ein erhitztes Pferd in die Schwemme reitet. Iſt die Krankheit innerhalb 48 Stunden nicht gehoben, ſo iſt der Tod durch Zerſpringen der Blaſe unvermeidlich. Aconitum. Cantharides und Hyoscyamus in 4ſtündigem Wechſel ſind die Heilmittel. 126 Die Krankheiten des Pferdes. Vergl. auch Blaſenkrampf, Harnblaſenentzündung und Harnverhaltung. Haſenhacke. Die Haſenhacke (der Haſenſpath, das Rehbein) be- ſteht in einer mehr oder weniger großen Erhöhung unterhalb des Sprunggelenkes (an dem hinteren Rande deſſelben), die von der Seite am beſten zu ſehen iſt. Anfänglich zeigt ſich dieſelbe als eine entzündliche Anſchwellung mit Hitze und Schmerzhaftigkeit, ſo daß das Pferd ſelbſt im Schritte bedeutend lahmt; ſpäter wird die Geſchwulſt hart, unempfindlich und das Hinken wird nur noch bei einer größeren Anſtrengung des Thieres beobachtet. So lange noch Hitze und Schmerz vorhanden iſt, behandelt man die Geſchwulſt äußerlich mit - - - Arnica-Waſſer und noch beſſer mit der Haſenhacke. ſtarken Tinktur dieſes Mittels und innerlich mit täglich 3 Gaben Rhus toxicodendron; iſt ſie jedoch bereits verhärtet und verwachſen, ſo hilft Silicea in täglich 3 Gaben. Hauen in die Eiſen. Pferde, die von Kopf, Hals und Schultern etwas ſchwer ſind oder im Verhältniſſe zum Widerriſte eine zu hohe Kruppe oder bei ſchwachem Rücken zu lange Lenden haben, verfallen beim Trabe leicht in dieſen Fehler, indem ſie mit der Zehe der Hinterfüße die Stollen der Vordereiſen ſtreifen, wodurch dieſe nicht nur häufig verloren gehen, ſondern auch das Thier ſich oft bedeutend verletzt. Meiſt iſt die Unachtſamkeit des Reiters an dieſem Uebel Schuld, indem er beim ſcharfen Trabe das Pferd nicht gehörig in die Höhe nimmt, ſo daß die Vorderfüße gegen die hinteren etwas zurückbleiben und von dieſen eingeholt werden, bevor ſie ſich vorwärts bewegt haben. Um den bereits habituell gewordenen Fehler zu verbeſſern, laſſe man das Pferd beim Trabe nicht, auseinandergehen, ſondern nehme es immer gut zuſammen, ſtrenge beſonders junge Pferde, bei welchen ſich dieſer Uebelſtand zeigt, nicht zu ſehr an und laſſe bei dem Haſenhacke – Heißhunger. 127 Beſchlage die Zehen der Hinterfüße etwas mehr beſchneiden. Verletzungen, welche ſich das Pferd auf dieſe Weiſe verurſacht hat, werden blos äußerlich mit Arnica-Waſſer behandelt. Haut, Verhärtung derſeben. Dieſes Uebel iſt meiſt Folge inneren Siechthumes, entſteht aber auch bisweilen nach dem unverſtändigen Wegbeizen ſchwam- miger Auswüchſe oder von langem Gehen auf moraſtigen Wegen. Gegen einfache Verhärtung der Haut dienen beſonders Conium und Mercurius solubilis, und wenn die verhärteten Stellen ſich in Runzeln zuſammenziehen, Acidum phosphoricum. – Haut- verhärtung an den Füßen (vom Gehen auf ſchlechten, moraſti- gen Wegen) wird geheilt mit Arnica, Arsenicum und Rhus toxicodendron. – Spiritus sulphuratus iſt ein bewährtes Mittel gegen näſſende Hautſchrunden und Sepia beſonders dann an- wendbar, wenn die verhärtete Haut ſich in Schuppen oder grö- ßeren Stücken ablöſt. Täglich 2 Gaben des hiernach paſſenden Mittels genügen vollkommen. Hautwaſſerſucht. Die Hautwaſſerſucht (wäſſerige Geſchwulſt, Waſſer- geſchwulſt) iſt eine bei Thieren, namentlich auch bei dem Pferde ziemlich häufig vorkommende Krankheit und beſteht in einer An- ſammlung ſeröſer (wäſſeriger) Flüſſigkeit in dem Zellgewebe unter der Haut. Häufig iſt dieſelbe Begleiterin der Bauch- oder Bruſtwaſſerſucht; oft kommt ſie aber auch als für ſich be- ſtehendes Leiden, namentlich an den Füßen, dem Bauche, der Bruſt, dem Schlauche 2c. vor; ja in manchen Fällen erſcheint ſie über den größeren Theil des Körpers zugleich verbreitet. Von anderen Geſchwülſten unterſcheidet die Waſſergeſchwulſt ſich hauptſächlich dadurch, daß ſie ſich kalt anfühlt und nach dem Drucke mit den Fingern eine Grube zurückläßt. China in 3ſtün- digem Wechſel mit Arsenicum ſind hier Hauptmittel. Heißhunger. Es iſt dies derjenige krankhafte Zufall, wo das Pferd oft, wenn es kaum aus dem Stalle gezogen worden iſt, plötzlich ſeine Dienſte verſagt und durch keine Strafe aus der Stelle zu bringen iſt, bis man ihm einen Biſſen Brod oder ein 128 Die Krankheiten des Pferdes. wenig Heu reicht, worauf es ſeine Dienſte wie zuvor verrichtet. Durch einige Gaben Pulsatilla iſt das Ganze leicht zu beſeitigen. Rührt der Zufall von Wurmbeſchwerden her, ſo reiche man Cina in täglich 3 Gaben. - Herzklopfen. Dieſer Zufall wird geheilt durch Bryonia in 2ſtündigem Wechſel mit Aconitum. Dabei iſt dem Pferde Ruhe zu gönnen, das Futter zu beſchränken und eine Zeit lang nur naſſes Kleie- futter zu reichen. Hodenſackentzündung und Hodenſackgeſchwulſt. Dieſes, oft in Folge der Caſtration erſcheinende Leiden wird durch einige Gaben Arnica, welche während der erſten Tage nach der Operation gereicht werden, leicht verhütet. Tritt gleichwohl Geſchwulſt ein, ſo reiche man Mercurius vivus. Oft entſteht in Folge übertriebener Anſtrengung beim Zuge eine bedeutende Hodengeſchwulſt. Hier hilft Conium in täglich 3 Gaben. Iſt eine Quetſchung, ſtarke Reibung ºc. Urſache der Krankheit, ſo reiche man Arnica, die hier auch äußerlich an- zuwenden iſt. Hornkluft. Man bezeichnet mit dieſem Na- men eine Querſpalte im Hufe des Pferdes, die jedoch ſeltener vorkommt, als der Hufſpalt, worunter man eine ſenkrechte Spalte in demſelben ver- ſteht. Die Heilung ſehe man unter Hufſpalte nach. Hornkluft. Hüftlähme. Die Hüft lähme (Schenkellähmung) entſteht häufig durch übermäßige Ausdehnung der Bänder des Hüftgelenkes bei Ausgleiten, bei heftiger Anſtrengung im Ziehen ſchwerer Laſten, durch Verſtauchung und Quetſchung des Hüftgelenkes, oft aber auch durch innere Urſachen, Rheumatismus, Gicht c. Ein hüft- lahmes Pferd tritt mit dem leidenden Schenkel zu kurz, greift Herzklopfen – Hufauswüchſe. 129 mit demſelben nicht gehörig vor und bewegt ihn etwas nach außen; es ſchont denſelben, indem es alle Bewegungen des kranken Gliedes nur langſam und unvollkommen ausführt und ſich ſcheut, zu traben und zu galoppiren. Iſt das Uebel nicht bedeutend, ſo hinkt das Thier, namentlich im Schritte, faſt gar nicht und fühlt nur Schmerz während einer etwas ſtärkeren Bewegung; allein bei höherem Grade der Lähmung iſt der - Schmerz ſchon im Stehen bedeutend, das Pferd hinkt ſehr merklich auch im Schritte, das Kreuz ſcheint ſich im Gange zu ſenken, das leidende Bein wird nachgeſchleppt, und im Trabe macht die Kruppe eine wiegende Bewegung. Die richtige Er- kenntniß dieſer Art von Lähme iſt äußerſt ſchwierig, und nur dann iſt auf Hüft lähme mit Sicherheit zu ſchließen, wenn man nach ſorgfältiger Unterſuchung des Hufes, des Feſſel- und Sprunggelenkes, ſowie aller übrigen Theile des Beines keine Verletzung ºc. vorfindet, und das Pferd namentlich einer Unter- ſuchung des Hüftgelenkes ſich widerſetzt. Von dem Spathe unterſcheidet ſich die Hüft lähme hauptſächlich dadurch, daß das Hinken, welches mit der Letzteren verbunden iſt, im Gange ſich vermehrt, während es beim Spathe nach und nach geringer wird, doch hat man auch bisweilen, namentlich die rheuma- tiſche Hüftlähme durch Bewegung ſich vermindern geſehen. Die Heilung des Uebels richtet ſich nach der veranlaſſen- den Urſache. Iſt daſſelbe durch Verdehnung, Verſtauchung, Quetſchung oder ſonſtige äußere Gewaltthätigkeit entſtanden, ſo reiche man Arnica in täglich 3 Gaben und wende dieſelbe in der ſtarken Tinktur auch äußerlich an. Auch Ledum in 6ſtündigem Wechſel mit Rhus toxicodendron iſt ebenfalls ſehr zu empfehlen. Iſt durch eigene Verletzung zugleich der Kno- chen beſchädigt worden, ſo hilft Symphytum (ebenfalls inner- lich und äußerlich). Rheumatiſche Hüftlähme wird durch Bryonia, Ferrum muriatic. und Rhus toxicodendron, jedes 14 Tage lang in täglich 3 Gaben gereicht, bald gründlich geheilt. Hufauswüchſe. Gegen die häufig vorkommenden Auswüchſe des Hufes iſt Sepia ſpecifiſch. In den meiſten Fällen ſind 6 Gaben, inner- halb 3 Wochen gereicht, zur vollſtändigen Heilung ausreichend. Der homöop. Thierarzt. I. Thl. 17. Aufl. 130 Die Krankheiten des Pferdes. Huflähme. Wenn nach dem Verluſte eines Eiſens das Pferd, nament- lich auf harten, trockenen Wegen, eine Zeit lang barfuß gehen muß, ſo erſcheint der Huf in vielen Fällen heiß und empfind- lich, und das Thier geht mehr oder weniger lahm. Durch ein Paar Gaben Arnica iſt der kleine Schaden leicht geheilt. Gegen große Schmerzhaftigkeit der Sohle, wobei das Thier blöde und zaghaft auftritt, hilft Arsenicum. Iſt der Huf auch nur eine Wenigkeit geſpalten, ſo muß nach Arnica noch einige Zeit hin- durch Mercur. viv. in täglich 3 Gaben in Anwendung gebracht werden. Vergl. auch Gallen (Steingallen). Hufſpalte. Die Hufſpalten (ſenkrechte Spalten im Hufe) entſtehen wie die Hornklüfte (Querſpalten) leicht bei zu großer Trocken- heit und Sprödigkeit des Hufes, durch Tritte Nc. Befindet ſich die Spalte in einer der Seitenwände, ſo heißt ſie Quartier- ſpalte, und iſt ſie vorn an der Zehe, ſo nennt man ſie Ochſenklaue oder Ochſenhuf. Die erſtere Art wird häufiger an den Vorderfüßen, die letztere gewöhn- lich an den Hinterfüßen beobachtet. Häufig iſt die Hufſpalte blos oberflächlich und er- ſtreckt ſich nicht bis zu den empfindlichen Theilen; in anderen Fällen geht ſie tiefer und verurſacht beträchtliche Lahmheit, na- mentlich bei dem Ochſen hufe. Mer- curius vivus (in täglich 3 Gaben) iſt be- ſonders deshalb dagegen zu empfehlen, weil dieſes Mittel das Wachsthum des Hufes ungemein befördert, und da eine Heilung der Hufſpalte nur dadurch möglich wird, daß der Huf von oben nach unten nachwächſt, während der kranke Theil nach und nach unten weggenommen wird, ſo dürfte dieſes Mittel vor allen übrigen gegen das Leiden empfohlenen Mitteln leicht den Vorzug verdienen. Hufſpalte. Huftritt. Bei Cavalleriepferden kommt es ziemlich häufig vor, daß der Hintermann das Pferd ſeines Vordermannes aufreitet, Huflähme – Knacken und Knarren der Gelenke. 131 d. h. daß das Pferd, welches jener reitet, mit der Zehe des Vorderfußes in die Ferſe des Hinterfußes des Pferdes ſeines Vordermannes haut, wodurch leicht eine nicht unbedeutende Quetſchung oder eine offene Wunde entſteht. Iſt der Schade noch neu, ſo wird derſelbe durch die äußerliche Behandlung mit Arnica-Waſſer leicht beſeitiget. Hat ſich dagegen zwiſchen der Haut und dem Hornſchuhe bereits Eiter gebildet, ſo wird die Wunde wie andere Geſchwüre (vergl. dieſen Art.) behandelt. Gegen heftige Entzündung dient Aconitum in 6ſtündigem Wechſel mit Squilla, und bei großer Schmerzhaftigkeit kommen beſonders Acidum phosphoricum und Arsenicum in Anwendung. Vergl. auch Abgetrennte Wände der Hüfe. Huſten. Der Huſten erſcheint häufig als Nebenſymptom verſchie- dener Krankheiten, z. B. bei Dämpfigkeit, Druſe, Lungenent- zündung 2c. 2c. In dieſen Fällen findet derſelbe bei einer zweck- mäßigen Behandlung des allgemeinen Krankheitszuſtandes in der Regel zugleich ſeine Heilung. Nicht immer jedoch iſt dies der Fall, indem bisweilen nach Beſeitigung der Hauptkrankheit der Huſten zurückbleibt. Auch kommt es mitunter (wiewohl nur höchſt ſelten) vor, daß ein Pferd, ohne an einer anderen Krank- heit zu leiden, von einem chroniſchen Huſten geplagt wird. In ſolchen Fällen, wo der Huſten ohne irgend ein anderes Leiden der Lunge 2c. beobachtet wird, gebe man Dulcamara, Bryonia und Phosphorus in der hier beobachteten Reihenfolge jedes 10 Tage lang in täglich 3 Gaben. Oft kommt es auch vor, daß bei Pferden ein chroniſcher, trockener, kurzer Huſten trotz der angewandten homöop. Mittel nicht weichen will. In ſolchen Fällen unterſuche man genau den Miſt des Thieres und reiche, ſobald man darin unverdaut abgegangene Haferkörner findet, täglich 2 Gaben Asarum europ., wodurch der Huſten ſchnell beſeitiget wird und der Hafer gut verdaut abgeht. Knacken und Knarren der Gelenke. Gegen dieſes eigenthümliche Symptom, welches bisweilen, ohne daß eine anderweitige Krankheitsurſache zu entdecken wäre, beobachtet wird, ſind Ledum palustre und Arnica, jedes 10 Tage lang in täglich 2 Gaben gereicht, ſpecifiſch. 9* 132 Die Krankheiten des Pferdes. Kniegeſchwulſt. Gegen unſchmerzhafte Kniegeſchwulſt hat Pulsatilla und gegen ſchmerzhafte China ſich mehrfach bewährt. Iſt dieſelbe durch Schläge, Stöße, Quetſchung und anderweitige Verletzung der vorn über das Knie hinlaufenden Ausſtreckſehnen entſtanden, ſo daß das kranke Bein im Kniegelenke gebogen erſcheint und das Pferd blos mit der Zehe die Erde berührt, wobei ſich das Gelenk heiß, geſchwollen und ſchmerzhaft zeigt, ſo helfen Ledum palustre in täglich 4 Gaben und Arnica (innerlich und äußer- lich), letztere beſonders dann, wenn der Schade noch nicht ver- altet iſt. Iſt dies der Fall, ſo ſind Silicea und Sulphur in 6ſtündigem Wechſel zu reichen. Nicht ſelten geht die durch äußere Verletzung entſtandene Knie geſchwulſt in Knie- ſchwamm über. (Vergl. dieſen Art.) Knieſcheibenverrenkung. Durch Stöße, Fehltritte, Ausgleiten auf hartem Boden, oder auch durch heftige Anſtrengung, ſchnelles Aufſpringen ºc. geſchieht es bisweilen, daß die Knieſcheibe ausgerenkt wird. Das Pferd hält dann das Bein ganz ſteif und ausgeſtreckt, es kann damit nicht auftreten, und wenn man daſſelbe zum Fortſchreiten zwingt, ſo knickt es mit dem Feſſelgelenke über und ſchleppt den verletzten Schenkel nach. Die Wiedereinrichtung der Knieſcheibe läßt ſich leicht bewerkſtelligen und erfolgt ſogar häufig von ſelbſt, wenn das Pferd einige Bewegungen macht. Da jedoch durch eine dergleichen Verrenkung die Gelenkbänder in der Regel ſo geſchwächt und angegriffen werden, daß bei einer geringen Ver- anlaſſung das Uebel wiederkehrt, ſo muß die verletzte Stelle einige Tage lang äußerlich mit der ſtarken Tinktur von Arnica und einige Tage lang mit der ſtarken Tinktur von Rhus tox. behandelt und dem Thiere während dieſer Zeit vollſtändige Ruhe gewährt werden. Knieſchrunden. In leichteren Fällen der Knieverletzung iſt es hinreichend, die geſchundene Stelle mehrmals täglich mit Arnica-Waſſer zu befeuchten. Iſt die Verletzung bedeutender, ſo legt man einen Verband an, welcher mit verdünnter Arnica angefeuchtet wird, und reicht innerlich täglich 3 Gaben Arnica oder (wenn die Kniegeſchwulſt – Knochenauftreibung. 133 Knieſcheibe ſehr beſchädigt iſt) Symphytum. Sollte wildes Fleiſch auf der Fläche der Wunde ſich erheben, ſo helfen Cha- momilla, Sepia und Arsenicum und das Beſtreuen mit klarem Zucker. Iſt durch Vernachläſſigung die Verletzung in ein Ge- ſchwür übergegangen, ſo wird ſie wie andere Geſchwüre be- handelt. Knieſchwamm. Man bezeichnet mit dieſem Namen eine runde, erhabene und ſchwappende Geſchwulſt der Vorderkniee, welche durch Fall auf das Knie, durch Schläge, Stöße oder auch aus inneren Urſachen entſteht. Anfänglich iſt die Geſchwulſt warm und ſchmerzhaft, nach und nach aber geht dieſelbe in eine kalte, un- empfindliche Erhabenheit über, die zwar nur ſelten oder faſt nie dem Pferde einen merklichen Nachtheil bringt, aber doch immer einen bedeutenden Schönheitsfehler bildet. Bei der Heilung dieſes Uebels iſt beſonders darauf Rückſicht zu nehmen, ob der Schwamm noch neu oder bereits veraltet, und ob er ohne äußere Veranlaſſung oder durch äußere Gewaltthätigkeit ent- ſtanden iſt. Friſch entſtandener Knieſchwamm, beſonders wenn derſelbe in Folge äußerer Verletzung ſich gebildet hat, wird leicht geheilt durch Arnica, womit zugleich der fleißige äußerliche Ge- brauch der unverdünnten Arnica-Tinktur zu verbinden iſt. Hat ſich der Schwamm bereits ausgebildet, ſo iſt Conium in 6ſtün- digem Wechſel mit Ledum anzuwenden. Veralteter oder frei- williger Knieſchwamm iſt in der Regel ſchwieriger zu heilen. Hauptmittel ſind hier Sulphur, Rhus toxicodendron, Silicea und Pulsatilla, die in der hier beobachteten Reihenfolge nach einander und zwar jedes 14 Tage lang in täglich 2 Gaben in Anwendung zu bringen ſind. - Knochenauftreibung. Die bei dem Pferde häufiger als bei anderen Hausthieren vorkommenden Knochen krankheiten, namentlich Bein ge- ſchwülſte, d. i. ſchwammige Auflockerungen oder knollige Auf- treibungen der Knochen, rühren meiſt von tiefem, innerem Siech- thume her und ſind bei weitem gefährlicher, als Haut- und Fleiſchgeſchwülſte, da ſie gewöhnlich den äußerſt ſchwer zu hei- lenden Beinfraß (vergl. Knochenfraß) zur Folge haben. 134 Die Krankheiten des Pferdes. Hauptmittel dagegen ſind: Calcaria carb., Mercurius vivus und Silicea, von denen jedes 14 Tage lang in täglich 2 Gaben zu reichen iſt. Knochengeſchwülſte, die von äußeren Verletzungen herrühren, werden geheilt mit Symphytum (innerlich und äußer- lich). Bildet ſich auf der leidenden Stelle eine ſchwammige Ge- ſchwürgeſchwulſt, ſo wird dieſelbe durch Hepar sulphuris calc. (alle 3 Stunden eine Gabe) zum Aufgehen gebracht. Knochenbruch. Ueber Kochenbrüche der Ertremitäten vergleiche man den Artikel Beinbruch, ſowie über Brüche des Hüft- oder Darm- beines den Artikel Abſtoßen der Hüfte. Gebrochene Rippen werden mit Symphytum (äußerlich) behandelt und heilen ſogar oftmals von ſelbſt; doch pflegt, wenn ein nach innen ſtehender Knochenſplitter vorhanden iſt, leicht Lungenvereiterung daraus zu entſtehen. – Sind in einem ſolchen Falle die Bruchenden verſchoben, ſo geſchieht die Einrichtung des Bruches dadurch, daß man das Thier nach der geſunden Seite krümmt, ſo daß die kranke Seite ſich wölben muß. Knochenfraß. Der Knochen- oder Beinfraß iſt immer ein ſehr bedeu- tendes Uebel, welches gewöhnlich aus Knochenauftreibungen, Knochenhautentzündungen 2c. hervorgeht, und deſſen Heilung, beſonders wenn nicht zeitige homöopathiſche Hülfe geſucht wird, mit vielen Schwierigkeiten verbunden iſt. Außer der Auftrei- bung des Knochens, welche in den meiſten Fällen vorangeht und auch häufig dann noch ſtattfindet, wenn ſich bereits eine offene Wunde gebildet hat, bemerkt man lange Zeit vorher eine große Schmerzhaftigkeit bei dem Betaſten der vom Knochenfraße ergriffenen Stelle, und die Haut auf derſelben erſcheint auf einem Punkte gleichſam aufgebacken. Hauptmittel ſind hier Asa foedita und Silicea, die man in 6ſtündigem Wechſel in Anwendung bringt. Kn0ten. Außer den unter Ausſchlag, Beulen, Druſen geſchwulſt, Genickbeule, Geſchwüre, Geſchwulſt 2c. genannten Mitteln hat ſich beſonders Silicea als heilkräftig bewährt. Außerdem Knochenbruch – Kolik. verdienen noch Bryonia (bei Knoten, die auf Erkältung ent- ſtanden ſind), Aconitum (gegen kleine Hitzknötchen), Urtica, äußerlich (bei Knoten von Inſektenſtichen), Arnica in einigen Gaben, und dann Mercur. viv. (bei kalten, unſchmerzhaften Knoten), Baryta carbonica (ſpecifiſch gegen Knoten am Unter- kiefer), Staphysagria (bei jückenden Knötchen und Grindern und Knoten an den Rändern der Augenlider) empfohlen zu werden. – Arnica hat ſich bei Knoten und Geſchwülſten, die auf eine vorhergegangene Contuſion oder ſonſtige äußere Verletzung ent- ſtanden waren, in allen Fällen bewährt. – Sulphur iſt ſpeci- fiſch bei kleinen, mit Räude verbundenen Knötchen. Das hier- nach paſſende Mittel wird in täglich 2 Gaben gereicht. Kolik. Dieſe Krankheit hat ihren Namen von colon trans ver- sum (der Grimmdarm), weil man ſonſt in dieſem Eingeweide den Sitz der Krankheit vorzugsweiſe vermuthete. Dieſelbe ge- hört unter die bei dem Pferde am häufigſten vorkommenden, wegen ihres rapiden Verlaufes am meiſten gefährlichen und von der Homöopathie ſtets mit dem entſchiedenſten Glücke be- kämpften Krankheiten. Die Erregungsurſachen der Kolik ſind ſehr mannich- faltig, denn Erhitzung und Erkältung, Magenüberladung und Heißhunger, ſchädliches, blähendes und ungewohntes Futter, an- ſtrengende Arbeit, beſonders Treiben des Thieres über die Futter- zeit oder Jagen bei heftigem Sturme, Würmer und ganz be- ſonders gieriges, geiziges Freſſen ſind eben ſo viele Erzeugungs- arten dieſer Krankheit; ja, es kommen bisweilen Fälle vor, daß Pferde von einer ganz unbedeutenden Quantität eines gewiſſen Futters ſtets kolikkrank werden, welches anderen Pferden nicht im Geringſten nachtheilig iſt. Endlich giebt es auch eine Art chroniſcher Kolik, die in einem tiefliegenden, inneren Siech- thume ihren Grund hat und unter anderen z. B. bei der Darr- ſucht oder Füllenlähme beobachtet wird. Vielfältige Erfahrungen haben gelehrt, daß zu kurz ge- ſchnittenes Häckſelfutter Veranlaſſung zum Auftreten der Krank- heit gegeben hat und iſt es deshalb nicht genug zu empfehlen, darauf zu ſehen, daß Häckſel in einer Länge von mindeſtens 1 Zoll geſchnitten wird, 136 Die Krankheiten des Pferdes. Unter den allgemeinen Kennzeichen der Kolik ſind be- ſonders folgende charakteriſtiſch: das Thier verſagt das Futter (ſteht von der Krippe zurück), ſcharrt oder haut mit den Vorder- füßen, ſchlägt mit den Hinterfüßen nach dem Bauche, ſieht ſich oft nach dem Bauche oder (in anderen Fällen) der Seite oder der Bruſt um und ſchnappt mit dem Maule nach der ſchmerz- haften Stelle. Dabei ſenkt es den Kopf tief nach der Erde herab und bewegt den Schweif gewöhnlich in horizontaler Rich- tung, bisweilen jedoch auch auf- und abwärts. *) Die Füße ſtehen meiſt dicht beiſammen, und häufig wirft ſich das Thier auf die Erde nieder, überſchlägt ſich oder legt ſich auf den Rücken, zieht die Beine dicht an den Leib und verweilt in dieſer Lage einige Zeit, ſpringt dann wieder auf, und es be- ginnen bisweilen unter Aechzen und Stöhnen die früheren Kolikſymptome von Neuem, wobei unter gewiſſen Verhältniſſen über den ganzen Körper heftiger Schweiß ausbricht. In anderen Fällen wird bald die eine, bald die andere Seite, bald der ganze Leib höchſt aufgetrieben, obgleich das Pferd bisweilen (beſonders im Anfange des Anfalles) noch miſtet und urinirt, welches beides in noch anderen Fällen nicht geſchieht, obgleich häufiges Drängen ſtattfindet. Gewöhnlich treten bei dieſen Anfällen ſchmerzloſe Ruhepunkte ein, während welcher das Thier ſteht oder liegt, auch wohl nach dem Futter langt und ein Paar Hände voll frißt, worauf aber bald die Schmerzen erhöht wieder auftreten. Je länger der Sturm anhält, um ſo wilder wird der Blick des den höchſten Schmerz verrathenden Auges; die Naſenlöcher ſind weit geöffnet, der Athem iſt be- ſchleuniget und ſchnaufend, das Thier knirſcht mit den Zähnen, beißt in die Raufe, in die Krippe, ſogar in die Steine des Pflaſters, ſprengt ſeine Kette, zeigt ſich in den Symptomen der Tollwuth und ſtirbt unter Ausbruch kalten Schweißes oft ſchon nach wenigen Stunden und nur höchſt ſelten nach mehr- tägigem Kampfe. Die Heilung dieſer lebensgefährlichen und in den meiſten Fällen außerordentlich ſchnell verlaufenden Krankheit, die von *) Wenn die Schweifbewegungen in einzelnen verticalen Rucken be ſtehen, ſo daß die Schweifwurzel ructweiſe nach oben gerichtet wird und ſich nur langſam wieder herabneigt, ohne daß anderweitige Kolikſymptome wahr zunehmen ſind, ſo iſt dies ein Vorzeichen der Maulſperre. Kolik. 137 Vielen in Blähungskolik, Verſtopfungskolik, Erkäl- tungskolik, Wurmkolik, Krampfkolik ºc. eingetheilt wird, erfordert in der Regel folgende Mittel. Sobald die erſten Symptome eintreten, giebt man Aco- nitum und Arsenicum alle 5 Minuten wechſelsweiſe eine Gabe. Tritt nach einer halben Stunde keine Beſſerung ein, ſo nimmt man, namentlich wenn kein Miſtabgang erfolgt, Plumbum ace- ticum als drittes Mittel und wechſelt ebenfalls alle 5 Minuten mit allen 3 Mitteln. Iſt dagegen eine hartnäckige Harn verhaltung mit den Kolikzuſtänden verbunden, ſo greift man zu Cantharides und Hyoscyamus und giebt dieſe beiden Mittel ebenfalls alle 5 Minuten im Wechſel. Bleibt Aufblähung zurück, ſo folgen einige Gaben Colchicum und dann Nux vomica. – Bei hartnäckiger Kolik ſoll ſich auch Asa foetida in Urtinktur vielfältig bewähren. Iſt ein Pferd mit Würmern behaftet und es äußert kolikartige Schmerzen, ſo giebt man Aconitum, Arsenicum und Cina in 4 ſtündigem Wechſel. Im Uebrigen vergleiche man die Artikel Darm-, Magen-, Nieren- und Harnblaſenentzündung. Neben der Anwendung der paſſenden Heilmittel hat man übrigens noch ganz beſonders dahin zu ſehen, daß das Pferd während der Kolikanfälle ſich nicht auf die Erde niederwerfe, indem durch gewaltſames Niederſtürzen des kranken Thieres der Magen, der Grimmdarm oder der Maſtdarm leicht zerplatzt und die Gedärme ſich verſchlingen, worauf nach wenigen Stun- den unfehlbar der Tod erfolgt. Am beſten wird dies verhütet, indem man das Pferd im Schritt umherführen läßt und das- ſelbe, ſo oft es ſich niederwerfen will, mit der Peitſche von hinten antreibt. Hat ſich ein kolikkrankes Thier langſam nieder- gelegt, ſo muß man es nicht mit Gewalt auftreiben, aber zu verhüten ſuchen, daß es ſich bei erneuertem Anfalle wälzt oder überſchlägt. Man darf den Patienten daher keinen Augenblick verlaſſen und muß fortwährend ein Bund Stroh bei der Hand haben, das man an das Rückgrat des Thieres legt, wodurch es ihm rein unmöglich wird, ſich zu überwälzen; rückt das Thier fort, ſo ſchiebt man das Bund Stroh nach. Die äußerſt gewagten und beliebten Parforceritte ſind unbedingt zu 138 Die Krankheiten des Pferdes. verwerfen, da ſie gerade zur Herbeiführung jenes traurigen Aus- ganges nicht ſelten beitragen. Koller. Man unterſcheidet mehrere Arten dieſer dem Pferde vor- zugsweiſe eigenthümlichen Krankheit, die ihrem Weſen und ihrer Behandlung nach ſehr von einander verſchieden ſind, nämlich den raſenden Koller, den Dummkoller und den Samen- foll er. a) Der raſende Koller (Gehirnentzündung, Tob- ſucht), welcher meiſt nur bei Hengſten beobachtet wird, befällt beſonders feurige, vollſaftige, überfütterte und dabei in Unthä- tigkeit erhaltene Pferde, hauptſächlich, wenn dieſelben nach vor- hergegangener Erhitzung erkältet oder bei heißer Witterung heftig angeſtrengt werden; auch hat man die Krankheit oft nach anhaltender Einwirkung heißer Sonnenſtrahlen auf den Schädel oder auch durch heiße, dunſtige Stallluft entſtehen ſehen. Häufig wird dieſelbe auch bei dem Ausbruche der letzten Backenzähne (im fünften Jahre) oder durch die verhinderte Befriedigung des Geſchlechtstriebes bei feurigen Hengſten erzeugt. Das Thier zeigt ſich ein Paar Tage lang niedergeſchlagen und auf Nichts achtend und fängt dann (gewöhnlich am dritten Tage) an, zu raſen, indem es mit glänzenden, weit hervorgedrängten, ge- rötheten Augen wild um ſich blickend, ängſtlich und unbändig wird. Schon jetzt iſt es gefährlich, ſich demſelben unvorſichtig zu nähern, indem der Ausbruch der wirklichen Raſerei nahe bevorſteht. Erfolgt dieſer, ſo ſteigt und bäumt ſich das Thier, ſchlägt um ſich, haut mit den Vorderfüßen in die Krippe und Raufe, beißt in alle Gegenſtände, die ihm vorkommen, ſelbſt in die eigenen Füße, ſchnaubt und brauſt heftig mit weit ge- öffneten Naſenlöchern und unter Ausbruch heftigen Schweißes, zerreißt Stricke, Halfter und Ketten, mit denen es befeſtigt iſt, rennt überall an, ſtürzt mehrmals nieder, ſpringt wieder auf, achtet keine Wunde und Verletzung und richtet, im tollen An- dringen auf Alles, was ihm im Wege ſteht, große Verwüſtungen an. Dabei kaut das Thier beſtändig, verſchmäht aber jede Nahrung und ſelbſt das Getränk. Endlich tritt mit der auf einen ſolchen Anfall folgenden Ermattung ein Zuſtand der Ruhe Koller. 139 ein, indem das Thier mit geſpreizten Beinen ſtill daſteht, den Kopf auf die Krippe ſtützt und mit der Bruſt vorwärts ſchiebt. Dieſen Zeitpunkt muß man benutzen, theils um das Thier ſo zu befeſtigen, daß es weder ſich, noch Anderen Schaden zufügen kann, theils um die nöthigen Heilverſuche an demſelben anzu- ſtellen, denn wenn nach mehrmals wiederholten Anfällen die Krankheit bereits einen höheren Grad erreicht hat, ſo iſt das Pferd meiſt verloren, oder es bleibt, wenn daſſelbe ja mit dem Leben davonkommt, leicht Dummkoller zurück. Hauptmittel gegen dieſe gefährliche und, wenn nicht ſchleu- nige Hülfe geleiſtet wird, meiſt am zweiten Tage durch Schlag- fluß tödtlich endende Krankheit ſind: Aconitum, Belladonna und Veratrum album, die in 4ſtündigem Wechſel gegeben werden. Tritt nach einem Parorismus ein Zuſtand todtähn- licher Ruhe ein, ſo iſt Opium in kurzen Zwiſchenräumen zu reichen, beſonders auch dann, wenn die Zunge ſchwarz erſcheint und kleine, dunkelbraune und ſchwärzliche Miſtabgänge beobachtet werden. b) Der Dummkoller (Stillkoller, Schlafkoller, Lauſchkoller) iſt oft Folge des bis zu einem gewiſſen Grade geminderten oder umgeänderten raſenden Kollers (der Gehirn- entzündung), entſteht aber auch häufig, ohne daß dieſer vor- ausgegangen iſt, aus denſelben veranlaſſenden Urſachen, als: durch Sonnenbrand, Aufenthalt in heißen, dunſtigen Ställen, Erkältung, heftige Anſtrengung, Schläge und Stöße an den Kopf, ungeſundes oder zu vieles Futter bei geringer Bewegung, übermäßigen Geſchlechtstrieb Mc., bisweilen auch, beſonders bei reizbaren und empfindlichen Pferden, durch große Angſt und Furcht, namentlich vor den Sporen des Reiters, mit welchen derſelbe ſie meiſt ohne Noth unaufhörlich quält. Manche Pferde, z. B. die ſogenannten Ramsköpfe, haben eine erbliche Anlage zum Dummkoller, und Stuten ſind demſelben in der Regel mehr unterworfen, als Hengſte. Die hauptſächlichſten Symptome dieſer ſehr häufig vor- kommenden Krankheit ſind folgende: Das ſonſt lebhafte und thätige Pferd fängt auf einmal an, ſich träge und unbeholfen zu zeigen, ſteht meiſt traurig, mit einem ſtieren, dummen Blicke, glanzloſen Augen und halbgeſchloſſenen Augenlidern, am lieb- ſten in dem finſterſten Winkel des Stalles, ohne auf die Ge- 140 Die Krankheiten des Pferdes. gegenſtände umher zu achten, in Selbſtvergeſſenheit und wie ſchlafend da, indem es den Kopf entweder tief zur Erde ſenkt, oder ihn auf die Krippe, Raufe 2c. aufſtützt. Der Gang deſſelben wird ſchwerfällig, langſam, bleiern und unſicher, wobei es die Füße ungewöhnlich hoch hebt, als ob es im Waſſer watete, und ſie dann mit der ganzen Sohle wieder niederſetzt, indem es blos mechaniſch und wie bewußtlos die Schenkel hebt und niederfallen läßt. Beim Wenden zeigt ein dummes Pferd ſich äußerſt ungeſchickt, und zum Rückwärtsgehen iſt es entweder gar nicht, oder nur dadurch zu bewegen, daß man ihm den Kopf mit Gewalt niederdrückt und hin und her bewegt. Dabei drängt daſſelbe gewöhnlich nach einer Seite und ſchiebt beim Stehen, um ſich beſſer im Gleichgewichte zu erhalten, die Vorderſchenkel gern unter den Leib, wobei es meiſt auf eine eigenthümliche Weiſe mit den Ohren ſpielt, indem es dieſelbe vor- und rück- wärts bewegt. Bei zunehmender Krankheit wird die Empfind- lichkeit gegen äußere Eindrücke immer mehr vermindert, ſo daß das Thier ſich in die Ohren greifen, auf die Krone treten oder die Füße übers Kreuz ſetzen läßt, ohne ſich dagegen zu ſträu- ben. Beim Freſſen iſt es langſam; es nimmt dann und wann ein Maul voll Futter aus der Krippe, kaut und verſchluckt auch wohl einen Theil davon, behält aber das meiſte ungekaut im Maule, ſo daß einzelne Halme oft Stunden lang aus demſelben hervorragen. Am liebſten nimmt es ſein Futter von der Erde auf und beim Saufen ſteckt es den Kopf bis über die Naſe ins Waſſer. So lange das Thier nicht ſehr angegriffen wird, geht die Sache noch ſo hin; allein während und nach heftiger Bewegung verſchlimmert ſich der Zuſtand bald, und die Zeichen gänzlicher Stumpfſinnigkeit treten weit deutlicher hervor. Das Thier rennt wie blind auf Alles los, bis es anſtößt, oder geht im Kreiſe umher oder ſteht mit tiefgeſenktem Kopfe und unter den Leib geſchobenen Vorderbeinen ruhig da, ohne daß es, bei gegebenen Hülfen, die der natürlichen Haltung entgegengeſetzte fehlerhafte Stellung verändert. – Von dem raſenden Koller unterſcheidet der Dummkoller ſich noch hauptſächlich dadurch, daß er länger, als Wochen, Monate und darüber dauert und ohne Fieber iſt, indem der Puls oft um 8 bis 10 Schläge in einer Minute zu langſam geht. Was die Heilung der Krankheit betrifft, ſo haben Sul- Kopfgeſchwulſt. – Krippenſetzen. 141 phur und Nux vomica, alle 12 Stunden wechſelweiſe eine Gabe, unter allen gegen dieſen Zuſtand empfohlenen Mitteln ſich ganz beſonders hülfreich erwieſen. c) Der Samenkoller (Nymphomanie bei Stuten), wel- cher ſich bei jungen Hengſten und Stuten gewöhnlich zu Anfang des Frühlings zeigt, wenn ihnen die Ausübung des Geſchlechts- triebes verſagt iſt, wird mit Cantharides und Platina (Morgens Cantharides und Abends Platina) leicht geheilt. Kopfgeſchwulſt. - Die bald durch äußere Gewaltthätigkeit, bald durch Erkäl- tung und inneres Siechthum am Kopfe vorkommenden Ge- ſchwülſte ſind theils knotenartig, theils ſchwammig, theils wäſ- ſerig, theils heiß und geſpannt. Hauptmittel dagegen ſind im Allgemeinen Aurum, Mercurius vivus. Sulphur, Apis und Acidum sulphuricum, von denen man jedes 3 Tage lang täg- lich 3 mal in Anwendung bringt. Geſchwülſte, die durch äußere Verletzungen entſtanden ſind, werden durch Arnica und Sym- phytum geheilt. Kreuzlähme. Die Kreuz- oder Lendenlähme entſpringt aus einer Verſtauchung der Kreuz- und Lendenwirbel mit gewaltſamer Dehnung und Zerrung der Gelenkknorpel und Bänder durch Stöße und Schläge auf die Wirbelſäule, kurzes Pariren, Aus- gleiten Nc. und iſt immer ſchwierig zu heilen. Iſt das Uebel nicht ſehr bedeutend, ſo knickt das Kreuz im Gehen ein, das Thier ſchwankt im Trabe hin und her, es erſchrickt, wenn man es in dieſer Gangart ſchnell zurücknimmt und kann nur ſchwer zum Rückwärtsgehen gebracht werden. Iſt daſſelbe aber bedeu- tender, ſo kann das Pferd keinen Schritt rückwärts und nur wenige vorwärts thun; es ſchleppt die Hinterbeine nach, und die Kruppe ſchwankt im Gehen hin und her; ja, hat das Uebel den höchſten Grad erreicht, ſo iſt das Thier unvermögend, das Hintertheil in die Höhe zu heben und bleibt fortwährend liegen. Wenn es ſich aufzurichten ſucht, ſo rudert es fortwährend mit den Vorderfüßen, hebt ſich mit denſelben in die Höhe, ſo daß es wie ein Hund zu ſitzen kommt, fällt jedoch bald wieder zu Boden und beſchädiget ſich dabei Kopf, Hüften und Füße. 142 Die Krankheiten des Pferdes. Uebrigens iſt, außer einer bisweilen vorkommenden, heißen und bei der Berührung ſchmerzhaften Geſchwulſt in der Lenden- gegend in der Regel nicht das geringſte Zeichen einer ander- weitigen Krankheit vorhanden, und das Thier frißt regelmäßig, wie ein geſundes Pferd. Iſt die Lähme durch äußere Ge- waltthätigkeit entſtanden, ſo wird ſie durch Rhus toxico- dendron (innerlich und Symphytum (äußerlich) geheilt; iſt ſie hingegen rheumatiſcher Natur, ſo helfen Aconitum und Bryonia in 6ſtündigem Wechſel, ganz beſonders auch, wenn die oben er- wähnte heiße, geſpannte und ſchmerzhafte Geſchwulſt zugegen iſt. Kreuzlähme, die nach dem Fohlen eintritt, wird durch Ar- nica, Nux vomica und Pulsatilla, jedes 8 Tage lang in täg- lich 3 Gaben gereicht, gründlich geheilt. Kreuzverrenkung. Dieſes durch heftige Anſtrengung beim Ziehen ſchwerer Laſten c. bisweilen entſtehende Uebel, bei welchem das Pferd unvermögend iſt, aus der Stelle zu gehen, wird durch Rhus toxicodendron in täglich 2 bis 3 Gaben und Einreibung mit der unverdünnten Rhus-Tinktur in 10–14 Tagen beſeitigt. Krippenſetzen. Krippenſetzen (Aufſetzen, Köken, Koppen) nennt man denjenigen Fehler eines Pferdes, bei welchem daſſelbe während des Freſſens oder gleich nach dem Freſſen, mit bogenförmig gekrümmtem Halſe, die oberen Schneidezähne feſt auf die Krippe oder auch blos auf den Rand derſelben oder andere feſte Gegenſtände aufſetzt, das Maul aufſperrt und dabei einen dem Rülpſen ähnlichen Ton von ſich giebt. Durch dieſes Aufſetzen der Zähne werden die vorderen Ränder derſelben allmählich beträchtlich abgeſchliffen, ſo daß man einen Köker augenblicklich daran erkennt; doch giebt es auch noch eine andere Art des Kökens, das ſogenannte Windkoppen oder Luft köken, bei welchem das Thier die Zähne gar nicht aufſetzt, ſondern blos unter einer wackelnden Bewegung des Kopfes, Leibes und der Schenkel jenes Rülpſen hören läßt. Das Köken iſt immer Folge einer vorhergegangenen Magenentzündung und noch vor- handenen geſtörten Verdauung und hieraus (nicht aus dem Umſtande, daß bei dem Köken ein Theil des Futters wieder Kreuzverrenkung. – Kronentritt und Kronengeſchwir. 143 aus dem Maule fällt) iſt auch die aus dieſer meiſt hartnäckigen Krankheit endlich erfolgende Abmagerung des Thieres zu erklären. Hauptmittel dagegen ſind Nux vomica und Arseni- cum in 24ſtündigem Wechſel. Daß junge Pferde, welche neben einem alten Krippenköker ſtehen, ſich leicht dieſes Uebel als Un- tugend angewöhnen, iſt durch vielfältige Erfahrung beſtätiget, und in einem ſolchen Falle iſt die Entziehung aller zum Auf- ſetzen dienenden feſten Gegenſtände zur Heilung meiſt ausreichend. – Ein Krippenſetzer aus übler Angewöhnung wird leicht ge- heilt, wenn man die Krippe, vor der er ſteht, herausſchneiden und an Schnüren über ein Paar an der Decke des Stalles an- gebrachte Rollen gehen und an Gewichte befeſtigen läßt, ſo daß bei jedesmaligem Aufſetzen die Krippe zurückweicht. Theils der Schreck über jenes Zurückweichen, theils der Stoß, welchen die in ihre Lage zurückkehrende Krippe bei jedesmaligem Aufſetzen dem Köker verſetzt, reicht hin, jene üble Angewöhnung in ganz kurzer Zeit vollkommen auszurotten. Kronentritt und Kronengeſchwür. Sehr oft verletzen ſich Pferde, indem ſie mit den Stollen der Hufeiſen ſich ſelbſt in den Saum oder auf die Krone treten oder von anderen getreten werden. Die Verletzung iſt ent- weder nur oberflächlich, oder es findet, z. B. beim Winterbe- ſchlage, durch hohe, ſcharfe Stollen ein tief eindringender Kronen- tritt und in Folge deſſen eine Verletzung der Fleiſchkrone, der Seitenknorpel, der Ausſtreckſehne oder gar des Hufgelenkes ſelbſt ſtatt, welche ſich durch bedeutende Geſchwulſt, Hitze, Schmerz und Hinken zu erkennen giebt. Wird die Wunde gleich Anfangs mit kaltem Waſſer ausgewaſchen, leicht ver- bunden und mit Arnica äußerlich und innerlich behandelt, ſo iſt der Schade bald wieder geheilt. Wird hingegen die - - Sache gering geachtet und vernach- Kronentritt. läſſiget, ſo entſteht leicht das lang- wierige, unter dem Namen Kronengeſchwür bekannte Uebel, bei welchem das Pferd lahm geht, blos mit der Zehe auftritt und beſonders im Trabe bedeutend hinkt. Gewöhnlich iſt damit 144 Die Krankheiten des Pferdes. eine an der inneren Seite der Krone befindliche, mehr oder weniger große, wulſtige Auftreibung verbunden, die in der Mitte offen iſt, ſich oft 1 bis 2 Zoll tief erſtreckt (Kronen fiſtel) und viel jauchige, ſtinkende Materie entleert. Der Ballen und bei längerer Dauer ſelbſt der ganze Huf iſt aufgetrieben und mißgeſtaltet und der Schenkel oberhalb des Feſſelgelenkes mehr oder weniger geſchwollen. Gegen dieſes bedeutende Uebel, welches, ſich ſelbſt überlaſſen oder verkehrt behandelt, nicht ſelten den Verluſt des Hufes nach ſich zieht, iſt Arsenicum in 3ſtündigem Wechſel mit Mercurius vivus zu empfehlen. Vergl. auch Fiſtel und Fiſtelgeſchwür. Kugellähme, Kugelgelenklähme. Gegen dieſes, oft mit Geſchwulſt des Kugelgelenkes, bis- weilen auch mit Schwinden des Schenkels, immer aber, beſon- ders im Trabe und bei anhaltender Bewegung, mit etwas Hinken verbundene Leiden iſt Rhus tox.. in täglich 3 Gaben innerlich und Symphytum im Wechſel mit Rhus tox. in der ſtarken Tinktur äußerlich angewendet, ſpecifiſch. Kurbe. Man bezeichnet mit dieſem Namen eine an der inneren Fläche des Sprunggelenkes entſtehende harte, knochige Geſchwulſt von länglicher Geſtalt, die nach unten hin breiter wird, als ſie an ihrem oberen Theile iſt. Dieſelbe entſteht meiſt durch Schläge auf das Sprunggelenk oder auch durch eine Ver- dehnung und übermäßige Anſtrengung dieſes Theiles und iſt anfänglich ganz unbedeutend, hat aber immer etwas Lähme zur Folge. Arnica und Rhus toxicodendron, jedes 14 Tage lang in täglich 3 Gaben gereicht, helfen, wenn ſie zeitig ange- wendet werden, hier allemal, beſonders wenn man das Pferd einige Tage ruhen läßt. Geſchieht dies nicht und wird über- haupt die Sache vernachläſſiget, ſo nehmen Schmerz, Geſchwulſt und Entzündung allmählig zu, und es bildet ſich eine harte, unempfindliche, kalte und ſchmerzloſe Geſchwulſt, die manchmal, immer mehr und mehr anwachſend, ſich nach und nach über das ganze Sprunggelenk verbreitet, in manchen Fällen aber nicht ſo bedeutend wird, wenigſtens nur ſehr allmählich ſich vergrößert. Im letzteren Falle bleibt das Pferd vollkommen Kugellähme, Kugelgelenklähme. – Lähme. 145 dienſtfähig und ſelbſt die frühere Lähme verliert ſich dabei; allein, wenn die Geſchwulſt bedeutend zunimmt, ſo entſteht an- haltendes Hinken, die Bewegungen des Gelenkes, namentlich die des Streckens, werden nach und nach beſchränkter und auch die der tiefer liegenden Gelenke weniger frei. Ueber die Hei- lung dieſes hartnäckigen Uebels vergleiche man den Artikel Spath. Ladenverwundung. Bisweilen entſtehen durch den Druck der Trenſen- und Stangengebiſſe auf die Laden, hauptſächlich bei Cavalleriepfer- den und ganz beſonders bei ſolchen, die auf den Laden etwas weniger empfindlich (hartmäulig) ſind, Quetſchungen und Verletzungen der harten Haut, mit welcher dieſe Theile bedeckt ſind, die leicht in förmliche Wunden ausarten, aus denen, wenn die Knochenhaut empfindlich berührt iſt, ſelbſt Knochenfraß ent- ſteht. Arnica, innerlich und äußerlich, iſt auch hier das Haupt- mittel (vergleiche Wunden). Iſt die Knochenhaut verletzt, ſo wendet man Symphytum innerlich und äußerlich mit gutem Erfolge an. Dabei muß das Pferd während der Kur ein wei- ches Gebiß, am beſten einen ſogenannten Kopfzaum erhalten und ſelbſt nach bewirkter Heilung längere Zeit hindurch mit der Stange gänzlich verſchont bleiben. Lähme. Die Lähm e (das Lahm gehen oder Hinken, ein bei Pferden häufig vorkommendes Uebel, beſteht in dem Nach- ſchleppen eines Fußes, nur höchſt ſelten zweier, und iſt theils Folge einer Ausdehnung oder Verkürzung der die Gelenke um- gebenden Sehnen und Bänder, theils aber auch wirklicher Ge- lenkkrankheiten. Unter den Erregungsurſachen der Lähme nehmen äußere Verletzungen und rheumatiſche Beſchwerden eine Hauptſtelle ein; doch hängt das Uebel nicht ſelten auch mit wirklicher Lähmung (Paralyſe) zuſammen. Nach dem ver- ſchiedenen Sitze des Uebels unterſcheidet man Bug lähme, Hüft lähme, Huflähme (und als beſondere Arten derſelben die Steingallen und das Verbällen), Köthengelenkver- renkung, Kreuzlähme (Lendenlähme) und Kugellähme (vergl. die einzelnen Artikel). Der homöop. Thierarzt. I. Thl. 17. Aufl. 10 146 Die Krankheiten des Pferdes. Lähmung. (Paralyſe.) Dieſes ebenfalls häufig vorkommende, nicht ſelten mit wink- licher Lähme (Lahmgehen, Hinken) verbundene Uebel äußert ſich durch taumelnden, ſchwankenden, oft retrograden Gang und äußerſt ängſtliches und ſchreckhaftes Weſen, beſteht weſentlich in dem geſtörten oder gänzlich aufgehobenen Einfluſſe der Nerven auf die gelähmten Muskeln und hat ſeinen Grund theils in mechaniſchen Verletzungen und heftigen Erkältungen, theils aber auch in innerem Siechthume. Hauptmittel dagegen ſind: Ar- nica, Bryonia, Cocculus, Rhus toxicodendron und Ruta, die nach einander jedes 8 Tage lang in täglich 2 Gaben zu reichen ſind. (Vergl. auch Kreuzlähme, Maulſperre, Rehe, Ver- fangen und Zungenlähmung.) Läuſeſucht. Unreinlich gehaltene und dabei ſchlecht gefütterte und ab- getriebene Pferde werden nicht ſelten von Läuſen arg geplagt, die bei einmal vorhandenen ſchlechten Säften außerordentlich überhand nehmen und auf der anderen Seite nicht wenig dazu beitragen, das entkräftete Thier nur noch mehr herunterzu- bringen, wenn man nicht bald Anſtalten trifft, dieſes Ungeziefer zu vertilgen. Man bewirkt dies durch Einreibung mit in einem eiſernen Mörſer geſtoßenem und mit drei Theilen Gänſe- oder Schweinefett vermiſchten Peterſilienſamen, welcher hin und wieder auf das Haar der lauſigen Thiere geſtrichen und darauf mit einem Strohwiſche vertheilt wird. Auch das Waſchen mit einer Abkochung von Peterſilienſamen, öfteres Schwemmen und vor Allem ordentliche Abwartung thun hier die beſten Dienſte. Zum innerlichen Gebrauche empfehlen ſich beſonders Sulphur und China in 48ſtündigem Wechſel. Lauterſtall. Man bezeichnet mit dieſem Namen diejenige Urinbeſchwerde, bei welcher die Pferde, wenn ſie den Urin laſſen wollen, ſehr heftige Schmerzen empfinden. Der nur ſpärlich abgehende Harn iſt von verſchiedener Beſchaffenheit, bald hell, bald roth, bisweilen ſogar blutig, mitunter auch ganz kalt. Das Thier hackt mit einem Vorderfuße, macht ſcheinbar Anſtalt ſich nieder- Lähmung. (Paralyſe.) – Leder- und Holzfreſſen. 147 zulegen, welches aber nur ſelten geſchieht, wird, unter horizon- talen Schweifbewegungen, auf dem Hintertheile unruhig und verſucht unter Stöhnen, ſich des Harnes zu entledigen. Erfolgt trotz aller Anſtrengungen gar kein Harn, ſo gehört das Leiden dem Blaſenkrampfe an (vergl. dieſen Art.); geht dabei aber einiger Urin ab, ſo finden hauptſächlich Pulsatilla und Nitrum bei waſſerhellem, unter heftigen Schmerzen abgehenden Harne, ſowie Ipecacuanha bei blutigem Urin ihre Anwendung. Das paſſende Mittel reicht man in Zwiſchenräumen von etwa zwei Stunden. Leberentzündung. Die bei dem Pferde nicht ſo häufig, als bei dem Rindvieh, namentlich bei Kühen vorkommende Leberentzündung oder der Leberbrand hat große Aehnlichkeit mit der Bruſtent- zündung und wird deshalb häufig mit derſelben verwechſelt. Das Thier erſcheint plötzlich ſehr niedergeſchlagen, frißt nicht, ſäuft gierig, blickt mit geſenktem Kopfe häufig nach der rechten Bauchſeite, welche angeſpannt erſcheint, und wenn man auf dieſe Stelle drückt, ſo zeigt das Thier große Unruhe. Dabei kann das Pferd das Liegen nicht vertragen, hinkt auf dem rechten Vorderfuße und ſcharrt oft mit demſelben. Auch ſtockt die Miſtung ſehr, und der Urin iſt braun und dünn. Der Puls iſt hart und ſchnell, und Schlingen und Athmen ſind erſchwert. Oft, namentlich wenn die Krankheit bereits weiter vorgeſchritten iſt, erſcheint das Auge, die Schleimhaut des Maules und der Naſe, ſo wie die Zunge gelblich gefärbt und das Haar glanz- los und ſtruppig. Bei akutem Verlaufe der Krankheit ſtirbt das Pferd oft ſchnell am Brande; bei zweckmäßiger Behand- lung aber geht dieſelbe in dieſem Falle innerhalb 9 bis 11 Tagen in Geneſung über, während ſie bei chroniſchem Ver- laufe oft Monate und länger dauert. Die Kur beginnt mit einigen Gaben Aconitum, worauf Nux vomica in 3ſtündigem Wechſel mit Mercurius vivus und Chamomilla folgt. Leder- und Holzfreſſen. Dieſes fieberloſe, chroniſche Leiden, ſtets ein Zeichen ſchlech- ter Verdauung, findet ſich bisweilen auch bei Pferden, welche dann mit großer Begierde Leder, Holz, Erde und dergleichen 1 (* 148 Die Krankheiten des Pferdes. Dinge, und zwar mit um ſo größerer Begierde freſſen, je mehr der Appetit nach der gewöhnlichen Nahrung abnimmt. Wider- bürſtiges Haar, Mattigkeit und Abmagerung ſind die gewöhn- lichen Folgen dieſer Krankheit, welche endlich den Tod am Zehr- fieber herbeiführt. Hauptmittel dagegen iſt Pulsatilla in täg- lich 4 Gaben. Nebenbei giebt man täglich eine Hand voll Kreide mit etwas Salz. Lockere Schulter. Man verſteht darunter eine von ſtarker Ausdehnung, ge- wöhnlich durch Verſtauchung beim Springen 2c. entſtandene zu große Ausdehnung der Schultermuskeln, welche dadurch ihre Spannkraft verlieren, ſo daß das Schulterblatt bei einer Be- wegung mehr von den Rippen entfernt und das Pferd zum Reitdienſte ganz untauglich wird. Rhus toxicodendron, in täg- ich einigen Gaben, iſt ſpecifiſch. Lungenhuſten und Lungenkatarrh. Dieſer gewöhnlich dumpfe Huſten, welcher beſonders bei jeder Anſtrengung, auf kaltes Saufen und bei rauher Luft ein- tritt, iſt oft Folge einer vorhergegangenen Bruſtentzündung, oft aber auch begleitendes Symptom anderer Krankheiten (vergl. Huſten), bei deren zweckmäßiger Behandlung er zugleich ſeine Heilung findet. Nitrum, Bryonia, Phosphorus und Stannum nach einander, jedes 10 Tage lang in täglich 2 bis 3 Gaben gereicht, beſeitigen in der Regel den ſtärkſte: Lungenhuſten. Lungenſucht, eiternde. Dieſe höchſt gefährliche Krankheit entſteht hauptſächlich, wenn die in Folge einer vorhergegangenen Lungenentzün- dung entſtandenen Lungenknoten in Eiterung übergehen. Bis- weilen fließt dem von dieſer Krankheit ergriffenen Thiere unter vielem Huſten Eiter aus den Naſenhöhlen; öfter aber verfallen kränkliche und ſieche Pferde allmählich in Lungenſchwindſucht. Man erkennt die beginnende Krankheit hauptſächlich daran, daß das Pferd, obgleich es ſonſt munter und ein guter Freſſer iſt, mehr ab-, als zunimmt, allmählich vom Fleiſche kommt, kurz- athmig wird und fortwährend an einem bald trockenen, bald feuchten Huſten leidet, wobei im letzteren Falle viel verdorbener Lockere Schulter – Magenkatarrh. 149 Schleim aus der Naſe ausfließt. Wird ein ſolches Pferd nun noch ſehr ſtrapazirt und ſchlecht abgewartet, häufigen Erkältungen ausgeſetzt c., ſo nimmt die Schwerathmigkeit mit dem Huſten und dem Schleimausfluſſe aus der Naſe raſch zu, ſtatt des Schleimes geht bald übelriechender Eiter in Menge ab, das Pferd wird matt und iſt beſonders in den Nachmittagsſtunden zu jeder An- ſtrengung unfähig, die Mähnenhaare gehen leicht aus, am Wider- riſte zeigen ſich kleine Knoten, die Haare ſind ſehr glatt und glänzend, und der Tod erfolgt gewöhnlich unter hinzutretendem Durchfall. Unter den dagegen empfohlenen Mitteln ſind Stannum. Phosphorus und Nitrum, von denen jedes 14 Tage lang in täglich 3 Gaben zu reichen iſt, die vornehmſten. Magenentzündung. Die Magenentzündung iſt, obgleich ſie bei den Haus- thieren nicht häufig beobachtet wird, ein ziemlich gefährliches Leiden, weil es leicht Brand zur Folge hat. Das von der- ſelben ergriffene Thier iſt äußerſt unruhig, wirft ſich nieder, ſpringt ſchnell wieder auf, wälzt ſich, ſcharrt und ſchlägt mit den Vorderfüßen, ſieht ſich oft nach dem Bauche um und rülpſt bisweilen. Der Puls iſt, wie bei allen Entzündungskrankheiten, hart und ſchnell, das Athmen beſchwerlich und die Freßluſt mangelt gänzlich. Das Pferd ſtellt ſich oft an, als ob es gähnen oder beißen wolle, der ganze Körper iſt brennend heiß und eben ſo auch beſonders das Maul trocken und heiß. Wird die Krank- heit vernachläſſiget, ſo tritt oft ſchon nach 48 Stunden, meiſt nach 3 bis 5 Tagen, Brand und Tod ein. Unter den Er- regungsurſachen ſind Ueberfreſſen, namentlich in friſchem Klee, und Erkältung die gewöhnlichſten. Außerdem ſieht man die Magenentzündung häufig nach dem Genuſſe giftiger Vege- tabilien, nach ſtarken (allöopathiſchen) Purganzen oder dem Ver- ſchlucken ſtechender und ſpitziger Gegenſtände entſtehen. Durch Aconitum und Arsenicum in 2ſtündigem Wechſel und bei fort- ſchreitender Beſſerung in ſelteneren Gaben wird in der Regel dieſes gefährliche Leiden beſeitiget. Während der Kur darf der Patient nur mit Mehltrank erhalten werden. Magenkatarrh. Unter Magenkatarrh verſteht man denjenigen krank- haften Zuſtand des Pferdes, bei welchem das Thier vermin - 5) Die Krankheiten des Pferdes. derte Freßluſt zeigt, einen weichen, wäſſerigen Miſt abſetzt (in dem ſich unverdaute Futterſtoffe und beſonders ganze Hafer- körner befinden) und beſtändig ſaufen will. Wird das Pferd einige Tage zur Arbeit benutzt, ſo verliert ſich in der Regel der Durchfall; kehrt aber ſofort wieder, ſobald einen Tag die Arbeit ausfällt und das Thier im Stalle ſteht. Naſſes Futter wird gewöhnlich am liebſten genommen und ſchadet durchaus nichts, iſt vielmehr ganz beſonders zu empfehlen, da die An- nahme, ein Magenkatarrh werde ſchneller geheilt, wenn man naſſes Futter und Tränkwaſſer nach Möglichkeit beſchränke, auf einem Irrthume beruht. – Das hauptſächlichſte Mittel gegen Magenkatarrh iſt Pulsatilla, alle 4 – 6 Stunden eine Gabe und in hartnäckigen Fällen Arsenicum und Pulsatilla in 3ſtün- digem Wechſel. Häckſel mit Kleie und Haferſchrot vermengt und gut abgebrüht iſt in dieſem Krankheitsfalle das paſſendſte Futter. Leidet ein Thier auch gleichzeitig an einem anſtrengen- den, hohl klingenden Magenhuſten, ſo empfiehlt es ſich, Asarum europaeum in 3ſtündigem Wechſel mit Arsenicum und Pulsatilla in Anwendung zu bringen. Magenüberladung. Dieſes Uebel, welches leicht Magenentzündung und andere ſchlimme Folgen nach ſich zieht, kommt leicht bei Pferden vor, welche mit Körnerfutter überfüttert werden oder über den Futterkaſten gerathen ſind. Man erkennt daſſelbe leicht an dem Zurücktreten des Thieres von der Krippe, wodurch es ſeinen Abſcheu vor dem Futter zu erkennen giebt. Hauptmittel gegen alle Arten der Magenüberladung ſind Antimonium crudum und Arsenicum, die in 3ſtündigem Wechſel gereicht werden. Maſtdarmvorfall. Nach lange beſtehenden Darmkatarrhen, durch heftiges Drängen bei ſchweren Diarrhöen, hartnäckigen Verſtopfungen und beim Gebären wird oft der hintere Theil des Maſtdarmes herausgedrückt und umgeſtülpt, ſo daß die innere geröthete Schleimhaut zum Vorſchein kommt. Durch Reiben des ausge- tretenen Theiles an der Wand, an den Standbäumen und fort- währendes Wedeln mit dem Schweife tritt ſehr leicht eine Ent- Magenüberladung – Mauke. 151 zündung ein, in Folge deren die vorgedrängte Partie ſehr leicht in Eiterung und brandige Zerſetzung übergehen kann. Deshalb iſt es nöthig, zeitig für die Zurückbringung des Vorfalls Sorge zu tragen. Zu dieſem Behufe belegt man den Hinterſtand des Thieres ſo dick mit Stroh, daß die Hinterhand des Pferdes mehrere Zoll höher zu ſtehen kommt, als die Vorderhand; nun wäſcht man die vorgefallene Partie gut mit lauwarmem Waſſer ab, beſtreicht die Hand mit Leinöl und ſchiebt damit den Darm langſam in ſeine natürliche Lage zurück, behält aber den er- höhten Hinterſtand noch einige Tage bei. Schweres Futter iſt ſtreng zu vermeiden und bei Entzündung des vorgefallenen Theiles Aconitum, Arsenicum und Belladonna in "2ſtündigem Wechſel zu reichen, in denjenigen Fällen aber, in welchen es zu einer Entzündung nicht gekommen iſt, Nux vomica und Arnica in 12ſtündigem Wechſel. Mauke. Es iſt dies ein chroniſches Lokalleiden, welches ſeinen Sitz hauptſächlich in der Kronengegend des Hufes, beſonders der Hinterfüße hat, ſich jedoch auch höher, bisweilen ſelbſt bis an den Leib hinauf erſtreckt und auch mitunter an den Vorder- füßen beobachtet wird. Anfänglich zeigt ſich die Mauke als eine Geſchwulſt des einen oder auch beider Hinterfüße, die gemeiniglich vergeht, ſobald das Pferd in Gang kommt, aber bei Stehen im Stalle immer wiederkehrt und bei mehrtägiger Ruhe ſich bedeutend vermehrt. Die Haare von der Feſſelbeuge bis zum Röhrenbeine werden bald ſtruppig; die etwas warm anzufühlende, angeſchwollene Stelle beunruhiget das Thier durch ein läſtiges Jücken und verurſacht demſelben, wenn es ſich daran ſtößt, heftigen Schmerz. Endlich quillt, nachdem die Geſchwulſt die ganze hintere Seite der Krone und des Feſſelgelenkes ein- genommen hat, eine anfangs waſſerhelle Feuchtigkeit aus kleinen Poren tropfenweiſe und thauähnlich hervor, die aber bald trübe und jauchicht wird, ſo daß ſie die Haut anfrißt und die Wur- zeln der Haare zerſtört. Entzündung und Schmerz nehmen nun ſchnell ſo bedeutend zu, daß das Thier nicht die leiſeſte Berüh- rung verträgt, im Gehen bedeutend lahmt und im Stehen den kranken Fuß immer hoch hält. Durch täglich einige Gaben Thuja und Bepinſeln der Stellen mit Thuja-Tinktur wird das 152 Die Krankheiten des Pferdes. Uebel gründlich geheilt. Bei ſehr langer Dauer des Uebels indeß nimmt die Lähme bedeutend zu, und es entſtehen auf der Geſchwulſt nicht ſelten fleiſchige Auswüchſe von rothbrauner oder bläulicher Farbe (ſogenannte Feig- oder Feuchtwarzen), die bei der geringſten Berührung bluten und fortwährend eine dünne, übelriechende Jauche abſondern, wogegen Thuja, innerlich und in der ſtarken Tinktur äußerlich angewendet, ebenfalls ſpecifiſch iſt. Häufig findet man auch bei Pferden, die mit der Mauke behaftet ſind, die Krone und Köthe bedeutend angeſchwollen, ſo daß die Haare in dieſer Gegend wie Igelsſtacheln emporſtehen, daher man dieſe Auftreibung mit dem Namen Igelsfuſ, Igelshuf oder Straubfuß bezeichnet. Sind dergleichen Fälle bereits ſehr ver- altet und bösartig geworden, ſo muß man einen ſolchen Patienten vor jeg- licher Zugluft zu ſchützen ſuchen und zu dieſem Behufe die Beine mit Stroh oder Werg umwickeln, ſelbſt wenn der Stall nicht kalt zu nennen iſt. Täg- lich einmal nimmt man das Stroh oder Werg ab und badet mit recht warmem Waſſer, in welchem Weizen- kleie gekocht worden iſt. Dabei giebt man den einen Tag 2 bis 3 Gaben Thuja, den folgenden 2 bis 3 Gaben Silicea, den dritten eben ſo oft Arseni- cum und fährt in dieſer Weiſe 12 bis 15 Tage fort, nachdem ſchon am achten oder neunten Tage das Stroh oder Werg von den Füßen entfernt worden iſt. Zur Nachkur iſt Sulphur zu empfehlen. Straubfuſ. Maulfäule oder Maulſeuche. Dieſe bei jungen Pferden öfter, als bei erwachſenen vor- kommende Krankheit der Maulhöhle iſt weniger an ſich, als vielmehr deshalb gefährlich, weil ſie das Thier am Freſſen hin- dert, ſo daß ſie nicht ſelten den Hungertod herbeiführt. Man bemerkt nämlich in der Maulhöhle, öfter auch auf der braun und verbrannt ausſehenden Zunge, viele zum Theil mit kleinen Maulfäule oder Maulſeuche – Maulſperre. 153 Bläschen, zum Theil mit weißen Kruſten bedeckte, ſtark geröthete, entzündete Stellen, welche große Schmerzen verurſachen, ſo daß das Thier ſelbſt weiches Grünfutter ungekaut wieder aus dem Maule fallen läßt. Das Zahnfleiſch erſcheint dabei blaß und entfärbt, und in vielen Fällen zeigen ſich Geſchwüre und Schurfe an den Lippen und der Naſe. Hauptmittel ſind hier Acidum phosphoricum und Mercurius corrosiv., die nach einander jedes 5 Tage lang in täglich 3 Gaben zu reichen ſind. Die Lippen- und Naſengeſchwüre beſeitiget man, wenn das Pferd erſt wieder gehörig freſſen kann, durch ein Paar Gaben Arsenicum. Bis- weilen nimmt die Krankheit aber auch einen heftigeren Cha- rakter an und bildet das ſeltene, unter dem Namen Anthrar oder Zungenkrebs berüchtigte Uebel, über welches man an ſeinem Orte das Nöthige angemerkt findet. Maulſperre. Die Maulſperre (der Starrkrampf oder Kinnbacken- zwang, auch Hirſch krankheit genannt) iſt eine höchſt gefähr- liche Krankheit, welche nur bei Pferden und Schweinen, höchſt ſelten bei den übrigen Hausthieren vorkommt und in einem eigenthümlichen Krampfe der Kaumuskeln, oft auch des ganzen Körpers beſteht. Durch dieſen Krampf werden die Kinnbacken ſo feſt verſchloſſen, daß ſie eher zerbrochen, als von einander gebracht werden können. Im Anfange der Krankheit, welche jedesmal unter leichten Kolikſymptomen auftritt, wobei das Pferd verticale, ruckweiſe Bewegungen mit dem Schweife macht, kann das Thier die Kinnbacken nicht gut öffnen und ſchiebt dieſelben gezwungen hin und her. Allmählich werden die Ohren ſteif, die Augen ſind weit geöffnet und verdreht, und der Hals iſt ſteif und unbeweglich. Nach und nach erſtreckt ſich der Krampf über das ganze Thier; es iſt überall ſteif, die Muskeln ſind hart, wie Holz, das Athmen iſt beſchleuniget und röchelnd, und kalter Schweiß bedeckt das Thier, welches vollkommen das Bild eines hölzernen Pferdes darſtellt. Keine Gewalt iſt dann mehr im Stande, das Maul zu öffnen; die Naſe bildet eine harte Spitze, und das Thier, unfähig, nur die geringſte Bewegung zu machen, ſteht da mit weit auseinander geſtellten Füßen und ſtirbt endlich am 8. bis 10. Tage der Krankheit den Hun- gertod. Nicht immer aber beginnt dieſe Nervenkrankheit mit 154 Die Krankheiten des Pferdes. eigentlichem Kinnbacken zwang (trismus), ſondern häufig auch mit einen Krampfe der hinteren Muskelpartieen, der ſich all- mählich auf die vorderen Körpertheile ausbreitet und mit dem Eintritte des Kinnbackenzwanges den höchſten Grad erreicht. Erſteres pflegt beſonders dann der Fall zu ſein, wenn bei feuchter, nebeliger Witterung die Thiere an einem empfindlichen, nervenreichen Theile, namentlich bei den Gelenken, oder an den interen Huftheilen verletzt werden. Letzteres findet meiſt dann ſtatt, wenn das Pferd (bei vorhandener Dispoſition) einer heftigen Erkältung nach vorausgegangener Erhitzung ausgeſetzt wird. Wahrſcheinlich aber mögen wohl noch andere Urſachen, als Erkältung oder Verwundung dieſer Krankheit zum Grunde liegen, welche meiſt edle Pferde von feiner feuriger Race befällt und gewöhnlich erſt dann erkannt wird, wenn ſie ſich bereits vollſtändig ausgebildet hat. Die Heilungsverſuche des Starrkrampfes auf allöopathiſchen Wege haben nur wenig genügende Reſultate geliefert. Um ſo erfreulicher iſt es, daß die Homöopathie auch bei dieſer fürch- terlichſten unter allen Krampfkrankheiten zuverläſſige Hülfe ge- währt. Nux vomica, und zwar in oft wiederholten Gaben, erſt alle 2 Stunden, dann täglich 3 mal und zuletzt alle 2 Tage eine Gabe iſt das Specificum gegen dieſe Krankheit und hat ſich in vielen Fällen auf das Vollkommenſte bewährt. Sollte Steifigkeit der Beine zurückbleiben, ſo hilft Arsenicum in täglich 2 Gaben. Milzbrand. Die Kennzeichen dieſer bei den Pferde nur höchſt ſelten, wenigſtens ungleich ſeltener, als bei dem Rindvieh und den Schweinen, zuweilen in heißen Sommertagen vorkommenden Krankheit ſind nach Dr. Weber *) bei dieſer Thiergattung folgende: „Die Krankheit fängt oft mit Traurigkeit an; dann bemerkt man die Augen trübe, ſtier; der Athem wird tiefer als gewöhnlich geholt, das Thier ſtöhnt, der Rachen iſt heiß, die Zunge gelbſchleimig belegt; die Ohren und Füße ſind *) Der Milzbrand, eine unter dem Rindvieh, den Pferden und - - - - - - - Schweinen häufig herrſchende Seuche und deren ſicherſtes Heilmittel. Leipzig, bei Reclam, 1836. Milzbrand. 1 55 falt; entweder iſt jede Freßluſt verſchwunden oder das Thier frißt mit großer Begierde und knirſcht dabei mit den Zähnen; der Athem iſt kalt und ſtinkend; es fließt auch wohl mißfarbiger Schleim aus der Naſe; es kollert im Leibe; einigen ſchwellen die Hinterfüße oder es fahren ſchwache Geſchwülſte am Bauche oder vor der Bruſt auf, die zuweilen wieder vergehen oder ſich vergrößern oder auch ſchnell vergehen, worauf ſchneller Tod folgt. Es ſtellen ſich auch wohl Blaſen und Blattern innerhalb der Schenkel ein, aus denen blutiges Waſſer rinnt; es läuft Blut aus der Naſe, ein ominöſes Zeichen, denn ſehr bald ſtürzen die Pferde todt nieder. Der Kopf hängt tief herab, die Füße ſind tief unter den Leib geſtellt; die Haare ſind ſtruppig; Hitze wechſelt mit Froſt; dann entſteht brennende Hitze; die Haut zuckt; es tritt kalter, zäher Schweiß ein; die Augen werden geröthet und ſind lichtſcheu; das Gehör iſt vermindert; der Bauch wird aufgetrieben und geſpannt. In den Augenwinkeln ſammelt ſich ein ſchmieriger Schleim; aus der Naſe fließt ein brauner, blutiger ſchwärzlicher Schleim; eine ſtinkende, dünne Jauche fließt aus den Maſtdarme, und es wird oft unter Stöhnen und Stam- pſen ſchwärzlicher Urin entleert. Die Hautzuckungen, ſowie die Bauchaufblähung nehmen immer mehr zu; es entſteht oft eine Geſchwulſt am Vorderkopfe, unter den Ganaſchen, an der Bruſt, an den Füßen, auf dem Rücken, an den Hinterbacken. Die Geſchwulſt am Kopfe dehnt ſich bisweilen ſehr aus bis zur Unförmlichkeit, das Schlingen und Kauen wird unmöglich. Glied- maßen werden gelähmt, je nachdem die Geſchwülſte ihren Sitz genommen haben. Einige verrathen alle Zeichen des Kollers, entweder des raſenden, oder auch des ſtillen Kollers, ſchieben beſtändig mit dem Leibe vorwärts, ſtecken den Kopf in den Barren, ſtampfen und treten mit den Füßen, aber ſind immer betäubt, ſtumpfſinnig und taumelnd. Andere geben Zeichen von Kolikſchmerzen, mit Leibesverſtopfung verbunden, ſcharren mit den Füßen, wälzen ſich, ſind traurig und ſchwellen hie und da an. Andere athmen ſehr beſchwerlich, huſten dumpf und ſchmerz- haft; jeder Druck an der Bauchgegend iſt ſehr empfindlich und vermehrt den Huſten; ſie können ſich nicht legen; längſt der falſchen Rippen bildet ſich bei jedem Athemzuge eine tiefe Rinne; es entſtehen neue Ausſchläge, Anſchwellungen und Wind- geſchwülſte, krebsartige Geſchwüre auf der Zunge. – Zu den vor- 156 Die Krankheiten des Pferdes. herrſchenden Kennzeichen des Milzbrandes bei Pferden wird der mißfarbige röthliche Naſenausfluß gerechnet und deshalb die Krankheit von einigen franzöſiſchen Aerzten morve aigue (akuter Rotz) genannt. Der Puls iſt klein, ſchwach und ſehr beſchleu- niget (70 bis 80 Schläge in der Minute). Das aus der Arterie gelaſſene Blut iſt ſchwärzlich; die Venen ſind ſehr auf- getrieben und der Herzſchlag iſt meiſt unfühlbar. Bei dem Ein- tritte des Todes zeigt ſich meiſt blutiger Ausfluß aus dem After und blutiger Schaum um die Naſenlöcher herum.“ Der Verlauf dieſer Krankheit iſt entweder ſchnell oder lang- ſam. In der ſchnell verlaufenden Form, welche höchſtens in 24 Stunden mit dem Tode endiget, und deren Vorzeichen Kälte in den Beinen, namentlich in den Vorderfüßen, auch der Ohren und ein auf dem Hintertheile etwas ſchleppender Gang iſt, beginnt das Leiden mit ſtarkem Zittern. Die Thiere ſtraucheln plötzlich bei großer Angſt, athmen ſchnell und be- ſchwerlich, huſten, fallen nieder, ſtehen abwechſelnd ſtill und traurig, wie betäubt, gebehrden ſich wie kollerig oder zeigen mit Verſtopfung verbundene Kolikſchmerzen, wälzen ſich und ſchwellen hier und da an. Der oben erwähnte röthliche Naſenſchleim iſt hier ein vorherrſchendes Kennzeichen. Unter Zuckungen, Röcheln, oft unter Halsverdrehen enden die Thiere. Bei der langſam verlaufenden Form der Krankheit, wo der unter den Symptomen des akuten Verlaufes erfolgende Tod ſich ſelten über 7 Tage verſpätet, ſind die mehr oder min- der deutlich bemerkbaren Vorzeichen: Mangelnde Lebenswärme des ganzen Thieres, beſonders der Ertremitäten, Abgeſchlagen- heit und Traurigkeit, langſames Freſſen, wobei das Thier mit dem Maule knetſcht, auch oft mit den Zähnen knirſcht und bisweilen tief Athen holt; bricht die Krankheit aus, ſo freſſen manche gar nicht, andere haben bis zum Tode Appetit; ſie wanken und zittern unter allgemeinem Fieberſchauer und bren- nender Hitze, und es treten die bei der akuten Form ange- gebenen Symptome ein. In den meiſten Fällen dieſer (langſam verlaufenden) Form des Milzbrandes, niemals in der acuten, treten an verſchiedenen Theilen des Körpers Geſchwüre (An- thrar- oder Peſtbeulen, Karfunkeln) hervor, bald als umfängliche Geſchwülſte, welche kniſtern, wenn man mit der Hand darüber hinſtreicht, oft zu einer ungeheuren Ausbreitung Milzbrand. 157 gelangen und einen langſameren Verlauf der Krankheit anzeigen, bald in begrenzter Geſtalt. Im Entſtehen ſind ſie ſehr klein, bilden ſich aber oft mit großer Schnelligkeit aus, ſind hart, kalt, zuweilen auch ſpeckig, ſchwammig und heiß, ein Zeichen, daß ihre Entwickelung nahe iſt. Ihr Sitz iſt, ſowie ihre Zahl, ver- ſchieden; doch gewöhnlich entſteht nur eine einzige. Tritt eine ſolche Beule plötzlich zurück, ſo erfolgt eben ſo plötzlich der Tod. Manchmal bricht die Beule von ſelbſt auf und entleert eine röthliche, wäſſerige Jauche. Die mißfarbenen Ränder der Ge- ſchwüre ſind hart und umgeſtülpt; die innere Subſtanz der Beule iſt ſchwammig, faſerig und ſpeckig. Dieſe mörderiſche Viehſeuche, welche ſo häufig ſchon der Grund der Verarmung ſo vieler Landleute geweſen iſt und ſelbſt die Wohlhabenderen unter denſelben nicht ſelten in ihrem Wohl- ſtande ſehr zurückgebracht hat, wird oft durch die homöopathiſche Heilart, wenn dieſelbe zeitig in Anwendung gebracht wird, ſchnell und ſicher geheilt, während die allöopathiſchen Thierärzte ihre Ohnmacht bei Behandlung des Milzbrandes ſelbſt ausſprechen oder doch durch ihr erfolgloſes Handeln in dieſer Krankheit zur Genüge beweiſen, wie wenig ſie zu leiſten vermögen. Das Mittel, welches den Milzbrand in vielen hunderten von Fällen, wenn es zeitig angewendet wurde, bereits geheilt hat, iſt Arsenicum in der 3. Potenz. Bei den Vorzeichen der Krankheit reicht man daſſelbe in mehreren ſchnell auf einander folgenden Gaben à 8 bis 10 Tropfen, womit die Sache meiſt abgemacht iſt; iſt die ſelbe aber bereits ausgebrochen, ſo iſt das Mittel alle 10 bis 15 Minuten in derſelben Gabengröße zu wiederholen, bis völlige Geneſung erfolgt. Bei Behandlung milzbrandiger Thiere hüte man ſich ja, etwa mit verwundeten Fingern ſich mit denſelben zu ſchaffen zu machen, weil vielfältige Erfahrung gelehrt hat, daß unter ſolchen Umſtänden die Uebertragung der Krankheit auf den Menſchen ſehr leicht ſtattfindet, die in den meiſten Fällen den Too zur Folge hat. Selbſt auf unverletzte Stellen des Körpers darf man von dem Blute, Speichel Mc. des kranken Thieres nichts kommen laſſen, weil dadurch ebenfalls eine tödtliche Ueber- tragung der Krankheit auf den Menſchen erfolgen kann. Iſt daher von den Säften eines milzbrandigen Thieres auf irgend einen verletzten oder unbedeckten Theil des Körpers etwas ge- 1 58 Die Krankheiten des Pferdes. kommen, ſo reinige man ſich ſorgfältig mit Waſſer und Seife, wenn nicht die ſchlimmſten Folgen entſtehen ſollen. Daß die Cadaver am Milzbrande gefallener Thiere tief in die Erde zu verſcharren ſind, verſteht ſich von ſelbſt. Als Schutzmittel gegen die Anſteckung reiche man zur Zeit des herrſchenden Milzbrandes allen Hausthieren ohne Aus- nahme alle 24 bis 36 Stunden eine Gabe Arsenicum von der 3. Potenz. Milzentzündung. Dieſe von dem Milzbrande durchaus verſchiedene, ob- gleich nicht ſelten eben ſo ſchnell als dieſer, tödtende Krankheit kommt überhaupt bei dem Pferdegeſchlechte nur höchſt ſelten vor und unterſcheidet ſich von anderen Entzündungskrankheiten haupt- ſächlich durch die bräunlich oder dunkelbraun gefärbte Zunge. Die Freßluſt mangelt, wie bei allen entzündlichen Krankheiten, gänzlich, der Puls iſt anfangs hart, voll und ge- ſpannt, ſpäter klein, weich und matt. Der Blick des Auges iſt ſtarr, der Kopf geradeaus vorgeſtreckt, und wenn die Gegend der Milz berührt wird, ſo läßt das Thier ſichtliche Zeichen von Schmerz wahrnehmen; häufig auch wird der Kopf nach der lei- denden Stelle hin gerichtet. Aconitum. alle 10 bis 15 Mi- nuten eine Gabe, iſt, wenn gleich im Entſtehen der Krankheit angewendet, vollkommen ausreichend, um das ganze beſorgliche Leiden zu beſeitigen. Findet beſonders tiefes Athemholen ſtatt, wobei der ganze Leib des Thieres bewegt wird, ſo paßt Bryonia in ſtündigem Wechſel mit Aconitum. Ebenſo Nux vomica im Wechſel mit Aconitum, wenn das Pferd häufig nach der lei- denden Stelle hinblickt. Wird die bräunliche Farbe der Zunge dunkler, ſo paßt Arsenicum als Zwiſchenmittel. Naſenfiſtel. Fiſtelgeſchwüre auf der Naſe, namentlich auf den Seiten derſelben, werden bei dem Pferde nicht ſelten beobachtet. Ge- wöhnlich iſt eine Verwundung, durch welche zugleich der Knochen beſchädiget worden iſt, Urſache des bedenklichen Uebels. Beugt man daher nach einer ſtattgefundenen Naſenverwundung dem leicht zu befürchtenden ſchlimmen Ausgange nicht zeitig durch den inneren und äußeren Gebrauch der Arnica montana und Milzentzündung – Naſenknochenbruch. 159 des Symphytum officinale vor, ſo entſteht häufig über dem be- ſchädigten Knochen eine ſpeckige Geſchwulſt von größerem oder geringerem Umfange mit einer kleinen Oeffnung, aus welcher eine geringe Quantität wäſſerigen Eiters fortwährend ausfließt. Das Specificum dagegen iſt Pulsatilla in täglich 2 Gaben - Naſengeſchwür. Naſengeſchwüre werden am ſchnellſten beſeitiget durch Mercurius vivus, Aurum und Arsenicum. von denen man jedes 10 Tage lang in täglich 3 Gaben reicht und dabei die Naſenlöcher öfter mit reinem Flußwaſſer auswäſcht, dem in ſchlimmen Fällen einige Tropfen Arsenicum beizumiſchen ſind. Oleum terebinthinae heilt immer wiederkehrende kleine Naſen- geſchwüre. (Vergl. auch Rotz.) Naſengeſchwulſt. Geſchwulſt und Entzündung der Naſe werden bei Pferden häufig beobachtet. Iſt dieſelbe durch einen Schlag 2c. entſtanden, ſo hilft Arnica. Auch Bryonia (bei äußerer und geſpannter Geſchwulſt, die nach Erkältung entſtand), Rhus toxicodendron (bei ſchmerzhafter Geſchwulſt), Belladonna (bei unter der Berührung kniſternder Geſchwulſt) und Aurum (bei Geſchwulſt mit Entzündung der Schleimhäute) leiſten hier gute Dienſte. – Baryta carbonica heilt harte und feſte Geſchwülſte, die auf dem Knorpel feſtzuſitzen ſcheinen; ebenſo Ledum Knoten, die auf der Naſe entſtehen. Das hiernach paſſende Mittel wird in täglich 2 Gaben gereicht. Naſenknochenbruch. Die durch das Schlagen eines anderen Pferdes oder durch rohe Behandlung, ja bisweilen auch durch einen Stoß hervor: gebrachten Brüche des Naſenknochens werden, wie alle Knochenverletzungen, durch Einreibungen mit der ſtarken Tink- tur von Symphytum officinale in ſehr kurzer Zeit geheilt. Etwa vorhandene Knochenſplitter müſſen ſorgfältig entfernt werden. 160 Die Krankheiten des Pferdes. Naſenverwundung. Hiergegen hilft, wie bei allen Verwundungen, Arnica montana, und wenn zugleich Knochen- oder Knochenhautverletzung ſtattfand, Symphytum officinale, innerlich und äußerlich. Nervenfieber (Typhus). Das Nervenfieber oder der Typhus tritt nur ſelten gleich anfangs als nervöſes Leiden auf, ſondern entwickelt ſich in der Regel aus einem entzündlichen gaſtriſchen oder katarrhaliſchen Fieber und geht oft in wahres Faulfieber über. Es iſt ſchwer, den Typhus genau zu beſchreiben, da bei 100 Fällen kaum 10 in ihrem Verlaufe gleich ſind. Die Hauptſymptome beſtehen in einer Umſtimmung des Nervenlebens, die ſich entweder durch einen ſchlafkollerähnlichen Zuſtand, oder eine Ueberreiztheit der Nerven zu erkennen giebt. Die Krankheitserſcheinungen wechſeln ſehr oft; heute beobachtet man Froſt, morgen Hitze über den ganzen Körper, Tags darauf wohl auch kalten Schweiß. Vor dem Ausbruche des Nervenfiebers bemerkt man an den Thieren eine auffallende Mattigkeit, unterdrückte oder ver- minderte Freßluſt und etwas Gefühlloſigkeit; dann tritt das Fieber ein und nun beginnen die Krankheitsſymptome zu wechſeln. Verſuchen wir, der beſſeren Ueberſicht wegen, hier die Erſcheinungen in alphabetiſcher Reihenfolge aufzuführen. Appetit. Der Appetit liegt entweder gänzlich darnieder, oder das Pferd verſchlingt das Futter mit einer förmlichen Haſt, wobei es ungewöhnlich ſchnell kaut. Athmen. Das Athmen iſt entweder beſchleunigt, röchelnd und pfeifend, oder auffallend langſam und ganz ruhig. Meiſten- theils wird bei dem Athmen fühle, mitunter aber auch heiße Luft ausgeſtoßen. Augen. Die Augen ſehen anfangs glänzend aus; aber nach - einigen Tagen werden ſie matt und die Bindehaut er- ſcheint ſchmutzigroth. – Die Augenlider ſind aufgedunſen und zeitweiſe verklebt. Füße. Die Füße ſind anfänglich bald warm, bald kalt; im weiteren Fortſchreiten der Krankheit aber ſchwellen ſie oft bedeutend an. Die Geſchwulſt iſt in der Regel ſtreng abgeſetzt Naſenverwundung – Nervenfieber (Typhus). 161 und hart, doch kommen auch mitunter teigige Anſchwellun- gen vor. Kopf. Der Kopf iſt in der Regel etwas wärmer und in vielen Fällen bedeutend geſchwollen. Die Kehlgeſchwulſt nimmt oft ſo zu, daß Erſtickungsgefahr eintritt. Miſt. Der Miſt iſt in den meiſten Fällen normal im Anfange der Krankheit; nach einigen Tagen aber werden nur kleine feſte Miſtballen abgeſetzt und bei längerer Dauer wechſelt Durchfall mit Verſtopfung. Naſe. Die Naſenſchleimhaut erſcheint in der Regel hoch- roth und trocken, mitunter aber auch auffallend blaß und feucht, auch wohl von etwas gelblicher Färbung, beſetzt mit rothen Streifen oder Punkten. Im höchſten Stadium der Krankheit findet auch ein blutſtreifiger Naſenausfluß ſtatt. Puls. Der Puls wechſelt im Anfange der Krankheit; ſpäter aber ſteigt er öfter bis zu 100 Schlägen in der Minute. Schlauch. In den meiſten Fällen tritt gleich anfangs eine unbedeutende Geſchwulſt des Schlauches ein, die im höchſten Stadium oft ganz bedeutend wird. Ulrin. Der Urin geht meiſt ſpärlich ab und wird unter beſtändigem Stöhnen abgeſetzt. Zähne. Die Zähne werden meiſt feſt aufeinander ge- biſſen und durch das fortwährende Bewegen der Kinnladen entſteht ein ſtarkes Zähneknirſchen. Zunge. Im Anfange der Krankheit bemerkt man an der Zunge gar keine Veränderung; bei längerer Dauer aber wird ſie trocken und heiß, bei tödtlichem Ausgange in den letzten Tagen ſogar gelähmt. Die an den verſchiedenen Körpertheilen vorkommenden Ge- ſchwülſte geben dem Pferde oft eine ganz abnorme Geſtalt, und es wird als ein günſtiges Zeichen angeſehen, wenn die Ge- ſchwülſte allmählich abnehmen, während ein plötzliches Zurück- treten derſelben in der Regel als Vorbote des nahenden To- des gilt. Die Urſachen des Nervenfiebers ſind nicht genau bekannt. Verdorbenes Futter, Sumpfluft, Säfteverluſte, große An- ſtrengungen, ſchlechte Behandlung anderer Fieber und An- ſteckung mögen wohl die hauptſächlichſten Urſachen des Lei- dens ſein. Der homöop. Thierarzt. I. Thl. 17. Aufl. 11 162 Die Krankheiten des Pferdes. Die Krankheit tritt in der Regel ſeuchenartig auf und iſt in ziemlich hohem Grade anſteckend. Deshalb hat man das erkrankte Thier ſofort aus dem Stalle zu nehmen, den Stand, die Krippe ºc. gut zu reinigen, immer für reine Luft Sorge zu tragen und täglich mehrmals Eſſig auf einer heiß gemachten Kohlenſchaufel im Stalle verdampfen zu laſſen, ein Verfahren, das ſich auch für den Krankenſtall empfiehlt. Hat der Kranken- ſtall nicht eine gute vertünchte Decke, ſo darf man über dem- ſelben kein Pferdefutter aufbewahren, da die Ausdünſtungen der am Typhus erkrankten Pferde ſich durch eine mit Riſſen verſehene Decke hindurch dem darüber liegenden Futter mit- theilen und hierdurch bei ſpäteren Verfütterungen leicht neue Krankheitsfälle entſtehen können. Unter den gegen die Krankheit anzuwendenden Mitteln ſind Aconitum, Arsenicum, Belladonna. Bryonia, Opium und Rhus toxicodendron die hauptſächlichſten. Eine beſtimmte An- wendungsweiſe läßt ſich hier natürlich auch nicht gut geben, da immer nach den auftretenden Symptomen die Mittelwahl ſtattfinden muß. Bei vorherrſchendem Stumpfſinn iſt Aconitum mit Bella- donna, bei fauligen Zuſtänden (S. den Artikel Faulfieber) Aco- nitum und Opium, bei katarrhaliſchen Erſcheinungen Aconitum. Rhus tox. und Bryonia und bei gaſtriſchen Beſchwerden Aco- nitum und Arsenicum zu wählen. Die Mittel ſind in öfteren Gaben zu reichen und die Thiere während der ganzen Dauer der Krankheit nur mit Mehltrank, Mohrrüben, Haferſchrot und Weizenkleie mit ganz wenig Häckſel vermengt und gut ange- feuchtet zu erhalten. Bei Gelegenheit einer in Ungarn ausgebrochenen Typhus- Epidemie habe ich den Herrn Stadtthierarzt Lajos Fürſt in Groß-Kanicza, mit welchem ich in Bezug auf die Angelegenheit brieflich verkehrte, erſucht, ſeine Beobachtungen und Reſultate der homöop. Behandlung aufzuzeichnen, und ich halte es für nicht überflüſſig, dieſe Notizen hier zu veröffentlichen. Herr Stadtthierarzt Lajos Fürſt ſchreibt: „Vor allen Dingen will ich erwähnen, daß unter allen am Typhus erkrankten Pferden, die ich behandelt habe, ver- ſchiedene Abweichungen vorgekommen ſind, welches ſowohl der Conſtitution, als auch dem Alter zuzuſchreiben ſein mag. Nervenfieber. 1 63 Am 2. October übernahm ich auf dem eine halbe Stunde von hier entfernten Königl. belgiſchen Gute Pallin ein 4 Jahr altes Halbblutpferd, über das mir gemeldet wurde, daß es geſtern noch nicht krank geweſen und heute früh furchtbar ver- ſchwollen gefunden worden ſei. Es bot ſich mir folgendes Krankheitsbild dar: Die beiden Hinterfüße bis zum Kugelgelenk ungeheuer an- geſchwollen, heiß und geſpannt; der Bauch bis zur Bruſt eben- falls geſchwollen und beim Drucke ſchmerzhaft, beſchleunigtes Athmen, Schleimhäute der Naſe und des Maules geröthet und trocken; die ausgeathmete Luft heiß. Puls 8 Uhr früh ſehr klein und hart, 98 Schläge in der Minute. Ich ließ ſofort Aconitum, Arsenicum, Bryonia und Rhus tox. geben, und zwar alle 5 Minuten wechſelsweiſe eine Gabe. Zweiter Beſuch Abends 8 Uhr. Fieber 90 Schläge; die Geſchwulſt hat ſich nirgends vergrößert, aber auf den Kopf ſo erſtreckt, daß das Thier nicht ſehen und kaum athmen kann; es röchelt und befindet ſich in der größten Erſtickungsgefahr. Ich ſetzte den eben genannten Mitteln noch Belladonna zu, ließ immer noch alle 5 Minuten wechſelsweiſe eingeben, das Thier tüchtig frottiren und mit doppelten Decken belegen. Dritter Beſuch Morgens 8 Uhr. Kopfgeſchwulſt ge- mindert, Athem leichter, allgemeiner Schweiß, Puls 76 Schläge und voller, aus dem Maule fließt ein zäher Schleim, die Ge- ſchwulſt der Füße etwas gefallen; Bauch- und Bruſtgeſchwulſt unverändert. Vierter Beſuch. Kopfgeſchwulſt gänzlich verſchwunden, Fuß- und Bauchgeſchwulſt kaum merkbar verändert; Puls 70 Schläge. Das Thier konnte heute ſchon freſſen; ich ließ ihm Gerſtenſchrot recht naß mit Häckſel geben und abgeſtandenes Waſſer reichen. Fünfter Beſuch. Das Pferd hat in der Nacht gelegen; die Geſchwulſt wieder etwas abgenommen, das Allgemein befinden gut. Ich ordnete jetzt erſt die Verabreichung der Mittel in 2ſtündigem Wechſel an. Sechster Beſuch. Bauch- und Bruſtgeſchwulſt kaum merkbar, das Befinden gut, Appetit regelmäßig Medikamente in ſtündigem Wechſel. Siebenter Beſuch. Es hat ſich ein angreifender Huſten 11 * 164 Die Krankheiten des Pferdes. ſich gut eingeſtellt, nach jedem Huſtenſtoße Ausbrauſen; das Allgemein- befinden gut. Ich ließ die Medikamente weg und nur Bryonia in täglich 3 Gaben verabreichen. Achter Beſuch. Es hat ſich Naſenausfluß eingeſtellt; übrigens Alles gut. Bryonia blos zweimal. Neunter Beſuch. Huſten locker, Naſenausfluß ſtark. Statt Bryonia täglich 3 Gaben Dulcamara. Zehnter Beſuch. Das Thier iſt unter Decke und bei Sonnenſchein 1 Stunde ſpazieren geführt worden und befindet Elfter Beſuch. Naſenausfluß ſehr gering, Huſten ſelten. Ich ließ Dulcamara weg und ordnete für die Nachkur noch täglich 2 Gaben Sulphur an. Bei vielen anderen Thieren habe ich blos Fieber und Ge- ſchwulſt des Kopfes beobachtet; Bauchgeſchwulſt fehlte gänzlich, jedoch trat ab und zu eine Geſchwulſt an den Füßen ein. Auch bei dieſen Patienten gab ich Aconitum, Bryonia, Arsenicum, Rhus tox. und Belladonna, und in 3–4 Tagen war in der Regel alle Gefahr vorüber. Nur ein Fall dauerte ſehr lange; in Folge von Ver- kühlung trat dreimal ein Rückfall ein; doch auch dieſer Patient wurde gerettet. Hauptſache iſt, die Kranken warm zu halten und vor Zugluft zu ſchützen. Neſſelausſchlag. Der Neſſel ausſchlag oder das ſogenannte Ausfahren befällt beſonders junge Pferde, hauptſächlich im Frühlinge, wenn ſie etwas ſtark angeſtrengt und zu viel mit Körnern und Heu gefüttert werden; doch liegt in vielen Fällen auch unverkennbar inneres Siechthum zum Grunde. Der Ausſchlag beſteht in rothen Knötchen, die faſt an allen Stellen des Körpers in großer An- zahl entſtehen und eine Feuchtigkeit entleeren, welche die Haare zuſammenleimt und Grinder bildet. Unter den Mitteln, welche hier hauptſächlich in Anwendung kommen, ſind: Dulcamara, Sulphur und Rhus toxicodendron, die man nach einander jedes 4 bis 5 Tage lang in täglich 2 Gaben giebt, die vorzüglichſten. (Vergl. auch Ausſchlag.) Neſſelausſchlag. – Nierentzündung. 165 Nierenentzündung. Von dieſer, wenn auch nicht ſogleich tödtenden, doch meiſt mit beunruhigenden Symptomen auftretenden Krankheit werden die Pferde ziemlich häufig heimgeſucht. Oft entſteht dieſelbe in Folge äußerer Gewaltthätigkeit, hauptſächlich nach Verletzungen in der Lendengegend; oft hat ſie ihren Grund in einer inner- lichen Krankheitsanlage, bisweilen auch in dem Genuſſe ſchad- licher Vegetabilien, zu denen beſonders die Hahnenfußarten ge- hören, häufig auch iſt ſie Folge von Erkältung. Die gewöhn- lichen Symptome, unter denen das Uebel auftritt, ſind: Anhal- tendes, hitziges Fieber, ſchneller und harter Puls, Einbiegen des Rückens, ſteifer Gang, Aeußerung heftiger Schmerzen, wenn man den Rücken in der Nierengegend niederzudrücken ſucht, kreuzlahmer Gang beim Reiten, Harndrang ohne Erfolg und, ſo lange die Entzündung dauert, ſpärlicher Abgang eines dünnen, hellen, wäſſerigen und nach Beſeitigung der Entzündung eines dicken, oft blutrothen und trüben Urines. – Aconitum. Nitrum und Bryonia in 2- bis 3ſtündigem Wechſel reichen zur vollſtän- digen Heilung des Uebels vollkommen aus. Ueber die mit dieſem Leiden immer verbundenen Harn beſchwerden vergleiche man die Artikel Harnblaſenentzündung, Harnzwang und Lauterſtall. Nicht ſelten geht die Krankheit in Nierenſchwindſucht über, bei welcher die Heftigkeit der entzündlichen Symptome und auch das Fieber nachläßt, wähend die Harnbeſchwerden unverändert bleiben und das Thier mehr und mehr abmagert. Bisweilen verſchwinden auch bei eintretender Nierenvereiterung alle Symptome des früheren Nierenleidens, und erſt ſpäter tritt allgemeine Abmagerung ein, und der Tod erfolgt unter Hinzu- tritt von Fieber und Urinbeſchwerden. Die Nierenſchwindſucht entwickelt ſich bisweilen aber auch aus anderen Urſachen und wird in dieſem Falle meiſt erſt nach völliger Ausbildung des örtlichen Leidens erkannt, deſſen Symptome freilich oft ſehr verſchieden auftreten. Gewöhnlich zeigt ſich häufiger Harndrang mit nur geringem Erfolge. Der bisweilen nur tropfenweiſe abgehende Urin iſt bald hell, bald trübe, bildet einen grieſigen oder wolkigen Bodenſatz und iſt oft auch mit Blut untermiſcht. Die Harnblaſe iſt meiſt leer, 1 66 Die Krankheiten des Pferdes. und das Thier ſtöhnt beim Drucke auf die Nierengegend, auch trippelt es häufig hin und her und zeigt dann und wann Kolik- ſymptome. Allgemeine Abmagerung und Zehrfieber geſellen ſich hinzu, und nach einigen Wochen, ſeltener nach längerer Zeit geht der Patient daran zu Grunde. Bei der Section zeigt ſich in der Regel blos die eine Niere vereitert. Dieſelbe erſcheint dann entweder vergrößert, oder verkleinert, feſt, oder aufgelockert, mit Eiter gefüllt, oder von demſelben zerſtört. Die Vorherſage bei der Nierenſchwindſucht iſt, wenn das Uebel bereits ausgebildet iſt, ungünſtig und die Heilung äußerſt ſchwierig. Nächſt den oben gegen Nierenentzündung empfohlenen Mitteln verſuche man Arsenicum album. Ohnmacht. Nach ſtarkem Naſenbluten, einer mit vielem Blutverluſte verbundenen Verletzung 2c. entſteht leicht eine ſogenannte un- vollkommene Ohnmacht, indem das Pferd bei großer Hin- fälligkeit wankt und zittert, von kaltem Schweiße bedeckt wird, auch wohl zuſammenſinkt, aber doch im Liegen noch die Glieder bewegt und ſich bald wieder erholt. Einige Gaben China ſind hier von dem beſten Erfolge. Tritt ein ſolcher Zuſtand nach einer übermäßigen Anſtrengung ein, während welcher das Thier über die Futterzeit getrieben wurde und überhaupt nur wenig Nahrung erhielt, ſo hilft Pulsatilla in einigen ſchnell aufeinander folgenden Gaben. Mitunter wird jedoch auch bei dem Pferde eine vollkommene Ohnmacht beobachtet, d. h. ein Zu- ſtand gänzlicher Bewußtloſigkeit, indem das Thier nach kurzem Schwanken wie todt niederfällt und, ohne zu zucken oder auf die Stimme zu hören, liegen bleibt, wobei Naſe, Ohren und Füße ganz kalt erſcheinen. Hier hilft Opium, alle 10 Minuten eine Gabe. – Fällt das Pferd unter Convulſionen nieder und windet und krümmt es ſich an der Erde 2c., ſo iſt der Zufall epileptiſcher Art und die Heilung unter Epilepſie nachzuleſen. Ohrendrüſengeſchwulſt. Man bezeichnet mit dieſem Namen eine Entzündung der zwiſchen dem Ohre, dem hinteren Rande des Unterkinnbackens Ohnmacht – Ohrenentzündung. 1 67 und dem Halſe befindlichen großen Speicheldrüſe. Die ziemlich umfangreiche Geſchwulſt iſt heiß, geſpannt und beim Drucke ſchmerzhaft, das Freſſen und Saufen iſt erſchwert oder ganz verhindert, und das an einem ziemlich heftigen Fieber leidende Thier hält den Kopf entweder geradeaus geſtreckt, oder ſenkt Ohrendrüſengeſchwulſt. ihn etwas nach der geſunden Seite hin. Um ſchnell eine Zer- theilung der Geſchwulſt herbeizuführen, reibt man ſie mit Arnica-Oel ein und bedeckt ſie mit einem Schaffelle, hält dabei das Thier auf guter Streu im warmen Stalle und giebt nur wenig leichtes Futter und Mehltrank. Innerlich verabreicht man Aconitum und Mercurius vivus in 2- bis 4ſtündigem Wechſel. Ohrenentzündung. Bisweilen wird die inwendige Seite des Ohres von einer Entzündung ergriffen, durch welche eine beträchtliche Geſchwulſt entſteht, die dem Pferde großen Schmerz verurſacht, weshalb es den Kopf ſtets nach der kranken Seite hinneigt und mit demſelben oft ſchüttelt. Aconitum und Bryonia in 3ſtündigem Wechſel kommen hier hauptſächlich in Anwendung. Arsenicum und Silicea in 3ſtündigem Wechſel dienen gegen Geſchwüre in der Tiefe des Gehörganges. 1 (8 Die Krankeiten des Pferdes. Picplacke. Es iſt dies eine an der Spitze des Sprunggelenkes entſtehende, weiche, ſchmerzloſe und bewegliche Geſchwulſt, die theils durch Quetſchung der Hacke an den Wänden des Standes, theils durch übertriebene Anſtrengung junger Pferde, theils auch wohl durch inneres Siechthum erzeugt wird. Anfänglich iſt dieſe Geſchwulſt, welche, wenn man ſie mit der Hand anfaßt, nach allen Rich- tungen bewegt werden kann, klein, warm und durch innere und äußere Anwen- dung der Arnica leicht zu beſeitigen; iſt ſie jedoch bereits veraltet, ſo wächſt ſie Piephacke. immer mehr heran und artet in eine harte, feſtſitzende Balggeſchwulſt aus, welche durch Rhus toxicodendron und Silicea, jedes 20 Tage lang in täglich 3 Gaben, beſeitiget wird. Pörzelſeuche. Man bezeichnet mit dieſem Namen eine Ausſchlagskrank- heit, welche ſich beſonders an der Schweif wurzel zeigt und das Thier nöthiget, ſich beſtändig zu reiben, wodurch in kurzer Zeit die Schweifwurzel von Haaren gänzlich entblößt iſt. 8 Tage lang täglich 2 Gaben Staphysagria und dann 8 Tage lang täglich 2 Gaben Sulphur beſeitigen in der Regel das Uebel vollſtändig und iſt nur in ſeltenen Fällen eine Wiederholung der Medikation nöthig. Bergl. a. Ausſchlag. Quetſchung. Alle Quetſchungen ohne Ausnahme werden durch die äußerliche Anwendung der mit Waſſer verdünnnte Arnica-Tinktur in ſehr kurzer Zeit geheilt. Blos bei bedeutenderen Verletzungen dieſer Art iſt es nöthig, die Arnica auch innerlich anzu- wenden. Iſt durch eine Contuſion zugleich ein Knochen ver- letzt oder die Knochenhaut beſchädigt worden, ſo iſt (ſtatt der Piephacke. – Räude. 169 Arnica) Symphytum officinale innerlich und äußerlich zu ge- brauchen. Rachenentzündung. Gegen dieſes Leiden, bei welchem das Thier ſtets das Futter verſagt, weil der damit verbundene, ſehr heftige Schmerz es durchaus am Freſſen verhindert, iſt Mercurius corros. in täglich 3 Gaben das Specificum, welches ſich, wenigſtens nach des Verf. Erfahrungen, in allen Fällen vollkommen bewährt hat. In manchen Fällen hat Sulphur als Nachkur gute Dienſte geleiſtet. Räude. Die Räude, auch Grind oder Krätze genannt, iſt eine ſehr anſteckende Hautkrankheit der Pferde, welche unter Um- ſtänden auch auf den Menſchen übergehen kann. Sie beſteht urſprünglich aus kleinen Puſteln oder Knötchen, welche beſonders an ſolchen Stellen zum Vorſchein kommen, wo ſich der Schmutz am meiſten anhäuft, z. B. am Grunde der Mähne und des Schopfes, am Schweife und längs des Rückens Mc. Dieſe Knöt- chen werden wegen der dunkelen Hautfarbe und, weil ſie über- haupt nur von kurzer Dauer ſind, leicht überſehen. Nach und nach berſten dieſelben und bedecken ſich am Grunde der Haare mit etwas Schorf. Die Pferde fangen nun an, die jückenden, kranken Stellen an feſten Gegenſtänden zu reiben, auch wohl, wenn ſie dazu kommen können, mit den Zähnen zu benagen, wodurch das Haar ſtruppig und die kranke Hautſtelle bald von Haaren ganz entblößt wird. Dergleichen kahle Stellen haben nun eine grauweiße Farbe, ſind etwas dicker und härter als die übrige Haut des Körpers und mit weißlichen Schuppen und Plättchen bedeckt, welche ſich nach und nach zu dicken Borken anhäufen, unter denen ſich Geſchwürchen von größerem oder geringerem Umfange bilden. Die kranke Hautſtelle wird all- mählich immer größer und dicker; ſie bekommt Riſſe, geſchwürige und ſchorfige Stellen und legt ſich zuletzt in Falten. Nach und nach überzieht auf ſolche Weiſe die Räude den ganzen Körper, das Jücken der Haut ſtört die Pferde beim Freſſen und läßt ihnen nicht die nöthige Ruhe, die Ernährung des Körpers leidet, es bildet ſich zuletzt ein Zehrfieber aus, nicht ſelten Die Krankheiten des Pferdes. entſteht noch in Folge von Säfteverderbniß Rotz und Wurm, und die Kranken krepiren an gänzlicher Entkräftung. Dieſe Form der Räudekrankheit beobachtet man gewöhnlich bei alten, ſchlecht genährten, ausgemergelten Pferden. Man hat ihr den Namen der trockenen Räude gegeben. – Bei jungen, voll- ſaftigen oder fetten Pferden tritt die Räudekrankheit gleich von Anfang an in einer etwas anderen Geſtalt auf. Auch hier bilden ſich zuerſt an einer oder mehreren Stellen der Haut die oben angeführten Knötchen oder Puſteln, die Haut wird etwas aufgedunſen und ſchwitzt an der kranken Stelle eine gelbliche, wäſſerige, klebrige Flüſſigkeit aus, welche in den Haaren zu bräunlich- oder grüngelben Schorfen vertrocknet, die Haare zuſammenklebt, ſtellenweis verfilzt und zum Ausfallen geneigt macht. Dabei ſcheuern und reiben ſich die Kranken, wie bei der trockenen Räude; auf den kahlen Hautſtellen bilden ſich größere und tiefere Geſchwüre, nicht ſelten von einem bös- artigen Charakter aus, und aus den entſtehenden Riſſen und Hautfalten ſickert die oben beſchriebene, gelbliche Flüſſigkeit. Dieſe Form der Krankheit wird naſſe, oder Fett-, auch Speck- räude genannt. Sie verbreitet ſich noch ſchneller als die vorige über den ganzen Körper und richtet die davon befallenen Thiere, welchen gewöhnlich auch der Schlauch und die Füße anſchwellen, noch ſchneller, als jene zu Grunde. Entſteht die Räude durch Anſteckung, ſo bildet ſich der erſte Räudefleck an der Stelle des Körpers, an welcher der Anſteckungsſtoff eingewirkt hat. Die feuchte oder näſſende Räude wird durch Sul- phur, Natrum muriat. und Merc. vivus, jedes 14 Tage lang in täglich 2 Gaben gereicht, in der Regel ſchnell und glücklich beſeitiget. Sind blos jückende Knötchen und Grinder vor- handen, ſo werden dieſe hauptſächlich durch Staphysagria und Sulphur geheilt. Die trockene Räude, bei welcher die ergriffenen Haut- ſtellen wie mit einem feinen, mehlartigen Staube bedeckt er- ſcheinen, hat in Sulphur und Sepia ihre ſpecifiſchen Heilmittel. (Vergl. auch die Artikel: Ausſchlag und Flechte) Da dieſe Krankheit in ſehr hohem Grade contagiös (durch Berührung anſteckend) iſt und dabei auch leicht auf den Menſchen übergetragen werden kann, ſo dürfte die nachſtehende Desinfections-Inſtruction, ſowie die Angabe der in dieſer Beziehung in Preußen Geltung habenden Polizeiverordnung ganz am rechten Platze ſein. Desinfections-Inſtruction. 1) Der Dünger aus den Ställen, in welchen räudekranke Pferde geſtanden haben, muß vollſtändig ausgefahren und unter- gepflügt werden. 2) Nach Beſeitigung des Düngers muß das Pflaſter mit ſiedendem Waſſer übergoſſen und mittels eines ſtumpfen Beſens dergeſtalt gereinigt werden, daß keine Spur von Dünger zwiſchen den Steinfugen zurückbleibt. Bei der ſpäterhin vorzunehmenden Ausweißung des ganzen Stalles muß auch der Fußboden über- ſtrichen werden. Iſt der Stall nicht gepflaſtert, ſo muß die oberſte Erdſchicht 1 Fuß tief ausgegraben und durch friſchen Erdboden oder Sand erſetzt werden. 3) Ständer und Pfeiler des Stalles müſſen behauen und behobelt und mit ſcharfer Aſchenlauge tüchtig abgeſcheuert Uerden. 4) Bei ausgemauerten, geputzten Fächern oder maſſiven, geputzten Wänden iſt der Putz herunterzuſchlagen und zu er- neuern. Von ungeputzten Fächern oder Wänden muß die Ober- fläche bis ein Zoll ſtark heruntergeſchlagen und das Mauerwerk demnächſt mit Kalkmörtel angetragen werden. 5) Stallthüren, hölzerne Raufen und ſonſtige Stallgeräth- ſchaften von geringerem Werthe müſſen verbrannt werden; eichene Krippen ſind abzuhobeln, auszuſtemmen und mit heißer Lauge auszuſcheuern; Steinkrippen ſind mit ſiedend heißer Aſchenlauge tüchtig auszubrühen und auszuſcheuern. 6) Iſt der Stall in vorgeſchriebener Weiſe erneuert worden, ſo wird er zuletzt mit einem Gemenge von Kalk und Chlorkalk in dem Verhältniß, daß man zu einem Eimer Weißkalkmilch ein halbes Pfund Chlorkalk zuſetzt, ausgeweißt. Sind die Krippen nicht durch neue erſetzt worden, ſo müſſen auch dieſe noch ganz überſtrichen werden. 7) Ein ſo gereinigter Stall darf erſt 8 bis 14 Tage nach der Reinigung wieder mit Vieh bezogen werden. 8) Alle anderen mit den kranken Pferden möglicher Weiſe in Berührung gekommenen Gegenſtände, als: Putzzeug, Eimer, 172 Die Krankheiten des Pferdes. Decken, Sattel- und Zaumzeug, Geſchirr ºc. ſind ſo viel als möglich zu vernichten und iſt hierbei ein in Betracht des zu befürchtenden Schadens geringfügiges pecuniäres Opfer nicht zu ſcheuen. Sofern ſie aber erhalten werden ſollen, iſt alles Holzzeug auf die oben unter 3 und 5 angegebene Weiſe zu reinigen. Wollene Decken ſind mit ſiedendem Waſſer auszubrühen und mit Seife gut zu waſchen. Geſchirre von lackirtem Leder dürfen nur mit Seifenwaſſer abgewaſchen werden, die von nicht lackirtem Leder ſind mit ſchwarzer Seife tüchtig einzuſchmieren, damit 24 Stunden hinzuhängen, ſodann vermittelſt einer ſcharfen Bürſte und heißen Waſſers zu reinigen, mit einer ſchwachen Chlorkalk-Auflöſung zu beſtreichen und, nachdem dieſe durch Ab- ſpülen entfernt iſt, mit geſchmolzenem Talg oder erwärmtem Oel von Neuem einzuſchmieren. Sattel- und Kummetkiſſen müſſen immer erneuert werden. Die Deichſeln der Wagen, an welchen die kranken Pferde gezogen haben, ſind ebenfalls abzu- hobeln und mit Chlorkalk zu übertünchen, wenn ſie jedoch lackirt ſind, nur mit Seifenwaſſer abzuwaſchen. Die zu allen dieſen Abwaſchungen erforderliche Chlorkalk-Auflöſung bereitet man, indem man ein halbes Pfund Chlorkalk in einen Eimer Waſſer ſchüttet, bei öfterem Umrühren. Eiſenzeug wird am beſten durch Ausglühen, polirtes Eiſen durch Abwaſchen mit Seife und heißem Waſſer gereiniget. 9) Auch die Kleider der Perſonen, welche mit den kranken Pferden in Berührung gekommen ſind, müſſen durch Waſchen und Auslüften, Stiefeln wie anderes Lederzeug gereinget werden. Polizei-Verordnung. Auf Grund des Geſetzes vom 11. März 1850, § 11, ordnen wir nachſtehende Maßregeln zur Beſchränkung reſp. Tilgung der Pfer der äude an: § 1. Von jedem räudekranken Pferde iſt der Orts-Polizei- behörde ſofort Anzeige zu machen. § 2. Räudekranke Pferde ſind von allen geſunden zu ſepariren und immer in einem beſonderen Stalle, in Er- -mangelung eines ſolchen, allenfalls auch in einem Kuhſtalle unterzubringen. Raspe. – Rattenſchwanz. 173 § 3. Es dürfen ſolche nicht mit geſunden Pferden zu ſammengeſpannt, benutzt und überhaupt nicht an fremde Orte gebracht werden, wo ſie mit geſunden in Berührung kommen können. § 4. Räudekranke Pferde dürfen namentlich nicht auf Pferdemärkten zum Verkaufe ausgeſtellt werden. § 5. Dieſelben dürfen auch weder in fremden Stallungen aufgeſtellt, noch gemeinſchaftlich mit geſunden Pferden auf die- ſelben Weideplätze geführt werden. § 6. Gaſtwirthe dürfen räudekranke Pferde nicht auf- nehmen, ſondern müſſen ſofort, nachdem ein ſolcher Fall zu ihrer Kenntniß gekommen iſt, der Ortspolizeibehörde Mittheilung davon machen. § 7. Räudekranke Pferde müſſen ihr beſonderes Geſchirr- und Stallgeräthe haben, welches vor erfolgter gründlicher Reini- gung für andere Pferde nicht benutzt werden darf. § 8. Jene unheilbaren Kranken, bei welchen bereits Ver- bindung mit Rotz oder Wurm eingetreten iſt, ſind nach § 119 des Regulatives vom 28. October 1835 ſogleich zu tödten. § 9. Die Reinigung der Ställe, Stallgeräthe und des Ge- ſchirres geſchieht nach der oben angeführten Desinfections- Inſtruction. § 10. Die Vernachläſſigung dieſer Vorſchriften zieht eine Polizeiſtrafe von 15 bis 30 Mark nach ſich Raspe. Es iſt dies ein flechtenartiger Ausſchlag in der Kniebeuge des Voderſchenkels oder an der vorderen Fläche des Sprung- gelenks am Hinterſchenkel, welcher mit Ausſchwitzungen, Schur- fen, Riſſen und Hautſchrunden verbunden iſt und peinigendes Jücken, große Schmerzen, häufig ſogar Lähme erzeugt. Das Uebel entſteht mitunter durch anhaltendes Gehen auf ſchlechten, kothigen Wegen, meiſt jedoch aus inneren Urſachen. Thuja, in 6ſtündigem Wechſel mit Sulphur innerlich und Thuja-Tinktur äußerlich angewendet, beſeitigen das Uebel in kurzer Zeit. Rattenſchwanz. Dieſer Uebelſtand entſteht häufig, wenn das Pferd, wegen einer an der Wurzel des Schweifes ſich bildenden Flechte 174 Die Krankheiten des Pferdes. oder auch eines verborgenen Ausſchlages an dieſer Stelle, ſich häufig reibt, ſo daß eine von Haaren ganz entblößte Schweif- rübe entſteht; doch iſt dieſer Fehler bisweilen auch angeboren. Daß das Uebel blos aus vernachläſſigter Wartung herrühren könne, welche Staub, Schmutz und Schweiß, wodurch dem Pferde das läſtige Jücken verurſacht wird, nicht entfernt, iſt nicht wahr- ſcheinlich, das dagegen empfohlene Waſchen und Reinigen jedoch keineswegs zu verwerfen. Hauptmittel gegen dieſes Uebel ſind Spiritus sulphur. und Staphysagria, die nach einander jedes 3 Wochen lang in täglich einer Gabe zur Anwendung zu bringen ſind. Dabei ſind Waſchungen der Schweifwurzel mit gekochter Weizenkleie ſehr zu empfehlen. – Selbſtredend läßt ſich durch dieſes Verfahren das Uebel nur dann heilen, wenn es Folge einer Flechte oder eines verborgenen Ausſchlages iſt, während ein angeborener Rattenſchwanz nie zu beſeitigen iſt. Rehe, Rheumatismus oder Verſchlag. Dieſe Krankheit, welche in einer rheumatiſchen Entzündung der Sehnen, Muskeln, Gelenkbänder, ja ſelbſt der Knochenenden und der Hufe beſteht und gewöhnlich die Vorderfüße, ſeltener und nur im ſchlimmſten Falle zugleich die Hinterfüße ergreift, kommt beſonders leicht bei ſolchen Pferden vor, die mit ſchwer- verdaulichen und hitzigen Futterſtoffen (beſonders Erbſen und Korn) überfüttert werden, namentlich wenn es ihnen dabei an der gehörigen Bewegung fehlt. Nächſt dieſem Umſtande gehören auch heftige, anhaltende Anſtrengung und ſchnelle Erkältung nach einer vorhergegangenen Erhitzung zu den gewöhnlichen Erregungs- urſachen des ſogenannten Verſchlages, welcher in der Regel mit Fieber verbunden iſt, und wobei die Thiere traurig ſind, das Futter verſagen und ſehr geſpannt gehen, indem ſie, oft unter Aeußerung großer Schmerzen, die Schenkel nicht heben, ſondern die Füße mühſam auf der Erde fortſchleppen, ſo daß ſie kaum von der Stelle vorwärts und noch weit ſchwerer rückwärts gehen können. Bringt man ein ſolches Pferd in den Stall, ſo ſtellt es die vier Füße dicht zuſammen und iſt nur ſchwer aus dieſer Stellung zu bringen. Die Heilung richtet ſich nach der veranlaſſenden Urſache. 1) Verſchlag, welcher auf plötzliche Erkältung entſteht, Rehe, Rheumatismus oder Verſchlag. – Roſſigſein. 175 der eine Erhitzung vorausgegangen iſt, wird geheilt durch Aco- nitum, Bryonia und Rhus toxic. in 6ſtündigem Wechſel. 2) Verſchlag, welcher von übermäßiger Bewegung her- rührt und ſich häufig in der Art äußert, daß das Pferd im Laufe oder Zuge plötzlich anhält, ſo daß es nicht von der Stelle zu bringen iſt, wird beſeitiget durch Aconitum, Arnica und Bryonia in 6ſtündigem Wechſel und öftere Befeuchtung der Hüfe mit Arnica-Waſſer. 3) Verſchlag in Folge von Ueberfüttern hat ſtets in Arsenicum in 6ſtündigem Wechſel mit Nux vom. ſeine Heil- mittel. Naſſes Kleiefutter unterſtützt die Medikation. Da übrigens in Folge der Rehe oder des Verſchlages nicht ſelten die verſchiedenſten Entzündungskrankheiten beobachtet werden, ſo vergleiche man hierbei noch ganz beſon- ders die Art. Entzündung, Entzündungsfieber, Ver- bällen 2c., ſowie auch Kreuz lähme, Sehnen klapp und Spath. – Eine nicht ſeltene Folge vernachläſſigten Ver- ſchlages iſt der Dumm koller. Roſe. Gegen die hauptſächlich an den Füßen der Pferde bis- weilen vorkommende roſenartige Entzündung hat Aconitum in einigen Gaben und dann Belladonna in täglich 3 Gaben ſich in allen Fällen bewährt. Umwickeln der mit Roſe behafteten Stellen mit erwärmtem Hanfwerg unterſtützt die Kur. Gegen roſenartige Geſchwulſt des Kopfes leiſtet Apis mell. in täglich 3 Gaben die beſten Dienſte. Roſſigſein. Will man roſſige Stuten nicht decken laſſen, ſo gebe man, um die Regung des Geſchlechtstriebes ſchnell und ohne Nachtheil für die Geſundheit des Thieres zu unterdrücken, ſobald die erſten Zeichen zu Tage treten, alle 12 Stunden eine Gabe Platina. Sind die Thiere unbändig, ſo beobachte man das in dem Art. „Koller“ über Samenkoller (Nymphomanie) angegebene Ver- fahren. Werden zur Zucht beſtimmte Stuten nicht roſig, ſo giebt man einige Zeit hindurch täglich 3 Gaben Lycopodium. 176 Die Krankheiten des Pferdes. Rotz und Wurm. Beide Krankheiten ſind, was theils ihre Entſtehungsur- ſachen, theils ihre Bösartigkeit betrifft, ſo nahe mit einander verwandt, daß ſie füglich, wo nicht geradezu für identiſch ge- halten, doch ganz bequem neben einander abgehandelt werden können. Der Rotz gehört, weil er im höchſten Grade anſteckend iſt und ſeine Heilung von den Thierärzten der älteren Schule in den meiſten Fällen für unmöglich erklärt wird, zu den am meiſten gefürchteten Krankheiten des Pferdes und wird daher überall zu den Gewährsmängeln gezählt. Die weſentlichſten Kennzeichen deſſelben ſind folgende: Es fließt dem von dieſer Krankheit befallenen Thiere ein mißfarbiger, klumpiger, eiter- oder kleiſterartiger Schleim aus der Naſe gewöhnlich nur aus einem Naſenloche, der ſich an den Rändern der Naſenlöcher feſtſetzt und daſelbſt zu dicken, gelblichgrünen Schurfen vertrock- net. Häufig iſt derſelbe auch grün oder blutig gefärbt und, wie auch der Athem, von ſehr üblem Geruche. Mit dieſem Naſenausfluſſe iſt gewöhnlich in dem Kehlgange derſelben, ſeltener an beiden Seiten eine harte, meiſt kugelige, ſchmerz- loſe Geſchwulſt der Drüſen verbunden, welche meiſt die Größe einer Wallnuß oder eines Hühnereies erreicht und bei genauerer Unterſuchung ſich wie an einander gereihte und in einen Knäuel zuſammengewickelte Erbſen anfühlt. Aus dem Auge derſelben Seite, wo der Naſenausfluß ſtattfindet, fließt ein zäher Schleim, der ſich in dem inneren Augenwinkel zu großen Klumpen an- ſammelt. Die Naſenſchleimhaut iſt entweder blaß, oder auch hochroth und bläulich gefärbt, mit rothen Punkten oder Striemen bedeckt und mit einem, oder auch mehreren Rotzgeſchwüren von verſchiedener Größe und Geſtalt beſetzt, welche eine blutige, eiterige Jauche abſondern und bei der Berührung leicht bluten. Dieſe Geſchwüre, welche als das ſicherſte Kennzeichen der Rot- krankheit angeſehen werden können, bilden anfänglich kleine, mit Waſſer gefüllte Bläschen oder Blattern, welche aufplatzen, und indem ſie um ſich freſſen, entweder mehrere kleinere, oder auch ein größeres, oft vertieftes Geſchwür bilden. Obſchon dieſe ekelhafte Krankheit bei einem und demſelben Pferde oft Jahre lang dauern kann, ſo wird ſie doch zuletzt immer tödtlich durch Rotz und Wurm. 177 bedeutende Zerſtörung der Naſenknochen, durch hinzutretende Lungenknoten, Lungengeſchwüre, Wurmbeulen c., ſowie durch Anſchwellung der Beine, Abzehrung und Faulfieber. In einem ſolchen Falle wird der ſcharfe und übelriechende Naſenausfluß allmählich immer bösartiger, er erſcheint mit Blutſtreifen ver- miſcht, und die Merkmale der Zerſtörung, welche derſelbe nach innen und in die Tiefe anrichtet, indem er, nach Durchfreſſung der Naſenſchleimhaut, die Knorpelwand der Naſe angreift, treten immer deutlicher hervor. Die Urſachen der Rotkrankheit ſind: Anſteckung von einem anderen rotzigen Pferde, entweder durch unmittelbare Mitthei- lung, oder durch Berührung ſolcher Stallgeräthe, welche bei rotzigen Pferden gebraucht worden ſind; ferner Nahrungs- mangel bei ſtarker Arbeit, ſchlechtes Futter, übermäßige Stra- pazen, langer Aufenthalt auf Transportſchiffen, öftere Erkältung auf ſtarken Schweiß und ganz beſonders inneres Siechthum, welches durch vernachläſſigte oder ſchlecht behandelte Druſe, Räude und andere Hautkrankheiten ſich in einem hohen Grade ausgebildet hat. Alte, abgemergelte Pferde, beſonders Kriegs- pferde, ſieht man am häufigſten in dieſe Krankheit verfallen, weil bei ihnen die meiſten der genannten Erregungsurſachen ſich vereinigen. Was die Heilung dieſer Krankheit betrifft, ſo hat man häufig bezweifeln wollen, ob die dahin gerechneten Fälle, welche von einem günſtigen Erfolge der Heilverſuche begleitet ge- weſen ſind, wirklich dem Rotze angehört haben oder nicht. In wenigſtens zwölf verſchiedenen Fällen, wo man dem Beſitzer bereits ein, auch zwei Stücke durch amtliches Einſchreiten ge- tödtet hatte, habe ich Arsenicum in dritter Potenz und Mer- curius vivus in 3. Verreibung mit dem beſten Erfolge ange- wendet und die bereits angedrohte Keule glücklich abgewendet. Ich laſſe 3 Tage lang Tag und Nacht alle 3 Stunden Arseni- cum in 3. Potenz und 3 Tage lang in denſelben Zwiſchen- räumen eine Meſſerſpitze voll Mercurius vivus reichen und fahre in dieſer Weiſe fort, bis bedeutende Beſſerung eintritt, worauf die Mittel in täglich 2, ſpäter in täglich einer Gabe zur An- wendung kommen. An denjenigen Tagen, an welchen Arseni- cum gegeben wird, ſind die Naſenlöcher der Patienten täglich Der homöop. Thierarzt. I. Thl. 17. Aufl. 12 178 Die Krankheiten des Pferdes. 2- bis 3 mal mit einer Obertaſſe voll Waſſer auszuwaſchen oder auszuſpritzen, in das ca. 20 Tropfen deſſelben Arsenic-Prä- parates gegoſſen worden ſind. Da Rotz und Wurm zu den im höchſten Grade anſtecken- den Krankheiten gehören und eine Uebertragung auf den Menſchen nur zu leicht ſtattfinden kann, ſo iſt große Vorſicht ſowohl bei der Behandlung des kranken Thieres ſelbſt, als auch bei Hand- habung der bei demſelben gebrauchten Stallgeräthe auf das Dringendſte anzuempfehlen; indeß kommt dabei viel auf den höheren oder geringeren Grad an, in welchem das anſteckende Thier von der Krankheit befallen iſt, und nicht ſelten werden auch Pferde für rotz krank gehalten, die blos an einem verſteckten Strengel leiden, der freilich nicht anſteckt. II. Der Wurm rührt mit dem Rotze von denſelben Er- regungsurſachen her und pflanzt ſich auf gleiche Weiſe durch An- ſteckung fort, ſo daß er füglich mit dieſem für eine und die- 1elbe Krankheit angeſehen werden kann, welche beim Wurme ſich mehr auf der Oberfläche des Körpers in Knoten und Ge- ſchwüren ausbildet, während ſie beim Rotze vorzugsweiſe die inneren Theile (Lunge, Luftröhre, Schleimhäute 2c.) ergreift. Die Wurmkrankheit beſteht in einer Anzahl runder Beulen (den ſogenannten Wurmknoten), welche ſich an verſchiedenen Köperſtellen (zuerſt gewöhnlich an der inneren Fläche der Hin- terſchenkel) bilden und durch eine Art von Schnur, bisweilen auch durch eine wulſtige Geſchwulſt zuſammenhängen. Anfäng- lich ſind dieſelben klein, hart und unſchmerzhaft, nach und nach aber vergrößern und entzünden ſie ſich, brechen auf und bilden dann kleine, runde Oeffnungen, die einen üblen, jauchigen Eiter entleeren oder aus denen braunes Fleiſch ſich herausdrängt. Je größer die Anzahl der aufgebrochenen Wurmknoten iſt, deſto gefährlicher iſt die Krankheit. Das Pferd hat dabei großen Schmerz, verliert alle Freßluſt und magert ab; die Haare wer- den ſtruppig, die Naſenſchleimhaut iſt blaß und gelblich gefärbt, und das Thier verfällt endlich in Rotz oder Faulfieber und ſtirbt nach 2, 3 bis 6 Monaten, oft aber auch früher. Bei ſeinem Entſtehen iſt der Wurm ſchwer zu erkennen, da erſt die Ausbildung der eigentlichen Wurmknoten als ein ſicheres Kennzeichen der Krankheit angeſehen werden kann und die ge- wöhnlichen Vorboten: Appetitloſigkeit, bisweiliges Fieber, etwas Samenfluß. – Samenſtrangentzündung. 179 Huſten, mitunter auch Lähme, widerbürſtiges Haar 2c. in der Regel für nicht bedeutend angeſehen werden. Dieſe Heilung wird durch dieſelben Mittel, wie bei dem Rotze bewirkt und ſind auch die Wurmbeulen mit dem oben erwähnten Arsenic-Waſſer zu befeuchten. Auch hinſichtlich der Anſteckungsfähigkeit gilt bei dieſer Krankheit daſſelbe, was oben unter Rotz hierüber geſagt worden iſt. Samenfluß. Dieſes bei Beſchälern, welchen man zuviel zugemuthet hat, bisweilen vorkommende Uebel, welches in dem unwillkürlichen Abgange einer dem Samen vollkommen ähnlichen Flüſſigkeit beſteht, führt, wenn nicht baldige Hülfe geleiſtet wird, eine be- deutende Schwäche des Thieres herbei, ſo daß es bald abmagert, die Haare gehen läßt und endlich am Zehrfieber fällt. China und Platina. jedes 14 Tage lang in täglich 2 Gaben gereicht, beſeitigen das Uebel. Samenſtrangentzündung. Nicht nur nach der Caſtration, ſondern auch nach Ver- wundungen oder Quetſchungen des Hodenſackes, bisweilen aber auch aus einer lang andauernden Schlauch- und Hodenſackge- ſchwulſt entſteht eine Entzündung der Samenſtränge, bei welcher dieſe bedeutend anſchwellen (oftmals bis zur Stärke eines Armes) und dadurch der Gang des Pferdes ein ſpannender wird. Die Samenſtränge gehen dabei in Eiterung über, ſo daß bei noch offenem Hodenſacke nach der Caſtration durch den beſtändigen Eiterabfluß Schenkel und Schwanz fortwährend beſudelt werden; bei Entzündungen der Samenſtränge nach einer Schlauch- und Hodenſackgeſchwulſt aber der Eiter durch den Schlauch ſeinen Abfluß nimmt. In der Regel entſtehen Fiſteln, die wie alle Fiſtelgeſchwüre ſchwer zu heilen ſind. Innerlich reicht man Aconitum und Pulsatilla in 3ſtündigem Wechſel und ſpritzt dabei die Wunde vermittelſt eines Glasſpritzchens täglich 3 mal mit lauwarmem Waſſer aus, unter das in dem Verhältniſſe von 1 zu 9 Subli- mat- Waſſer gemiſcht worden iſt, ſo daß 1 Theil Sublimat- Waſſer mit 9 Theilen Waſſer vermiſcht eingeſpritzt wird. Tritt nach einigen Wochen keine Beſſerung ein, ſo läßt 12* 180 Die Krankheiten des Pferdes. man die Samenſtrangfiſtel von einem tüchtigen Praktiker operiren. Satteldruck. Derſelbe wird, wie alle Druckſchäden, durch die äußerliche Behandlung mit Arnica - Waſſer immer in ſehr kurzer Zeit ge- heilt, beſonders wenn während der Behandlung der Druck des Sattels gänzlich vermieden wird. Selbſt veraltete Schäden der Art (Brandflecke) werden auf dieſe Weiſe oft in wenigen Tagen zur Heilung gebracht. Sind dergleichen auf dem Knochen feſtſitzende Geſchwülſte nicht heiß anzufühlen oder ſind ſie be- reits veraltet, ſo hilft Conium in täglich 3 Gaben. Druck- ſchäden und aus denſelben hervorgegangene Geſchwülſte, welche durch Vernachläſſigung bösartig geworden und in Eiterung übergegangen ſind oder ſich gar zu Fiſtelgeſchwüren aus- gebildet und bereits Knochen auftreibungen und Knochen- fraß veranlaßt haben, können durch die genannten Mittel nicht mehr beſeitigt werden. Ueber dergleichen Fälle vergleiche man die Artikel Eiterung und Geſchwüre, Fiſteln und Fiſtel- geſchwüre, Knochen auftreibung und Knochenfraß. Schale. Die Schale oder Leiſte iſt eine Knochenkrankheit, welche ihren Sitz auf dem Gelenke des Feſſel- oder Kronenbeines, und zwar nur gewöhnlich auf einer Seite deſſelben hat, indem ſich hier eine wider- natürliche Erhöhung zeigt, die häufig Lähme nach ſich zieht. Meiſt iſt nur ein Fuß davon ergriffen; oft leiden aber auch zwei und in manchen Fällen ſogar alle vier an dieſer Krankheit, welche ge- wöhnlich durch Verrenkung, Verſtauchung Schale. oder große Ausdehnung der Gelenk- bänder des Kronengelenkes entſteht, von Vielen aber für einen erblichen Fehler angeſehen wird, der aus inneren Urſachen entſpringt. Hauptmittel dagegen iſt Rhus toxicodendron in täglich 3 Gaben, welches die damit verbundene Lähme in allen Fällen beſeitiget. Sollte nach Anwendung dieſes Mittels noch Geſchwulſt zurückbleiben, ſo helfen Silicea Satteldruck. – Schlauchgeſchwulſt. S und Mercurius vivus in 12 ſtündigem Wechſel. Durch das ſogen. Hauen in die Eiſen (vergl. dieſen Art.) wird bis weilen eine ähnliche Geſchwulſt erzeugt, welche auf die dort angegebene Weiſe zu behandeln iſt. Eine Knochengeſchwulſt, welche ihren Sitz zu beiden Seiten des Feſſel-, oder Kronen- beines hat, wird mit dem Namen Ringbein bezeichnet. Die Behandlung iſt wie bei der Schale. Naſſes Kleiefutter unterſtützt die Medikation. Schankerſeuche. Dieſes Uebel (veneriſche Krankheit) kommt blos bei Be- ſchälern und Zuchtſtuten nach dem Akte der Begattung vor, und entſteht mithin durch Anſteckung. Bei dem Hengſte äußert ſich dieſelbe durch Geſchwulſt und Verſchwärung des Schlauches, Geſchwüre und Schurfe an der Ruthe und Anſchwellung der Hoden und Leiſtendrüſen, womit ſich nach einiger Zeit auch Ge- ſchwulſt der Ganaſchendrüſen und Naſenausfluß, wie bei der Rotz- und Wurmkrankheit, verbindet. Bei der Stute zeigt ſich kurze Zeit nach dem Sprunge eines veneriſchen Hengſtes An ſchwellung und Jücken des Wurfes und der Scheide, worauf ſich kleine Bläschen und tiefe, freſſende Geſchwüre, oder auch harte Knoten, wie Wurmbeulen, bilden. Beide Geſchlechter be- kommen bei dieſer Krankheit einen ſteifen, gezwungenen Gang auf dem Hintertheile, verlieren ihre Munterkeit, werden kurz- athmig, und magern bei bedeutendem Naſenausfluſſe allmählich ab, ſo daß in der Regel der Tod durch Faulfieber oder (in ſelteneren Fällen) durch Lähmung und Schlagfluß herbeige- führt wird. Gegen dieſe Krankheit leiſtet Mercur. corrosivus in 6ſtün- digem Wechſel mit Thuja occidentalis die beſten Dienſte und iſt neben dieſer Medikation darauf zu ſehen, daß die Geſchlechts- theile täglich mehrmals mit kaltem Flußwaſſer ſorgfältig ge- reiniget werden. Schlauchgeſchwulſt. Gegen die mitunter vorkommende Entzündung und Ge- ſchwulſt des Schlauches, welche leicht Verhärtung nach ſich zieht, die immer hartnäckig und ſchwer zu heilen iſt, ſind Mercurius 182 Die Krankheiten des Pferdes. vivus, Bryonia und Sulphur die Hauptmittel, die nach einander jedes 8 Tage lang in täglich 3 Gaben zu reichen ſind. Vergl. auch Schankerſeuche. Schleimfieber. Durch das Füttern von ſchlecht eingebrachtem Heu und dumpfigem Hafer, ſowie durch fauliges Tränkwaſſer, Nahrungs- mangel bei ſtarker Arbeit u. ſ. w. ſammelt ſich in den Ver- dauungsorganen des Pferdes eine Unmaſſe Schleim an; es entſteht theilweiſe Appetitloſigkeit, häufiges Gähnen und ein klebriger, ſchmutziger Beleg auf der Zunge, die ſichtbaren Schleimhäute werden blaßgelb, es zeigen ſich ſchwache Kolik- ſymptome und der großgeballte lockere Miſt riecht ſtark und iſt dick mit Schleim überzogen. Neben dieſen Erſcheinungen be- obachtet man große Mattigkeit des Thieres und ein mehr oder minder ſtarkes Fieber. Dieſen Zuſtand bezeichnet man mit dem Namen Schleim fieber, welches man nach ſchlechten Ernten, Verſchlämmungen der Wieſen Nc. oft ſeuchenartig auftreten ſieht und gegen das man energiſch vorgehen muß, weil bei Vernach- läſſigung viele Patienten an gänzlicher Erſchöpfung zu Grunde gehen. Zunächſt ſorge man für reine Luft im Stalle und gute Streu, ein leichtes, geſundes und doch kräftiges Futter, beſon- ders gutes Heu, gutes Häckſelfutter zur Hälfte mit Weizenkleie zur andern Hälfte mit Haferſchrot vermengt und etwas ange- feuchtet, ſpäter geröſtete Haferkörner oder Malz und dabei reines, friſches Waſſer. Neben dieſer Diät verabreicht man im Anfang des Leidens Aconitum und Pulsatilla in 3ſtündigem Wechſel, ſpäter aber Nux vomica, Arsenicum und Ipecacuanha alle 6 Stunden wechſelsweiſe 1 Gabe. Schlundentzündung. Dieſes meiſt durch kaltes Saufen und ſonſtige Erkältung entſtehende Uebel führt durch die Anſchwellung des Gaumens und Schlundkopfes, ſowie den damit verbundenen Entzündungs- ſchmerz immer ein mehr oder weniger erſchwertes Schlingen herbei, welches beſonders keine Flüſſigkeit hinunterläßt, wie Schleimfieber – Schwindel. 183 ſehr auch das von brennendem Fieberdurſte gequälte Thier ſich deshalb anſtrengt. Das Waſſer kommt meiſt durch die Naſe wieder zurück, und aus dem Maule fließt ein zäher Geifer. Gaumen und Schlund ſind ſehr geröthet und gegen einen äußeren Druck iſt das Thier ſehr empfindlich. Mercurius vivus in 3ſtündigem Wechſel mit Belladonna beſeitigen das Uebel in kurzer Zeit. Schulterverrenkung. Dieſes Leiden, welches mit der ſogenannten Bug lähte (vergl. d. Art.) ſowohl rückſichtlich der Erregungsurſachen, als auch ſeiner Kennzeichen vollkommen übereinſtimmt, obgleich bei beiden urſprünglich nicht dieſelben Theile krankhaft afficirt ſind, beſteht in einer Erſchütterung, Ausdehnung, Verſtauchung und Quetſchung der ſehnigen Ausbreitung, durch welche das Schulterblatt an die darunter liegenden Rippen und Rücken- wirbelbeine befeſtigt iſt, und wird häufig durch einen Sprung über Gräben 2c., oder eine ſchnelle Parade auf den Schultern, plötzliche Wendung, Schlag, Stoß, Fall c., auch zu enge Sättel, welche die Schultern drücken, erzeugt. Rhus toxicodendron und Ledum, jedes 10 Tage lang in täglich 2 Gaben gereicht, genügen zur vollſtändigen Heilung. Im Uebrigen vergleiche man den Art. Buglähme. Schwammauswüchſe. Gegen die bald größeren, bald kleineren, an verſchiedenen Stellen des Körpers meiſt in Folge anhaltenden Druckes ſich bildenden ſchwammigen Auswüchſe iſt Mercur. viv. in täglich 2 Gaben im Allgemeinen das Hauptmittel. Insbeſondere ver- gleiche man auch die Artikel Knieſchwamm, Stollbeule, Durchziehen, Satteldruck c. Schwindcl. Dieſes Nervenleiden befällt nur ſelten ein Pferd im Stalle, ſondern meiſt während der Bewegung im Zuge und kehrt bald in längeren, bald in kürzeren Zwiſchenräumen immer wieder zurück. Wird ein Pferd von einem ſolchen Anfalle ergriffen, ſo bleibt es mit weit auseinander geſetzten Füßen plötzlich ſtehen, 184 Die Krankheiten des Pferdes. ſchüttelt den Kopf, wankt und taumelt hin und her, kann ſich nur mit Mühe aufrecht erhalten, verliert auch wohl das Gleich- gewicht und fällt zu Boden. Hält man, ſobald die Vorboten eines ſolchen Anfalles bemerkt werden, das Thier augenblicklich am Kopfe und gönnt ihm einige Minuten lang Ruhe, ſo geht der Anfall, ohne Schaden angerichtet zu haben, ſchnell vorüber, während bei Unachtſamkeit des Reiters oder Kutſchers leicht Unglück geſchehen kann. Wird das Pferd im Stalle vom Schwindel ergriffen, ſo ſtützt es gern den Kopf irgendwo auf, ſchwankt mit dem Körper hin und her und legt ſich dabei ſo ſchwer in die Halfter, daß dieſe zerreißt und das Thier zu Boden fällt, wobei es ſich nicht ſelten den Kopf zerſtößt. Be- ſchleunigtes Athmen, Augenverdrehung, allgemeines Zittern, Schweiß, unwillkürlicher Miſt- und Urinabgang ſind mit der- artigen Anfällen in der Regel verbunden. Sobald der Anfall vorüber iſt, was gewöhnlich nach 10 bis 20 Minuten geſchieht, ſpringt das Pferd plötzlich wieder auf, ſchüttelt ſich und tritt im Stalle an die Krippe oder geht im Zuge wieder vorwärts, als ob gar nichts vorgefallen wäre; auch iſt außer dieſen An- fällen ſonſt nicht die mindeſte krankhafte Veränderung an dem Thiere zu bemerken. Die Urſachen dieſes Zufalles mögen wohl verſchieden ſein, weshalb auch die Heilung durch verſchiedene Mittel zu bewirken iſt. Windet und krümmt ſich das Thier nach dem Niederfallen, knirſcht es mit den Zähnen, ſchlägt mit den Schenkeln 2c., ſo iſt das Uebel epileptiſcher Natur, und die unter Epilepſie angegebenen Mittel finden ihre Anwendung. Oft mag An- drang des Blutes nach dem Kopfe dem Uebel zum Grunde liegen, und hier hilft bei heißen Ohren, Anſtemmung des Kopfes gegen die Wand, Mangel an Freßluſt und leichter Entzündung der Augen Aconitum, in einigen Gaben, faſt augenblicklich. In heftigeren Graden des faſt bis zur Fallſucht ausartenden Schwindels ſind Stramonium und Cocculus, alle 5 Minuten eine Gabe wechſelsweiſe gereicht, vorzuziehen. - Schwinden der Muskeln. Der Schwund (die allmähliche Abmagerung äußerer, fleiſchiger Theile) hat ſeinen Grund hauptſächlich darin, daß die einem ſolchen Gliede zugetheilten Nerven und Blutgefäße Schwinden der Muskeln – Sehnenklapp. 185 durch eine auf ſie einwirkende Krankheitsurſache geſchwächt und in Unthätigkeit verſetzt ſind, ſo daß die nicht mehr gehörig er- nährten Muskeln an Umfang verlieren und zuſammenſchrumpfen, ja, wenn das Uebel einen höheren Grad erreicht hat, gänzlich fett- und fleiſchlos und in ihren Verrichtungen mehr oder weniger geſtört werden. Am häufigſten wird dieſes Schwinden an den Schultern, Hüften und Lenden beobachtet, oft aber erſt dann erkannt, wenn daſſelbe bereits einen höheren Grad er- reicht hat. Täglich zwei- bis dreimalige Einreibung der ſchwin- denden Partie mit der unverdünnten Tinktur von Rhus toxi- cod. leiſtet in den meiſten Fällen die beſten Dienſte. Da das Uebel häufig nach Verrenkungen und äußeren Verletzungen der Ertremitäten entſteht, welche das Pferd nöthigen, den kranken Schenkel oft lange Zeit zu ſchonen, indem es ſich faſt ganz auf die drei übrigen Füße ſtützt, ſo ſcheinen die wegen mangelnder Bewegung beſtändig zuſammengedrückten Muskeln beſonders durch dieſe Ruhe nach und nach abzumagern, weshalb man, ſobald eine dergleichen partielle Abmagerung bemerkt wird, das Thier nöthigen muß, ſich täglich einige Stunden auf den kranken Fuß zu ſtützen, was durch Erhöhung der betreffenden Stelle des Stallpflaſters erreicht wird. Schwitzen, zu leichtes. Findet ſich dieſes Uebel bei ſolchen Pferden, die bei reich- lichem Futter eine übermäßige Ruhe genießen, ſo iſt eine zweck- mäßiger eingerichtete Lebensweiſe oft allein ſchon hinreichend, daſſelbe zu beſeitigen; ſchwitzen aber Pferde, die an Arbeit ge- wöhnt ſind, ſchon auf die geringſte Bewegung, ſo iſt es nöthig, einige Zeit lang täglich 2 Gaben Pulsatilla in Anwendung zu bringen. Sehnenklapp. Dieſes Uebel, welches häufig, wiewohl ganz unpaſſend, auch Nervenſchlag genannt wird, beſteht in einer heißen, bei dem geringſten Drucke äußerſt ſchmerzhaften Anſchwellung der hin- teren Beugeſehne von der hinteren Fläche des Vorderkniees bis zur Köthe hinab, und wird theils durch äußere Veranlaſſung, Quetſchungen, Stöße 2c, theils durch übermäßige Anſtrengung 186 Die Krankheiten des Pferdes. hervorgebracht. Das Pferd lahmt dabei ſehr, beſonders bei einiger Anſtrengung, tritt nicht gehörig durch und ſteht mit dem kranken Beine wie ſtelzfüßig. Das beſte Mittel gegen dieſes Leiden iſt Rhus tox. in der ſtarken Tinktur, womit die angeſchwollene Partie täglich 3 bis 4 mal eingerieben wird. In- IN nerlich giebt man täglich 3 mal 8 Tropfen F= Rhus tox. von der Potenz) und geht in hartnäckigen Fällen nach acht- bis zehntägigem Gebrauche dieſes Mittels zu Silicea über, wovon ebenfalls täglich 3 Gaben zur An- wendung kommmen. Ruhe iſt ein Haupt- erforderniß bei der Kur. Sehnenklapp. Spath. Der Spath beſteht in einer an der oberen, inneren Seite des Röhrenbeines, unter dem Sprunggelenke ſich bildenden Ent- zündung und Ausſchwitzung der Knochenmaſſe, welche die Be- wegungen des Pferdes mehr oder weniger hindert, indem die Reibefläche der Knochenenden da, wo ſie mit einander ver- bunden ſind, rauh und krankhaft entzündet werden, die Gelenk- knorpel ſich in Knochenmaſſe verwandeln ºc., obſchon nicht alle Pferde, welche an Spath leiden, lahm gehen. Dieſes Leiden iſt entweder angeerbt, oder entſteht durch übermäßige Anſtrengung bei jungen Pferden, jedoch nur ſelten vor dem dritten und eben ſo ſelten nach dem achten Jahre; auch ſind Erkältung und innere Krankheitsanlage nicht ſelten Urſache dieſes örtlichen Uebels. Die Erkenntniß des Spathes iſt in der Regel ziemlich leicht. Um zu entſcheiden, daß ein Pferd an demſelben leide, muß man ſich vor allen Dingen überzeugen, ob an der inneren Seite des einen Sprunggelenkes, da, wo es ſich mit dem oberen Theile des Schienbeines verbindet, eine ungleiche, ſpitzige Erhaben- heit vorhanden iſt, welche an dem anderen Sprunggelenke nicht bemerkt wird. Zu dieſer Unterſuchung ſtellt man das Pferd auf ebenem Boden ganz gerade und ſenkrecht auf ſeine Spath. 187 Unterſchenkel und tritt ein wenig ſeitwärts einige Schritte hinter daſſelbe, indem man von dieſem Standpunkte aus das verdächtige Sprunggelenk mit den darunter liegenden Theilen in zwei gleiche Hälften durchviſirt und beſonders auf die in- nere Seite des Gelenkes, an der Stelle, wo daſſelbe in das Schienbein übergeht, einen aufmerkſamen Blick wirft. Eine hier bemerkte, widernatürliche Erhabenheit, welche an dem anderen Beine nicht ſtattfindet, iſt Spath. Dieſe Hervorragung iſt bisweilen, beſonders anfänglich, ſo klein, daß ſie nur durch eine ſehr genaue Vergleichung der von hinten zu betrachtenden ent- ſprechenden Stellen beider Beine bemerkt werden kann; ſpäter jedoch vergrößert ſie ſich und wächſt bisweilen ſelbſt bis zur Größe eines Hühnereies an. Fühlt dieſe Hervorragung ſich hart an, ſo iſt es der echte, eigentliche (Knochen-) Spath; beſteht dieſelbe aber in einer durch den Erguß lymphatiſcher Feuchtigkeit in der Gegend des Sprunggelenkes ſtattfindenden weichen Anſchwellung, ſo nennt man es angehenden oder uneigentlichen Spath. Auch eine eigene Art von Lähme, welche aber meiſt nur im Trabe, faſt niemals im Schritte zu bemerken iſt und das Beſondere hat, daß ſie ſich immer mehr verliert, je mehr das Pferd gebraucht wird, ſo daß ſie oft gar nicht bemerkt wird, wenn das Pferd in Schweiß gebracht wor- den iſt, kann als ein ziemlich ſicheres Kennzeichen des Spathes angeſehen werden. Steht aber das Thier einige Zeit ſtill und ſoll dann wieder traben, ſo iſt die Lähme um ſo auffallender. Ausnahmsweiſe vermehrt ſich bei einigen mit dem Spathe behafteten Pferden die Lähme in Folge der Bewegung, wäh- rend bei anderen, die ſchon große Spatherhabenheiten an ſich tragen, noch kein Hinken zu bemerken iſt und noch andere bei einem noch gar nicht zu bemerkenden Spathe bedeutend lahm gehen. Daß übrigens durch heftige Anſtrengung und viele Arbeit die Spathlähme allmählich ſehr vermehrt wird, iſt bekannt und daraus zu erklären, daß das Thier durch die An- ſtrengung Schmerzen leidet. Dieſe eigenthümliche Krankheit des Sprunggelenkes wird, je nach Verſchiedenheit der in der Geſchwulſt abgelagerten Maſſe oder nach dem verſchiedenen Sitze derſelben mit ver- ſchiedenen Namen bezeichnet, nämlich: 1 88 Die Krankheiten des Pferdes. 1) Blutſpath oder richtiger Ader- tropf, worunter man eine örtliche Aus- dehnung der Schenkelblutader verſteh', welche da, wo ſie über die innere Fläche des Sprunggelenkes hingeht, eine weiche, elaſtiſche Geſchwulſt bildet. Derſelbe ent- ſteht häufig durch ſtarke Anſtrengung und verurſacht leicht Schmerz und Hinken. 2) Knochenſpath, welcher in einer erblichen Knochengeſchwulſt beſteht, die ſich gewöhnlich an der oberen und inneren Seite des Röhrenbeines bildet, bisweilen aber auch an der inneren Seite des Sprung- gelenkes beobachtet wird. Beim Gange des Pferdes bringt dieſe Geſchwulſt nur dann Nachtheil, wenn ſie an einer Sehne oder ein Gelenkband anſtößt, in welchem Falle ſie dem Thiere Schmerzen verurſacht und eine Art von Lähme, die ſogenannte Spatlähme erzeugt. 3) Ochſenſpath, d. i. eine runde, erhabene und weiche Geſchwulſt, welche die ganze innere Seite des Sprunggelenkes einnimmt und ihren Urſprung in einer zu ſtarken Ausdehnung der Gelenkbänder hat, wodurch eine Anhäufung von Gelenk- - feuchtigkeit“) entſteht, die ſich nach und Spath. nach verdichtet und endlich ganz hart wird. So lange dieſe Geſchwulſt noch weich und nachgebend iſt, beeinträchtiget ſie den Gang des Thieres nicht im Geringſten; hat ſie ſich aber bereits verhärtet, ſo raubt ſie dem Sprunggelenke ſeine Beweglichkeit und macht das Pferd lahm. *) Die Gelenkfeuchtigkeit (Gelenkſaft, Gelenkſchmiere) iſt eine Feuchtigkeit, welche die Gelenke des thieriſchen Körpers geſchmeidig erhält und bei Gelenkwunden leicht ausfließt, wodurch das Schwinden der Glie- der verurſacht wird. Spath. 4) Haſenſpath (Haſenhacke), eine Knochengeſchwulſt am oberſten und äußerſten Seitentheile des hinteren Schien- beines (unterhalb des Sprunggelenkes), die mit dem Knochen- ſpathe von gleicher Beſchaffenheit iſt und ähnliche Folgen nach ſich zieht (vergl. Haſenhacke). 5) Kurbe, eine längliche, nach unten hin breiter wer- dende Knochengeſchwulſt an dem unteren und inneren Kopfe des Schenkelbeines, die bedeutende Lähme verurſacht (vergl. Kurbe.) 6) Trockener Spath (Hahnentritt, Zuckfuß), eine eigenthümliche Krankheit, nicht ſowohl des Sprunggelenkes, als vielmehr der Muskeln des Hinterſchenkels, welche ihre Spann- kraft verloren haben, wobei eine krankhafte Veränderung am Schenkel nicht wahrzunehmen iſt. Iſt das Uebel nicht ſehr be- deutend, ſo bemerkt man ſein Daſein nur, wenn das Pferd zu gehen anfängt, indem es den oder die kranken Hinterſchenkel ungewöhnlich hoch emporhebt und dann mit einer zuckenden Bewegung wieder niederſetzt, kommt aber das Thier einiger- maßen in Gang, ſo iſt von dem Zucken nur noch wenig oder faſt gar nichts zu ſehen. Hat ſich die Krankheit jedoch ſchon weiter ausgebildet, ſo zuckt das Thier, ſo lange man es braucht, und hat für immer einen fehlerhaften Gang. Eigentliche Lähme (Hinken) iſt mit dieſem Zufalle nur höchſt ſelten verbunden und rührt dann allemal von anderen Urſachen her. (Vergl. Hahnentritt.) Außer dem, was bereits früher an den gehörigen Orten über Hahnentritt, Haſenhacke und Kurbe geſagt worden iſt, iſt über die Heilung des Spathes (Knochenſpathes) noch beſonders Folgendes zu bemerken: im erſten Stadio der Krankheit, d. h. da, wo nicht bereits eine gänzlich verhärtete, unempfindliche, kalte und ſchmerzloſe Geſchwulſt ſich ausgebildet hat, ſondern noch erhöhte Wärme der leidenden Stelle und Schmerz derſelben bei der Berührung ſtattfindet, ſind täglich mehrmalige Waſchungen der Erhabenheit mit unverdünnter Rhus-Tinktur vollkommen ausreichend; während bei veralteten Fällen neben dieſen Waſchungen der innerliche Gebrauch von Rhus tox. und Silicea erforderlich iſt. Jedes dieſer beiden Mittel wird 6 Tage lang in täglich 3 Gaben verabreicht und die Medikation mehrmals wiederholt. 19() Die Krankheiten des Pferdes. Staar. Mit dieſem Namen bezeichnet man ein doppeltes Augen- leiden, nämlich: 1) den grauen oder grünen und 2) den ſchwarzen Staar. Beide Uebel entſtehen gewöhnlich nach oft vorhanden geweſenen Augenentzündungen, namentlich der perio- diſchen oder Mondblindheit und bilden ſich in der Regel ganz langſam aus. Der graue Staar beſteht in einer Verdunkelung der Kryſtalllinſe, die man erkennt, wenn man gerade vor dem Pferde ſteht und in das Auge deſſelben ſieht, während bei Beſichtigung des Auges von der Seite leicht eine Täuſchung obwalten kann, indem man vielfältig vorkommende Hornhaut- flecken für Verdunkelung der Kryſtalllinſe halten kann. Der ſchwarze Staar dagegen beſteht in einer Lähmung des Sehnerven und iſt nur daran zu erkennen, daß die Pu- pille ſehr erweitert und kreisrund iſt, während ſie im geſunden Zuſtande eine mäßige Größe und längliche Geſtalt hat. Außerdem heben ſtaarblinde Pferde im Gange die Füße ſehr hoch auf und ſpitzen bei dem geringſten Geräuſche die Ohren. Ausgebildeter Staar iſt unheilbar und alle Heilverſuche ſind vergebens. Dagegen leiſten bei beginnendem Staare die bei Augenentzündung genannten Mittel vielfältig noch die beſten Dienſte. Stätigkeit. Ein ſtätiges Pferd iſt eine wahre Plage für den Beſitzer, denn ohne daß man im Stalle an dem Thiere etwas Krank- haftes bemerkt, verfällt es mitten in der Arbeit auf einmal in eine Widerſetzlichkeit, gegen die die härteſten Strafen eben ſo wenig nützen, als die beſte Behandlung. Ein ſolches Thier bringt oft den Beſitzer in Lebensgefahr, denn es geht mitunter mit dem Reiter oder dem Wagen ſo lange rückwärts, bis es in einem Graben und dergl. zuſammenſtürzt oder ſich über- ſchlägt. Das Uebel mag auf einer Krankheit des Gehirnes beruhen, denn bei einem Anfalle wird der Blick ſtier und glotzend, die Augen hervorgedrängt, die Naſenlöcher weit auf- geriſſen - und die Kopfadern ſchwellen an, – ähnlich wie bei dem raſenden Koller. Staar – Steingallen. 191 Der Beſitzer eines ſtätigen Pferdes kommt allemal am beſten weg, wenn er das Thier, ſowie es plötzlich ſtehen bleibt, gar nicht antreibt, ſondern ganz ruhig ſtehen läßt, bis der Anfall vorüber iſt, da, wie oben geſagt, weder Strafen, noch gute Worte helfen. Man gebe ſtätigen Pferden nicht zu ſchweres, ſondern mehr Kleiefutter und verabreiche wöchentlich 2–3 Gaben Belladonna. nach einiger Zeit aber in gleicher Weiſe Stramonium. Steinbeſchwerden. Die Symptome dieſer nicht ſehr häufig und nur bei männ- lichen Thieren vorkommenden Krankheit haben viele Aehnlichkeit mit denen, welche bei Kolikanfällen vorkommen. Das Thier klagt bei dem Uriniren heftige Schmerzen, die es durch Scharren und Schlagen mit den Füßen, zuweilen auch durch Aechzen und Stöhnen zu erkennen giebt. Der meiſt nur tropfenweis ab- gehende Urin iſt übelriechend, trübe, ſchleimig und bisweilen blutig und mit Sand oder kleinen Steinchen vermiſcht. Das Hauptmittel dagegen iſt Urolithinum in täglich einer Gabe, worauf die in der Harnröhre ſitzenden Steinchen meiſt ohne ſonderliche Beſchwerde abgehen. Sind Entzündungszeichen vor- handen, ſo iſt die Kur mit einigen Gaben Aconitum zu be- ginnen. – Vergl. auch den Art. Blaſenſtein. Steingallen. Dieſes unter allen Hufkrankheiten vielleicht am häufigſten vorkommende und bei Vernachläſſigung immer von den übelſten Folgen begleitete Leiden beſteht in einer Quetſchung und daraus hervorgehenden Entzündung und Eiterung der Fleiſchſohle. Häufig entſteht daſſelbe durch den Druck eines ſchlecht gerich- teten oder ſchlecht aufgelegten Hufeiſens, bisweilen auch vielleicht durch ein zwiſchen die Sohle und das Eiſen eingeklemmtes Steinchen (daher der Name Steingallen) oder durch anhal- tendes Marſchiren auf ſteinigem Boden nach Verluſt des Huf- eiſens. Enge, trockene oder auch platte Hufe ſcheinen vorzugs- weiſe für die Krankheit disponirt zu ſein. Die Hauptkennzeichen vorhandener Steingallen ſind folgende: Das Pferd tritt, beſon- ders auf harten, ſteinigen Wegen mehr oder weniger ängſtlich auf, ſetzt gewöhnlich die Zehe früher nieder, als den Ballen 192 Die Krankheiten des Pferdes. und hinkt gänzlich, wenn die Steingallen ſchon mehr ausgebildet ſind. Unterſucht man den Fuß, ſo zeigt ſich gewöhnlich an derjenigen Wand, an welcher das Uebel zunächſt ſeinen Sitz hat, eine erhöhte Wärme, und das Pferd äußert, wenn man an dieſe Stelle klopft, große Schmerzen. Wirkt man nach Ab- nahme des Eiſens von dem Hufe etwas weg, ſo erſcheint die vorhin bezeichnete Stelle blau, roth und mit Blut unterlaufen. Schneidet man tiefer, ſo fließt bei noch friſchen Steingallen blos Blut aus; hingegen bei ſolchen, welche bereits längere Zeit gedauert haben, entleert ſich ein dünnflüſſiger, übelriechender Eiter, welcher, wenn man nicht zeitig zu Hülfe kommt, nach oben ſteigt und an der Fleiſchkrone ausbricht, oder auch ſich rings um die Hornwand ergießt und leicht den Verluſt des Hufes nach ſich zieht. Die Behandlung der Steingallen richtet ſich nach dem Grade, bis zu welchem ſich das Uebel bereits ausgebildet hat. Vor allen Dingen iſt das Eiſen vorſichtig abzunehmen und das Horn an der kranken Stelle wegzuſchneiden. Zeigt ſich nun blos Blut und iſt noch Hitze und Entzündung im Hufe zu- gegen, ſo reicht die äußerliche Behandlung mit Arnica-Waſſer zur vollſtändigen Heilung in jedem Falle aus. Iſt jedoch die Entzündung bereits in Eiterung übergegangen oder hat viel- leicht gar der Eiter ſich ſchon an der Krone einen Ausweg ge- bahnt, ſo wird man mit jenem Mittel nichts mehr ausrichten. Hier iſt vor allen Dingen mit Hülfe des krummen Hufmeſſers eine Oeffnung in der Sohle anzubringen und die Wunde dann ebenfalls mit Arnica-Waſſer äußerlich zu behandeln. Innerlich reicht man daneben erſt einige Gaben Aconitum, dann Silicea und Squilla, jedes 8 Tage lang in täglich 3 Gaben. Bei bös- artiger Eiterung kommen die unter Eiterung angegebenen Mittel in Anwendung. Stelzfuß. Dieſes Leiden iſt häufig eine Folge des ſogenannten Ueber- köthens oder der Feſſelgelenk-Verrenkung. Hat nämlich dabei nicht, wie es meiſt der Fall iſt, eine bloße Verſtauchung, ſondern wirkliche Verrenkung oder vielleicht gar Zerreißung der Sehnen und Bänder ſtattgefunden, ſo wird das Gelenk Stelzfuß – Stollbeule oder Stollſchwamm. 193 unbeweglich und ſteif, und das Pferd ſtelz- füßig oder ein ſogenannter Stelzfuß; auch ſoll das Uebel bisweilen durch Erkältung ent- ſtehen. Iſt das Leiden noch neu, ſo iſt zunächſt die äußerliche Anwendung der Arnica zu ver- ſuchen; iſt es aber bereits älter, ſo dienen, neben der äußerlichen Behandlung, als innerlich anzu- wendende Mittel beſonders Mercurius vivus. Rhus toxicodendron und Symphytum officinale, die nach einander jedes 14 Tage lang in täg- lich 2 Gaben gereicht werden. Stelzfuſ. Stollbeule oder Stollſchwamilt. Man bezeichnet mit dieſem Namen eine am oberen Ende des Vorderſchenkels, an der Spitze des Ellenbogens ſich bildende entweder feſte und ſpeckartige, oder auch dickhäutige und hohle Geſchwulſt, die in ihrem Inneren eine gelbe, wäſſerige Feuch- tigkeit einſchließt und von verſchiedener Größe, bisweilen von der eines mäßigen Kinderkopfes erſcheint. Ihren Namen hat dieſe Geſchwulſt daher erhalten, weil man ehedem meinte, daß ſie durch Druck und Quetſchung vermittelſt der inneren Stollen des Huf- eiſens erzeugt werde, wenn Pferde mit untergeſchlagenen Füßen, nach Art der Kühe lägen. Obſchon nicht geleugnet werden ſoll, daß der Druck des Thieres beim Liegen dieſes Leiden begünſtigen könne, ſo iſt dieſer Umſtand doch keines- wegs als veranlaſſende Urſache jener eigenthümlichen Geſchwulſt zu betrachten, welche wenigſtens in den meiſten Fällen von in- nerer Krankheitsanlage herrührt. Stollbeule. In der Regel wird nur ein Vor- derfuß von dem Uebel befallen; doch findet man ausnahmsweiſe Der homöop. Thierarzt. I. Thl. 17. Aufl. 13 194 Die Krankheiten des Pferdes. die Stollbeulen bisweilen auch an den Vorder- und Hinterfüßen zugleich. Die Heilung iſt ſehr einfach. Das Pferd erhält zu- nächſt 14 Tage lang täglich zwei Gaben Sulphur und dann 14 Tage hindurch täglich zwei Gaben Mercurius vivus. Hierauf folgt eine Pauſe von 8 Tagen und dann Wiederholung der Medikation, jedoch mit der Abänderung, daß nur alle 48 Stun- den eine Gabe gereicht wird. Strahlfäule und Strahlkrebs. Dieſes Hufleiden, welches beſonders bei platthufigen und mit einem großen Strahle verſehenen Pferden häufig beobachtet wird, beſteht in dem Ausſchwitzen einer mißfarbigen, übelriechen- den Feuchtigkeit zwiſchen Ballen, Strahl und Hufſohle und hat gewöhnlich Verunſtaltung des Strahles, Auswüchſe, Fleiſch- gewächſe und bei weiterer Ausbildung auch Lähme zur Folge. Wird das Uebel vernachläſſiget, ſo entſtehen zuletzt Feigwarzen und krebsartige Geſchwüre, welche den Verluſt des Hufes leicht nach ſich ziehen. Die Heilung der Strahlfäule und des Strahlkrebſes er- fordert in den meiſten Fällen Geduld und Ausdauer. Sämmt- liche entartete Gebilde werden mit der von Träger empfohlenen galvaniſchen Zinkſolution*) gehörig befeuchtet, worauf die kranken Hüfe mit trockenem Werg ausgefüllt und ein in den Feſſeln befeſtigter Verband von Sackdrell angelegt wird, der wöchentlich zwei- bis dreimal zu erneuern iſt. Innerlich erhält das Thier täglich 2 Gaben Arsenicum 3. Potenz und als Nachkur Sulphur. Auf dieſe Weiſe ſind nach ſechsmonatlicher Behandlung ſelbſt noch ſolche Patienten hergeſtellt worden, bei denen man ſchon den Verluſt der Hufe zu beſorgen hatte. *) Die galvaniſche Zinkſolution wird auf folgende Weiſe be- reitet: Ein Pfund concentrirte Schwefelſäure wird mit drei Pfund Waſſer verdünnt und in eine hohe Steinkruke gethan. Hierzu kommt ein halbes Pfund zerſtückeltes Zink, worauf 6 ſchmale Kupferſtreifen in die Flüſſigkeit geſtellt werden. Hat dieſe Zuſammenſetzung bis zur vollkommenen Auf löſung des Zinkes geſtanden, ſo wird die klare obere Flüſſigkeit von dem Bodenſatze abgegoſſen und auf die obige Weiſe bei den Patienten in An wendung gebracht. Strahlfäule und Strahlkrebs – Strengel. 195 Strahlgeſchwür. Durch Squilla, in 6ſtündigem Wechſel mit Arsenicum. kann, wenn man das Uebel, mit welchem nicht ſelten Entzün- dung, Geſchwulſt und Lähme der Feſſel verbunden iſt, zeitig bemerkt, die Ausbildung des Geſchwüres verhindert werden. Iſt dieſer Zeitpunkt verſäumt worden, ſo iſt unter denjenigen Mit- teln, welche oben gegen Geſchwüre im Allgemeinen empfohlen worden ſind, zur Ergänzung des Heilungsgeſchäftes eine Aus- wahl zu treffen. Iſt das Geſchwür dem Aufbrechen nahe, wobei Strahl und Sohle ſehr heiß ſind und das Pferd heftige Schmer- zen verräth, ſo muß man die Oeffnung mit Hülfe des Wirk- meſſers beſchleunigen. Strengel. Dieſes in Folge unterdrückter Hautausdünſtung und ſchlech- ten Futters, oft aber auch innerer Krankheitsurſachen häufig vorkommende und bei höherem Grade nicht ganz gefahrloſe Leiden der Pferde iſt eine Art katarrhaliſchen Schleimfiebers, ähnlich dem fieberhaften Schnupfen des Menſchen und von der Druſe, mit welcher daſſelbe häufig verwechſelt wird, durch die kürzere Dauer und den Mangel einiger, der Letzteren ausſchließ- lich eigenthümlichen Symptome unterſchieden. Bei der ein- fachen, gelinden Form des Strengels erſcheint das Pferd matt und träge und ſchnaubt häufig, worauf ſich ein wäſſeriger, farbloſer Naſenausfluß einſtellt, der ſich jedoch allmählich ver- dickt und zuletzt flockenweiſe abgeht, worauf gewöhnlich das Schnauben nachläßt. Bei der entzündlichen Form des Stren- gels dagegen iſt das Pferd am ganzen Körper brennend heiß und außerordentlich unruhig, athmet ſehr ſchnell, frißt wenig und wird von unaufhörlichem Durſte gequält; auch der Naſen- ausfluß kommt nicht zum Vorſchein und die Schlingbeſchwer- den ſind ſo bedeutend, daß beim Saufen das Getränk durch die Naſe wieder abgeht. Aconitum, Belladonna und Mercur. viv. in 4ſtündigem Wechſel beſeitigen das Uebel in kurzer Zeit. Da- bei giebt man dem Patienten warmen Gerſtenſchleim zu ſaufen, den man erhält, wenn man einen Theil Gerſte in 2 Theilen Waſſer tüchtig kocht und durch Abſeihen die Körner zurückbehält. 13* Die Krankheiten des Pferdes. Ueberbein. Dieſe über die Fläche eines Knochens hervorragenden, ge- wöhnlich in Folge einer Quetſchung 2c. entſtehenden ſchmerz- loſen Beinauswüchſe von größerem oder geringerem Umfange kommen häufig am Vorderſchenkel unterhalb des Kniees vor, wo ſie wenigſtens den Gang des Thieres nicht beeinträchtigen, während ſie nahe am Knie oder dicht an der Beugeſehne immer Lähme zur Folge haben. Neu entſtandene Ueberbeine werden in vielen Fällen durch Arnica (innerlich und äußerlich) glücklich geheilt. Sind dergleichen Auswüchſe bereits veraltet, ſo iſt die Heilung ſchwierig und gelingt nicht in allen Fällen. Silicea, (in täglich 2 Gaben) längere Zeit gebraucht hat ſich vielfach bewährt. Unterleibsentzündung. Durch verdorbenes oder mit ſchädlichen Stoffen vermiſchtes Futter, beſonders Rauhfutter, mitunter auch durch Erkältung, namentlich durch kaltes Saufen auf vorhergegangene Erhitzung entſteht bisweilen eine Entzündung ſämmtlicher Verdauungs- organe des Unterleibes. Das Pferd iſt ſehr unruhig, ſäuft viel, verſagt das Futter, ſenkt den Kopf auf die Krippe nieder, ſteht faſt unbeweglich, legt ſich nicht und ſchwankt im Gehen. Die Bauchbedeckungen ſind ſtraff und aufgetrieben und die Flanken eingezogen. Das Thier ſtirbt, wenn man nicht zeitig zur Hülfe kommt, meiſt am Brande. Aconitum, alle 10 bis 15 Minuten eine Gabe, iſt in der Regel zur Beſchwichtigung ausreichend. Iſt nach einigen Stunden die Krankheit nicht be- deutend gemindert, ſo giebt man Aconitum und Arsenicum in 4ſtündigem Wechſel. Vergl. auch Bauchfell-, Magen- und Darmentzündung und Kolik. Unverdaulichkeit. Grobe Fehler hinſichtlich der Fütterung bringen, nächſt Er- kältung, ſehr oft dieſes Leiden, durch welches nicht ſelten die beſten Pferde in Folge der ſogenannten Futterrehe (vergl. Rehe) zu Grunde gerichtet werden, zu Stande. Hauptſächlich ſind die geizig und gierig freſſenden Thiere, beſonders wenn Ueberbein – Verbälle:. 197 ſie gleich nach dem Futter wieder angeſchirrt werden, dieſem Uebel häufig unterworfen. Bei einem geringeren Grade der Unverdaulichkeit, wo der überfüllte und überreizte Magen noch allein oder doch vorzugsweiſe zu leiden ſcheint, bemerkt man beſonders häufiges Rülpſen, Athembeklemmung und Abſcheu vor dem Futter. Hier ſind Antimonium crudum und Arse- nicum in 6ſtündigem Wechſel anzuwenden. – Bei höherem Grade der Unverdaulichkeit iſt das Thier ſehr unruhig, ſenkt den Kopf tief nach der Erde, tritt möglichſt weit von der Krippe zurück, ſtampft häufig mit den Vorderfüßen und ſteht meiſt heftig ſchwitzend, trippelnd und geifernd da. Der Miſt iſt feſt und trocken und mit unverdauten Haferkörnern vermiſcht. Von der Kolik unterſcheidet dieſer Zuſtand ſich hauptſächlich dadurch, daß das Pferd ſich nicht, wie bei jener, niederzuwerfen ſucht. Hauptmittel ſind hier Plumbum. Ipecacuanha und Ar- senicum, die wechſelsweiſe in Zwiſchenräumen von anfänglich einer, ſpäter 2 bis 3 Stunden zu reichen ſind. -– Bei weichen, zärtlichen Pferden tritt nicht ſelten zur Zeit der Härung ein allgemeiner, ſich auch über die Verdauungswerkzeuge erſtrecken- der Schwächezuſtand ein, in deſſen Folge das Thier nicht gut freſſen will. Ein Paar Gaben China und dann einige Gaben Nux vomica helfen hier allemal. Verbällen. Man bezeichnet mit dieſem Namen eine durch Druck der unteren Fläche des Fußes (der Hornſohle, des Strahles und der Ballen) bewirkte Entzündung der unter dieſen Theilen gelegenen Fleiſchſohle, die, wenn ſie nicht ſchnell geheilt wird, leicht die nachtheiligſten Folgen nach ſich zieht. Das Pferd geht, beſon- ders auf einigermaßen hartem Boden, äußerſt blöde und zag- haft und kann nur mit Mühe aus der Stelle gebracht werden. Ballen und Strahl ſind ſehr heiß und gegen den Druck außer- ordentlich empfindlich. Sind beide Vorder- oder beide Hinter- füße verbällt, ſo ſteht das Thier bald auf dem einen, bald auf dem anderen Fuße und gewöhnlich blos auf der Zehe und nur ſchwer kann ein Fuß längere Zeit aufgehoben werden, weil das Thier, der Schmerzen wegen, auf dem anderen nicht gut lange Zeit ſtehen kann. Bei höherem Grade des Uebels liegt das Thier fortwährend. Iſt die Entzündung noch neu, ſo wird ſie 198 Die Krankheiten des Pferdes. durch Arnica, innerlich und äußerlich angewendet, ſtets beſeitiget und nur ausnahmsweiſe ſind noch Arsenicum und Acidum phosphoricum jedes 3 Tage lang in täglich 3 Gaben in An- wendung zu bringen. Zeigt ſich nicht blos die Sohle, ſondern der ganze Huf mehr oder weniger entzündet, ſo hilft Squilla in täglich 3 Gaben. Iſt das Uebel vernachläſſigt worden und bereits Eiterung eingetreten, ſo kommen die unter Steingallen und Eiterung angegebenen Mittel in Anwendung. Verfangen. Es iſt dies ein der Rehe oder dem Verſchlage ſehr nahe verwandter, oft aus denſelben Erregungsurſachen entſpringender und unter den gleichen Symptomen auftretender Krankheits- zuſtand, deſſen hervorſtechendes Kennzeichen in einem heftigen Ergriffenſein der Lunge und bald ſich dazu geſellender Glieder- lähme beſteht. Am öfterſten wird dieſer Zuſtand nach heftigem Jagen, beſonders gegen den Wind und überhaupt bei rauher Witterung beobachtet. Hauptmittel dagegen ſind Aconitum in 3ſtündigem Wechſel mit Bryonia. Vernageln. Nicht ſelten ereignet es ſich, daß bei dem Hufbeſchlage ein Nagel zu tief eindringt oder ſich umlegt und hierdurch eine ſchmerzhafte Reizung oder wirkliche Verletzung der Sohle ent- ſteht. Ein vernageltes Pferd zuckt, wenn man auch nur ganz ſanft auf den zu tief eingedrungenen Nagel klopft, es hinkt, tritt nicht gehörig durch, ſetzt den vernagelten Fuß vor und hebt ihn öfter. Zieht man nun den verletzenden Nagel zeitig wieder aus, wäſcht den kranken Fuß mit kaltem Waſſer und wendet dann etwas mit Waſſer verdünnte Arnica-Tinktur an, indem man 8 Tage lang den ausgezogenen Nagel fehlen läßt, ſo iſt die Sache meiſt abgethan. Iſt hingegen aus Unachtſamkeit der in die Sohle eingedrungene Nagel bereits mehrere Tage lang ſtecken geblieben, ſo fühlt die Wand in der Nähe der verletzten Stelle ſich heiß an und das Hinken, welches anfangs nicht ſehr zu bemerken war, iſt bedeutend vermehrt. Ohne Zögern iſt nun der zu tief eingedrungene Nagel auszuziehen und in die Oeffnung, wenn blos Blut aus derſelben hervordringt, etwas Arnica einzutröpfeln. Im ſchlimmeren Falle, wo an dem aus- Verfangen – Verſtopfung. 199 gezogenen Nagel bereits Eiter klebt oder gar über dem Huf- ſaume eine weiche Stelle zu bemerken iſt, muß die Oeffnung, in welcher der Nagel geſteckt hat, erweitert und dann ebenfalls Arnica eingetröpfelt werden, von welcher man auch innerlich täglich eine Gabe reicht. In allen Fällen iſt der ausgezogene Nagel ſorgfältig zu unterſuchen, weil nicht ſelten ein abge- brochenes Stück deſſelben oder ein Eiſenſplitter in der Wunde zurückbleibt, welcher ebenfalls durch Erweiterung der Wunde entfernt werden muß, die ſodann mit Arnica geheilt wird. Wäre durch einen längere Zeit ſtecken gebliebenen Nagelſplitter bereits heftige Entzündung eingetreten, ſo reiche man Aconitum und Squilla in 3ſtündigem Wechſel. Verrenkung. Hauptmittel gegen Verrenkungen und Verſtauchungen ſind Arnica (innerlich und äußerlich) und Rhus toxicodendron. Gegen Verrenkung des Köthen gelenk es iſt Ruta ſpecifiſch. Insbeſondere vergleiche man hierbei auch die Artikel Fuß- vertretung und Kreuz verrenkung. Verſtopfung. Dieſes Uebel beſteht darin, daß längere Zeit hindurch, oft 2, 3, ja ſelbſt 5 Tage lang entweder gar kein Miſt abgeſetzt wird, oder nur eine ſehr geringe Quantität deſſelben abgeht, welcher dann äußerſt hart, kleingeballt, oder auch braun und ſchwärzlich gefärbt erſcheint. In der Regel iſt die Ver- ſtopfung begleitendes Symptom einer anderen Krankheit, be- ſonders der Kolik, der Darm-, Nieren- und Blaſenentzündung Mc., doch kommt dieſelbe auch (in Folge von Futterfehlern, Erhitzung und Erkältung) als einzelnſtehendes Symptom vor, und wird nicht ſelten Erregungsurſache beſonderer Krankheiten, haupt- ſächlich der ſog. Verſtopfungskolik. Rührt die Verſtopfung von geſtörter Verdauung her, ſo leiſtet Arsenicum faſt augen- blickliche Hülfe. Nux vomica iſt ein Hauptmittel, wenn der ſpärlich abgehende Miſt kleingeballt, hart, oder mit Schleim überzogen, oder der Leib des Thieres zuſammengezogen und auf- geſchürzt iſt, ſo daß man die falſchen Rippen ſehen kann und Schweiß in den Flanken ausbricht. Plumbum iſt ſpecifiſch, wenn der Darmkanal leer erſcheint oder eine geringe Quantität 200 Die Krankheiten des Pferdes. nicht harten Miſtes abgeht und hat ſelbſt in den hartnäckigſten Fällen noch niemals ſeine Dienſte verſagt. Rührt die Ver- ſtopfung vorzugsweiſe von Unthätigkeit des Darmkanals her, was man daraus erkennt, daß die Ercremente dunkelbraun oder ſchwarz erſcheinen, ſo hilft Opium allemal. – Veratrum album hat ſich bei ſehr hartnäckigen Verſtopfungen, wo kein Mittel anſchlagen wollte, mehrfach bewährt. – Das hiernach paſſende Mittel wird je nach der Heftigkeit des Falles alle halbe bis 1 bis 2 Stunden wiederholt. Vollhuf oder Knollhuf. Dieſes meiſt aus dem Flach- oder Platthufe entſtehende Uebel, wobei äußerlich der Huf ganz wie bei dem Platthufe er- ſcheint, beſteht in derjenigen abnormen Bildung der Hornſohle, wo dieſelbe (nicht ausgehöhlt, wie bei dem Platthufe, ſondern) rund erhaben, und wie eine gewölbte Fläche, oft auch beträchtlich geringelt (Ring- oder Ringelhuf) ſich dar- ſtellt, indem die Hornſohle ſich aus - wärts erhebt und die Fleiſchſohle von innen nachrückt. Gewöhnliche Ur- ſachen dieſer Hufkrankheit ſind: unver- nünftiges Auswirken der Hufe, zu hohl gerichtete Eiſen und zu heißes Auflegen derſelben, häufiges Stehen auf kothiger, naſſer Streu 2c. Hauptmittel ſind Squilla. Sulphur und Sepia, die nach einander jedes 14 Tage lang in täglich 2 Gaben zu reichen ſind. Uebrigens iſt bei der Heilung des (Flach- und) Vollhufes ein guter, zweckmäßiger Beſchlag von großer Wich- tigkeit. Flachhufige Pferde müſſen ein ſtarkes, breites, etwas hohl gerichtetes Eiſen, vollhufige aber ein noch breiteres erhalten, welches die Sohle gehörig bedeckt, damit dieſe den Boden nicht berührt, woraus leicht Lähme und Steingallen hervorgehen. Aber auch die Sohle darf bei Vollhufen von dem Eiſen nicht gedrückt werden, weshalb man demſelben eine keſſelförmige Rich- tung giebt. Endlich ſind dergleichen Hufe möglichſt trocken zu halten und vollhufige Pferde nur zu mäßiger Arbeit auf nicht allzu hartem Boden zu gebrauchen, Vollluf. Vollhuf oder Knollhuf – Waſſerſucht. Q{) I Warzen. Dieſe mannichfach gebildeten, über die Haut hervorragen- den, ſchwielenartigen, glatten, runden, bald größeren, bald kei- neren Auswüchſe mit geſtielten Wurzeln, welche mitunter durch äußere Hautreize, Quetſchungen ºc. entſtehen, meiſt jedoch aus innerem Siechthume hervorgehen, ſind entweder ganz hart und trocken, oder weich, ſchwammig, zackig, kruſtig, näſſend und eiternd (Feigwarzen, eigentlich Feuchtwarzen) und in dieſem Falle mehr oder weniger ſchmerzhaft. – Das Specificum gegen Warzen aller Art iſt Thuja occident. innerlich und (in der ſtarken Tinktur) vorzugsweiſe auch äußerlich angewendet. Gegen die beſonders an den Lippen vorkommenden kleinen, aber nicht ſelten in ſehr großer Menge vorhandenen Warzen hilft Calearia carbonica in täglich 2 Gaben. Waſſerfüße. Man bezeichnet mit dieſem Namen eine kalte, weiche und unſchmerzhafte Geſchwulſt der Füße, die immer unten an der Köthe anfängt und dann aufwärts ſteigt. Gewöhnlich werden nur die Hinterfüße davon ergriffen; nicht ſelten aber auch fangen alle vier Füße zugleich auf dieſe Weiſe zu ſchwellen an, was dann immer ein Zeichen inneren Siechthumes und allge- meiner Haut waſſerſucht iſt. (Vergl. dieſen Art.) An den Hinterfüßen entſteht dieſe Geſchwulſt häufig durch zu heftige Anſtrengung. Mit China und Arsenicum in 3ſtündigem Wechſel habe ich das Uebel oftmals beſeitiget. Plötzlich entſtandene, waſſer- ähnliche Geſchwulſt aller vier Füße heilt Opium in täglich 3 Gaben. Waſſerſucht. Anſammlungen wäſſeriger Flüſſigkeit kommen theils in den verſchloſſenen Höhlen des Körpers, namentlich der Bauch- und Bruſthöhle (vergl. Bauch- und Bruſtwaſſerſucht), theils in dem Zellgewebe unter der Haut (vergl. Hautwaſſer ſucht) auch bei Pferden nicht ſelten vor und entſtehen aus einem durch innere Krankheit hervorgerufenen Mißverhältniſſe zwiſchen Auf- ſaugung und Abſonderung der Lymphgefäße. Namentlich iſt 202 Die Krankheiten des Pferdes. es die Haut waſſerſucht, welche häufig beobachtet wird und meiſt ohne Bauch- und Bruſtwaſſerſucht ſtattfindet; iſt aber eine Anſammlung von Waſſer in den Höhlen, namentlich der Bauch- höhle zugegen, ſo ſind gewöhnlich zugleich auch äußere wäſſerige Anſchwellungen vorhanden (komplicirte Bauch- und Hautwaſſer- ſucht). Ueber die Heilung vergleiche man die Artikel Bauch-, Bruſt- und Hautwaſſer ſucht. Widerriſtſchaden. Durch eine öftere Reibung und Bedrückung der Stellen, wo der Hals ſich mit dem Widerriſte, oder wo die Hinterſeite des Letzteren ſich mit dem Rücken verbindet, entſteht leicht eine Quetſchung der Muskelpartieen, ſo daß ſich eine der Blut- ſchwäre ähnliche Geſchwulſt ausbildet. Wird nun dieſer Druck- ſchaden nicht bald geheilt und die fehlerhafte Lage und Be- ſchaffenheit des zu weit nach vorne liegenden oder während des Gebrauches nach vorne rutſchenden Sattels*) auf der Stelle abgeändert, ſo geht die durch Druck und Reibung entſtandene Geſchwulſt bald in Entzündung und Eiterung über, welche (wegen der eigenthümlichen Beſchaffenheit des bei allen Be- wegungen des Halſes, Rückens und der Schultern betheiligten *) Ein guter Sattel muß der Geſtalt des Pferderückens genau angepaßt ſein, damit er überall, wo er aufliegt, gleich ſtark drücke und nicht vor- rutſche. Jeder Fehler des Aufſattelns oder eine fehlerhafte Beſchaffenheit des Sattels ſelbſt bewirkt eine Verletzung an irgend einem Punkte der Sattel- ſtelle. Bildet die Satteldecke eine Falte oder befindet ſich eine harte Stelle in dem Sattelkiſſen, welche dadurch entſteht, daß ſich die Füllung in Klumpen zuſammenballt, ſo entſteht ein Satteldruck auf dem Rücken. Stehen die vorderen Sattelblätter zu weit von einander ab, ſo daß der ſich zu weit niedergebende Sattel den oberen Theil des Widerriſtes berührt, ſo bildet ſich ein Widerriſt ſchaden, welcher häufig auch dadurch herbeigeführt wird, daß der Sattel wegen nicht hinlänglichen Anziehens des Sattelgurtes oder auch bei vorn niedrig geſtellten Pferden, wo der Widerriſt nur wenig hervorragt, beſonders auf abhängigen Wegen immer nach vorne rutſcht. Die Art und Weiſe, wie man dieſem Vorrücken des Sattels durch feſteres Anziehen des Schwanzriemens gewöhnlich abzuhelfen ſucht, iſt nicht zu empfehlen, weil da- durch leicht die Schweifrübe wund gerieben wird. Am beſten iſt es, den Sattel vorn etwas hoch zu legen, wobei im Nothfalle von vorne nach hinten allmählich dünner werdende Hülfspolſter von Heu oder Stroh zu Hülfe ge- nommen werden können, ſo daß das Gewicht des Reiters mehr auf die Kruppe geworfen und der Widerriſt ſo vor Beſchädigung geſichert wird. Widerriſtſchaden. 203 Bänder, Knorpel, ja ſelbſt die Dornfortſätze und Knochenpartieen zerſtört. Da alle dergleichen durch Satteldruck entſtandene Schäden und Geſchwülſte, ſelbſt, wenn ſie noch ſo unbedeutend ſind, ſich ſchnell vergrößern und verſchlimmern, wenn der Sattel immer wieder aufgelegt wird, ſo muß theils durch zeitige Heilung des noch unbedeutenden Schadens, theils durch gänzliche Vermei- dung des Satteldruckes dem größeren, meiſt ſehr hartnäckigen und langwierigen Uebel vorgebeugt werden. Die Heilung ge- lingt, beſonders wenn der Schade noch neu iſt, ſehr leicht durch oftmaliges Befeuchten der gedrückten Stelle mit Arnica- Waſſer, wovon auch Umſchläge gemacht werden können, welche ſelbſt dann noch ſehr viel leiſten, wenn ſich bereits ein Brand- fleck gebildet hat, d. h. eine durch fortwährenden Druck und Hemmung der Säftebewegung entſtandene Haut verhärtung, die wie gebranntes Leder ausſieht. Zum innerlichen Gebrauche bei dergleichen Druckſchäden iſt Conium in täglich 2 Gaben ſpecifiſch. Wird dieſe Hülfe nicht zur rechten Zeit geleiſtet, und namentlich der Sattel immer wieder aufgelegt, beſonders wenn die fehlerhafte Beſchaffenheit deſſelben Urſache des Druckſchadens war, ſo werden dieſe Geſchwülſte leicht ſehr bösartig und ei- ternd, und es entſtehen, indem der Eiter, ſtatt ſich nach außen zu entleeren, mehr und mehr in die Tiefe geht, Fiſtelge- ſchwüre, durch welche Muskeln, Bänder und Knochen ange- griffen und allmählich zerſtört werden. Wird von einem der- gleichen Geſchwüre ein bösartiger, dünnflüſſiger und übelriechen- der Eiter entleert, ſo iſt Mercurius vivus und Asa foetida an- zuwenden; bildet das Geſchwür harte, umgelegte Ränder, iſt Schmerz und Entzündung zugegen und wird ein bösartiger, übelriechender Eiter abgeſondert, ſo iſt Arsenicum ſtets das Heilmittel. Bei dickem, mißfarbigem Eiter iſt Silicea anzuwen- den, und gegen bereits ausgebildete Hohl- und Fiſtelgeſchwüre dient Pulsatilla. Bei bereits angegangenen Knochen kommen die unter Knochenfraß angegebenen Mittel in Anwendung. Das hiernach paſſende Mittel wird in täglich 3 Gaben in Anwen dung gebracht. Die Krankheiten des Pferdes. Wolf. Der ſogenannte Wolf bei den Pferden beſteht in einem Wundwerden der Haut zwiſchen den Vorderbeinen und der Bruſt, welches gern in eine Art von Hautausſchlag übergeht, beſonders wenn, bei Fortdauer der veranlaſſenden Urſachen, zu- gleich eine innere Krankheitsanlage vorhanden iſt. In dieſem Falle bilden ſich Borken und Grinder an dieſer Stelle, die eine ſchmierige, übelriechende Feuchtigkeit enthalten, welche immer weiter um ſich frißt und ſo neue Wunden und kranke Haut- ſtellen erzeugt. Die begünſtigende Urſache dieſes wohl meiſt aus innerem Siechthume hervorgehenden Wundwerdens der Haut iſt Unreinlichkeit, angehäufter Schmutz zwiſchen den Vorder- füßen, welcher beim Fortſchreiten eine Reibung an dieſer Stelle verurſacht, worauf Schmerz, Entzündung c. eintreten. Vorzugs- weiſe ſind diejenigen Pferde, welche eine ſchmale Bruſt haben und bei denen die Vorderſchenkel oben ſehr eng geſtellt ſind, dieſem Uebel häufig unterworfen, beſonders dann, wenn ſie längere Zeit auf ſchmutzigen, böſen Wegen gehen müſſen und der emporgeſpritzte Koth, welcher ſich anhängt und trocken wird, bei dem Fortſchreiten eine Spannung und Reibung bewirkt. Die Heilung iſt ſehr einfach. Die wunden Hautſtellen werden ſorgfältig abgewaſchen, fortwährend reinlich gehalten und mehr- mals täglich mit Arnica-Waſſer betupft, womit nach einigen Tagen die ganze Sache abgemacht iſt. Hat das Uebel ſchon einige Zeit gedauert, ſo werden ein Paar Gaben Sulphur die beſten Dienſte leiſten. Wäre das Uebel jedoch gänzlich vernach- läſſiget worden, ſo daß es bereits einen höheren Grad von Bösartigkeit erreicht hätte, ſo kommen die unter Eiterung und Geſchwüre angegebenen Mittel in Anwendung. Würmer. Die Eingeweidewürmer, welche im thieriſchen Orga- nismus oft in ungeheurer Zahl gefunden werden, ſind immer das Product eines tiefliegenden, inneren Krankheitszuſtandes, welcher zugleich Urſache iſt, daß die Würmer, welche im ge- ſunden Körper wenig zahlreich vorkommen und auch keine Beſchwerden erregen, ſich ſehr vermehren und die unter dem Namen Wurmbeſchwerden bekannten Zufälle erzeugen. Vor- Wolf – Würmer. 205 zugsweiſe werden ſchlecht genährte Pferde oder verkümmerte, abgemagerte Fohlen, beſonders diejenigen, welche zu früh ent- wöhnt wurden, von der ſogenannten Wurmkrankheit häufig befallen. – Die bei dem Pferde gewöhnlich vorkommenden Eingeweidewürmer ſind: 1) Der Palliſaden- oder Schrauben wurm, welcher etwa einen halben Zoll lang und von der Stärke einer Federſpule theils im Magen, theils im Maſtdarme wohnt und häufig an der äußeren Seite des Afters hängend bemerkt wird. Er iſt eigentlich die Larve der Pferdebremſe oder Oeſtrusfliege (die ihre Eier in die Naſenlöcher der Thiere legt) und geht meiſt im Frühjahre mit dem Miſte von ſelbſt ab; aber bisweilen findet er ſich in ſo ungeheurer Menge, namentlich im Magen, deſſen Schleimhaut er dann annagt, daß man ihn bei Sectionen im eigentlichſten Sinne Kopf an Kopf findet. Aengſtliches Scharren der Pferde mit den Vorderfüßen, ein Vorwärtsſchieben des gan- zen Körpers gegen die Krippe hin, Aufſtützen des Kopfes und ſtierer Blick, ganz ähnlich dem Benehmen beim raſenden Koller, ſind die Zeichen der durch dieſe Thiere erregten, äußerſt ſchmerz- haften und meiſt tödtlichen Magenentzündung. 2) Der Spulwurm, welcher ganz weiß, ſonſt aber dem Regenwurme vollkommen gleich iſt und ſich, in Ballen zuſammen- gewickelt, oft in ſehr großer Menge in den kleinen Gedärmen findet. Flankenziehen ſoll ziemlich das einzige Zeichen ſein, welches ſein Daſein andeutet. 3) Langgeſchwänzte Maden, deren Daſein hauptſächlich daraus zu erkennen iſt, daß das Pferd ſich häufig mit der Hinterhand an dem Standbaume reibt. 4) Leberegeln (Egelſchnecken, aſchgraue oder grünliche Plattwürmer), welche ſich bisweilen in der Leber und den Gallengängen finden und hauptſächlich an der gelblichen Farbe der Augen des kranken Thieres und daran zu erkennen ſind, daß das mit ihnen beladene Pferd gern auf dem linken Hinter- fuße ruht, den es tief unter ſich ſetzt. 5) Der zur Familie der Bandwürmer gehörige Ketten- wurm, welcher den Dünndarm bewohnt und 1–20 Fuß lang wird. Das einzig ſichere Zeichen von dem Vorhandenſein der Würmer beſteht in dem Abgange derſelben mit dem Miſte. 206 Die Krankheiten des Pferdes. Das öftere Herunterziehen der Unterlippe ſoll indeſ ebenfalls ein ziemlich ſicheres Zeichen ſein, daß Würmer vorhanden ſind. Hauptmittel gegen alle von Würmern herrührenden Be- ſchwerden iſt Cina, in täglich einigen Gaben, worauf nach 8 bis 10 Tagen Sulphur folgt, wovon man anfänglich täglich eine, ſpäter alle 3 bis 4 Tage eine Gabe in Anwendung bringt. Alle mit Würmern behaftete Pferde muß man an mit Bier befeuchtetes Kleiefutter gewöhnen. Wunden. Alle oberflächlichen Verletzungen durch Stiche, Schläge, Stöße 2c. heilen bei äußerlicher Behandlung mit Arnica-Waſſer leicht, ohne daß es der Entzündung und Eiterung bedarf. Iſt die Wunde tiefer gehend, ſo iſt daneben der innere Gebrauch der Arnica in den meiſten Fällen vollkommen ausreichend. Sind zugleich Knochenpartieen verletzt, ſo iſt Symphytum officinale, ſowie bei Verletzungen durch Quetſchung oder Druck Conium. und bei ſolchen, wo zugleich Verrenkungen oder Verdrehungen ſtattfinden, Rhus toxicodendron, im Wechſel mit Arnica. ſpecifiſch, wobei jedoch der äußerliche Gebrauch der Arnica nicht zu vergeſſen iſt. Heftige Blutungen werden durch Millefolium. womit man Wergbäuſchchen oder ein Stück Zündſchwamm be- feuchtet und dieſe in die Wunde eindrückt, bald geſtillt; auch leiſtet das Auflegen einer größeren Quantität von Spinngeweben hierbei die beſten Dienſte. Die nach großem Blutverluſte in der Regel eintretende Schwäche hebt China. Das mit heftiger Ent- zündung einer bedeutenderen Wunde ſtets verbundene Wund- fieber wird durch Arnica und in beſonders heftigen Fällen durch Aconitum, im Wechſel mit Arnica, beſeitiget. – Bedeu- tendere Wunden können nur durch Eiterung geheilt werden, die durch einen mäßigen Grad von Entzündung bedingt und durch das in die Wunde ſich ergießende Blutwaſſer zu Stande gebracht wird, welches ſich gewöhnlich vom dritten Tage an in Eiter verwandelt, indem es ſich mehr und mehr verdickt, worauf die Wunde allmählich mit jungem, hellroth ausſehendem Fleiſche gefüllt wird, das ſich nach und nach erhebt und zuletzt die ganze Wunde ausfüllt. Iſt der ſich bildende Eiter gutartig, ſo iſt ein Eingreifen von Seiten der Kunſt überflüſſig; iſt er aber dünnflüſſig und übelriechend, ſo reiche man Mercurius Wunden – Zungenlähmung. 207 vivus und Asa foetida und bei dickem, mißfarbigem Eiter Silicea. Gegen wildes Fleiſch, welches ſich nicht ſelten weit über die Wundränder hervordrängt, dienen hauptſächlich Chamomilla. Sepia und Arsenicum. Wächſt nach einer Verwundung die Haut auf dem Knochen feſt, ſo iſt Acidum sulphuricum ſpeci- fiſch. Täglich 2 bis 3 Gaben des hiernach paſſenden Mittels genügen vollkommen. Zehrfieber. Es iſt dies ein mit allgemeiner Abmagerung und Schwin- den der Kräfte größtentheils zum Tode führendes Fieber, wel- ches entweder als Folge organiſcher Uebel auftritt und dann unheilbar iſt, oder den Ausgang lange anhaltender, die Kräfte aufreibender Fieber bildet, in welchem Falle ebenfalls keine Hülfe mehr möglich iſt. Zungenentzündung. Hauptmittel gegen dieſes bei Pferden nur ſelten vor- kommende Leiden ſind Aconitum. Mercurius vivus und Acidum sulphuricum, die man in 4ſtündigem Wechſel in Anwendung bringt. Zungenkrebs. Dieſe bei dem Pferde nur höchſt ſelten vorkommende und in hohem Grade anſteckende Krankheit entſteht, wenn bei dem Milzbrande das Gift dieſer Seuche ſich auf die Zunge wirft, ſo daß auf derſelben kleine, mit einer trüben Feuchtigkeit ge- füllte Bläschen oder von einem bläulichen Kreiſe umgebene Knötchen entſtehen. Jene platzen auf und erfüllen das Maul mit einem ſtinkenden Geifer, welcher die immer mehr anſchwel- lende Zunge bis in die Tiefe anfrißt; dieſe verwandeln ſich bald in Blattern und freſſende Geſchwüre, ſo daß die ganze Zunge ein Raub des Brandes wird und ſtückweiſe abfällt, wo- bei das Thier mit jeder Minute hinfälliger und ſchwächer wird, ſo daß es meiſt nach 20 bis 30 Stunden endet. Ueber die Heilung vergl. man den Artikel Milzbrand. Zungenlähmung. Gegen dieſen nicht ſelten vorkommenden Zuſtand, bei wel- chem das Pferd nicht ſaufen kann und meiſt ohne Appetit das 208 Die Krankheiten des Pferdes. Maul hin und her zieht, oder, wenn es ja Futter nimmt, das- ſelbe wieder aus dem Maule fallen läßt, ſind Nr: vomica und Aurum, jedes 6 Tage lang in täglich 3 Gaben gereicht, be- währt gefunden worden. Zungenverletzung. Wie bei allen Verletzungen, ſo iſt auch hier Arnica (inner- lich und äußerlich angewendet) das Specificum. Iſt bereits Entzündung eingetreten, ſo ſind die unter Zungenentzündung angegebenen Mittel anzuwenden. Bei allen dergleichen Ver- letzungen, namentlich bei Zungeneinriſſen, welche durch rohe Behandlung mit der Trenſe, oder Stange, oder durch ſchlechte Beſchaffenheit des Mundſtückes am Gebiſſe verurſacht worden ſind, muß nach jedesmaligem Freſſen die Zunge rein ausge- waſchen werden, denn wenn auch nur ein geringer Theil des Futters darin ſitzen bleibt, ſo wird die Heilreng verzögert, und die Wunde nimmt leicht einen bösartigen Charakter an. Bei Verbrennungen der Zunge iſt die äußerliche Behandlung mit Urtica urens von dem beſten Erfolge. Zwanghuf. Mit dieſem Namen bezeichnet man eine ſehr ſchmerzhafte Hufkrankheit, bei welcher der Huf an den Trachten ſehr zuſammengezogen, der Strahl klein oder ſelbſt ſo feſt zuſammen- geſchrumpft iſt, daß ſich die Ballen einander nähern, die Hornwände aber, ſtatt ſchräg nach außen zu gehen, ganz ſenkrecht oder ſelbſt nach innen gerichtet ſind und die Sohle ſehr hohl und eingebogen erſcheint. Das Uebel entſteht durch zu große Trockenheit des Hufes, ſtarkes Auswirken des Strahles, fehlerhaften Beſchlag 2c. Heilmittel ſind: Sulphur, Sepia und Squilla, die nach einander jedes 10 Tage lang in täglich 2 Gaben in Anwendung zu bringen ſind. Bei dem Beſchlage darf von dem Strahle gar nichts weggeſchnitten werden, und das leichte Eiſen muß ſo eingerichtet ſein, daß ſich die Nagellöcher nicht zu weit nach dem Ballen hin befinden. Zwanghuf. Einleitung . . . . . . . . . - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - Vorbereitung. Die homöop. Hausapotheke und der Gebrauch der - ſelben bei den erkrankten Hausthieren . . . . . . . . . 9 Anſchaffung einer homöop. Hausapotheke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Aufbewahrung der Hausapotheke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Gabengröße und Anwendung der Arznei . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 Wiederholung der homöop. Arzneigaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Ein falſch gewähltes homöop. Mittel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Die zum äußerlichen Gebrauche empfohlenen Mittel . . . . . . . . . . 17 Die Krankheiten des Pferdes und ihre homöop. Heilung . . . . . . . . 1) Vorbemerkung. Der Pferdeſtall . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Ernährung und Pflege des Pferdes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 Von der Diagnoſe oder Erkenntniß der Pferdekrank- heiten im Allgemeinen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 Alter des Pferdes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 Betrügereien der Pferdehändler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 Von den am häufigſten vorkommenden Krankheiten der Pferde im Beſonderen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59 Seite Seite Abgeſchlagenheit ſ. Anſtrengungs- Aderfiſtel ſ. Fiſteln und Fiſtel- beſchwerden . . . . . . . . . . . . . . 61 geſchwüre . . . . . . . . . . . . . . . 104 Abgetrennte Wände der Hüfe . . 59 Afterfiſtel ſ. Fiſteln und Fiſtel- Abmagerung . . . . . . . . . . . . . . . 59 geſchwüre . . . . . . . . . . . . . . . . 104 Abneigung vor dem Futter ſ. Angliſiren . . . . . . . . . . . . . . 60 Freßluſt, mangelnde . . . . . . . 107 | Anſchwellung der Hodenſ. Hoden- Abortus ſ. Fehlgeburt . . . . . . . . 102 ſackentzündung . . . . . . . . . . . 128 Abſtoßen der Hüfte . . . . . . . . . 60 Anſtrengungsbeſchwerden . . . . . . 61 Abzehrung ſ. Abmagerung und Anthrax ſ. Milzbrand u. Zungen- Lungenſucht, eiternde . . . . . 9 148 krebs . . . . . . . . . . . . . . . 154 207 Abweichen ſ. Durchfall . . . . . . 96 | Antoniusfeuer ſ. Milzbrand . . . 154 Der homöop. Thierarzt. I. Thl. 17. Aufl. 14 210 Regiſter. Seite Seite Appetitmangel ſ. Freßluſt, man- Bienen- und Wespenſtiche . . . . . 78 gelnde . . . . . . . - - - 107 | Biß von tollen Hunden. . . . . . . 78 Aſthma und Athembeengung ſ. Blähungskolik ſ. Kolik. . . . . . . . 135 Dampf, Dämpfigkeit . . . . . . 91 Blaſenentzündung ſ. Harnblaſen Aufblähung ſ. Kolik und Ver entzündung . . . . . . . . . . . . . . 124 ſtopfung . . . . . . . . . 135 199 Blaſenkrampf . . . . . . . . . . . . . . . 79 Aufliegen . . . . . . . . . . . . 61 | Blaſenſtein . . . . . . . . - - 79 Aufſetzen ſ. Krippenſetzen . . . . . 142 | Blattlähme . Buglähme . . . . . . 89 Aufſtößig oder Aufſtützigſein ſ. Blick, ſtierer . . . . . . . . . . . . . 80 Freßluſt, mangelnde . . . . . . . 107 | Blindheit ſ. Staar, Augenent Auge, Krankheit deſſelben . . . (32 zündung, Auge, Trübung des Auge, Trübung deſſelben . . . . . 67 ſelben, Augenfell und Augen- Augenbeſchwerden . . . . . . . . . . . 67 flecken . . . . . . . 19) G8 G7 70 71 Augenentzündung . . . . . . 68 Blutandrang nach dem Kopfe Augenfell . . . . . . . . . . . . . . . T() ſ. Bluttſchlag . . . . . . . . . . . . . 81 Augenflecken . . . . . . . . . . 71 | Blutfluß ſ. Blutung und Blut Augengeſchwulſt . . . . . . . . . . . 71 huſten . . . . . . . . . 82 81 Augenkrampf . . . . . . . . . . . . . 71 | Blutharnen . . . . . . . . . . . . . S() Augenliderentzündung u. Augen Bluthuſten . . . . . . . . . . 81 ſchwürigteit . . . . . . . . . . . . . 71 Blutkolitſ. Darmentzündung . . 92 Augenthräneut . . . . . . . . . . 71 Blutſchlag . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 Augentriefen ſ. Augenthränen . . 71 Blutſeuche ſ. Milzbrand . . . . . . 154 Augentrübung ſ. Auge, Trübung Blutſpath ſ. Gallen . . . . . . . . . 115 deſſelben . . . . . . . . . . . . . . . . 67 | Blutung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82 Augenverletzung . . . . . . . . . . . . 72 Blutunterlaufung . . . . . . . . . . . . 82 Augenverſchließen ſ. Augenkrampf 71 Bockhuf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82 Augenverwundung ſ. Augenver Bräune . . . . . . . . . . . . . . . 83 letzung . . . . . . . . . . . . . . . . 72 Bräune, brandige ſ. Milzbrand 154 Ausfallen der Haare . . . . . . . . 72 Brand ſ. Darmentzündung. 92 Ausſchlag . . . . . . . . . . . . . . . . 72 Brand, äußerlicher . . . . . . . . . . . 84 Auswüchſe, ſchwammige . . . . . . 74 Brandfleck ſ. Satteldruck . . . . . 180 Auszehrungſ.Lungenſucht, eiternde 148 Brandſchäden . . . . . . . . . . . . . . . 84 Balggeſchwulſt . . . . . . . . . . . . . . 74 Bruchſ. Fleiſchbruch u. Knochen- Bauchbläſigkeit ſ. Dampf, Däm britch . . . . . . . . . . . . - - - 106 134 pfigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . 91 Bruſtentzündnng. . . . . . . . . . . . . 85 Bauchfellentzündung . . . . 74 Bruſtfellentzündung ſ. Bruſtent- Bauchfluß ſ. Durchfall . . . . . . 96 zündung . . . . . . . . . . . . . . . . 85 Bauchgeſchwulſt . . . . . . . . . . . . . 7.) Bruſtgeſchwulſt . . . . . . . . . . . . . 86 Bauchwaſſerſucht . . . . . . . . . . 75 Bruſtlähme . Buglähme . . . . . . 89 Beinbruch . . . . . . . . . . . . . . . 76 Bruſtſeuche . . . . . . . . . . . . . . . . 87 Beinfraß ſ. Knochenfraß 134 Bruſtwaſſerſucht . . . . . . . 89 Beingeſchwulſt ſ. Knochenauftrei Buglähme . . . . . . . . . . . . . . . . . 89 bung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133 Caſtration . . . . . - - - - - - - - - 9() Beſchälkrankheit ſ. Schankerſeuche 181 Catarrhalfieber ſ. Strengel . . . . 195 Beulen ſ. Geſchwulſt . . . . . . . . . 122 | Dampf, Dämpfigkeit . . . . . . . . . 91 Beulenfieber . . . . . . . . . . . . . . . . 77 Darmentzündung . . . . . . . . 92 Seite Darmgicht ſ. Darmentzündung. 92 Darmcatarrh . . . . . . . . . . . . . . 9:3 Darrſucht ſ. Füllenlähme . . . . . 109 Druckſchaden am Bauche . . . . . . 93 Druckſchaden an der Bruſt ſ. Durchziehen . . . . . . . . . . . . . . 97 Druckſchaden auf dem Rücken ſ. Satteldruck . . . . . . . . . . . . . . . 180 Druckſchaden am Widerriſte ſ. Widerriſtſchaden . . . . . . . . 202 Drüſenanſchwellung ſ. Druſe und Druſengeſchwulſt 94 96 Druſe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94 Druſenfieberſ. Druſe . . . . . . . . . 14 Druſengeſchwulſt . . . . . . . . . . . . . 16 Dummkoller ſ. Koller . . . . . . . . 1:3S Durchfall . . . . . G Durchgehende Gallen ſ. Gallen 115 Durchziehen an der Bruſt 97 Egelkrankheit ſ. Würmer . . . . . . 204 Eingeweidewürmer ſ. Würmer. . 204 Einhüftigkeit ſ. Abſtoßen der Hüfte 60 Einſchuß . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Eintreten fremder Körper in den Strahl oder die Horn und Fleiſchſohle . . . . . . . . . . . . . . S Eiternde Lungenſucht ſ. Lungen ſucht, eiternde . . . . . . . . . . . . . 148 Eiterung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99 Engbrüſtigkeit ſ. Dampf, Däm Pfigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Engliſirenſ. Angliſiren . . . . . . (50 Entzündung . . . . . . . . . . . . . . . . 100 Entzündungsfieber . . . . . . . . . . . 100 Epilepſie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100 Erbällen ſ. Verbällen . . . . . . . . 197 Erkältungsbeſchwerden . . . . . . . . 101 Erkältungskolik ſ. Kolik . . . . . 135 Eutergeſchwulſt ſ. Geſchwulſt des Euters . . . . . . . - - - - - - - - - 122 Fallſucht ſ. Epilepſie . . . . . . . . . 100 Fauler Strahl ſ. Strahlfäule . . 194 Faulfieber . . . . . . . . . . . . . . . . . 101 Fehlgeburt . . . . . . . . . . . . . . . . . 102 Feifel ſ. Magen. und Darment- zündung . . . . . . . . . . . . . 149 92 Regiſter. 211 Seite Feifelgeſchwulſt ſ. Ohrendrüſen- geſchwulſt . . . . . . . . . . . . . . . 1G6 Feigwarzen ſ. Warzen . . . . . . . . 201 Feſſelgallen ſ. Gallen. . . . . . . . 11 Feſſelgelenkverrenkung ſ. Fußver- tretung und Stelzfuß . . 115 192 Feuer, laufendes ſ. Brand, äußer- licher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84 Feuchter Strahl ſ. Strahlfäule 194 Fiebel ſ. Magen und Darment zündung 141 92 Fieber, gaſtriſches ſ. Gaſtriſches Fieber . . . . . . . . . . . . . . . . . 117 Fieber, kaltes . . . . . . . . . 103 Fiſteln und Fiſtelgeſchwüre . 104 Flachhuf . . . . . . . . . . . . . . . . . 105 Flechſenausdehnung . 10T, Flechte . . . . . - - - - - - - - - - 1)5 Fleiſchbruch . . . . . . . . . . . . . . . 106 Fleiſchwunden ſ. Wunden . . . . . 206 Flußgallen ſ. Gallen . . . . . . . . . 115 Fohlen, abnorme Zuſtände bei demſelben ſ. Geburt, ſchwere und Fehlgeburt . . . . . . . 11S 102 Franzoſenkrankheit ſ. Schanker euche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181 Freßkrankheit ſ. Freßluſt, wider natürlich vermehrte . . . . . . . . 109 Freßluſt, mangelnde . . . . . . . . . . 107 Freßluſt, widernatürlich vermehrte 109 Froſch, Froſchgeſchwulſt . . . . . . . 109 Füllenlähme . . . . . . . . . . . . . . . . 10. Fußentzündung . . . . . . . . . . . 114 Fußgeſchwulſt . . . . . . . . . . . . . 114 Fußlähmung ſ. Lähme . . . . . . . . 145 Fußvertretung . . . . . . . . . 11) Gallen . . . . . . . . . . . . . . . 115 Gallenfieber . . . . . . . . . . . . . . . 116 Gaſtriſches Fieber . . . . . . . . . . . 117 Gaumenentzündung . . . . . . . . . 118 Gaumengeſchwulſt ſ. Gaumenent- zündung . . . . . . . . . . 118 Geburt, ſchwere . . . . . . . . . . . . 118 Gehirnentzündung ſ. Koller, ra- ſender . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 138 Gehirnhautentzündung . . . . . . . 119 Regiſter. Seite Gelbſucht . . . . . . . . . . . . . . . 12() Gelenkgeſchwulſt ſ. Fußgeſchwulſt und Füllenlähme . . . . . . 114 109 Gelenkknacken ſ. Knacken und Knarren der Gelenke . . . . . . . 1 31 Genickbeule, Genickfiſtel . . . . . . 121 Geſchwüre . . . . . . . . . . . . . . . . 121 Geſchwulſt, kalte . . . . . . . . . . . . . 122 Geſchwulſt am Bauche ſ. Bauch- geſchwulſt . . . . . . . . . . . . . . . . 7., Geſchwulſt an der Bruſt ſ. Bruſt- geſchwulſt . . . . . . . . . . . . . . . Sº Geſchwulſt des Euters . . . . . . . . 122 Geſchwulſt der Füße ſ. Fuß- geſchwulſt . . . . . . . . . 114 Geſchwulſt an der Gurtſtelle ſ. Truckſchaden am Bauche . . . . 93 Geſchwulſt am Kopfe ſ. Kopf- geſchwulſt . . . . . . . . . . . . . . . 111 Geſchwulſt des Schlauches ſ. Schlauchgeſchwulſt . . . . . . . . S Geſchwulſt, wäſſerige ſ. Waſſer ſucht . . . . . . . . . . - - - - - - 201 Grauer Staar ſ. Staar . . . . . . 110 Grind ſ. Räude . . . . . . . . . . . . . 151 Haarloſe Stellen ſ. Ausfallen der Haare . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72 Haarſchlechtigkeit ſ. Ausfallen der Haare - - - - - - - - - - - - - - - - - - 72 Hahnentritt. . . . . . . . . . . . . . . . 122 Halsbräune ſ. Bräune . . . . . . . . . S3 Halsentzündung . . . . . . . . . . . . 123 Harnblaſenentzündung . . . . . . . . 124 Harnblaſenkrampfſ.Blaſenkrampf 79 Harnblaſenſtein ſ. Blaſenſtein . 79 Harndrang ſ. Harnzwang . . . . . 125 Harnen, unwillkürliches . . . . . . 124 Harnruhr . . . . . . . . . . . . . . . . 124 Harnſickern . . . . . . . . . . . . . . . . 124 Harnſtrenge ſ. Harnzwang. . . . . 12) Harnverhaltung . . . . . . . . . . . . 12.) Harnzwang . . . . . . . . . . . . . . . 12) Hartleibigkeit ſ. Verſtopfung . . . 199 Hartſchlagſ. Dämpfigkeit . . . . . 91 Hartſchnaufigkeit ſ. Dämpfigkeit 91 Haſenhacke . . . . . . . . . . . . . . . . . 126 Seite Hauen in die Eiſen . . . . . . . . . 126 Hautjückenſ. Ausſchlagu. Räude 72 169 Haut, Verhärtung derſelben . . . 127 Hautwaſſerſucht . . . . . . . . . . . 127 Heißhunger . . . . . . . . . . . . . . . 127 Hervordrängen des Augapfels ſ. Augengeſchwulſt . . . . . . . . . . . 71 Herzklopfen . . . . . . . . . . . . . . . . . 128 Herzſchlägigkeit und Herzſchlechtig- keit ſ. Dämpfigkeit . . . . . . . . . 9 Hinken ſ. Lähme . . . . . . . . . . . 14 Hirnhautentzündung . . . . . . . . . 119 Hirnwuth ſ. Koller, raſender . . 138 Hirſchkrankheit ſ. Maulſperre . . 153 Hodenſackbruch ſ. Fleiſchbruch . . 106 Hodenſackentzündung und Hofen- ſackgeſchwulſt . . . . . . . . . . . . . . 128 Hohlgeſchwür ſ. Fiſteln u. Fiſtel- geſchwüre . . . . . . . . . . . . . . 104 Hornhautflecken ſ. Augenflecken . 71 Hornkluft . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128 Hüftlähme . . . . . . . . . . . . . . . . . 128 Hufauswüchſe . . . . . . . . . . . . . . 129 Hufentzündung ſ. Verbällen . . . 197 Hufklemmung ſ. Zwanghuf . . . . 208 Huflähme . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130 Hufſpalte . . . . . . . . . . . . . . . 130 Huftritt . . . . . . . . . . . . . . . . . 130 Huſten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131 Igelsfuß ſ. Mauke . . . . . . . . . . . 151 Influenza ſ. Bruſtſeuche . . . . . . 87 Inſectenſtiche ſ. Bienen- u. Wes- penſtiche . . . . . . . . . . . . . . . . 78 Jückenſ. Ausſchlag und Räude 72 169 Kaltes Fieber ſ. Fieber, kaltes. . 103 Kinnbackenkrampf u. Kinnbacken- zwang ſ. Maulſperre . . . . . 153 Knacken und Knarren der Gelenke 131 Kniegeſchwulſt . . . . . . . . . . . . 132 Knieſcheibenverrenkung . . . . . . 132 Knieſchrunden . . . . . . . . . . . . . . 132 Knieſchwamm . . . . . . . . . . . . . . 133 Knieverletzung ſ. Knieſchrunden. 132 Knochenauftreibung. . . . . . . . . . . 133 Knochenbruch . . . . . . . . . . . . . . 134 "Knochenentzünd. ſ. Knochenauftr. 133 Seite Knochenfraß . . . . . . . . . . . . . . . 134 Knollhuf ſ. Vollhuf . . . . . . . . . . 200 Knoten . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134 Köken ſ. Krippenſetzen . . . . . . . 142 Köthengelenkverrenkung ſ. Fuß- vertretung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115 Kolik . . . . . . . . . . . . . . . . 135 Koller . . . . . . . . . . . . . . . . 138 Kopfgeſchwulſt . . . . . . . . . . . . 141 Kopfkrankheit ſ. Gehirnhautent- zündung . . . . . . . . . . . . . . . . . 119 Koppen ſ. Krippenſetzen . . . 142 Krätze ſ. Räude . . . . . . . . . . 16. Krampf am Sprunggelenke . Hahnentritt . . . . . . . . . . . 122 Kreuzlähme . . . . . . . . . . . . . 141 Kreuzverrenkung . . . . . . . . . . 142 Krippenſetzen . . . . . . . . . . . . . . 112 Kronentritt und Kronengeſchwür 143 Kropf ſ. Druſe . . . . . . . . . . . . . . 94 Kugellähme, Kugelgelenklähme . 144 Kurbe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 144 Ladenverwundung . . . . . . . . . . . . 145 Lähme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145 Lähmung (Paralyſe) . . . . . . . . . 146 Läuſeſucht . . . . . . . . . . . . . . . . . . 146 Lauterſtall . . . . . . . . . . . . . . . 14G Lariren ſ. Durchfall. . . . . . . . . . (§ Leberbrand ſ. Leberentzündung u. Milzbrand . . . . . . . . . . 147 1 Leberentzündung . . . . . . . . . . . . 147 Leder- und Holzfreſſen . . . . . . 147 Leibesſchaden ſ. Fleiſchbruch. . . . 106 Leiſte ſ. Schale . . . . . . . . . . . . . . 1 S() Leiſtenbruch ſ. Fleiſchbruch. . . . . 1(G Lendenlähme ſ. Kreuzlähme . . . . 141 Lockere Schulter . . . . . . . . . . . . 14S Lungenblutſturz ſ. Bluthuſten . . 81 Lungenentzündung ſ. Bruſtentzün dultM . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S, Lungenfäuleſ.Lungenſucht,eiternde 148 Lungenhuſten und Lungenkatarrh 148 Lungenſucht, eiternde . . . . . . . . . 14S Lungenvereiterung ſ. Lungenſucht, eiternde . . . . . . . . . . . . . . . . 14S Mähnengrind ſ. Ausſchlag . . . 72 Regiſter. Magenentzündung . . . . Magenkatarrh . . . . . . Magenüberladung . . . . . . . . . . . . Magenwürmer ſ. Würmer . . . . . Magerkeit ſ. Abmagerung . . . . . Maſtdarmvorfall . . . . . . . . . . . Maulgeſchwulſt ſ. Froſch . . . . Maulklemme ſ. Maulſperre . . . Maulſeuche ſ. Maulfäule . . . . . . Maulſperre . . . . . . . . . . . . . . . Maulweh ſ. Maulfäule . . . . . . Maulwurfſ. Genickbeule . . . Milzbrand . . . . . . . . . . . . . . . . Milzentzündung . . . . . . . . . . . Monats- oder Mondblindheit ſ. Augenentzündung . . . . . . . . . . Mottenfleckeſ. Ausfallen d. Haare Mundfäule ſ. Maulfäule . . . . . . Nabelbruch ſ. Fleiſchbruch . . . Nackenfiſtel ſ. Genickbeule . . . . . Naſenbluten ſ. Blutbuſten . . . . . Naſenkatarrh ſ. Strengel. . . . . . Naſenfiſtel . . . . . . . . . . . . . . . Naſengeſchwür . . . . . . . . . . - - - Naſengeſchwulſt . . . . . . . . . . . . Naſenknochenbruch . . . . . . . . . . Naſenverwundung . . . . . . . . . . . Nervenfieber - - - - - Neſſelausſchlag . . . . . . . . . . Nierenentzündung . . . . . . . - - Nymphomanie ſ. Koller . . . . . Ochſenhuf ſ. Hufſpalte . . . . . . . . Ochſenſpath ſ. Gallen . . . . . . Ohnmacht . . . . . . . . . . - - - - Ohrſpeicheldrüſen-Entzündung f. Ohrendrüſengeſchwulſt . . . . . . Ohrendrüſengeſchwulſt . . . . . . . . Ohrenentzündung . . . . . Peſtbeule ſ. Milzbrand Pferdefutter . . . . . . . . . . . . . . . Pferdeſeuche ſ. Bruſtſeuche . . . . . Pferdeſtall . . . . . . . . . . . . . . . Piephacke . . . . . . . . . . . - - - - - - Piſſe, rothe ſ. Blutharnen . . . . Seite 149 149 1 () 204 G8 72 152 1()G 1 GG 166 157 154 24 S7 22 168 214 Regiſter. Seite Seite Platthuf ſ. Flachhuf . . . . . . . . . 105 | Schwammauswüchſe . . . . . . . . . 183 Pörzelſeuche . . . . . . . . . . . . . . . 168 | Schwere Geburtſ. Geburt, ſchwere 118 Pſora ſ. Ausſchlag. . . . . . . . . . 72 Schwindel. . . . . . . . . . . . . . . . . 183 Quetſchung . . . . . . . . . . . . . . 168 Schwinden der Muskeln . . . . . . 184 Rachenentzündung. . . . . . . . . . . 169 Schwindſucht ſ. Lungenſucht, eit. 148 Räude . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169 Schwitzen, zu leichtes . . . . . . . . . 185 Raspe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173 Schwundſ. Schwinden der Mus- Raſender Koller ſ. Koller . . . . . 138 keln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 184 Rattenſchwanz . . . . . . . . . . . . 173 Sehnenklapp . . . . . . . . . . . . . . . 185 Rehbeinſ Haſenhackeu. Spath 126 186 Seitenbruch ſ. Fleiſchbruch . . . . 106 Rehe, Rheumatismus oder Ver- Sohlenverletzung ſ. Eintreten ſchlag . . . . . . . . . . . . . . . . 174 fremder Körper . . . . . . . . . . 98 Rheumatiſcher Gliederſchmerz ſ. Sommerkoller f. Koller . . . . . 138 Rehe, Rheumatismus 174 Spath . . . . . . . . . . . . . . . . 186 Ringbein ſ. Schale . . . . . . . 180 Spathlähme . Spath . . . . . . . . . 185 Ringelfluß u. Ringelhufſ. Vollhuf 200 Speichelfiſtel ſ. Fiſtel . . . . . . . . . 104 Rippenbruchſ. Knochenbruch. 134 Speichelfluß . Druſe. . . . . . . . . 94 Roſe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175 Sprunggelenkentzünd. ſ. Spath 186 Roſigſein . . . . . . . . . . . . . . . . . 175 Staar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 190 Rothe Piſſe und Rothharnen ſ. Stätigkeit . . . . . . . . . . . . . . 19) Blutharnen . . . . . . . . . . . . 80 Starrkrampf und Starrſucht . Rothlauf ſ. Roſe . . . . . . . . . . . . 175 Maulſperre . . . . . . . . . . . . . . . 153 Rotz und Wurm . . . . . . . . . . . 176 Steinbeſchwerden . . . . . . . . . . . . 191 Ruhrſ. Durchfall . . . . . . . 96 Steingallen . . . . . . . . . . . 191 Samenfluß . . . . . . . . . . . . . . . 179 Steinkropf ſ. «Druſe . . . . . . . . . 94 Samenkollerſ. Koller 138 Stelzfuß . . . . . - - - - - - - - - - - 192 Samenſtrangentzündung . . . 179 Stiche von Inſecten ſ. Bienen- Satteldruct . . . . . . . . . . . . . . . . . 180 und Wespenſtiche . . . . . . . . . . 78 Schäbe ſ. Räude 169 Stillkoller ſ. Koller . . . . . . . . . . 138 Schale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 180 Stollbeule oder Stollſchwamm . 193 Schankerſeuche . . . . . . . . . . . . . 181 Strahlfäule und Strahlkrebs. . . 194 Schenkelgeſchwulſt, heiße ſ. Ein- Strahl, feuchter ſ. Strahlfäule. 194 ſchuß . . . . . . . . . . . . . . . . . 97 Strahlgeſchwür . . . . . . . . . 195 Schenkellähme ſ. Hüftlähme und Straubfuß ſ. Mauke . . . . . . . . . 151 Rehe . . . . . . . . . . . . . . . 12S 174 Strengel . . . . . . . . . . . - - 195 Schenkelſteifheit ſ. Rehe. . . . . . . 174 Tobſuchtſ. Koller, raſender . . . 138 Schafkoller u. Schlafſuchtſ. Koller 138 Tollwuth ſ. Biß von tollen Schlagebäuchen ſ. Dampf, Däm Hunden . . . . . . . . . . . . . . . . 78 pfigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91 Triefauge ſ Augenthränen . . 71 Schlagfluß ſ. Blutſchlag . . . . . 81 Trübung des Auges ſ. Auge, Schlauchgeſchwulſt . . . . . . . . 1S1 Trübung deſſelben . . . . . . . . . 67 Schleimfieber . . . . . . . . . . . . . . 182 Typhusſ. Nervenfieber . . . . . . . 1 () Schlundentzündung . . . . . . . . . 182 Ueberbein . . . . . . . . . . . . . . 196 Schnupfenfieberſ. Strengel. . . . 195 Ueberfreſſen ſ. Magenüberladung 150 Schulter, lockereſ. Lockere Schulter 148 Ueberköthen ſ. Fußvertretung u. Schulterverrenkung . . . . . . . . . 18.3 Stelzfuß . . . . . . . . . . . . 115 192 Regiſter. Seite Seite Unterleibsentzündung . . . . . . . . 196 Waſſerfüße . . . . . . . . . . . . . . . . . 201 Unverdaulichkeit . . . . . . . . . . . . 196 Waſſergeſchwulſt ſ. Waſſerſucht. . 201 Veneriſche Krankheit ſ. Schanker- Waſſerſcheu ſ. Biß von tollen ſeuche . . . . . . . . . . . . . . . . . 181 Hunden . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78 Verbällen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 197 | Waſſerſucht . . . . . . . . . . . . . . . . 201 Verbrennen ſ. Brandſchäden . . . 84 Widerriſtfiſtel ſ. Widerriſtſchaden 202 Verdauungsſchwäche f. Unverdau Widerriſtſchaden . . . . . . . . . . . . . 202 lichkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . 196 Windkolik ſ. Kolik . . . . . . . . . . . 135 Verfangen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 198 | Windkoppen ſ. Krippenſetzen . . . 142 Verkältungsbeſchwerden ſ. Erkäl Wolf . . . . . . . . . . . . . . . . . . 204 tungsbeſchwerden . . . . . . . 101 | Würmer . . . . . . . . . . . . . . . . . . 204 Verletzungen, äußere ſ. Wunden 206 Wunden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 206 Vernageln . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 S Wurm ſ. Rotz . . . . . . . . . . . 176 Verrenkung . . . . . . . . . - - - - - 199 Wurmkolik ſ. Kolik . . . . . . . . . . 135 Berſchlag ſ. Rehe . . . . . . . . . . . . 174 Wuthſ. Biß von tollen Hunden Verſtauchung ſ. Fußvertretung . 115 und Koller . . . . . . . . . . . . 78 138 Verſtopfung . . . . . . . . . . . . . . 199 Zehrfieber . . . . . . . . . . . . . . . . . 207 Verſtopfungskolik ſ. Kolik . . . 135 Zuckerkrankheit ſ. Harnruhr . . . 124 Verwerfen ſ. Fehlgeburt . . . . . 102 Zuckfuß ſ. Hahnentritt. . . . . . . . 122 Verwundung ſ. Wunden . . . . 206 Zungenentzündung . . . . . . . . . . . 207 Vollhuf. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 200 Zungenkrebs . . . . . . . . . . . . . . 207 Vorherz ſ. Bruſtgeſchwulſt . . . . . S6 Zungenlähmung . . . . . . . . . . . . 207 Wallachen ſ. Caſtration . . . . . . 90 Zungenverletzung . . . . . . . . . . . . 208 Warzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 201 | Zwanghuf . . . . . . . . . . . . . . . . 208 3 901 5 0201 3 5763 į661 uomenuºseidKq pº ſtá |- №. |}